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Soden, Julius von: Alethia. Leipzig, 1796.

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Wahrheit, nie reine Wahrheit liegt, das
von den ins unendlich mannichfaltigen An-
sichten der Glieder der Gesellschaft seine mon-
struöse Form erhält? --

Mag die Publizität der peinlichen Ver-
höre bisweilen neue Verbrechen gebähren,
mag sie auch bisweilen der Sittlichkeit nach-
theilig seyn, diese unvermeidliche Jnkonveni-
enzen werden überschwenglich aufgewogen,
durch die Kenntnis, die die Gesellschaft von
dem Gange des Verbrechens in der mensch-
lichen Seele, erlangt, durch die Verwah-
rungs-Mittel gegen die erste Schritte zum
Laster, durch das schauerliche und abschre-
kende Gemählde der Folgen ungezügelter
Leidenschaften, oder ungebildeter Rohheit der
Seele, welche die Oeffentlichkeit der peinlichen
Verhandlungen der Menschheit darbiethet;

durch

Wahrheit, nie reine Wahrheit liegt, das
von den ins unendlich mannichfaltigen An-
ſichten der Glieder der Geſellſchaft ſeine mon-
ſtruoͤſe Form erhaͤlt? —

Mag die Publizitaͤt der peinlichen Ver-
hoͤre bisweilen neue Verbrechen gebaͤhren,
mag ſie auch bisweilen der Sittlichkeit nach-
theilig ſeyn, dieſe unvermeidliche Jnkonveni-
enzen werden uͤberſchwenglich aufgewogen,
durch die Kenntnis, die die Geſellſchaft von
dem Gange des Verbrechens in der menſch-
lichen Seele, erlangt, durch die Verwah-
rungs-Mittel gegen die erſte Schritte zum
Laſter, durch das ſchauerliche und abſchre-
kende Gemaͤhlde der Folgen ungezuͤgelter
Leidenſchaften, oder ungebildeter Rohheit der
Seele, welche die Oeffentlichkeit der peinlichen
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[144/0156] Wahrheit, nie reine Wahrheit liegt, das von den ins unendlich mannichfaltigen An- ſichten der Glieder der Geſellſchaft ſeine mon- ſtruoͤſe Form erhaͤlt? — Mag die Publizitaͤt der peinlichen Ver- hoͤre bisweilen neue Verbrechen gebaͤhren, mag ſie auch bisweilen der Sittlichkeit nach- theilig ſeyn, dieſe unvermeidliche Jnkonveni- enzen werden uͤberſchwenglich aufgewogen, durch die Kenntnis, die die Geſellſchaft von dem Gange des Verbrechens in der menſch- lichen Seele, erlangt, durch die Verwah- rungs-Mittel gegen die erſte Schritte zum Laſter, durch das ſchauerliche und abſchre- kende Gemaͤhlde der Folgen ungezuͤgelter Leidenſchaften, oder ungebildeter Rohheit der Seele, welche die Oeffentlichkeit der peinlichen Verhandlungen der Menſchheit darbiethet; durch

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Zitationshilfe: Soden, Julius von: Alethia. Leipzig, 1796, S. 144. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/soden_alethia_1796/156>, abgerufen am 28.11.2024.