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Silesius, Angelus: Cherubinischer Wandersmann oder Geist-Reiche Sinn- und Schluß-Reime. 2. Aufl. Glatz, 1675.

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Geistr. Sinn- und schlußr.
Der Weise ist nie allein.
Der Weiß ist nie allein/ geht er gleich ohne dich:
So hat er doch den Herrn der dinge (GOtt) mit sich
243. Der Weise ist alleine Gott gemein.
Groß ist deß Weisen mutt/ er machet sich allein/
Dem Herren der Herrligkeit so viel er kan gemein.
244. Man muß sich erkühnen
Erkühn dich junger Christ: wer sich nich: wil erheben/
Der bleibt wol wie ein Wurm am Erde klosse kleben.
245. Die Liebe macht kühn.
Die Liebe macht uns kühn/ wer Gott den Herrn wil küs-
sen/
Der fället ihm nur bloß mit seiner Lieb zufüssen.
246. Die Liebe durch dringt das innerste.
Die Lieb durchdringet alls; ins innerste Gemach/
Welchs Gott für alln verschleust/ geht ihm die liebe nach.
247. Die Beschauligkeit ist Seeligkeit.
Glükseelig ist wer steht auf der beschauer Bahn/
Er sähet schon allhier das Seelge Leben an.
248. GOtt nicht sehn ist nichts sehn.
Du reisest vielerley zu sehn und außzuspähn:
Hastu nicht GOtt erblikt/ so hastu nichts gesehn.
249. Die seeligste Wissenschafft.
Glükseelig ist der Mensch der nichts als Jesum weiß/
Unseelig wer sonst allm und diesem nicht giebt Preiß.
250. Was
Geiſtr. Sinn- und ſchlußr.
Der Weiſe iſt nie allein.
Der Weiß iſt nie allein/ geht er gleich ohne dich:
So hat er doch den Herrn der dinge (GOtt) mit ſich
243. Der Weiſe iſt alleine Gott gemein.
Groß iſt deß Weiſen mutt/ er machet ſich allein/
Dem Herren der Herrligkeit ſo viel er kan gemein.
244. Man muß ſich erkuͤhnen
Erkuͤhn dich junger Chriſt: wer ſich nich: wil erheben/
Der bleibt wol wie ein Wurm am Erde kloſſe kleben.
245. Die Liebe macht kuͤhn.
Die Liebe macht uns kuͤhn/ wer Gott den Herrn wil kuͤſ-
ſen/
Der faͤllet ihm nur bloß mit ſeiner Lieb zufuͤſſen.
246. Die Liebe durch dringt das innerſte.
Die Lieb durchdringet alls; ins innerſte Gemach/
Welchs Gott fuͤr alln verſchleuſt/ geht ihm die liebe nach.
247. Die Beſchauligkeit iſt Seeligkeit.
Gluͤkſeelig iſt wer ſteht auf der beſchauer Bahn/
Er ſaͤhet ſchon allhier das Seelge Leben an.
248. GOtt nicht ſehn iſt nichts ſehn.
Du reiſeſt vielerley zu ſehn und außzuſpaͤhn:
Haſtu nicht GOtt erblikt/ ſo haſtu nichts geſehn.
249. Die ſeeligſte Wiſſenſchafft.
Gluͤkſeelig iſt der Menſch der nichts als Jeſum weiß/
Unſeelig wer ſonſt allm und dieſem nicht giebt Preiß.
250. Was
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[272[248]/0254] Geiſtr. Sinn- und ſchlußr. Der Weiſe iſt nie allein. Der Weiß iſt nie allein/ geht er gleich ohne dich: So hat er doch den Herrn der dinge (GOtt) mit ſich 243. Der Weiſe iſt alleine Gott gemein. Groß iſt deß Weiſen mutt/ er machet ſich allein/ Dem Herren der Herrligkeit ſo viel er kan gemein. 244. Man muß ſich erkuͤhnen Erkuͤhn dich junger Chriſt: wer ſich nich: wil erheben/ Der bleibt wol wie ein Wurm am Erde kloſſe kleben. 245. Die Liebe macht kuͤhn. Die Liebe macht uns kuͤhn/ wer Gott den Herrn wil kuͤſ- ſen/ Der faͤllet ihm nur bloß mit ſeiner Lieb zufuͤſſen. 246. Die Liebe durch dringt das innerſte. Die Lieb durchdringet alls; ins innerſte Gemach/ Welchs Gott fuͤr alln verſchleuſt/ geht ihm die liebe nach. 247. Die Beſchauligkeit iſt Seeligkeit. Gluͤkſeelig iſt wer ſteht auf der beſchauer Bahn/ Er ſaͤhet ſchon allhier das Seelge Leben an. 248. GOtt nicht ſehn iſt nichts ſehn. Du reiſeſt vielerley zu ſehn und außzuſpaͤhn: Haſtu nicht GOtt erblikt/ ſo haſtu nichts geſehn. 249. Die ſeeligſte Wiſſenſchafft. Gluͤkſeelig iſt der Menſch der nichts als Jeſum weiß/ Unſeelig wer ſonſt allm und dieſem nicht giebt Preiß. 250. Was

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Zitationshilfe: Silesius, Angelus: Cherubinischer Wandersmann oder Geist-Reiche Sinn- und Schluß-Reime. 2. Aufl. Glatz, 1675, S. 272[248]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/silesius_wandersmann_1675/254>, abgerufen am 23.11.2024.