Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Siniscalchi, Liborio: Sacramentalisches Abendmahl. Übers. v. Peter Obladen. Costanz/Ulm, 1752.

Bild:
<< vorherige Seite

Von dem H. Altars-Sacrament.
diesem Wunder-vollen Glaubens-Geheimnus
in dem lebendigen Glauben üben! Dieses Ge-
heimnus selbst wird unsern duncklen Verstand
immer mehr und mehr erleuchten, selbes zu be-
greiffen, und, wie Micheas am 3. c. sagt: So
wird uns die Nacht statt eines Gesichts seyn/
und sogar die Glaubens-Finsternussen selbst
werden uns weissagen.

II.

Mit steiffer Hoffnung. Der Heil. Kö-
nig David singet in seinem Buß-Lied also:
Hoffe auf GOtt/ und es werden dich seine
Reichthumen ersättigen.
Das Allerheiligste
Abendmahl demnach würdig zu empfangen, ist
nebst dem lebhafften Glauben, auch eine steiffe
Hoffnung vonnöthen; und diese solle niemahls
lebhaffter seyn, als in der würcklichen Nüssung;
massen die Absicht der menschlichen Hoffnung
eine Gnad, und die Seeligkeit zu erlangen,
sich nur auf die ohnfehlbare Verheissungen
GOttes gründet. Nun wo seynd selbe klärer
ausgedruckt, und bekräfftiget, als in dem Aller-
heiligsten Altars-Geheimnus? Also lesen wir
in dem Heil. Evangelio an zerschiedenen Or-
ten. Bald heißt es: Wer dieses Brod ißt/
wird in Ewigkeit leben:
Bald: Der mein
Fleisch ißt, und mein Blut trincket hat das
ewige Leben.
Ein andersmahl: Ich lebe
wegen dem Vatter; und wer mich ißt/ wird
wegen mir leben.
Könnte dann GOtt deut-
licher reden? Wie müssen wir uns dann also
nicht aufmuntern, durch dieses Glaub-Hoff-

nung-
K 4

Von dem H. Altars-Sacrament.
dieſem Wunder-vollen Glaubens-Geheimnus
in dem lebendigen Glauben üben! Dieſes Ge-
heimnus ſelbſt wird unſern duncklen Verſtand
immer mehr und mehr erleuchten, ſelbes zu be-
greiffen, und, wie Micheas am 3. c. ſagt: So
wird uns die Nacht ſtatt eines Geſichts ſeyn/
und ſogar die Glaubens-Finſternuſſen ſelbſt
werden uns weiſſagen.

II.

Mit ſteiffer Hoffnung. Der Heil. Kö-
nig David ſinget in ſeinem Buß-Lied alſo:
Hoffe auf GOtt/ und es werden dich ſeine
Reichthumen erſättigen.
Das Allerheiligſte
Abendmahl demnach würdig zu empfangen, iſt
nebſt dem lebhafften Glauben, auch eine ſteiffe
Hoffnung vonnöthen; und dieſe ſolle niemahls
lebhaffter ſeyn, als in der würcklichen Nüſſung;
maſſen die Abſicht der menſchlichen Hoffnung
eine Gnad, und die Seeligkeit zu erlangen,
ſich nur auf die ohnfehlbare Verheiſſungen
GOttes gründet. Nun wo ſeynd ſelbe klärer
ausgedruckt, und bekräfftiget, als in dem Aller-
heiligſten Altars-Geheimnus? Alſo leſen wir
in dem Heil. Evangelio an zerſchiedenen Or-
ten. Bald heißt es: Wer dieſes Brod ißt/
wird in Ewigkeit leben:
Bald: Der mein
Fleiſch ißt, und mein Blut trincket hat das
ewige Leben.
Ein andersmahl: Ich lebe
wegen dem Vatter; und wer mich ißt/ wird
wegen mir leben.
Könnte dann GOtt deut-
licher reden? Wie müſſen wir uns dann alſo
nicht aufmuntern, durch dieſes Glaub-Hoff-

nung-
K 4
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0188" n="151"/><fw place="top" type="header">Von dem H. Altars-Sacrament.</fw><lb/>
die&#x017F;em Wunder-vollen Glaubens-Geheimnus<lb/>
in dem lebendigen Glauben üben! Die&#x017F;es Ge-<lb/>
heimnus &#x017F;elb&#x017F;t wird un&#x017F;ern duncklen Ver&#x017F;tand<lb/>
immer mehr und mehr erleuchten, &#x017F;elbes zu be-<lb/>
greiffen, und, wie <hi rendition="#aq">Micheas</hi> am 3. <hi rendition="#aq">c.</hi> &#x017F;agt: <hi rendition="#fr">So<lb/>
wird uns die Nacht &#x017F;tatt eines Ge&#x017F;ichts &#x017F;eyn/<lb/>
und &#x017F;ogar die Glaubens-Fin&#x017F;ternu&#x017F;&#x017F;en &#x017F;elb&#x017F;t<lb/>
werden uns wei&#x017F;&#x017F;agen.</hi></p>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head> <hi rendition="#aq">II.</hi> </head><lb/>
            <p><hi rendition="#fr">Mit &#x017F;teiffer Hoffnung.</hi> Der Heil. Kö-<lb/>
nig <hi rendition="#fr">David</hi> &#x017F;inget in &#x017F;einem Buß-Lied al&#x017F;o:<lb/><hi rendition="#fr">Hoffe auf GOtt/ und es werden dich &#x017F;eine<lb/>
Reichthumen er&#x017F;ättigen.</hi> Das Allerheilig&#x017F;te<lb/>
Abendmahl demnach würdig zu empfangen, i&#x017F;t<lb/>
neb&#x017F;t dem lebhafften Glauben, auch eine &#x017F;teiffe<lb/>
Hoffnung vonnöthen; und die&#x017F;e &#x017F;olle niemahls<lb/>
lebhaffter &#x017F;eyn, als in der würcklichen Nü&#x017F;&#x017F;ung;<lb/>
ma&#x017F;&#x017F;en die Ab&#x017F;icht der men&#x017F;chlichen Hoffnung<lb/>
eine Gnad, und die Seeligkeit zu erlangen,<lb/>
&#x017F;ich nur auf die ohnfehlbare Verhei&#x017F;&#x017F;ungen<lb/>
GOttes gründet. Nun wo &#x017F;eynd &#x017F;elbe klärer<lb/>
ausgedruckt, und bekräfftiget, als in dem Aller-<lb/>
heilig&#x017F;ten Altars-Geheimnus? Al&#x017F;o le&#x017F;en wir<lb/>
in dem Heil. <hi rendition="#fr">Evangelio</hi> an zer&#x017F;chiedenen Or-<lb/>
ten. Bald heißt es: <hi rendition="#fr">Wer die&#x017F;es Brod ißt/<lb/>
wird in Ewigkeit leben:</hi> Bald: <hi rendition="#fr">Der mein<lb/>
Flei&#x017F;ch ißt, und mein Blut trincket hat das<lb/>
ewige Leben.</hi> Ein andersmahl: <hi rendition="#fr">Ich lebe<lb/>
wegen dem Vatter; und wer mich ißt/ wird<lb/>
wegen mir leben.</hi> Könnte dann GOtt deut-<lb/>
licher reden? Wie mü&#x017F;&#x017F;en wir uns dann al&#x017F;o<lb/>
nicht aufmuntern, durch die&#x017F;es Glaub-Hoff-<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">K 4</fw><fw place="bottom" type="catch">nung-</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[151/0188] Von dem H. Altars-Sacrament. dieſem Wunder-vollen Glaubens-Geheimnus in dem lebendigen Glauben üben! Dieſes Ge- heimnus ſelbſt wird unſern duncklen Verſtand immer mehr und mehr erleuchten, ſelbes zu be- greiffen, und, wie Micheas am 3. c. ſagt: So wird uns die Nacht ſtatt eines Geſichts ſeyn/ und ſogar die Glaubens-Finſternuſſen ſelbſt werden uns weiſſagen. II. Mit ſteiffer Hoffnung. Der Heil. Kö- nig David ſinget in ſeinem Buß-Lied alſo: Hoffe auf GOtt/ und es werden dich ſeine Reichthumen erſättigen. Das Allerheiligſte Abendmahl demnach würdig zu empfangen, iſt nebſt dem lebhafften Glauben, auch eine ſteiffe Hoffnung vonnöthen; und dieſe ſolle niemahls lebhaffter ſeyn, als in der würcklichen Nüſſung; maſſen die Abſicht der menſchlichen Hoffnung eine Gnad, und die Seeligkeit zu erlangen, ſich nur auf die ohnfehlbare Verheiſſungen GOttes gründet. Nun wo ſeynd ſelbe klärer ausgedruckt, und bekräfftiget, als in dem Aller- heiligſten Altars-Geheimnus? Alſo leſen wir in dem Heil. Evangelio an zerſchiedenen Or- ten. Bald heißt es: Wer dieſes Brod ißt/ wird in Ewigkeit leben: Bald: Der mein Fleiſch ißt, und mein Blut trincket hat das ewige Leben. Ein andersmahl: Ich lebe wegen dem Vatter; und wer mich ißt/ wird wegen mir leben. Könnte dann GOtt deut- licher reden? Wie müſſen wir uns dann alſo nicht aufmuntern, durch dieſes Glaub-Hoff- nung- K 4

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Matthias Boenig, Yannic Bracke, Benjamin Fiechter, Susanne Haaf, Linda Kirsten, Xi Zhang: Arbeitsschritte im Digitalisierungsworkflow: Vorbereitung der Bildvorlagen für die Textdigitalisierung; Bearbeitung, Konvertierung und ggf. Nachstrukturierung der durch die Grepect GmbH bereitgestellten Texttranskription
Britt-Marie Schuster, Alexander Geyken, Susanne Haaf, Christopher Georgi, Linda Kirsten, Frauke Thielert, t.evo: Die Evolution von komplexen Textmustern: Aufbau eines Korpus historischer Erbauungsschriften zur Untersuchung der Mehrdimensionalität des Textmusterwandels
Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften (BBAW): Langfristige Bereitstellung der DTA-Ausgabe



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/siniscalchi_abendmahl_1752
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/siniscalchi_abendmahl_1752/188
Zitationshilfe: Siniscalchi, Liborio: Sacramentalisches Abendmahl. Übers. v. Peter Obladen. Costanz/Ulm, 1752, S. 151. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/siniscalchi_abendmahl_1752/188>, abgerufen am 22.11.2024.