Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Sommersberg, Friedrich Wilhelm von: Historischer und Genealogischer Schauplatz des Teutschen Reichs in gegenwärtigem Zustande. Breslau, 1730.

Bild:
<< vorherige Seite

Historiche Erklärung.

§. 1. Die Hertzoge von Würtemberg stammen her aus dem Geblüte der alten Fränckischen Könige; daher als der Hertzog in Schwaben Conradinus von Hohenstauffen König von beyden Sicilien, bey Einnehmung dieser väterlichen Reiche in einer unglücklichen Schlacht, von dem dieselbe mit des Pabsts Genehmhaltung usurpirendem Hertzoge Carolo von Anjou geschlagen, und auf der Flucht ergriffen, hernach aber folgenden 1269. Jahres d. 29. Octobr. zu Neapel enthauptet worden, gab sich unter andern auch zu dessen Erbschafft als ein naher Anverwandter Graf Eberhardus II. von Würtemberg, mit dem Zunamen der Erleuchtete, an, nahm auch Krafft dieses Rechtens unterschiedene Oerter in Schwaben ein, und vermehrete die Macht seines Hauses so ansehnlich, daß man schon damals die Grafen von Würtemberg Fürsten- mäßig achten können.

§. 2. Jedoch ist die Grafschafft Würtemberg eine gantz besondere und von dem Hertzogthum Schwaben abgetheilte Reichs-Grafschafft gewesen, worzu die Herrschafft Beutelsbach durch Heyrath kommen; die Grafen von Calw aber waren Stamms-Verwandte der Grafen von Würtemberg. Eberhardus I. Graf von Würtemberg, vorgenannten Grafens Eberhardi II. Illustris Groß-Vater, brachte von seiner Gemahlin Agnes, des letzten Hertzogs zu Zähringen Bertholdi V. Schwester, Grafens Egonis zu Aurach Wittib, diese Grafschafft Aurach, oder wie die alten Urkunden schreiben, Urach, und zugleich das auf selbiger hafftende Reichs-Jägermeister-Amt an sein Haus, wovon noch auf dem Wür-

Historiche Erklärung.

§. 1. Die Hertzoge von Würtemberg stammen her aus dem Geblüte der alten Fränckischen Könige; daher als der Hertzog in Schwaben Conradinus von Hohenstauffen König von beyden Sicilien, bey Einnehmung dieser väterlichen Reiche in einer unglücklichen Schlacht, von dem dieselbe mit des Pabsts Genehmhaltung usurpirendem Hertzoge Carolo von Anjou geschlagen, und auf der Flucht ergriffen, hernach aber folgenden 1269. Jahres d. 29. Octobr. zu Neapel enthauptet worden, gab sich unter andern auch zu dessen Erbschafft als ein naher Anverwandter Graf Eberhardus II. von Würtemberg, mit dem Zunamen der Erleuchtete, an, nahm auch Krafft dieses Rechtens unterschiedene Oerter in Schwaben ein, und vermehrete die Macht seines Hauses so ansehnlich, daß man schon damals die Grafen von Würtemberg Fürsten- mäßig achten können.

§. 2. Jedoch ist die Grafschafft Würtemberg eine gantz besondere und von dem Hertzogthum Schwaben abgetheilte Reichs-Grafschafft gewesen, worzu die Herrschafft Beutelsbach durch Heyrath kommen; die Grafen von Calw aber waren Stamms-Verwandte der Grafen von Würtemberg. Eberhardus I. Graf von Würtemberg, vorgenannten Grafens Eberhardi II. Illustris Groß-Vater, brachte von seiner Gemahlin Agnes, des letzten Hertzogs zu Zähringen Bertholdi V. Schwester, Grafens Egonis zu Aurach Wittib, diese Grafschafft Aurach, oder wie die alten Urkunden schreiben, Urach, und zugleich das auf selbiger hafftende Reichs-Jägermeister-Amt an sein Haus, wovon noch auf dem Wür-

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <pb facs="#f0200" n="180"/>
        <p>Historiche Erklärung.</p>
        <p>§. 1. Die Hertzoge von Würtemberg stammen her aus dem Geblüte der alten                      Fränckischen Könige; daher als der Hertzog in Schwaben Conradinus von                      Hohenstauffen König von beyden Sicilien, bey Einnehmung dieser väterlichen                      Reiche in einer unglücklichen Schlacht, von dem dieselbe mit des Pabsts                      Genehmhaltung usurpirendem Hertzoge Carolo von Anjou geschlagen, und auf der                      Flucht ergriffen, hernach aber folgenden 1269. Jahres d. 29. Octobr. zu Neapel                      enthauptet worden, gab sich unter andern auch zu dessen Erbschafft als ein naher                      Anverwandter Graf Eberhardus II. von Würtemberg, mit dem Zunamen der                      Erleuchtete, an, nahm auch Krafft dieses Rechtens unterschiedene Oerter in                      Schwaben ein, und vermehrete die Macht seines Hauses so ansehnlich, daß man                      schon damals die Grafen von Würtemberg Fürsten- mäßig achten können.</p>
        <p>§. 2. Jedoch ist die Grafschafft Würtemberg eine gantz besondere und von dem                      Hertzogthum Schwaben abgetheilte Reichs-Grafschafft gewesen, worzu die                      Herrschafft Beutelsbach durch Heyrath kommen; die Grafen von Calw aber waren                      Stamms-Verwandte der Grafen von Würtemberg. Eberhardus I. Graf von Würtemberg,                      vorgenannten Grafens Eberhardi II. Illustris Groß-Vater, brachte von seiner                      Gemahlin Agnes, des letzten Hertzogs zu Zähringen Bertholdi V. Schwester,                      Grafens Egonis zu Aurach Wittib, diese Grafschafft Aurach, oder wie die alten                      Urkunden schreiben, Urach, und zugleich das auf selbiger hafftende                      Reichs-Jägermeister-Amt an sein Haus, wovon noch auf dem Wür-
</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[180/0200] Historiche Erklärung. §. 1. Die Hertzoge von Würtemberg stammen her aus dem Geblüte der alten Fränckischen Könige; daher als der Hertzog in Schwaben Conradinus von Hohenstauffen König von beyden Sicilien, bey Einnehmung dieser väterlichen Reiche in einer unglücklichen Schlacht, von dem dieselbe mit des Pabsts Genehmhaltung usurpirendem Hertzoge Carolo von Anjou geschlagen, und auf der Flucht ergriffen, hernach aber folgenden 1269. Jahres d. 29. Octobr. zu Neapel enthauptet worden, gab sich unter andern auch zu dessen Erbschafft als ein naher Anverwandter Graf Eberhardus II. von Würtemberg, mit dem Zunamen der Erleuchtete, an, nahm auch Krafft dieses Rechtens unterschiedene Oerter in Schwaben ein, und vermehrete die Macht seines Hauses so ansehnlich, daß man schon damals die Grafen von Würtemberg Fürsten- mäßig achten können. §. 2. Jedoch ist die Grafschafft Würtemberg eine gantz besondere und von dem Hertzogthum Schwaben abgetheilte Reichs-Grafschafft gewesen, worzu die Herrschafft Beutelsbach durch Heyrath kommen; die Grafen von Calw aber waren Stamms-Verwandte der Grafen von Würtemberg. Eberhardus I. Graf von Würtemberg, vorgenannten Grafens Eberhardi II. Illustris Groß-Vater, brachte von seiner Gemahlin Agnes, des letzten Hertzogs zu Zähringen Bertholdi V. Schwester, Grafens Egonis zu Aurach Wittib, diese Grafschafft Aurach, oder wie die alten Urkunden schreiben, Urach, und zugleich das auf selbiger hafftende Reichs-Jägermeister-Amt an sein Haus, wovon noch auf dem Wür-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Theatrum-Literatur der Frühen Neuzeit: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in XML/TEI. (2013-11-26T12:54:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme entsprechen muss.
Wolfenbütteler Digitale Bibliothek: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2013-11-26T12:54:31Z)
Arne Binder: Konvertierung nach XML gemäß DTA-Basisformat, Tagging der Titelblätter, Korrekturen der Transkription. (2013-11-26T12:54:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Langes s (ſ) wird als rundes s (s) wiedergegeben.
  • Rundes r (ꝛ) wird als normales r (r) wiedergegeben bzw. in der Kombination ꝛc. als et (etc.) aufgelöst.
  • Die Majuskel J im Frakturdruck wird in der Transkription je nach Lautwert als I bzw. J wiedergegeben.
  • Übergeschriebenes „e“ über „a“, „o“ und „u“ wird als „ä“, „ö“, „ü“ transkribiert.
  • Ligaturen werden aufgelöst.
  • Silbentrennungen über Zeilengrenzen hinweg werden aufgelöst.
  • Silbentrennungen über Seitengrenzen hinweg werden beibehalten.
  • Kolumnentitel, Bogensignaturen und Kustoden werden nicht erfasst.
  • Griechische Schrift wird nicht transkribiert, sondern im XML mit <foreign xml:lang="el"><gap reason="fm"/></foreign> vermerkt.



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/sommersberg_schauplatz_1730
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/sommersberg_schauplatz_1730/200
Zitationshilfe: Sommersberg, Friedrich Wilhelm von: Historischer und Genealogischer Schauplatz des Teutschen Reichs in gegenwärtigem Zustande. Breslau, 1730, S. 180. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sommersberg_schauplatz_1730/200>, abgerufen am 23.11.2024.