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Siniscalchi, Liborio: Sacramentalisches Abendmahl. Übers. v. Peter Obladen. Costanz/Ulm, 1752.

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Von dem H. Altars-Sacrament.
lianus eine Unzertheilichkeit nennt. Der
Heil. Cyrillius vergleicht sie denen Theilen ei-
nes weich gemachten, und unter einander ver-
mischten Wachses. Drittens/ ist sie verstal-
tend
; dann, da JESUS mit uns nach Art
einer genossenen Speiß, verwandlet er sich nicht
in uns, sondern uns in sich; indeme er in uns
die heilige, Göttliche Liebe zur Vollkommen-
heit entzündet, so sein eintziges, und Haupt-
Absehen in diesem Liebs-Geheimnus; massen
der Geliebte nichts anders wünscht, als hinge-
gen auch geliebt zu werden. Dahero, wenn
der Heil. Evangelist Joannes deßwegen den
grossen Ehren-Nahmen des geliebten Jüngers
bekommen, weilen sein heiliges Haupt auf der
Brust des HErrn geruhet Joan. 21. v. 20.
Was haben wir nicht für ein noch weit grösse-
res Kennzeichen der Geliebten Christi/ indeme
er sogar, als eine geistlich- uud Göttliche See-
len-Speis in unser Hertz kommt, allda zu ru-
hen? O GOtt! was ist doch diß für eine Uber-
maß ohnvergleichlicher Liebe? Wie ist es doch
möglich, daß unter so heiß-als heiligen Liebs-
Feuer nicht brinne jene Seel, so zu dem Aller-
heiligsten Fronleichnam hinzu nahet? Und doch
wie offt tragt sich diese, so vermeynte Ohn-
möglichkeit in der That, und Sach selbsten zu!
massen auch ich mit Wahrheit von mir sagen
kan, was der Seraphische Lehrer, der Heil.
Bonaventura, von sich selbst aus Demuth ge-
sagt: Wiewohlen mich ein lauteres Feur der

Liebe

Von dem H. Altars-Sacrament.
lianus eine Unzertheilichkeit nennt. Der
Heil. Cyrillius vergleicht ſie denen Theilen ei-
nes weich gemachten, und unter einander ver-
miſchten Wachſes. Drittens/ iſt ſie verſtal-
tend
; dann, da JESUS mit uns nach Art
einer genoſſenen Speiß, verwandlet er ſich nicht
in uns, ſondern uns in ſich; indeme er in uns
die heilige, Göttliche Liebe zur Vollkommen-
heit entzündet, ſo ſein eintziges, und Haupt-
Abſehen in dieſem Liebs-Geheimnus; maſſen
der Geliebte nichts anders wünſcht, als hinge-
gen auch geliebt zu werden. Dahero, wenn
der Heil. Evangeliſt Joannes deßwegen den
groſſen Ehren-Nahmen des geliebten Jüngers
bekommen, weilen ſein heiliges Haupt auf der
Bruſt des HErrn geruhet Joan. 21. v. 20.
Was haben wir nicht für ein noch weit gröſſe-
res Kennzeichen der Geliebten Chriſti/ indeme
er ſogar, als eine geiſtlich- uud Göttliche See-
len-Speis in unſer Hertz kommt, allda zu ru-
hen? O GOtt! was iſt doch diß für eine Uber-
maß ohnvergleichlicher Liebe? Wie iſt es doch
möglich, daß unter ſo heiß-als heiligen Liebs-
Feuer nicht brinne jene Seel, ſo zu dem Aller-
heiligſten Fronleichnam hinzu nahet? Und doch
wie offt tragt ſich dieſe, ſo vermeynte Ohn-
möglichkeit in der That, und Sach ſelbſten zu!
maſſen auch ich mit Wahrheit von mir ſagen
kan, was der Seraphiſche Lehrer, der Heil.
Bonaventura, von ſich ſelbſt aus Demuth ge-
ſagt: Wiewohlen mich ein lauteres Feur der

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[155/0192] Von dem H. Altars-Sacrament. lianus eine Unzertheilichkeit nennt. Der Heil. Cyrillius vergleicht ſie denen Theilen ei- nes weich gemachten, und unter einander ver- miſchten Wachſes. Drittens/ iſt ſie verſtal- tend; dann, da JESUS mit uns nach Art einer genoſſenen Speiß, verwandlet er ſich nicht in uns, ſondern uns in ſich; indeme er in uns die heilige, Göttliche Liebe zur Vollkommen- heit entzündet, ſo ſein eintziges, und Haupt- Abſehen in dieſem Liebs-Geheimnus; maſſen der Geliebte nichts anders wünſcht, als hinge- gen auch geliebt zu werden. Dahero, wenn der Heil. Evangeliſt Joannes deßwegen den groſſen Ehren-Nahmen des geliebten Jüngers bekommen, weilen ſein heiliges Haupt auf der Bruſt des HErrn geruhet Joan. 21. v. 20. Was haben wir nicht für ein noch weit gröſſe- res Kennzeichen der Geliebten Chriſti/ indeme er ſogar, als eine geiſtlich- uud Göttliche See- len-Speis in unſer Hertz kommt, allda zu ru- hen? O GOtt! was iſt doch diß für eine Uber- maß ohnvergleichlicher Liebe? Wie iſt es doch möglich, daß unter ſo heiß-als heiligen Liebs- Feuer nicht brinne jene Seel, ſo zu dem Aller- heiligſten Fronleichnam hinzu nahet? Und doch wie offt tragt ſich dieſe, ſo vermeynte Ohn- möglichkeit in der That, und Sach ſelbſten zu! maſſen auch ich mit Wahrheit von mir ſagen kan, was der Seraphiſche Lehrer, der Heil. Bonaventura, von ſich ſelbſt aus Demuth ge- ſagt: Wiewohlen mich ein lauteres Feur der Liebe

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Zitationshilfe: Siniscalchi, Liborio: Sacramentalisches Abendmahl. Übers. v. Peter Obladen. Costanz/Ulm, 1752, S. 155. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/siniscalchi_abendmahl_1752/192>, abgerufen am 22.11.2024.