Es ist Zeit, daß das Blut der Völker- schaften sich mische; daß diese Mischung jenen verderblichen Egoismus vertilge, daß insbesondre Teutschland wieder Ein Volk werde, daß aus der Verpflanzung der Fa- milien Nazional-Geist, und besser noch, Weltbürger-Sinn, das Treibhaus alles Edlen und Guten, vorzüglich der Gastfreund- schaft, der Theilnehmung, der Wohlthätig- keit, hervorblühe, daß durch diese Reibung der Sitten die scharfe Eken des Lokalismus abgestoßen werden, und daß der Mensch zu- rükgeführt werde in den Schooß der großen Familie, der er zuerst angehört, und deren Ahnen-Tafel vor dem Tribunale der Weisheit und Tugend, und also vor dem höchsten und lezten Tribunale des Menschen, dieß- und jenseits des Grabs, einzig gilt.
Es iſt Zeit, daß das Blut der Voͤlker- ſchaften ſich miſche; daß dieſe Miſchung jenen verderblichen Egoismus vertilge, daß insbeſondre Teutſchland wieder Ein Volk werde, daß aus der Verpflanzung der Fa- milien Nazional-Geiſt, und beſſer noch, Weltbuͤrger-Sinn, das Treibhaus alles Edlen und Guten, vorzuͤglich der Gaſtfreund- ſchaft, der Theilnehmung, der Wohlthaͤtig- keit, hervorbluͤhe, daß durch dieſe Reibung der Sitten die ſcharfe Eken des Lokalismus abgeſtoßen werden, und daß der Menſch zu- ruͤkgefuͤhrt werde in den Schooß der großen Familie, der er zuerſt angehoͤrt, und deren Ahnen-Tafel vor dem Tribunale der Weisheit und Tugend, und alſo vor dem hoͤchſten und lezten Tribunale des Menſchen, dieß- und jenſeits des Grabs, einzig gilt.
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Es iſt Zeit, daß das Blut der Voͤlker-
ſchaften ſich miſche; daß dieſe Miſchung
jenen verderblichen Egoismus vertilge, daß
insbeſondre Teutſchland wieder Ein Volk
werde, daß aus der Verpflanzung der Fa-
milien Nazional-Geiſt, und beſſer noch,
Weltbuͤrger-Sinn, das Treibhaus alles
Edlen und Guten, vorzuͤglich der Gaſtfreund-
ſchaft, der Theilnehmung, der Wohlthaͤtig-
keit, hervorbluͤhe, daß durch dieſe Reibung
der Sitten die ſcharfe Eken des Lokalismus
abgeſtoßen werden, und daß der Menſch zu-
ruͤkgefuͤhrt werde in den Schooß der großen
Familie, der er zuerſt angehoͤrt, und deren
Ahnen-Tafel vor dem Tribunale der Weisheit
und Tugend, und alſo vor dem hoͤchſten und
lezten Tribunale des Menſchen, dieß- und
jenſeits des Grabs, einzig gilt.
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Soden, Julius von: Alethia. Leipzig, 1796, S. 124. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/soden_alethia_1796/136>, abgerufen am 29.11.2024.
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