Siniscalchi, Liborio: Sacramentalisches Abendmahl. Übers. v. Peter Obladen. Costanz/Ulm, 1752.Betrachtungen gar zu wahr ist, daß wir darinnen alleGüter besitzen. 1. Cor. 1. Ihr seyd in allem in ihme reich worden. O wenn wir nur wußten, diesen Schatz wohl zu gebrauchen! Wie trostreich und ver- gnügt wurden wir nicht leben! Das übelste ist, daß wir so begierig nach zeitlichen Gütern schnappen, so blind aber seynd, dem Brounen uns zu na- hen, aus deme sie herquellen. Mich Elenden, der ich auch von dieser Gat- tung bin! Ich trage nur Sorg, reich, und glückseelig zu werden, und vertraue auf die Hülff meiner Freund, ich baue auf den Schutz der Grossen dieser Welt, und hoffe auf meine selbst eigene Ver- schlagenheit, zu JESU aber habe ich nicht nur allein meine Zuflucht nicht genommen, sondern ihne vielmehr auf tausenderley Weis beleydiget; das ist: an statt, daß ich zum reinen Bronnen alles Guten gegangen, habe ich mich bey der stinckenden Pfitzen dieser Welt getränckt. Ach! wie thöricht habe ich nicht gehandlet! Nun erkenne ich ein- mahl meinen Fehler. Derohalben eyle ich
Betrachtungen gar zu wahr iſt, daß wir darinnen alleGüter beſitzen. 1. Cor. 1. Ihr ſeyd in allem in ihme reich worden. O wenn wir nur wußten, dieſen Schatz wohl zu gebrauchen! Wie troſtreich und ver- gnügt wurden wir nicht leben! Das übelſte iſt, daß wir ſo begierig nach zeitlichen Gütern ſchnappen, ſo blind aber ſeynd, dem Brounen uns zu na- hen, aus deme ſie herquellen. Mich Elenden, der ich auch von dieſer Gat- tung bin! Ich trage nur Sorg, reich, und glückſeelig zu werden, und vertraue auf die Hülff meiner Freund, ich baue auf den Schutz der Groſſen dieſer Welt, und hoffe auf meine ſelbſt eigene Ver- ſchlagenheit, zu JESU aber habe ich nicht nur allein meine Zuflucht nicht genommen, ſondern ihne vielmehr auf tauſenderley Weis beleydiget; das iſt: an ſtatt, daß ich zum reinen Bronnen alles Guten gegangen, habe ich mich bey der ſtinckenden Pfitzen dieſer Welt getränckt. Ach! wie thöricht habe ich nicht gehandlet! Nun erkenne ich ein- mahl meinen Fehler. Derohalben eyle ich
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0159" n="122"/><fw place="top" type="header">Betrachtungen</fw><lb/> gar zu wahr iſt, daß wir darinnen alle<lb/> Güter beſitzen. 1. <hi rendition="#aq">Cor.</hi> 1. <hi rendition="#fr">Ihr ſeyd in<lb/> allem in ihme reich worden.</hi> O wenn<lb/> wir nur wußten, dieſen Schatz wohl<lb/> zu gebrauchen! Wie troſtreich und ver-<lb/> gnügt wurden wir nicht leben! Das<lb/> übelſte iſt, daß wir ſo begierig nach<lb/> zeitlichen Gütern ſchnappen, ſo blind<lb/> aber ſeynd, dem Brounen uns zu na-<lb/> hen, aus deme ſie herquellen. Mich<lb/> Elenden, der ich auch von dieſer Gat-<lb/> tung bin! Ich trage nur Sorg, reich,<lb/> und glückſeelig zu werden, und vertraue<lb/> auf die Hülff meiner Freund, ich baue<lb/> auf den Schutz der Groſſen dieſer Welt,<lb/> und hoffe auf meine ſelbſt eigene Ver-<lb/> ſchlagenheit, zu JESU aber habe ich<lb/> nicht nur allein meine Zuflucht nicht<lb/> genommen, ſondern ihne vielmehr auf<lb/> tauſenderley Weis beleydiget; das iſt:<lb/> an ſtatt, daß ich zum reinen Bronnen<lb/> alles Guten gegangen, habe ich mich<lb/> bey der ſtinckenden Pfitzen dieſer Welt<lb/> getränckt. Ach! wie thöricht habe ich<lb/> nicht gehandlet! Nun erkenne ich ein-<lb/> mahl meinen Fehler. Derohalben eyle<lb/> <fw place="bottom" type="catch">ich</fw><lb/></p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [122/0159]
Betrachtungen
gar zu wahr iſt, daß wir darinnen alle
Güter beſitzen. 1. Cor. 1. Ihr ſeyd in
allem in ihme reich worden. O wenn
wir nur wußten, dieſen Schatz wohl
zu gebrauchen! Wie troſtreich und ver-
gnügt wurden wir nicht leben! Das
übelſte iſt, daß wir ſo begierig nach
zeitlichen Gütern ſchnappen, ſo blind
aber ſeynd, dem Brounen uns zu na-
hen, aus deme ſie herquellen. Mich
Elenden, der ich auch von dieſer Gat-
tung bin! Ich trage nur Sorg, reich,
und glückſeelig zu werden, und vertraue
auf die Hülff meiner Freund, ich baue
auf den Schutz der Groſſen dieſer Welt,
und hoffe auf meine ſelbſt eigene Ver-
ſchlagenheit, zu JESU aber habe ich
nicht nur allein meine Zuflucht nicht
genommen, ſondern ihne vielmehr auf
tauſenderley Weis beleydiget; das iſt:
an ſtatt, daß ich zum reinen Bronnen
alles Guten gegangen, habe ich mich
bey der ſtinckenden Pfitzen dieſer Welt
getränckt. Ach! wie thöricht habe ich
nicht gehandlet! Nun erkenne ich ein-
mahl meinen Fehler. Derohalben eyle
ich
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Matthias Boenig, Yannic Bracke, Benjamin Fiechter, Susanne Haaf, Linda Kirsten, Xi Zhang:
Arbeitsschritte im Digitalisierungsworkflow: Vorbereitung der Bildvorlagen für die Textdigitalisierung; Bearbeitung, Konvertierung und ggf. Nachstrukturierung der durch die Grepect GmbH bereitgestellten Texttranskription
Britt-Marie Schuster, Alexander Geyken, Susanne Haaf, Christopher Georgi, Linda Kirsten, Frauke Thielert, t.evo: Die Evolution von komplexen Textmustern:
Aufbau eines Korpus historischer Erbauungsschriften zur Untersuchung der Mehrdimensionalität des Textmusterwandels
Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften (BBAW): Langfristige Bereitstellung der DTA-Ausgabe
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |