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Spener, Philipp Jakob: Theologische Bedencken. Bd. 1. Halle (Saale), 1700.

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Das andere Capitel.
zeugung/ daß mans auff ihre verantwortung nach allem treuen versuch ankom-
men lassen müste/ ihrem begehren mit der absolution und communion zu will-
fahren/ nach dem ohne daß die kirche über verborgene dinge kein gericht hat. Bey
ferner verweigerung aber/ und da sie/ die beschuldigte/ die sache zur klage bräch-
te/ kan versichern/ daß alle Consistoria nicht allein die zulassung befehlen/ son-
dern/ nachdem die klage eingerichtet würde/ über das vorige ahndung thun möch-
ten: auff jene weise aber glaube ich/ daß dem gewissen gnug geschehe. Bitte
also die sache ferner vor dem angesicht des HErrn zu überlegen/ und zu thun/ wo-
hin Er selbs darinnen weisen wird. 1697.

SECTIO XIV.
Was ein beichtvater zu thun mit einer person/ die
der hexerey verdächtig/ und sie auch bekennt.

JCh gehe so bald auff den mir vorgestellten casum, und die daraus formir-
te fragen/ darunter die 1. ist/ ob es auch de necessitate officii gewesen/
suspectam nach der zeit erst zu befragen/ weil es wol andre anteces-
sores
und die Obrigkeit hätte thun können/ und zwar zu rechter zeit/ da
die sache noch jung und erst geschehen und
notorisch war/ wie vielleicht
einige deswegen denselbigen eines allzueiffrigen vorwitzes beschuldigen
möchten/ und es an falschen brüdern nicht mangle.
Hierauff antworte ich
nun/ daß als viel mir/ was mit suspecta vorgenommen worden/ in dem schreiben
berichtet wird/ solches zumal zu dessen amt gehörig/ und von der schuldigen
amts-treue an den vertrauten seelen erfordert worden seye: denn dabey bleibets
einmal/ daß ein Prediger trachten solle/ als viel ihm möglich ist/ seine schaffe
auch wegen der innern bewandtnüß kennen zu lernen. Daher 1. die erkundigung
und examen der person insgemein nicht von dem amt frembde zu achten ist.
2. So hat derselbe auch in sie zu setzen/ und ihr zuzureden ursach und anlaß ge-
nug gehabt/ weil sie bereits einmal der zauberey vor der Obrigkeit beschuldiget
worden/ so dann noch eine andre person das factum wegen des schliessens von
ihr angegeben: daher denselben daran gelegen/ von dem zustand eines solchen
schaffs sich zu erkundigen/ welches besorglich auff gefährlichen und verdammli-
chen wegen einher gehen möchte. 3. Hindert daran nicht/ daß die facta vor des-
sen antritt geschehen/ indem er nicht so wol die facta selbs untersuchen/ oder sich
anders derselben erkundigen wollen/ als so fern sie den auch gegenwärtigen stand
seines beichtkinds angiengen/ und dieser von jenen dependirte. 4. Daß die
Obrigkeit die sache nicht weiter vor dem getrieben/ habe ich nicht zu untersuchen:
praesumire billig/ daß sie nicht weiter habe kommen können/ und also nach der

ge-

Das andere Capitel.
zeugung/ daß mans auff ihre verantwortung nach allem treuen verſuch ankom-
men laſſen muͤſte/ ihrem begehren mit der abſolution und communion zu will-
fahren/ nach dem ohne daß die kirche uͤber verborgene dinge kein gericht hat. Bey
ferner verweigerung aber/ und da ſie/ die beſchuldigte/ die ſache zur klage braͤch-
te/ kan verſichern/ daß alle Conſiſtoria nicht allein die zulaſſung befehlen/ ſon-
dern/ nachdem die klage eingerichtet wuͤrde/ uͤber das vorige ahndung thun moͤch-
ten: auff jene weiſe aber glaube ich/ daß dem gewiſſen gnug geſchehe. Bitte
alſo die ſache ferner vor dem angeſicht des HErrn zu uͤberlegen/ und zu thun/ wo-
hin Er ſelbs darinnen weiſen wird. 1697.

SECTIO XIV.
Was ein beichtvater zu thun mit einer perſon/ die
der hexerey verdaͤchtig/ und ſie auch bekennt.

JCh gehe ſo bald auff den mir vorgeſtellten caſum, und die daraus formir-
te fragen/ darunter die 1. iſt/ ob es auch de necesſitate officii geweſen/
ſuſpectam nach der zeit erſt zu befragen/ weil es wol andre anteceſ-
ſores
und die Obrigkeit haͤtte thun koͤnnen/ und zwar zu rechter zeit/ da
die ſache noch jung und erſt geſchehen und
notoriſch war/ wie vielleicht
einige deswegen denſelbigen eines allzueiffrigen vorwitzes beſchuldigen
moͤchten/ und es an falſchen bruͤdern nicht mangle.
Hierauff antworte ich
nun/ daß als viel mir/ was mit ſuſpecta vorgenommen worden/ in dem ſchreiben
berichtet wird/ ſolches zumal zu deſſen amt gehoͤrig/ und von der ſchuldigen
amts-treue an den vertrauten ſeelen erfordert worden ſeye: denn dabey bleibets
einmal/ daß ein Prediger trachten ſolle/ als viel ihm moͤglich iſt/ ſeine ſchaffe
auch wegen der innern bewandtnuͤß kennen zu lernen. Daher 1. die erkundigung
und examen der perſon insgemein nicht von dem amt frembde zu achten iſt.
2. So hat derſelbe auch in ſie zu ſetzen/ und ihr zuzureden urſach und anlaß ge-
nug gehabt/ weil ſie bereits einmal der zauberey vor der Obrigkeit beſchuldiget
worden/ ſo dann noch eine andre perſon das factum wegen des ſchlieſſens von
ihr angegeben: daher denſelben daran gelegen/ von dem zuſtand eines ſolchen
ſchaffs ſich zu erkundigen/ welches beſorglich auff gefaͤhrlichen und verdammli-
chen wegen einher gehen moͤchte. 3. Hindert daran nicht/ daß die facta vor deſ-
ſen antritt geſchehen/ indem er nicht ſo wol die facta ſelbs unterſuchen/ oder ſich
anders derſelben erkundigen wollen/ als ſo fern ſie den auch gegenwaͤrtigen ſtand
ſeines beichtkinds angiengen/ und dieſer von jenen dependirte. 4. Daß die
Obrigkeit die ſache nicht weiter vor dem getrieben/ habe ich nicht zu unterſuchen:
præſumire billig/ daß ſie nicht weiter habe kommen koͤnnen/ und alſo nach der

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[230/1030] Das andere Capitel. zeugung/ daß mans auff ihre verantwortung nach allem treuen verſuch ankom- men laſſen muͤſte/ ihrem begehren mit der abſolution und communion zu will- fahren/ nach dem ohne daß die kirche uͤber verborgene dinge kein gericht hat. Bey ferner verweigerung aber/ und da ſie/ die beſchuldigte/ die ſache zur klage braͤch- te/ kan verſichern/ daß alle Conſiſtoria nicht allein die zulaſſung befehlen/ ſon- dern/ nachdem die klage eingerichtet wuͤrde/ uͤber das vorige ahndung thun moͤch- ten: auff jene weiſe aber glaube ich/ daß dem gewiſſen gnug geſchehe. Bitte alſo die ſache ferner vor dem angeſicht des HErrn zu uͤberlegen/ und zu thun/ wo- hin Er ſelbs darinnen weiſen wird. 1697. SECTIO XIV. Was ein beichtvater zu thun mit einer perſon/ die der hexerey verdaͤchtig/ und ſie auch bekennt. JCh gehe ſo bald auff den mir vorgeſtellten caſum, und die daraus formir- te fragen/ darunter die 1. iſt/ ob es auch de necesſitate officii geweſen/ ſuſpectam nach der zeit erſt zu befragen/ weil es wol andre anteceſ- ſores und die Obrigkeit haͤtte thun koͤnnen/ und zwar zu rechter zeit/ da die ſache noch jung und erſt geſchehen und notoriſch war/ wie vielleicht einige deswegen denſelbigen eines allzueiffrigen vorwitzes beſchuldigen moͤchten/ und es an falſchen bruͤdern nicht mangle. Hierauff antworte ich nun/ daß als viel mir/ was mit ſuſpecta vorgenommen worden/ in dem ſchreiben berichtet wird/ ſolches zumal zu deſſen amt gehoͤrig/ und von der ſchuldigen amts-treue an den vertrauten ſeelen erfordert worden ſeye: denn dabey bleibets einmal/ daß ein Prediger trachten ſolle/ als viel ihm moͤglich iſt/ ſeine ſchaffe auch wegen der innern bewandtnuͤß kennen zu lernen. Daher 1. die erkundigung und examen der perſon insgemein nicht von dem amt frembde zu achten iſt. 2. So hat derſelbe auch in ſie zu ſetzen/ und ihr zuzureden urſach und anlaß ge- nug gehabt/ weil ſie bereits einmal der zauberey vor der Obrigkeit beſchuldiget worden/ ſo dann noch eine andre perſon das factum wegen des ſchlieſſens von ihr angegeben: daher denſelben daran gelegen/ von dem zuſtand eines ſolchen ſchaffs ſich zu erkundigen/ welches beſorglich auff gefaͤhrlichen und verdammli- chen wegen einher gehen moͤchte. 3. Hindert daran nicht/ daß die facta vor deſ- ſen antritt geſchehen/ indem er nicht ſo wol die facta ſelbs unterſuchen/ oder ſich anders derſelben erkundigen wollen/ als ſo fern ſie den auch gegenwaͤrtigen ſtand ſeines beichtkinds angiengen/ und dieſer von jenen dependirte. 4. Daß die Obrigkeit die ſache nicht weiter vor dem getrieben/ habe ich nicht zu unterſuchen: præſumire billig/ daß ſie nicht weiter habe kommen koͤnnen/ und alſo nach der ge-

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Zitationshilfe: Spener, Philipp Jakob: Theologische Bedencken. Bd. 1. Halle (Saale), 1700, S. 230. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/spener_bedencken01_1700/1030>, abgerufen am 26.11.2024.