Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Spee, Friedrich von: Gewissens-Buch: Von Processen Gegen die Hexen. Bremen, 1647.

Bild:
<< vorherige Seite

man sie bezüchtet. Gewißlich die Richter wusten
vmb Neronis intention nichtsen/ vnnd doch
musten die Leut nach jhrem Vrtheil streben.

viii. Weil Nero mit der tortur vnnd
Besagen ein solche grosse Menge so
vieler heiligen Leuten/ zu Vbelthätern gemacht:
so ist kein zweiffel wann er lust hätte gehabt fort
zu fahren/ er hätte kein end gefunden/ es were
auch an die Heyden kommen/ darumb hat er müs-
sen nachlassen/ daß der andern Vnschuld nicht
außkäme. Dann wie so ein grosse Menge/
mit der tortur vnnd Besagen ist überzeuget
worden/ also hätten die andern alle nothwendig
auch müssen überzeuget werden: vnd das ist die
Vrsach/ daß so lang wir dem Besagen heut zu
Tag trawen/ vnd also fortfahren/ so kommen wir
zu keinem ende.

Einrede: Baronius meinet Tacitus hab auff
die Christen gelogen: daß jhrer etliche vor schmer-
tzen der tortur, auff sich vnnd andere bekennet
hätten.

Antwort: Andere die sich besser auff die tortur
verstehen/ dann solche Leut/ die mit dieser Einred
angetretten kommen/ es hab Tacitus nicht gelo-
tzen. Dann die tortur vnd Sententz seyn alles ju-
dicialiter
ergangen/ welches nicht zu glauben/
daß man contra inconfessos procediret: dann
das hätte Neronem nicht geholffen/ sonder vor
vor seinen eigenen Richtern beruchtiget. So ist

Taci-

man ſie bezuͤchtet. Gewißlich die Richter wuſten
vmb Neronis intention nichtſen/ vnnd doch
muſten die Leut nach jhrem Vrtheil ſtreben.

viii. Weil Nero mit der tortur vnnd
Beſagen ein ſolche groſſe Menge ſo
vieler heiligen Leuten/ zu Vbelthaͤtern gemacht:
ſo iſt kein zweiffel wann er luſt haͤtte gehabt fort
zu fahren/ er haͤtte kein end gefunden/ es were
auch an die Heyden kommen/ darumb hat er muͤſ-
ſen nachlaſſen/ daß der andern Vnſchuld nicht
außkaͤme. Dann wie ſo ein groſſe Menge/
mit der tortur vnnd Beſagen iſt uͤberzeuget
worden/ alſo haͤtten die andern alle nothwendig
auch muͤſſen uͤberzeuget werden: vnd das iſt die
Vrſach/ daß ſo lang wir dem Beſagen heut zu
Tag trawen/ vnd alſo fortfahren/ ſo kommen wir
zu keinem ende.

Einrede: Baronius meinet Tacitus hab auff
die Chriſten gelogen: daß jhrer etliche vor ſchmer-
tzen der tortur, auff ſich vnnd andere bekennet
haͤtten.

Antwort: Andere die ſich beſſer auff die tortur
verſtehen/ dann ſolche Leut/ die mit dieſer Einred
angetretten kommen/ es hab Tacitus nicht gelo-
tzen. Dann die tortur vnd Sententz ſeyn alles ju-
dicialiter
ergangen/ welches nicht zu glauben/
daß man contra inconfeſſos procediret: dañ
das haͤtte Neronem nicht geholffen/ ſonder vor
vor ſeinen eigenen Richtern beruchtiget. So iſt

Taci-
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0218" n="198"/>
man &#x017F;ie bezu&#x0364;chtet. Gewißlich die Richter wu&#x017F;ten<lb/>
vmb <hi rendition="#aq">Neronis intention</hi> nicht&#x017F;en/ vnnd doch<lb/>
mu&#x017F;ten die Leut nach jhrem Vrtheil &#x017F;treben.</p><lb/>
        <p><hi rendition="#aq"><hi rendition="#k">viii.</hi></hi> Weil <hi rendition="#aq">Nero</hi> mit der <hi rendition="#aq">tortur</hi> vnnd<lb/><hi rendition="#fr">Be&#x017F;agen ein &#x017F;olche gro&#x017F;&#x017F;e Menge &#x017F;o</hi><lb/>
vieler heiligen Leuten/ zu Vbeltha&#x0364;tern gemacht:<lb/>
&#x017F;o i&#x017F;t kein zweiffel wann er lu&#x017F;t ha&#x0364;tte gehabt fort<lb/>
zu fahren/ er ha&#x0364;tte kein end gefunden/ es were<lb/>
auch an die Heyden kommen/ darumb hat er mu&#x0364;&#x017F;-<lb/>
&#x017F;en nachla&#x017F;&#x017F;en/ daß der andern Vn&#x017F;chuld nicht<lb/>
außka&#x0364;me. Dann wie &#x017F;o <hi rendition="#fr">ein gro&#x017F;&#x017F;e Menge/</hi><lb/>
mit der <hi rendition="#aq">tortur</hi> vnnd <hi rendition="#fr">Be&#x017F;agen</hi> i&#x017F;t u&#x0364;berzeuget<lb/>
worden/ al&#x017F;o ha&#x0364;tten die andern alle nothwendig<lb/>
auch mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en u&#x0364;berzeuget werden: vnd das i&#x017F;t die<lb/>
Vr&#x017F;ach/ daß &#x017F;o lang wir dem <hi rendition="#fr">Be&#x017F;agen</hi> heut zu<lb/>
Tag trawen/ vnd al&#x017F;o fortfahren/ &#x017F;o kommen wir<lb/>
zu keinem ende.</p><lb/>
        <p>Einrede: <hi rendition="#aq">Baronius</hi> meinet <hi rendition="#aq">Tacitus</hi> hab auff<lb/>
die Chri&#x017F;ten gelogen: daß jhrer etliche vor &#x017F;chmer-<lb/>
tzen der <hi rendition="#aq">tortur,</hi> auff &#x017F;ich vnnd andere bekennet<lb/>
ha&#x0364;tten.</p><lb/>
        <p>Antwort: Andere die &#x017F;ich be&#x017F;&#x017F;er auff die <hi rendition="#aq">tortur</hi><lb/>
ver&#x017F;tehen/ dann &#x017F;olche Leut/ die mit die&#x017F;er Einred<lb/>
angetretten kommen/ es hab <hi rendition="#aq">Tacitus</hi> nicht gelo-<lb/>
tzen. Dann die <hi rendition="#aq">tortur</hi> vnd <hi rendition="#aq">Senten</hi>tz &#x017F;eyn alles <hi rendition="#aq">ju-<lb/>
dicialiter</hi> ergangen/ welches nicht zu glauben/<lb/>
daß man <hi rendition="#aq">contra inconfe&#x017F;&#x017F;os procediret:</hi> dan&#x0303;<lb/>
das ha&#x0364;tte <hi rendition="#aq">Neronem</hi> nicht geholffen/ &#x017F;onder vor<lb/>
vor &#x017F;einen eigenen Richtern beruchtiget. So i&#x017F;t<lb/>
<fw place="bottom" type="catch"><hi rendition="#aq">Taci-</hi></fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[198/0218] man ſie bezuͤchtet. Gewißlich die Richter wuſten vmb Neronis intention nichtſen/ vnnd doch muſten die Leut nach jhrem Vrtheil ſtreben. viii. Weil Nero mit der tortur vnnd Beſagen ein ſolche groſſe Menge ſo vieler heiligen Leuten/ zu Vbelthaͤtern gemacht: ſo iſt kein zweiffel wann er luſt haͤtte gehabt fort zu fahren/ er haͤtte kein end gefunden/ es were auch an die Heyden kommen/ darumb hat er muͤſ- ſen nachlaſſen/ daß der andern Vnſchuld nicht außkaͤme. Dann wie ſo ein groſſe Menge/ mit der tortur vnnd Beſagen iſt uͤberzeuget worden/ alſo haͤtten die andern alle nothwendig auch muͤſſen uͤberzeuget werden: vnd das iſt die Vrſach/ daß ſo lang wir dem Beſagen heut zu Tag trawen/ vnd alſo fortfahren/ ſo kommen wir zu keinem ende. Einrede: Baronius meinet Tacitus hab auff die Chriſten gelogen: daß jhrer etliche vor ſchmer- tzen der tortur, auff ſich vnnd andere bekennet haͤtten. Antwort: Andere die ſich beſſer auff die tortur verſtehen/ dann ſolche Leut/ die mit dieſer Einred angetretten kommen/ es hab Tacitus nicht gelo- tzen. Dann die tortur vnd Sententz ſeyn alles ju- dicialiter ergangen/ welches nicht zu glauben/ daß man contra inconfeſſos procediret: dañ das haͤtte Neronem nicht geholffen/ ſonder vor vor ſeinen eigenen Richtern beruchtiget. So iſt Taci-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/spee_cautio_1647
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/spee_cautio_1647/218
Zitationshilfe: Spee, Friedrich von: Gewissens-Buch: Von Processen Gegen die Hexen. Bremen, 1647, S. 198. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/spee_cautio_1647/218>, abgerufen am 04.12.2024.