Liebe umgibt: so brinne ich halt dannoch nicht/ und liebe nicht gantz.
Andächtige Gedancken.
Wenn ich betrachte die Weis und Art, mit welcher ich zu GOttes Opfer-Tisch trette, werde ich bis in das Hertz und Seel hinein beschämt; und, gleichwie ich meine Frech- nnd Lauigkeit bewundere, mit deren ich so kaltsinnig dieses Allerheiligste Liebs- Geheimnus empfange, bewundere ich auch nicht weniger die ohnendliche Gü- te, welche mich, an statt, daß mich selbe von ihr stoßte, gantz liebreich zu so Gött- lichem Gastmahl hinzu lasset. Ich glau- be, ich seye jenem Schrifftgelehrten Gleißner gleich bey dem Gastmahl, von deme der Heil. Paulinus ad Sever. Ep. 4. sagt: Er stunde neben Christo ohne Christo; weilen selber, wiewoh- len er bey dem Heyland an dem Tisch sasse, ihne jedoch noch erkannte, noch liebte. Also stehe ich auch bey dem Al- lerheiligsten Abendmahl, bey JEsu! ohne Glaub, Lieb und Hoffnung. O
Schand!
Betrachtungen.
Liebe umgibt: ſo brinne ich halt dannoch nicht/ und liebe nicht gantz.
Andächtige Gedancken.
Wenn ich betrachte die Weis und Art, mit welcher ich zu GOttes Opfer-Tiſch trette, werde ich bis in das Hertz und Seel hinein beſchämt; und, gleichwie ich meine Frech- nnd Lauigkeit bewundere, mit deren ich ſo kaltſinnig dieſes Allerheiligſte Liebs- Geheimnus empfange, bewundere ich auch nicht weniger die ohnendliche Gü- te, welche mich, an ſtatt, daß mich ſelbe von ihr ſtoßte, gantz liebreich zu ſo Gött- lichem Gaſtmahl hinzu laſſet. Ich glau- be, ich ſeye jenem Schrifftgelehrten Gleißner gleich bey dem Gaſtmahl, von deme der Heil. Paulinus ad Sever. Ep. 4. ſagt: Er ſtunde neben Chriſto ohne Chriſto; weilen ſelber, wiewoh- len er bey dem Heyland an dem Tiſch ſaſſe, ihne jedoch noch erkannte, noch liebte. Alſo ſtehe ich auch bey dem Al- lerheiligſten Abendmahl, bey JEſu! ohne Glaub, Lieb und Hoffnung. O
Schand!
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Betrachtungen.
Liebe umgibt: ſo brinne ich halt dannoch
nicht/ und liebe nicht gantz.
Andächtige Gedancken.
Wenn ich betrachte die Weis und
Art, mit welcher ich zu GOttes
Opfer-Tiſch trette, werde ich bis in
das Hertz und Seel hinein beſchämt;
und, gleichwie ich meine Frech- nnd
Lauigkeit bewundere, mit deren ich ſo
kaltſinnig dieſes Allerheiligſte Liebs-
Geheimnus empfange, bewundere ich
auch nicht weniger die ohnendliche Gü-
te, welche mich, an ſtatt, daß mich ſelbe
von ihr ſtoßte, gantz liebreich zu ſo Gött-
lichem Gaſtmahl hinzu laſſet. Ich glau-
be, ich ſeye jenem Schrifftgelehrten
Gleißner gleich bey dem Gaſtmahl,
von deme der Heil. Paulinus ad Sever.
Ep. 4. ſagt: Er ſtunde neben Chriſto
ohne Chriſto; weilen ſelber, wiewoh-
len er bey dem Heyland an dem Tiſch
ſaſſe, ihne jedoch noch erkannte, noch
liebte. Alſo ſtehe ich auch bey dem Al-
lerheiligſten Abendmahl, bey JEſu!
ohne Glaub, Lieb und Hoffnung. O
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Siniscalchi, Liborio: Sacramentalisches Abendmahl. Übers. v. Peter Obladen. Costanz/Ulm, 1752, S. 156. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/siniscalchi_abendmahl_1752/193>, abgerufen am 22.11.2024.
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