auf die diese ohne solchen Zusammenhang keinen Anspruch erheben würden. Kurz, wo nur immer Mehrheiten von Menschen und Dingen sich durch irgend welche Verknüpfung als Einheiten darbieten, fliesst das Wertgefühl, das ein einzelnes Element hervorruft, gleichsam durch die zusammenhaltende Wurzel des Systems hindurch auch auf die andern über, die an sich jenem Gefühle fremd sind. Grade weil die Wert- gefühle nichts mit der Struktur der Dinge selbst zu thun, sondern ihr unüberschreitbares Gebiet jenseits dieser haben, halten sie sich nicht streng an ihre logischen Begrenzungen, sondern entfalten sich mit einer gewissen Freiheit über die objektiv gerechtfertigten Beziehungen zu den Dingen hinaus. Wenn es an sich etwas irrationales hat, dass die relativen Höhepunkte des Seelenlebens ihre benachbarten, an sich aber nicht in jene Qualitäten hinaufreichenden Momente färben, so offenbart es dennoch den ganzen beglückenden Reichtum der Seele, ihr von innen her bestimmtes Bedürfnis, die einmal empfundenen Bedeutsamkeiten und Werte auch nach dem vollen Masse ihrer inneren Resonanz an den Dingen auszuleben, ohne ängstlich nach dem Rechtsgrund zu fragen, nach dem jedes seinen Anteil beanspruchen könnte.
Die rationellste und einleuchtendste von allen Formen solcher Ex- pansion der Qualitäten ist sicher die der Zweckreihe. Sachlich aller- dings erscheint auch diese nicht unbedingt notwendig; denn die Be- deutung, die das an sich gleichgültige Mittel dadurch erhält, dass es einen wertvollen Zweck verwirklicht, brauchte keineswegs in einem darauf übertragenen Werte zu bestehen, sondern könnte eine eigen- artige Kategorie sein, die auf die ausserordentliche Häufigkeit und Wichtigkeit dieser Konfiguration hin wohl hätte entstehen können. Allein thatsächlich hat nun einmal die psychologische Expansion die Wertqualität ergriffen und nur den Unterschied bestehen lassen, nach dem man den Wert des Endzwecks als absoluten, den der Mittel als relativen bezeichnen kann. Absolut -- in dem hier fraglichen, prak- tischen Sinne -- ist der Wert der Dinge, an denen ein Willensprozess definitiv Halt macht. Dieses Haltmachen braucht natürlich keine zeitlich ausgedehnte Fermate zu sein, sondern nur der Abschluss einer Innervationsreihe, so dass, wenn diese sich in dem Befriedigungs- gefühl ausgelebt hat, das Weiterleben des Wollens sich in neuen Inner- vationen kundgeben muss. Relativ wertvoll dagegen ist ein Objekt, wenn das Fühlen seiner als eines Wertes dadurch bedingt ist, dass seine Verwirklichung die eines absoluten Wertes bedingt; es zeigt seine Relativität darin, dass es seinen Wert in dem Augenblick einbüsst, in dem ein andres Mittel zu demselben Zweck als das wirksamere oder erreichbarere erkannt wird. Mit dem oben behandelten Gegensatz des
auf die diese ohne solchen Zusammenhang keinen Anspruch erheben würden. Kurz, wo nur immer Mehrheiten von Menschen und Dingen sich durch irgend welche Verknüpfung als Einheiten darbieten, flieſst das Wertgefühl, das ein einzelnes Element hervorruft, gleichsam durch die zusammenhaltende Wurzel des Systems hindurch auch auf die andern über, die an sich jenem Gefühle fremd sind. Grade weil die Wert- gefühle nichts mit der Struktur der Dinge selbst zu thun, sondern ihr unüberschreitbares Gebiet jenseits dieser haben, halten sie sich nicht streng an ihre logischen Begrenzungen, sondern entfalten sich mit einer gewissen Freiheit über die objektiv gerechtfertigten Beziehungen zu den Dingen hinaus. Wenn es an sich etwas irrationales hat, daſs die relativen Höhepunkte des Seelenlebens ihre benachbarten, an sich aber nicht in jene Qualitäten hinaufreichenden Momente färben, so offenbart es dennoch den ganzen beglückenden Reichtum der Seele, ihr von innen her bestimmtes Bedürfnis, die einmal empfundenen Bedeutsamkeiten und Werte auch nach dem vollen Maſse ihrer inneren Resonanz an den Dingen auszuleben, ohne ängstlich nach dem Rechtsgrund zu fragen, nach dem jedes seinen Anteil beanspruchen könnte.
Die rationellste und einleuchtendste von allen Formen solcher Ex- pansion der Qualitäten ist sicher die der Zweckreihe. Sachlich aller- dings erscheint auch diese nicht unbedingt notwendig; denn die Be- deutung, die das an sich gleichgültige Mittel dadurch erhält, daſs es einen wertvollen Zweck verwirklicht, brauchte keineswegs in einem darauf übertragenen Werte zu bestehen, sondern könnte eine eigen- artige Kategorie sein, die auf die auſserordentliche Häufigkeit und Wichtigkeit dieser Konfiguration hin wohl hätte entstehen können. Allein thatsächlich hat nun einmal die psychologische Expansion die Wertqualität ergriffen und nur den Unterschied bestehen lassen, nach dem man den Wert des Endzwecks als absoluten, den der Mittel als relativen bezeichnen kann. Absolut — in dem hier fraglichen, prak- tischen Sinne — ist der Wert der Dinge, an denen ein Willensprozeſs definitiv Halt macht. Dieses Haltmachen braucht natürlich keine zeitlich ausgedehnte Fermate zu sein, sondern nur der Abschluſs einer Innervationsreihe, so daſs, wenn diese sich in dem Befriedigungs- gefühl ausgelebt hat, das Weiterleben des Wollens sich in neuen Inner- vationen kundgeben muſs. Relativ wertvoll dagegen ist ein Objekt, wenn das Fühlen seiner als eines Wertes dadurch bedingt ist, daſs seine Verwirklichung die eines absoluten Wertes bedingt; es zeigt seine Relativität darin, daſs es seinen Wert in dem Augenblick einbüſst, in dem ein andres Mittel zu demselben Zweck als das wirksamere oder erreichbarere erkannt wird. Mit dem oben behandelten Gegensatz des
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auf die diese ohne solchen Zusammenhang keinen Anspruch erheben
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sich durch irgend welche Verknüpfung als Einheiten darbieten, flieſst
das Wertgefühl, das ein einzelnes Element hervorruft, gleichsam durch
die zusammenhaltende Wurzel des Systems hindurch auch auf die andern
über, die an sich jenem Gefühle fremd sind. Grade weil die Wert-
gefühle nichts mit der Struktur der Dinge selbst zu thun, sondern ihr
unüberschreitbares Gebiet jenseits dieser haben, halten sie sich nicht
streng an ihre logischen Begrenzungen, sondern entfalten sich mit einer
gewissen Freiheit über die objektiv gerechtfertigten Beziehungen zu
den Dingen hinaus. Wenn es an sich etwas irrationales hat, daſs die
relativen Höhepunkte des Seelenlebens ihre benachbarten, an sich aber
nicht in jene Qualitäten hinaufreichenden Momente färben, so offenbart
es dennoch den ganzen beglückenden Reichtum der Seele, ihr von innen
her bestimmtes Bedürfnis, die einmal empfundenen Bedeutsamkeiten
und Werte auch nach dem vollen Maſse ihrer inneren Resonanz an
den Dingen auszuleben, ohne ängstlich nach dem Rechtsgrund zu fragen,
nach dem jedes seinen Anteil beanspruchen könnte.
Die rationellste und einleuchtendste von allen Formen solcher Ex-
pansion der Qualitäten ist sicher die der Zweckreihe. Sachlich aller-
dings erscheint auch diese nicht unbedingt notwendig; denn die Be-
deutung, die das an sich gleichgültige Mittel dadurch erhält, daſs es
einen wertvollen Zweck verwirklicht, brauchte keineswegs in einem
darauf übertragenen Werte zu bestehen, sondern könnte eine eigen-
artige Kategorie sein, die auf die auſserordentliche Häufigkeit und
Wichtigkeit dieser Konfiguration hin wohl hätte entstehen können.
Allein thatsächlich hat nun einmal die psychologische Expansion die
Wertqualität ergriffen und nur den Unterschied bestehen lassen, nach
dem man den Wert des Endzwecks als absoluten, den der Mittel als
relativen bezeichnen kann. Absolut — in dem hier fraglichen, prak-
tischen Sinne — ist der Wert der Dinge, an denen ein Willensprozeſs
definitiv Halt macht. Dieses Haltmachen braucht natürlich keine
zeitlich ausgedehnte Fermate zu sein, sondern nur der Abschluſs
einer Innervationsreihe, so daſs, wenn diese sich in dem Befriedigungs-
gefühl ausgelebt hat, das Weiterleben des Wollens sich in neuen Inner-
vationen kundgeben muſs. Relativ wertvoll dagegen ist ein Objekt,
wenn das Fühlen seiner als eines Wertes dadurch bedingt ist, daſs
seine Verwirklichung die eines absoluten Wertes bedingt; es zeigt seine
Relativität darin, daſs es seinen Wert in dem Augenblick einbüſst, in
dem ein andres Mittel zu demselben Zweck als das wirksamere oder
erreichbarere erkannt wird. Mit dem oben behandelten Gegensatz des
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Simmel, Georg: Philosophie des Geldes. Leipzig, 1900, S. 213. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/simmel_geld_1900/237>, abgerufen am 23.11.2024.
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