Siniscalchi, Liborio: Sacramentalisches Abendmahl. Übers. v. Peter Obladen. Costanz/Ulm, 1752.Betrachtungen uns zu denen Tugenden auf. Von dem geseeg-neten Kelch kan man mit David am 22. Psal- men sagen: Wie vornehm ist nicht dein Kelch/ so truncken macht! weilen, wie der heilige Augustinus anmerckt, da der überflüs- sige Wein den Menschen des Verstands, und Kräfften beraubt, hingegen der Sacramenta- lische Wein allen Gebrauch des Verstands, und Kräfften verschafft, und ziert den Menschen mit allen Tugenden aus. Diß zeigt uns die tägliche Erfahrnus in jenen, so dieses hei- lige Sacrament öffters empfangen. Und zwar billich, massen alle geringere Ding in ih- rer Gattung vollkommen werden, wenn selbe mit höher- und vornehmeren verei- niget werden. Also wird das Bley, wenn es mit dem Silber, dieses mit dem Gold, das Gold mit Perlen vereiniget wird, in seiner Gattung vollkommener. Da sich dann also der Mensch durch dieses heilige Sacrament mit dem Jungfräulichen Fleisch JEsu, mit seiner Allerheiligsten Seel, und Gottheit, als dem Ursprung aller Tugenden vereiniget, kan es ja nicht anderst seyn, als daß er mit allen Tu- genden überhäufft werde; und dieses um so mehr, als Christus in diesem heiligen Sacra- ment in unser Hertz eingeht, wie ein Pett- schafft auf selben die Bildnus aller Tugenden einzuprägen. Deßwegen fühlt eine solche Seel gemeiniglich eine grössere Begierd zur Liebe GOttes in sich, und ist gedultiger in Creutz und
Betrachtungen uns zu denen Tugenden auf. Von dem geſeeg-neten Kelch kan man mit David am 22. Pſal- men ſagen: Wie vornehm iſt nicht dein Kelch/ ſo truncken macht! weilen, wie der heilige Auguſtinus anmerckt, da der überflüſ- ſige Wein den Menſchen des Verſtands, und Kräfften beraubt, hingegen der Sacramenta- liſche Wein allen Gebrauch des Verſtands, und Kräfften verſchafft, und ziert den Menſchen mit allen Tugenden aus. Diß zeigt uns die tägliche Erfahrnus in jenen, ſo dieſes hei- lige Sacrament öffters empfangen. Und zwar billich, maſſen alle geringere Ding in ih- rer Gattung vollkommen werden, wenn ſelbe mit höher- und vornehmeren verei- niget werden. Alſo wird das Bley, wenn es mit dem Silber, dieſes mit dem Gold, das Gold mit Perlen vereiniget wird, in ſeiner Gattung vollkommener. Da ſich dann alſo der Menſch durch dieſes heilige Sacrament mit dem Jungfräulichen Fleiſch JEſu, mit ſeiner Allerheiligſten Seel, und Gottheit, als dem Urſprung aller Tugenden vereiniget, kan es ja nicht anderſt ſeyn, als daß er mit allen Tu- genden überhäufft werde; und dieſes um ſo mehr, als Chriſtus in dieſem heiligen Sacra- ment in unſer Hertz eingeht, wie ein Pett- ſchafft auf ſelben die Bildnus aller Tugenden einzuprägen. Deßwegen fühlt eine ſolche Seel gemeiniglich eine gröſſere Begierd zur Liebe GOttes in ſich, und iſt gedultiger in Creutz und
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Betrachtungen
uns zu denen Tugenden auf. Von dem geſeeg-
neten Kelch kan man mit David am 22. Pſal-
men ſagen: Wie vornehm iſt nicht dein
Kelch/ ſo truncken macht! weilen, wie der
heilige Auguſtinus anmerckt, da der überflüſ-
ſige Wein den Menſchen des Verſtands, und
Kräfften beraubt, hingegen der Sacramenta-
liſche Wein allen Gebrauch des Verſtands,
und Kräfften verſchafft, und ziert den Menſchen
mit allen Tugenden aus. Diß zeigt uns
die tägliche Erfahrnus in jenen, ſo dieſes hei-
lige Sacrament öffters empfangen. Und
zwar billich, maſſen alle geringere Ding in ih-
rer Gattung vollkommen werden, wenn
ſelbe mit höher- und vornehmeren verei-
niget werden. Alſo wird das Bley, wenn
es mit dem Silber, dieſes mit dem Gold, das
Gold mit Perlen vereiniget wird, in ſeiner
Gattung vollkommener. Da ſich dann alſo der
Menſch durch dieſes heilige Sacrament mit
dem Jungfräulichen Fleiſch JEſu, mit ſeiner
Allerheiligſten Seel, und Gottheit, als dem
Urſprung aller Tugenden vereiniget, kan es ja
nicht anderſt ſeyn, als daß er mit allen Tu-
genden überhäufft werde; und dieſes um ſo
mehr, als Chriſtus in dieſem heiligen Sacra-
ment in unſer Hertz eingeht, wie ein Pett-
ſchafft auf ſelben die Bildnus aller Tugenden
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