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Sonnemann, Johann Diederich Gottfried: Kurtze und Beständige Ablehnung Des [...] Fälschlich angedichteten Syncretismi. Hildesheim, 1709

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die Unglückseelichkeit der Zeiten / da alle Sachen verwirret und verstöret waren / auch die Wissenschafft der auffrechten Antiquität in denen dicken Finsternissen verborgen lage / durch verschiedene Künste eingeführet worden / dennoch unbeweglich geblieben: nemlich / es haben die Christen nicht auffgehöret zu glauben an einen GOtt / Schöffer Himmels und der Erden / Vatter Sohn und heiligen Geist. Sie haben nicht unterlassen zu glauben / daß der Sohn wegen uns Menschen / und um unsers Heyls willen vom Himmel gestiegen / und damit er uns / die wir wegen unserer Sünden der ewigen Verdammnüß schüldig waren / so von denen Sünden als der Verdamnüß errettet- und befreyete / aus einer unbefleckten Jungfrauen Mensch sey worden / gelitten und gestorben; nach überwundenen Todt wieder erstanden / und gen Himmel auffgefahren sey: Ja sie haben nicht abgelassen zu glauben und zu bekennen / daß sie durch dieses unsers Erlösers / und nicht durch ihre eigene Verdienste zur ewigen Seeligkeit gelangen werden / da sie sonsten GOtt vielfältig erzürnet / und durch ihre Sünde den ewigen Todt verdienet hatten. Daß sie aber das Leyden und den Tod unsers HErrn JEsu Christi zwischen sich und den Zorn GOttes stellen / daß sie nun solches glauben und bekennen müssen in ihrem Todt-Bette / solches befehlen so viele alte geschriebene / auch gedruckte und in den Brauch gebrachte / also genante / Agendae. Auff diese Weise sind unter denen verschiedenen Corruptelen / auch da die Herrschafft und Päbstliche Tyranney in ihrem vollen Alter war / die Fundamenta des Christenthums und der Seeligkeit dennoch nicht gäntzlich zerruttet übergeblieben.

Und in seinen Desiderio und Studio Concordiae Ecclesiasticae n. 4. schreibt er: ,Diejenige / so da glauben / was wir gesagt haben / daß die Socianer laugnen; und vertrauen / daß sie nicht durch ihre eigene Verdienste / sondern durch Krafft und Verdienst des Leydens JESU Christi die Erlassung ihrer Sünden erhalten / und nach Aufferstehung ihres Fleisches zur Seeligkeit gelangen werden; und setzen zwischen sich und den Zorn GOttes das Verdienst und den Todt Christi; sind dabenebens getaufft und geniessen das Sacrament des Altars / wie es gegeben wird; vollenbringen aber nicht die Wercke des Fleisches / sondern leben mässig / gerecht und gottesfürchtig in dieser Welt / erwartende die seelige Hoffnung und die herrliche Zukunfft der Glory des grossen Gottes / und unsers Erlösers JEsu Christi; Daß diese Kinder GOttes gehalten / und zu der Erbschafft des himmlischen Reichs zugelassen werden / ist gewiß. Solche aber kommen viel näher mit einander überein / und werden inniglicher verbunden / als die erst genente / nemlich wie Glieder unter dem Haupte Christo. So soll man dann dieselbe

die Unglückseelichkeit der Zeiten / da alle Sachen verwirret und verstöret waren / auch die Wissenschafft der auffrechten Antiquität in denen dicken Finsternissen verborgen lage / durch verschiedene Künste eingeführet worden / dennoch unbeweglich geblieben: nemlich / es haben die Christen nicht auffgehöret zu glauben an einen GOtt / Schöffer Himmels und der Erden / Vatter Sohn und heiligen Geist. Sie haben nicht unterlassen zu glauben / daß der Sohn wegen uns Menschen / und um unsers Heyls willen vom Himmel gestiegen / und damit er uns / die wir wegen unserer Sünden der ewigen Verdam̃nüß schüldig waren / so von denen Sünden als der Verdamnüß errettet- und befreyete / aus einer unbefleckten Jungfrauen Mensch sey worden / gelitten und gestorben; nach überwundenen Todt wieder erstanden / und gen Himmel auffgefahren sey: Ja sie haben nicht abgelassen zu glauben und zu bekennen / daß sie durch dieses unsers Erlösers / und nicht durch ihre eigene Verdienste zur ewigen Seeligkeit gelangen werden / da sie sonsten GOtt vielfältig erzürnet / und durch ihre Sünde den ewigen Todt verdienet hatten. Daß sie aber das Leyden und den Tod unsers HErrn JEsu Christi zwischen sich und den Zorn GOttes stellen / daß sie nun solches glauben und bekennen müssen in ihrem Todt-Bette / solches befehlen so viele alte geschriebene / auch gedruckte und in den Brauch gebrachte / also genante / Agendae. Auff diese Weise sind unter denen verschiedenen Corruptelen / auch da die Herrschafft und Päbstliche Tyranney in ihrem vollen Alter war / die Fundamenta des Christenthums und der Seeligkeit dennoch nicht gäntzlich zerruttet übergeblieben.

Und in seinen Desiderio und Studio Concordiae Ecclesiasticae n. 4. schreibt er: ‚Diejenige / so da glauben / was wir gesagt haben / daß die Socianer laugnen; und vertrauen / daß sie nicht durch ihre eigene Verdienste / sondern durch Krafft und Verdienst des Leydens JESU Christi die Erlassung ihrer Sünden erhalten / und nach Aufferstehung ihres Fleisches zur Seeligkeit gelangen werden; und setzen zwischen sich und den Zorn GOttes das Verdienst und den Todt Christi; sind dabenebens getaufft und geniessen das Sacrament des Altars / wie es gegeben wird; vollenbringen aber nicht die Wercke des Fleisches / sondern leben mässig / gerecht und gottesfürchtig in dieser Welt / erwartende die seelige Hoffnung und die herrliche Zukunfft der Glory des grossen Gottes / und unsers Erlösers JEsu Christi; Daß diese Kinder GOttes gehalten / und zu der Erbschafft des him̃lischen Reichs zugelassen werden / ist gewiß. Solche aber kommen viel näher mit einander überein / und werden inniglicher verbunden / als die erst genente / nemlich wie Glieder unter dem Haupte Christo. So soll man dann dieselbe

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[32/0032] die Unglückseelichkeit der Zeiten / da alle Sachen verwirret und verstöret waren / auch die Wissenschafft der auffrechten Antiquität in denen dicken Finsternissen verborgen lage / durch verschiedene Künste eingeführet worden / dennoch unbeweglich geblieben: nemlich / es haben die Christen nicht auffgehöret zu glauben an einen GOtt / Schöffer Himmels und der Erden / Vatter Sohn und heiligen Geist. Sie haben nicht unterlassen zu glauben / daß der Sohn wegen uns Menschen / und um unsers Heyls willen vom Himmel gestiegen / und damit er uns / die wir wegen unserer Sünden der ewigen Verdam̃nüß schüldig waren / so von denen Sünden als der Verdamnüß errettet- und befreyete / aus einer unbefleckten Jungfrauen Mensch sey worden / gelitten und gestorben; nach überwundenen Todt wieder erstanden / und gen Himmel auffgefahren sey: Ja sie haben nicht abgelassen zu glauben und zu bekennen / daß sie durch dieses unsers Erlösers / und nicht durch ihre eigene Verdienste zur ewigen Seeligkeit gelangen werden / da sie sonsten GOtt vielfältig erzürnet / und durch ihre Sünde den ewigen Todt verdienet hatten. Daß sie aber das Leyden und den Tod unsers HErrn JEsu Christi zwischen sich und den Zorn GOttes stellen / daß sie nun solches glauben und bekennen müssen in ihrem Todt-Bette / solches befehlen so viele alte geschriebene / auch gedruckte und in den Brauch gebrachte / also genante / Agendae. Auff diese Weise sind unter denen verschiedenen Corruptelen / auch da die Herrschafft und Päbstliche Tyranney in ihrem vollen Alter war / die Fundamenta des Christenthums und der Seeligkeit dennoch nicht gäntzlich zerruttet übergeblieben. Und in seinen Desiderio und Studio Concordiae Ecclesiasticae n. 4. schreibt er: ‚Diejenige / so da glauben / was wir gesagt haben / daß die Socianer laugnen; und vertrauen / daß sie nicht durch ihre eigene Verdienste / sondern durch Krafft und Verdienst des Leydens JESU Christi die Erlassung ihrer Sünden erhalten / und nach Aufferstehung ihres Fleisches zur Seeligkeit gelangen werden; und setzen zwischen sich und den Zorn GOttes das Verdienst und den Todt Christi; sind dabenebens getaufft und geniessen das Sacrament des Altars / wie es gegeben wird; vollenbringen aber nicht die Wercke des Fleisches / sondern leben mässig / gerecht und gottesfürchtig in dieser Welt / erwartende die seelige Hoffnung und die herrliche Zukunfft der Glory des grossen Gottes / und unsers Erlösers JEsu Christi; Daß diese Kinder GOttes gehalten / und zu der Erbschafft des him̃lischen Reichs zugelassen werden / ist gewiß. Solche aber kommen viel näher mit einander überein / und werden inniglicher verbunden / als die erst genente / nemlich wie Glieder unter dem Haupte Christo. So soll man dann dieselbe

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Wolfenbütteler Digitale Bibliothek: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2013-02-15T13:54:31Z)
Marcus Baumgarten, Frederike Neuber, Frank Wiegand: Konvertierung nach XML gemäß DTA-Basisformat, Tagging der Titelblätter, Korrekturen der Transkription. (2013-02-15T13:54:31Z)

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Zitationshilfe: Sonnemann, Johann Diederich Gottfried: Kurtze und Beständige Ablehnung Des [...] Fälschlich angedichteten Syncretismi. Hildesheim, 1709, S. 32. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sonnemann_ablehnung_1709/32>, abgerufen am 21.11.2024.