Specht, Christian: Die von dem grossen Himmels-Könige in das Freuden-volle Jubiläum der ewigen Vermählung ... aufgenommene Himmels Braut. Wolfenbüttel, 1704.lich schön anzusehen gewesen / und in einem wunderbarem Safft geschwommen / und dadurch so unverweßlich erhalten / daß allerdings das Angesicht noch fast als lebendig geschienen. Die goldgelben Haare waren in einem Zopff zierlich auffgeflochten / und mit einem güldenem Zirckel oder Ringe eingefasset; Zu ihren Füssen brannte eine Laterne / aber bald / als das Grab eröffnet war / ging das Licht aus. Bey einigen Merckzeichen konte man erkennen / daß dieser Cörper vor tausend fünffhundert und funfftzig Jahren allda eingeerdiget. Und hat man die Muhtmassung gehabt / daß es des berühmten Bürgermeisters Ciceronis eintzige Tochter / die Tullia, oder Tulliola, gewesen. Ein langwieriges Liebes-Gedächtniß / so die Hinterlassenen vor die Verstorbene erdacht und ersonnen! Da wir nun heutiges Tages solche Lichter und Lampen nicht mehr haben / und ohne dem dieselbe doch zuletzt ausgehen / so soll / glorwürdigste Hertzogin / Eure Tugend-Sonne / und der Glantz und Schein von Euren unvergleichlichen vor aller Welt höchst-gepriesenen Fürstl. Qualitäten / das Asbestus- und Amiantus-Licht seyn / welches wir / so lange wir / und unsere Kinder und Nachkommen / biß an den Jüngsten Tag leben / und Hertzen haben / als ein beständiges ewiges Licht in solchen unsern Hertzen wollen scheinen und brennen lassen. Unser Hertz soll die Grufft seyn / darinn gewiß dieses Gedächtniß-Licht beständiger / als das Licht von Amiantus oder Asbestus, leuchten und scheinen wird. Ubrigens habe ich bey dem Schluß des Exordii dieser geistlichen Braut-Predigt / des also genannten Jubilaei conjugialis Erwehnung gethan / da nemlich Ehe-Leute / wenn sie numehro funfftzig Jahr in Christ-friedlicher Ehe bey einander gewohnet / nochmahls gleichsam von neuem Hochzeit halten / dem lieben GOtt dabey für die grosse Wolthat / welche Sie bißhero genossen / von Hertzen Danck zu sagen / auch vermöge Priesterlichen Segens / den Vater im Himmel anzuruffen / daß derselbe doch solche Christliche Ehe-Leute biß an ihr seeliges Ende / ferner an Seel und Leib benedeyen und gesegnen wolle. Und wie solcher raren Begebnissen von denen beglaubten Historicis einige beschrieben / so ist unter denenselben sonderlich mercksam / das Jubilaeum, oder die zweyte Hochzeit seel. D. Nicolai Varenbülers, weiland langwierigen Fürstl. Wirtenbergischen Rahts und Professoris Juris zu Tübingen / so er mit seiner lieben Hauß-Frau Regina Walterin, 1597. lich schön anzusehen gewesen / und in einem wunderbarem Safft geschwommen / und dadurch so unverweßlich erhalten / daß allerdings das Angesicht noch fast als lebendig geschienen. Die goldgelben Haare waren in einem Zopff zierlich auffgeflochten / und mit einem güldenem Zirckel oder Ringe eingefasset; Zu ihren Füssen brannte eine Laterne / aber bald / als das Grab eröffnet war / ging das Licht aus. Bey einigen Merckzeichen konte man erkennen / daß dieser Cörper vor tausend fünffhundert und funfftzig Jahren allda eingeerdiget. Und hat man die Muhtmassung gehabt / daß es des berühmten Bürgermeisters Ciceronis eintzige Tochter / die Tullia, oder Tulliola, gewesen. Ein langwieriges Liebes-Gedächtniß / so die Hinterlassenen vor die Verstorbene erdacht und ersonnen! Da wir nun heutiges Tages solche Lichter und Lampen nicht mehr haben / und ohne dem dieselbe doch zuletzt ausgehen / so soll / glorwürdigste Hertzogin / Eure Tugend-Sonne / und der Glantz und Schein von Euren unvergleichlichen vor aller Welt höchst-gepriesenen Fürstl. Qualitäten / das Asbestus- und Amiantus-Licht seyn / welches wir / so lange wir / und unsere Kinder und Nachkommen / biß an den Jüngsten Tag leben / und Hertzen haben / als ein beständiges ewiges Licht in solchen unsern Hertzen wollen scheinen und brennen lassen. Unser Hertz soll die Grufft seyn / darinn gewiß dieses Gedächtniß-Licht beständiger / als das Licht von Amiantus oder Asbestus, leuchten und scheinen wird. Ubrigens habe ich bey dem Schluß des Exordii dieser geistlichen Braut-Predigt / des also genannten Jubilaei conjugialis Erwehnung gethan / da nemlich Ehe-Leute / wenn sie numehro funfftzig Jahr in Christ-friedlicher Ehe bey einander gewohnet / nochmahls gleichsam von neuem Hochzeit halten / dem lieben GOtt dabey für die grosse Wolthat / welche Sie bißhero genossen / von Hertzen Danck zu sagen / auch vermöge Priesterlichen Segens / den Vater im Himmel anzuruffen / daß derselbe doch solche Christliche Ehe-Leute biß an ihr seeliges Ende / ferner an Seel und Leib benedeyen und gesegnen wolle. Und wie solcher raren Begebnissen von denen beglaubten Historicis einige beschrieben / so ist unter denenselben sonderlich mercksam / das Jubilaeum, oder die zweyte Hochzeit seel. D. Nicolai Varenbülers, weiland langwierigen Fürstl. Wirtenbergischen Rahts und Professoris Juris zu Tübingen / so er mit seiner lieben Hauß-Frau Regina Walterin, 1597. <TEI> <text> <body> <div> <p><pb facs="#f0069" n="65"/> lich schön anzusehen gewesen / und in einem wunderbarem Safft geschwommen / und dadurch so unverweßlich erhalten / daß allerdings das Angesicht noch fast als lebendig geschienen. Die goldgelben Haare waren in einem Zopff zierlich auffgeflochten / und mit einem güldenem Zirckel oder Ringe eingefasset; Zu ihren Füssen brannte eine Laterne / aber bald / als das Grab eröffnet war / ging das Licht aus. Bey einigen Merckzeichen konte man erkennen / daß dieser Cörper vor tausend fünffhundert und funfftzig Jahren allda eingeerdiget. Und hat man die Muhtmassung gehabt / daß es des berühmten Bürgermeisters Ciceronis eintzige Tochter / die Tullia, oder Tulliola, gewesen. Ein langwieriges Liebes-Gedächtniß / so die Hinterlassenen vor die Verstorbene erdacht und ersonnen! Da wir nun heutiges Tages solche Lichter und Lampen nicht mehr haben / und ohne dem dieselbe doch zuletzt ausgehen / so soll / glorwürdigste Hertzogin / Eure Tugend-Sonne / und der Glantz und Schein von Euren unvergleichlichen vor aller Welt höchst-gepriesenen Fürstl. Qualitäten / das Asbestus- und Amiantus-Licht seyn / welches wir / so lange wir / und unsere Kinder und Nachkommen / biß an den Jüngsten Tag leben / und Hertzen haben / als ein beständiges ewiges Licht in solchen unsern Hertzen wollen scheinen und brennen lassen. Unser Hertz soll die Grufft seyn / darinn gewiß dieses Gedächtniß-Licht beständiger / als das Licht von Amiantus oder Asbestus, leuchten und scheinen wird. Ubrigens habe ich bey dem Schluß des Exordii dieser geistlichen Braut-Predigt / des also genannten Jubilaei conjugialis Erwehnung gethan / da nemlich Ehe-Leute / wenn sie numehro funfftzig Jahr in Christ-friedlicher Ehe bey einander gewohnet / nochmahls gleichsam von neuem Hochzeit halten / dem lieben GOtt dabey für die grosse Wolthat / welche Sie bißhero genossen / von Hertzen Danck zu sagen / auch vermöge Priesterlichen Segens / den Vater im Himmel anzuruffen / daß derselbe doch solche Christliche Ehe-Leute biß an ihr seeliges Ende / ferner an Seel und Leib benedeyen und gesegnen wolle. Und wie solcher raren Begebnissen von denen beglaubten Historicis einige beschrieben / so ist unter denenselben sonderlich mercksam / das Jubilaeum, oder die zweyte Hochzeit seel. D. Nicolai Varenbülers, weiland langwierigen Fürstl. Wirtenbergischen Rahts und Professoris Juris zu Tübingen / so er mit seiner lieben Hauß-Frau Regina Walterin, 1597. </p> </div> </body> </text> </TEI> [65/0069]
lich schön anzusehen gewesen / und in einem wunderbarem Safft geschwommen / und dadurch so unverweßlich erhalten / daß allerdings das Angesicht noch fast als lebendig geschienen. Die goldgelben Haare waren in einem Zopff zierlich auffgeflochten / und mit einem güldenem Zirckel oder Ringe eingefasset; Zu ihren Füssen brannte eine Laterne / aber bald / als das Grab eröffnet war / ging das Licht aus. Bey einigen Merckzeichen konte man erkennen / daß dieser Cörper vor tausend fünffhundert und funfftzig Jahren allda eingeerdiget. Und hat man die Muhtmassung gehabt / daß es des berühmten Bürgermeisters Ciceronis eintzige Tochter / die Tullia, oder Tulliola, gewesen. Ein langwieriges Liebes-Gedächtniß / so die Hinterlassenen vor die Verstorbene erdacht und ersonnen! Da wir nun heutiges Tages solche Lichter und Lampen nicht mehr haben / und ohne dem dieselbe doch zuletzt ausgehen / so soll / glorwürdigste Hertzogin / Eure Tugend-Sonne / und der Glantz und Schein von Euren unvergleichlichen vor aller Welt höchst-gepriesenen Fürstl. Qualitäten / das Asbestus- und Amiantus-Licht seyn / welches wir / so lange wir / und unsere Kinder und Nachkommen / biß an den Jüngsten Tag leben / und Hertzen haben / als ein beständiges ewiges Licht in solchen unsern Hertzen wollen scheinen und brennen lassen. Unser Hertz soll die Grufft seyn / darinn gewiß dieses Gedächtniß-Licht beständiger / als das Licht von Amiantus oder Asbestus, leuchten und scheinen wird. Ubrigens habe ich bey dem Schluß des Exordii dieser geistlichen Braut-Predigt / des also genannten Jubilaei conjugialis Erwehnung gethan / da nemlich Ehe-Leute / wenn sie numehro funfftzig Jahr in Christ-friedlicher Ehe bey einander gewohnet / nochmahls gleichsam von neuem Hochzeit halten / dem lieben GOtt dabey für die grosse Wolthat / welche Sie bißhero genossen / von Hertzen Danck zu sagen / auch vermöge Priesterlichen Segens / den Vater im Himmel anzuruffen / daß derselbe doch solche Christliche Ehe-Leute biß an ihr seeliges Ende / ferner an Seel und Leib benedeyen und gesegnen wolle. Und wie solcher raren Begebnissen von denen beglaubten Historicis einige beschrieben / so ist unter denenselben sonderlich mercksam / das Jubilaeum, oder die zweyte Hochzeit seel. D. Nicolai Varenbülers, weiland langwierigen Fürstl. Wirtenbergischen Rahts und Professoris Juris zu Tübingen / so er mit seiner lieben Hauß-Frau Regina Walterin, 1597.
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Obrigkeitskritik und Fürstenberatung: Die Oberhofprediger in Braunschweig-Wolfenbüttel 1568-1714: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in XML/TEI.
(2013-02-15T13:54:31Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme entsprechen muss. Wolfenbütteler Digitale Bibliothek: Bereitstellung der Bilddigitalisate
(2013-02-15T13:54:31Z)
Marcus Baumgarten, Frederike Neuber, Frank Wiegand: Konvertierung nach XML gemäß DTA-Basisformat, Tagging der Titelblätter, Korrekturen der Transkription.
(2013-02-15T13:54:31Z)
Weitere Informationen:Anmerkungen zur Transkription:
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |