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Siniscalchi, Liborio: Sacramentalisches Abendmahl. Übers. v. Peter Obladen. Costanz/Ulm, 1752.

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Von dem H. Altars-Sacrament.
O Wunder der Liebe! GOTT thut sich
erbarmen/
Selbst GOtt der HErr speiset den Diener
und Armen.
III.

GOtt macht in diesem Geheimnuß
aus uns gleichsam Göttliche Menschen.
Das
ist denen Liebenden eigen; sie wollen immer
immer nur beysammen seyn, und, so es nur
möglich, wolte jeder aus den anderen seine ei-
gene Weesenheit machen. Weilen nun das
an sich selbst nicht seyn kan, scheint es, als wäre
es gleichsam mit der Gedächtnuß, Verstand,
und Willen ersetzt, und verstalte sich wenigstens
der Einbildung nach der Liebende in die Per-
son des Geliebten. Nun theilt sich der aller-
liebste JEsus auf eine solche Art in diesem hei-
ligen Liebs-Geheimnuß uns mit; daß es scheint,
als wurden wir in Christum verstaltet, wie der
Heil. Gregorius von Nissa redet. Gleichwie
das glühende Eisen, obwohlen es seine natür-
liche Weesenheit nicht verliehrt, dannoch von
aussen und innen wie Feuer glitzet und gläntzt;
also auch jener, so Christum würdig empfangt,
behaltet seine eigene Natur; aber durch die
Gnad nimmt er was von der Göttlichen, und
empfangt eine gewisse Gleichheit mit GOtt;
als wohin einige Lehrer mit Cyrillo und Hila-
rio
die Wort Christi verstehen, so der Heyland
zu seinem Vatter gesprochen: Mein Vatter,
ich habe ihnen jene Hertlichkeit mitgetheilt/
so du mir gegeben/ damit sie eines seyen, wie

wir:
D 5
Von dem H. Altars-Sacrament.
O Wunder der Liebe! GOTT thut ſich
erbarmen/
Selbſt GOtt der HErr ſpeiſet den Diener
und Armen.
III.

GOtt macht in dieſem Geheimnuß
aus uns gleichſam Göttliche Menſchen.
Das
iſt denen Liebenden eigen; ſie wollen immer
immer nur beyſammen ſeyn, und, ſo es nur
möglich, wolte jeder aus den anderen ſeine ei-
gene Weeſenheit machen. Weilen nun das
an ſich ſelbſt nicht ſeyn kan, ſcheint es, als wäre
es gleichſam mit der Gedächtnuß, Verſtand,
und Willen erſetzt, und verſtalte ſich wenigſtens
der Einbildung nach der Liebende in die Per-
ſon des Geliebten. Nun theilt ſich der aller-
liebſte JEſus auf eine ſolche Art in dieſem hei-
ligen Liebs-Geheimnuß uns mit; daß es ſcheint,
als wurden wir in Chriſtum verſtaltet, wie der
Heil. Gregorius von Niſſa redet. Gleichwie
das glühende Eiſen, obwohlen es ſeine natür-
liche Weeſenheit nicht verliehrt, dannoch von
auſſen und innen wie Feuer glitzet und gläntzt;
alſo auch jener, ſo Chriſtum würdig empfangt,
behaltet ſeine eigene Natur; aber durch die
Gnad nimmt er was von der Göttlichen, und
empfangt eine gewiſſe Gleichheit mit GOtt;
als wohin einige Lehrer mit Cyrillo und Hila-
rio
die Wort Chriſti verſtehen, ſo der Heyland
zu ſeinem Vatter geſprochen: Mein Vatter,
ich habe ihnen jene Hertlichkeit mitgetheilt/
ſo du mir gegeben/ damit ſie eines ſeyen, wie

wir:
D 5
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[57/0094] Von dem H. Altars-Sacrament. O Wunder der Liebe! GOTT thut ſich erbarmen/ Selbſt GOtt der HErr ſpeiſet den Diener und Armen. III. GOtt macht in dieſem Geheimnuß aus uns gleichſam Göttliche Menſchen. Das iſt denen Liebenden eigen; ſie wollen immer immer nur beyſammen ſeyn, und, ſo es nur möglich, wolte jeder aus den anderen ſeine ei- gene Weeſenheit machen. Weilen nun das an ſich ſelbſt nicht ſeyn kan, ſcheint es, als wäre es gleichſam mit der Gedächtnuß, Verſtand, und Willen erſetzt, und verſtalte ſich wenigſtens der Einbildung nach der Liebende in die Per- ſon des Geliebten. Nun theilt ſich der aller- liebſte JEſus auf eine ſolche Art in dieſem hei- ligen Liebs-Geheimnuß uns mit; daß es ſcheint, als wurden wir in Chriſtum verſtaltet, wie der Heil. Gregorius von Niſſa redet. Gleichwie das glühende Eiſen, obwohlen es ſeine natür- liche Weeſenheit nicht verliehrt, dannoch von auſſen und innen wie Feuer glitzet und gläntzt; alſo auch jener, ſo Chriſtum würdig empfangt, behaltet ſeine eigene Natur; aber durch die Gnad nimmt er was von der Göttlichen, und empfangt eine gewiſſe Gleichheit mit GOtt; als wohin einige Lehrer mit Cyrillo und Hila- rio die Wort Chriſti verſtehen, ſo der Heyland zu ſeinem Vatter geſprochen: Mein Vatter, ich habe ihnen jene Hertlichkeit mitgetheilt/ ſo du mir gegeben/ damit ſie eines ſeyen, wie wir: D 5

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Zitationshilfe: Siniscalchi, Liborio: Sacramentalisches Abendmahl. Übers. v. Peter Obladen. Costanz/Ulm, 1752, S. 57. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/siniscalchi_abendmahl_1752/94>, abgerufen am 24.11.2024.