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Spener, Philipp Jakob: Theologische Bedencken. Bd. 1. Halle (Saale), 1700.

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Das andere Capitel.
vielmehr dahin gehen muß/ die leute zur buß und wahren glauben zu bringen/
damit etwas in ihnen seye/ was in dem Heil. Abendmahl gestärcket werden
möge/ als mit der communion bey ihnen/ so viel an uns lieget/ zu eilen.
Und weil wir dann aus dem mangel der verfassung in unsren kirchen leider nur
allzuviele insgemein zu solchem ihnen gleichwol nicht bereiteten tisch gehen lassen
müssen/ weil es uns an vermögen sie zu ihrem besten davon kräfftig abzuhalten
manglet/ (so zwar nicht gnugsam beklagt werden kan/ und treue diener GOt-
tes stets um dessen besserung zu bitten und zu seuffzen/ auch nach möglich-
keit ihre seelen zu retten haben/) so müssen wir auffs wenigste nicht versäu-
men/ wo uns GOtt bey einem und andern/ die ihre unbußfertigkeit selbs of-
fenbahr an tag legen/ daß sie also auch krafft der äusserlichen ordnungen abge-
halten werden können/ die gelegenheit zeiget/ solche leute abzuweisen/ und
ihnen in ihrem zu ihrem eigenen schaden gereichenden begehren nicht zu willfah-
ren. Daher dann noch ferner/ wo auch dieser furiosus schon wiederum solte
zu einiger vernunfft kommen/ billig bey ihm angehalten wird/ daß er seine sün-
de erkennen/ und solchen aberglauben/ damit er sich versündiget/ ins künfftige
lassen solle/ wolle er anders als ein bußfertiger zu dem heil. Sacrament gelassen
werden. Der HErr gebe weisheit/ wie in allen andern also auch dieser amts-
angelegenheit/ stets zu erkennen/ was den seelen das beste seye/ und bringe auch
diesen armen elenden mann zu wahrer bußfertiger erkentnüß aller seiner sünden/
daß auch/ was er nach des himmlischen Vaters willen an dem fleisch leiden muß/
nach dessen rath zum besten und rettung seiner seelen gereichen möge. 1691.

SECTIO XI.
Grosse angst bey dem H. Abendmahl. Heimliche
entwendung des der Obrigkeit zustehenden holtzes
aus äusserster noth.

DJe erste person/ dero erschreckliche angst bey dem Heil. Abendmahl
und daher entstehende anfechtung vorgestellet worden/ achte ich in seli-
gem zustande zu seyn. Nicht allein aus dem übrigem guten zeugnüß/
so ihr gegeben wird/ welches sie zwar der natur zuschreiben wolle/ aber aus
guten proben ihr gewiesen werden könne/ daß es aus der würckung der gnade
seye: sondern auch eben aus diesem zustand und anfechtung selbs/ so sich bey
keinem weltmenschen auff gleiche weise finden würde/ als welche entweder/
weil sie das Heil. Abendmahl/ dessen sie sich gebrauchen/ gering achten/ nichts
durch dessen hoheit bewogen werden/ und also ihre ängsten ehe über anders als

dassel-

Das andere Capitel.
vielmehr dahin gehen muß/ die leute zur buß und wahren glauben zu bringen/
damit etwas in ihnen ſeye/ was in dem Heil. Abendmahl geſtaͤrcket werden
moͤge/ als mit der communion bey ihnen/ ſo viel an uns lieget/ zu eilen.
Und weil wir dann aus dem mangel der verfaſſung in unſren kirchen leider nur
allzuviele insgemein zu ſolchem ihnen gleichwol nicht bereiteten tiſch gehen laſſen
muͤſſen/ weil es uns an vermoͤgen ſie zu ihrem beſten davon kraͤfftig abzuhalten
manglet/ (ſo zwar nicht gnugſam beklagt werden kan/ und treue diener GOt-
tes ſtets um deſſen beſſerung zu bitten und zu ſeuffzen/ auch nach moͤglich-
keit ihre ſeelen zu retten haben/) ſo muͤſſen wir auffs wenigſte nicht verſaͤu-
men/ wo uns GOtt bey einem und andern/ die ihre unbußfertigkeit ſelbs of-
fenbahr an tag legen/ daß ſie alſo auch krafft der aͤuſſerlichen ordnungen abge-
halten werden koͤnnen/ die gelegenheit zeiget/ ſolche leute abzuweiſen/ und
ihnen in ihrem zu ihrem eigenen ſchaden gereichenden begehren nicht zu willfah-
ren. Daher dann noch ferner/ wo auch dieſer furioſus ſchon wiederum ſolte
zu einiger vernunfft kommen/ billig bey ihm angehalten wird/ daß er ſeine ſuͤn-
de erkennen/ und ſolchen aberglauben/ damit er ſich verſuͤndiget/ ins kuͤnfftige
laſſen ſolle/ wolle er anders als ein bußfertiger zu dem heil. Sacrament gelaſſen
werden. Der HErr gebe weisheit/ wie in allen andern alſo auch dieſer amts-
angelegenheit/ ſtets zu erkennen/ was den ſeelen das beſte ſeye/ und bringe auch
dieſen armen elenden mann zu wahrer bußfertiger erkentnuͤß aller ſeiner ſuͤnden/
daß auch/ was er nach des himmliſchen Vaters willen an dem fleiſch leiden muß/
nach deſſen rath zum beſten und rettung ſeiner ſeelen gereichen moͤge. 1691.

SECTIO XI.
Groſſe angſt bey dem H. Abendmahl. Heimliche
entwendung des der Obrigkeit zuſtehenden holtzes
aus aͤuſſerſter noth.

DJe erſte perſon/ dero erſchreckliche angſt bey dem Heil. Abendmahl
und daher entſtehende anfechtung vorgeſtellet worden/ achte ich in ſeli-
gem zuſtande zu ſeyn. Nicht allein aus dem uͤbrigem guten zeugnuͤß/
ſo ihr gegeben wird/ welches ſie zwar der natur zuſchreiben wolle/ aber aus
guten proben ihr gewieſen werden koͤnne/ daß es aus der wuͤrckung der gnade
ſeye: ſondern auch eben aus dieſem zuſtand und anfechtung ſelbs/ ſo ſich bey
keinem weltmenſchen auff gleiche weiſe finden wuͤrde/ als welche entweder/
weil ſie das Heil. Abendmahl/ deſſen ſie ſich gebrauchen/ gering achten/ nichts
durch deſſen hoheit bewogen werden/ und alſo ihre aͤngſten ehe uͤber anders als

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[218/1018] Das andere Capitel. vielmehr dahin gehen muß/ die leute zur buß und wahren glauben zu bringen/ damit etwas in ihnen ſeye/ was in dem Heil. Abendmahl geſtaͤrcket werden moͤge/ als mit der communion bey ihnen/ ſo viel an uns lieget/ zu eilen. Und weil wir dann aus dem mangel der verfaſſung in unſren kirchen leider nur allzuviele insgemein zu ſolchem ihnen gleichwol nicht bereiteten tiſch gehen laſſen muͤſſen/ weil es uns an vermoͤgen ſie zu ihrem beſten davon kraͤfftig abzuhalten manglet/ (ſo zwar nicht gnugſam beklagt werden kan/ und treue diener GOt- tes ſtets um deſſen beſſerung zu bitten und zu ſeuffzen/ auch nach moͤglich- keit ihre ſeelen zu retten haben/) ſo muͤſſen wir auffs wenigſte nicht verſaͤu- men/ wo uns GOtt bey einem und andern/ die ihre unbußfertigkeit ſelbs of- fenbahr an tag legen/ daß ſie alſo auch krafft der aͤuſſerlichen ordnungen abge- halten werden koͤnnen/ die gelegenheit zeiget/ ſolche leute abzuweiſen/ und ihnen in ihrem zu ihrem eigenen ſchaden gereichenden begehren nicht zu willfah- ren. Daher dann noch ferner/ wo auch dieſer furioſus ſchon wiederum ſolte zu einiger vernunfft kommen/ billig bey ihm angehalten wird/ daß er ſeine ſuͤn- de erkennen/ und ſolchen aberglauben/ damit er ſich verſuͤndiget/ ins kuͤnfftige laſſen ſolle/ wolle er anders als ein bußfertiger zu dem heil. Sacrament gelaſſen werden. Der HErr gebe weisheit/ wie in allen andern alſo auch dieſer amts- angelegenheit/ ſtets zu erkennen/ was den ſeelen das beſte ſeye/ und bringe auch dieſen armen elenden mann zu wahrer bußfertiger erkentnuͤß aller ſeiner ſuͤnden/ daß auch/ was er nach des himmliſchen Vaters willen an dem fleiſch leiden muß/ nach deſſen rath zum beſten und rettung ſeiner ſeelen gereichen moͤge. 1691. SECTIO XI. Groſſe angſt bey dem H. Abendmahl. Heimliche entwendung des der Obrigkeit zuſtehenden holtzes aus aͤuſſerſter noth. DJe erſte perſon/ dero erſchreckliche angſt bey dem Heil. Abendmahl und daher entſtehende anfechtung vorgeſtellet worden/ achte ich in ſeli- gem zuſtande zu ſeyn. Nicht allein aus dem uͤbrigem guten zeugnuͤß/ ſo ihr gegeben wird/ welches ſie zwar der natur zuſchreiben wolle/ aber aus guten proben ihr gewieſen werden koͤnne/ daß es aus der wuͤrckung der gnade ſeye: ſondern auch eben aus dieſem zuſtand und anfechtung ſelbs/ ſo ſich bey keinem weltmenſchen auff gleiche weiſe finden wuͤrde/ als welche entweder/ weil ſie das Heil. Abendmahl/ deſſen ſie ſich gebrauchen/ gering achten/ nichts durch deſſen hoheit bewogen werden/ und alſo ihre aͤngſten ehe uͤber anders als daſſel-

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Zitationshilfe: Spener, Philipp Jakob: Theologische Bedencken. Bd. 1. Halle (Saale), 1700, S. 218. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/spener_bedencken01_1700/1018>, abgerufen am 27.11.2024.