Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Soden, Julius von: Alethia. Leipzig, 1796.

Bild:
<< vorherige Seite

matik rein in ihre Schaale eingefaßt? ver-
siegt und troken deren Beet? --

Ja Theologie und Mythologie ist für die
ungebildeten Klassen der Menschheit noth-
wendig, und wohlthätig. Ach! warum strebt
man nicht sie den gebildetern Klassen werth
zu machen! die Empfindung zu bestechen, wo
die Vernunft sich empört, nicht zu bestechen
ist -- und so die gebildete wie die ungebil-
dete Menschheit friedlich an den großen
Punkt zu geleiten, wo der Vorhang der
Wahrheit unaufhaltsam herauf rollt und vor
ihrem Glanz aller, auch der wohlthätigste
Wahn sinkt!

Sollte es würklich noch nicht Zeit seyn
der Religion bei den höhern Volks-Klassen
eine edlere Stüze zu geben, als Eigennuz
und Herrschsucht?

matik rein in ihre Schaale eingefaßt? ver-
ſiegt und troken deren Beet? —

Ja Theologie und Mythologie iſt fuͤr die
ungebildeten Klaſſen der Menſchheit noth-
wendig, und wohlthaͤtig. Ach! warum ſtrebt
man nicht ſie den gebildetern Klaſſen werth
zu machen! die Empfindung zu beſtechen, wo
die Vernunft ſich empoͤrt, nicht zu beſtechen
iſt — und ſo die gebildete wie die ungebil-
dete Menſchheit friedlich an den großen
Punkt zu geleiten, wo der Vorhang der
Wahrheit unaufhaltſam herauf rollt und vor
ihrem Glanz aller, auch der wohlthaͤtigſte
Wahn ſinkt!

Sollte es wuͤrklich noch nicht Zeit ſeyn
der Religion bei den hoͤhern Volks-Klaſſen
eine edlere Stuͤze zu geben, als Eigennuz
und Herrſchſucht?

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0038" n="26"/>
matik rein in ihre Schaale eingefaßt? ver-<lb/>
&#x017F;iegt und troken deren Beet? &#x2014;</p><lb/>
        <p>Ja Theologie und Mythologie i&#x017F;t fu&#x0364;r die<lb/>
ungebildeten Kla&#x017F;&#x017F;en der Men&#x017F;chheit noth-<lb/>
wendig, und wohltha&#x0364;tig. Ach! warum &#x017F;trebt<lb/>
man nicht &#x017F;ie den gebildetern Kla&#x017F;&#x017F;en werth<lb/>
zu machen! die Empfindung zu be&#x017F;techen, wo<lb/>
die Vernunft &#x017F;ich empo&#x0364;rt, nicht zu be&#x017F;techen<lb/>
i&#x017F;t &#x2014; und &#x017F;o die gebildete wie die ungebil-<lb/>
dete Men&#x017F;chheit friedlich an den großen<lb/>
Punkt zu geleiten, wo der Vorhang der<lb/>
Wahrheit unaufhalt&#x017F;am herauf rollt und vor<lb/>
ihrem Glanz aller, auch der wohltha&#x0364;tig&#x017F;te<lb/>
Wahn &#x017F;inkt!</p><lb/>
        <p>Sollte es wu&#x0364;rklich noch nicht Zeit &#x017F;eyn<lb/>
der Religion bei den ho&#x0364;hern Volks-Kla&#x017F;&#x017F;en<lb/>
eine edlere Stu&#x0364;ze zu geben, als Eigennuz<lb/>
und Herr&#x017F;ch&#x017F;ucht?</p><lb/>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[26/0038] matik rein in ihre Schaale eingefaßt? ver- ſiegt und troken deren Beet? — Ja Theologie und Mythologie iſt fuͤr die ungebildeten Klaſſen der Menſchheit noth- wendig, und wohlthaͤtig. Ach! warum ſtrebt man nicht ſie den gebildetern Klaſſen werth zu machen! die Empfindung zu beſtechen, wo die Vernunft ſich empoͤrt, nicht zu beſtechen iſt — und ſo die gebildete wie die ungebil- dete Menſchheit friedlich an den großen Punkt zu geleiten, wo der Vorhang der Wahrheit unaufhaltſam herauf rollt und vor ihrem Glanz aller, auch der wohlthaͤtigſte Wahn ſinkt! Sollte es wuͤrklich noch nicht Zeit ſeyn der Religion bei den hoͤhern Volks-Klaſſen eine edlere Stuͤze zu geben, als Eigennuz und Herrſchſucht?

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/soden_alethia_1796
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/soden_alethia_1796/38
Zitationshilfe: Soden, Julius von: Alethia. Leipzig, 1796, S. 26. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/soden_alethia_1796/38>, abgerufen am 23.11.2024.