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Spee, Friedrich von: Gewissens-Buch: Von Processen Gegen die Hexen. Bremen, 1647.

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* Die 31. Streit-rede.
Ob es Recht: daß man vor der

tortur, den beklagten Weibesbilderen
die Haar durch den Hencker laß
abschneiden.

DIeses geschicht/ wie sie sagen: daß kein
Zauberey darunter stecke. Allein 1. Chri-
sten solten sich dessen schämen 2. ists mit
gefahr der keuschheit/ 3. mag der schelm
der Hencker daß Weibsbild nach muthwillen be-
tasten/ 4. ist es einem Weibsbildt vnehrlich so
schaamloß mit dem Hencker/ in einem schandt-
gewölb allein stehen müssen/ 5. hat man noch nie-
mahls etwaß mit diesem mittel außgericht. 6.
Warumb thun sie daß nicht auch an den män-
neren/ doch dürfftens vielleicht die Bößwichter
woll endlich an den ephebis versuchen wöllen.
7. Warumb geschichts mehr an Jungen als an
Alten? 8. so köndte solches die Henckerin an den
Weibsbilderen verrichten. 9. ist es eben so eine
grosse heimliche schandt/ als der Römer geheime
Bacchanalia bey dem Livio. 10. Ists res mali
exempli &c.
O Teutschland: sag ja nichts ge-
gen der Italiener Florentinische Hochzeit: oder
der Spanier Ziegen-sehandtlust! mercket diß jhr
Richtere!

Die
* pag. 214.
* Die 31. Streit-rede.
Ob es Recht: daß man vor der

tortur, den beklagten Weibesbilderen
die Haar durch den Hencker laß
abſchneiden.

DIeſes geſchicht/ wie ſie ſagen: daß kein
Zauberey darunter ſtecke. Allein 1. Chri-
ſten ſolten ſich deſſen ſchaͤmen 2. iſts mit
gefahr der keuſchheit/ 3. mag der ſchelm
der Hencker daß Weibsbild nach muthwillen be-
taſten/ 4. iſt es einem Weibsbildt vnehrlich ſo
ſchaamloß mit dem Hencker/ in einem ſchandt-
gewoͤlb allein ſtehen muͤſſen/ 5. hat man noch nie-
mahls etwaß mit dieſem mittel außgericht. 6.
Warumb thun ſie daß nicht auch an den maͤn-
neren/ doch duͤrfftens vielleicht die Boͤßwichter
woll endlich an den ephebis verſuchen woͤllen.
7. Warumb geſchichts mehr an Jungen als an
Alten? 8. ſo koͤndte ſolches die Henckerin an den
Weibsbilderen verrichten. 9. iſt es eben ſo eine
groſſe heimliche ſchandt/ als der Roͤmer geheime
Bacchanalia bey dem Livio. 10. Iſts res mali
exempli &c.
O Teutſchland: ſag ja nichts ge-
gen der Italiener Florentiniſche Hochzeit: oder
der Spanier Ziegen-ſehandtluſt! mercket diß jhr
Richtere!

Die
* pag. 214.
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[104/0124] * Die 31. Streit-rede. Ob es Recht: daß man vor der tortur, den beklagten Weibesbilderen die Haar durch den Hencker laß abſchneiden. DIeſes geſchicht/ wie ſie ſagen: daß kein Zauberey darunter ſtecke. Allein 1. Chri- ſten ſolten ſich deſſen ſchaͤmen 2. iſts mit gefahr der keuſchheit/ 3. mag der ſchelm der Hencker daß Weibsbild nach muthwillen be- taſten/ 4. iſt es einem Weibsbildt vnehrlich ſo ſchaamloß mit dem Hencker/ in einem ſchandt- gewoͤlb allein ſtehen muͤſſen/ 5. hat man noch nie- mahls etwaß mit dieſem mittel außgericht. 6. Warumb thun ſie daß nicht auch an den maͤn- neren/ doch duͤrfftens vielleicht die Boͤßwichter woll endlich an den ephebis verſuchen woͤllen. 7. Warumb geſchichts mehr an Jungen als an Alten? 8. ſo koͤndte ſolches die Henckerin an den Weibsbilderen verrichten. 9. iſt es eben ſo eine groſſe heimliche ſchandt/ als der Roͤmer geheime Bacchanalia bey dem Livio. 10. Iſts res mali exempli &c. O Teutſchland: ſag ja nichts ge- gen der Italiener Florentiniſche Hochzeit: oder der Spanier Ziegen-ſehandtluſt! mercket diß jhr Richtere! Die * pag. 214.

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Zitationshilfe: Spee, Friedrich von: Gewissens-Buch: Von Processen Gegen die Hexen. Bremen, 1647, S. 104. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/spee_cautio_1647/124>, abgerufen am 27.11.2024.