Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Siniscalchi, Liborio: Sacramentalisches Abendmahl. Übers. v. Peter Obladen. Costanz/Ulm, 1752.

Bild:
<< vorherige Seite

Betrachtungen
einkehren/ und die Undanckbare speisen/ und
träncken.
Ich halte einmahl davor, daß,
wenn ein Mensch JEsum im heiligen Abend-
mahl unwürdig empfangt, der gantze Himmel
beleydiget werde. Erstens/ der himmlische
Vatter, so wegen seinem Göttlichen Sohn ent-
unehret wird; Zweytens/ der Sohn selbst, da
er muß in eine so lasterhaffte, und von dem
Sünden-Wust stinckende Wohnung eingehen:
Drittens/ der Heil. Geist, als welcher die Al-
lerheiligste Menschheit Christi gestaltet, solche
aber nunmehro muß sehen in das wüste Hertz
eines unreinen Menschens eingehen. Vierd-
tens
/ Maria, als welche ihren Sohn so zart
liebt; nunmehro aber sehen muß, wie er auf ein
neues gecreutziget werde. Fünfftens, die hei-
lige Engel; weilen sie sehen, wie ihr Brod, al-
so zu sagen, denen Hunden, vorgeworffen wer-
de. Endlichen der gantze Himmel, da er sehen
muß, wie der Mensch die allergröste Gutthat
zu seinem allergrösten Schaden anwendet, und
mißbraucht. O GOtt! O GOtt! was Uber-
maas der Boßheit, und teuflische Undanckbar-
keit begeht nicht ein solcher, der unwürdig zu
GOttes Tisch hinzu geht!

III.

Er ladet auf sich die gröste Straffen
der Göttlichen Gerechtigkeit.
Gleichwie die
GOtts-Rauberey desjenigen, so unwürdig
GOtt empfangt, von denen Heiligen vergli-
chen wird der Crutzigung Christi selbst; eben
also verdient eine solche Unthat die höchste

Straff.

Betrachtungen
einkehren/ und die Undanckbare ſpeiſen/ und
träncken.
Ich halte einmahl davor, daß,
wenn ein Menſch JEſum im heiligen Abend-
mahl unwürdig empfangt, der gantze Himmel
beleydiget werde. Erſtens/ der himmliſche
Vatter, ſo wegen ſeinem Göttlichen Sohn ent-
unehret wird; Zweytens/ der Sohn ſelbſt, da
er muß in eine ſo laſterhaffte, und von dem
Sünden-Wuſt ſtinckende Wohnung eingehen:
Drittens/ der Heil. Geiſt, als welcher die Al-
lerheiligſte Menſchheit Chriſti geſtaltet, ſolche
aber nunmehro muß ſehen in das wüſte Hertz
eines unreinen Menſchens eingehen. Vierd-
tens
/ Maria, als welche ihren Sohn ſo zart
liebt; nunmehro aber ſehen muß, wie er auf ein
neues gecreutziget werde. Fünfftens, die hei-
lige Engel; weilen ſie ſehen, wie ihr Brod, al-
ſo zu ſagen, denen Hunden, vorgeworffen wer-
de. Endlichen der gantze Himmel, da er ſehen
muß, wie der Menſch die allergröſte Gutthat
zu ſeinem allergröſten Schaden anwendet, und
mißbraucht. O GOtt! O GOtt! was Uber-
maas der Boßheit, und teufliſche Undanckbar-
keit begeht nicht ein ſolcher, der unwürdig zu
GOttes Tiſch hinzu geht!

III.

Er ladet auf ſich die gröſte Straffen
der Göttlichen Gerechtigkeit.
Gleichwie die
GOtts-Rauberey desjenigen, ſo unwürdig
GOtt empfangt, von denen Heiligen vergli-
chen wird der Crutzigung Chriſti ſelbſt; eben
alſo verdient eine ſolche Unthat die höchſte

Straff.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0229" n="192"/><fw place="top" type="header">Betrachtungen</fw><lb/><hi rendition="#fr">einkehren/ und die Undanckbare &#x017F;pei&#x017F;en/ und<lb/>
träncken.</hi> Ich halte einmahl davor, daß,<lb/>
wenn ein Men&#x017F;ch JE&#x017F;um im heiligen Abend-<lb/>
mahl unwürdig empfangt, der gantze Himmel<lb/>
beleydiget werde. <hi rendition="#fr">Er&#x017F;tens</hi>/ der himmli&#x017F;che<lb/>
Vatter, &#x017F;o wegen &#x017F;einem Göttlichen Sohn ent-<lb/>
unehret wird; <hi rendition="#fr">Zweytens</hi>/ der Sohn &#x017F;elb&#x017F;t, da<lb/>
er muß in eine &#x017F;o la&#x017F;terhaffte, und von dem<lb/>
Sünden-Wu&#x017F;t &#x017F;tinckende Wohnung eingehen:<lb/><hi rendition="#fr">Drittens</hi>/ der Heil. Gei&#x017F;t, als welcher die Al-<lb/>
lerheilig&#x017F;te Men&#x017F;chheit Chri&#x017F;ti ge&#x017F;taltet, &#x017F;olche<lb/>
aber nunmehro muß &#x017F;ehen in das wü&#x017F;te Hertz<lb/>
eines unreinen Men&#x017F;chens eingehen. <hi rendition="#fr">Vierd-<lb/>
tens</hi>/ Maria, als welche ihren Sohn &#x017F;o zart<lb/>
liebt; nunmehro aber &#x017F;ehen muß, wie er auf ein<lb/>
neues gecreutziget werde. <hi rendition="#fr">Fünfftens,</hi> die hei-<lb/>
lige Engel; weilen &#x017F;ie &#x017F;ehen, wie ihr Brod, al-<lb/>
&#x017F;o zu &#x017F;agen, denen Hunden, vorgeworffen wer-<lb/>
de. Endlichen der gantze Himmel, da er &#x017F;ehen<lb/>
muß, wie der Men&#x017F;ch die allergrö&#x017F;te Gutthat<lb/>
zu &#x017F;einem allergrö&#x017F;ten Schaden anwendet, und<lb/>
mißbraucht. O GOtt! O GOtt! was Uber-<lb/>
maas der Boßheit, und teufli&#x017F;che Undanckbar-<lb/>
keit begeht nicht ein &#x017F;olcher, der unwürdig zu<lb/>
GOttes Ti&#x017F;ch hinzu geht!</p>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head> <hi rendition="#aq">III.</hi> </head><lb/>
            <p><hi rendition="#fr">Er ladet auf &#x017F;ich die grö&#x017F;te Straffen<lb/>
der Göttlichen Gerechtigkeit.</hi> Gleichwie die<lb/>
GOtts-Rauberey desjenigen, &#x017F;o unwürdig<lb/>
GOtt empfangt, von denen Heiligen vergli-<lb/>
chen wird der Crutzigung Chri&#x017F;ti &#x017F;elb&#x017F;t; eben<lb/>
al&#x017F;o verdient eine &#x017F;olche Unthat die höch&#x017F;te<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">Straff.</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[192/0229] Betrachtungen einkehren/ und die Undanckbare ſpeiſen/ und träncken. Ich halte einmahl davor, daß, wenn ein Menſch JEſum im heiligen Abend- mahl unwürdig empfangt, der gantze Himmel beleydiget werde. Erſtens/ der himmliſche Vatter, ſo wegen ſeinem Göttlichen Sohn ent- unehret wird; Zweytens/ der Sohn ſelbſt, da er muß in eine ſo laſterhaffte, und von dem Sünden-Wuſt ſtinckende Wohnung eingehen: Drittens/ der Heil. Geiſt, als welcher die Al- lerheiligſte Menſchheit Chriſti geſtaltet, ſolche aber nunmehro muß ſehen in das wüſte Hertz eines unreinen Menſchens eingehen. Vierd- tens/ Maria, als welche ihren Sohn ſo zart liebt; nunmehro aber ſehen muß, wie er auf ein neues gecreutziget werde. Fünfftens, die hei- lige Engel; weilen ſie ſehen, wie ihr Brod, al- ſo zu ſagen, denen Hunden, vorgeworffen wer- de. Endlichen der gantze Himmel, da er ſehen muß, wie der Menſch die allergröſte Gutthat zu ſeinem allergröſten Schaden anwendet, und mißbraucht. O GOtt! O GOtt! was Uber- maas der Boßheit, und teufliſche Undanckbar- keit begeht nicht ein ſolcher, der unwürdig zu GOttes Tiſch hinzu geht! III. Er ladet auf ſich die gröſte Straffen der Göttlichen Gerechtigkeit. Gleichwie die GOtts-Rauberey desjenigen, ſo unwürdig GOtt empfangt, von denen Heiligen vergli- chen wird der Crutzigung Chriſti ſelbſt; eben alſo verdient eine ſolche Unthat die höchſte Straff.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Matthias Boenig, Yannic Bracke, Benjamin Fiechter, Susanne Haaf, Linda Kirsten, Xi Zhang: Arbeitsschritte im Digitalisierungsworkflow: Vorbereitung der Bildvorlagen für die Textdigitalisierung; Bearbeitung, Konvertierung und ggf. Nachstrukturierung der durch die Grepect GmbH bereitgestellten Texttranskription
Britt-Marie Schuster, Alexander Geyken, Susanne Haaf, Christopher Georgi, Linda Kirsten, Frauke Thielert, t.evo: Die Evolution von komplexen Textmustern: Aufbau eines Korpus historischer Erbauungsschriften zur Untersuchung der Mehrdimensionalität des Textmusterwandels
Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften (BBAW): Langfristige Bereitstellung der DTA-Ausgabe



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/siniscalchi_abendmahl_1752
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/siniscalchi_abendmahl_1752/229
Zitationshilfe: Siniscalchi, Liborio: Sacramentalisches Abendmahl. Übers. v. Peter Obladen. Costanz/Ulm, 1752, S. 192. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/siniscalchi_abendmahl_1752/229>, abgerufen am 24.11.2024.