Spener, Philipp Jakob: Theologische Bedencken. Bd. 1. Halle (Saale), 1700.Vorrede rien alle andre mit mir einstimmen werden/ daß nicht die jenige/die ihr werck darvon machen etwas aus meinen schrifften zu er- schnappen/ darüber sie mir streit erregen könten/ leicht aus so vie- lerley antworten und bedencken auffs neue etwas zu zancken er- greiffen möchten; anderer sorgen dabey nicht zu gedencken: daher eine gute zeit lang des sinnes gewesen/ die publication deßen/ was unter den copien meiner brieffe dem publico nicht undienlich scheinen möchte/ nach meinem abschied andern zu überlaßen/ die darvor sorge tragen möchten. Es hat aber so wohl diese be- trachtung/ weil die species facti bey den meisten manglen/ und ich nur mich selbs noch manches dahin gehörigen erinnern muß/ daß einer der nach meinem tod die bloße antworten finden/ bey vielen kaum wißen würde/ was er daraus machen solte/ da ich entweder etwas darvon/ was aus dem facto zuwißen nöthig/ beyfügen/ oder doch auffs wenigste eine rubric drauff setzen/ und zu weilen mit ein paar worten einiges zum verstand nöthige darzwischen setzen könte/ das keinem andern nach mir müglich wäre; als auch das offtere anhalten lieber und gut-meinender gönner überwogen/ daß in der forcht des HErrn mich ent- schloßen/ einen theil meiner bedencken und briefflicher antwor- ten an das liecht heraus zugeben und zwahr von den teutschen diesesmal den anfang zumachen. Jch habe aber hiebey unterschiedliches zu erinnern/ das zur kund
Vorrede rien alle andre mit mir einſtimmen werden/ daß nicht die jenige/die ihr werck darvon machen etwas aus meinen ſchrifften zu er- ſchnappen/ daruͤber ſie mir ſtreit erregen koͤnten/ leicht aus ſo vie- lerley antworten und bedencken auffs neue etwas zu zancken er- greiffen moͤchten; anderer ſorgen dabey nicht zu gedencken: daher eine gute zeit lang des ſinnes geweſen/ die publication deßen/ was unter den copien meiner brieffe dem publico nicht undienlich ſcheinen moͤchte/ nach meinem abſchied andern zu uͤberlaßen/ die darvor ſorge tragen moͤchten. Es hat aber ſo wohl dieſe be- trachtung/ weil die ſpecies facti bey den meiſten manglen/ und ich nur mich ſelbs noch manches dahin gehoͤrigen erinnern muß/ daß einer der nach meinem tod die bloße antworten finden/ bey vielen kaum wißen wuͤrde/ was er daraus machen ſolte/ da ich entweder etwas darvon/ was aus dem facto zuwißen noͤthig/ beyfuͤgen/ oder doch auffs wenigſte eine rubric drauff ſetzen/ und zu weilen mit ein paar worten einiges zum verſtand noͤthige darzwiſchen ſetzen koͤnte/ das keinem andern nach mir muͤglich waͤre; als auch das offtere anhalten lieber und gut-meinender goͤnner uͤberwogen/ daß in der forcht des HErrn mich ent- ſchloßen/ einen theil meiner bedencken und briefflicher antwor- ten an das liecht heraus zugeben und zwahr von den teutſchen dieſesmal den anfang zumachen. Jch habe aber hiebey unterſchiedliches zu erinnern/ das zur kund
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Vorrede
rien alle andre mit mir einſtimmen werden/ daß nicht die jenige/
die ihr werck darvon machen etwas aus meinen ſchrifften zu er-
ſchnappen/ daruͤber ſie mir ſtreit erregen koͤnten/ leicht aus ſo vie-
lerley antworten und bedencken auffs neue etwas zu zancken er-
greiffen moͤchten; anderer ſorgen dabey nicht zu gedencken: daher
eine gute zeit lang des ſinnes geweſen/ die publication deßen/
was unter den copien meiner brieffe dem publico nicht undienlich
ſcheinen moͤchte/ nach meinem abſchied andern zu uͤberlaßen/ die
darvor ſorge tragen moͤchten. Es hat aber ſo wohl dieſe be-
trachtung/ weil die ſpecies facti bey den meiſten manglen/ und
ich nur mich ſelbs noch manches dahin gehoͤrigen erinnern muß/
daß einer der nach meinem tod die bloße antworten finden/ bey
vielen kaum wißen wuͤrde/ was er daraus machen ſolte/ da ich
entweder etwas darvon/ was aus dem facto zuwißen noͤthig/
beyfuͤgen/ oder doch auffs wenigſte eine rubric drauff ſetzen/ und
zu weilen mit ein paar worten einiges zum verſtand noͤthige
darzwiſchen ſetzen koͤnte/ das keinem andern nach mir muͤglich
waͤre; als auch das offtere anhalten lieber und gut-meinender
goͤnner uͤberwogen/ daß in der forcht des HErrn mich ent-
ſchloßen/ einen theil meiner bedencken und briefflicher antwor-
ten an das liecht heraus zugeben und zwahr von den teutſchen
dieſesmal den anfang zumachen.
Jch habe aber hiebey unterſchiedliches zu erinnern/ das zur
nachricht dem leſer dienen mag. 1. Es ſtehet insgemein kein
nahme bey den bedencken und antworten/ weder der perſonen
an die die antworten geſtellet/ noch deren von welchen ſie han-
deln/ (ausgenommen ſehr weniger/ die bereits in dem HErrn
entſchlaffen und alſo wegen derer man keine ſorge haben kan)
ſondern es werden die materien entweder nur insgemein/ gleich
als ſtuͤnde man nur in erwegung der theſeos, gehandelt/ oder
wo man ad hypotheſin gehen muͤßen/ ſowol gemeine nahmen
als Cajus, Titius, Sempronius und dergleichen/ gebraucht/ als
auch die ort mit N. N. oder fremden nahmen bezeichnet. Die
urſach iſt/ nicht allein weil unterſchiedlich bedencken uͤber caſus
gegeben habe/ da mir weder damal noch darnach die perſonen
kund
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