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Spener, Philipp Jakob: Theologische Bedencken. Bd. 1. Halle (Saale), 1700.

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zu sagen/ daß abermahl die meiste hoffnung bey mir zu der neuangetragenen
stelle stünde. Wozu mich folgende specialia bewogen. 1. Weil eine neue re-
girung vorstehet/ und alles dazu bereitet wird/ wo dann/ da alles ohne das in
motu und änderung stehet/ so viel eher gleich anfangs ein guter grund zu
heilsamer einrichtung der kirchen geleget/ und gute ordnungen erhalten wer-
den mögen/ damit es sonsten bey einer etwa länger gewährten regirung viel
schwehrer hergehet/ und alle neurungen sehr verhaßt sind. 2. So vielmehr/
nachdem mir wohl wissend/ daß man bey der regirung schon lange wol erkant/
wie es in dem kirchen-wesen solches Fürstenthums nicht nach wunsch stehe/
sondern vieler besserung nöthig seye/ dazu man bereits eine gute zeit geneigt
gewesen/ und nur gewartet/ theils biß ein tüchtiger mann zur Superinten-
denz
gefunden werde/ so theils auch bey neuangehender regirung dasjenige
kräfftiger bewerckstelliget werden könte/ was man in der vormundschafft
nicht eben so gerne resolviret. 3. Wird mir auch der Printz/ der in die neue
regirung treten solle/ also beschrieben/ daß grosse hoffnung von ihm seye/ er
werde in die rühmliche fußstapffen seines so Herrn Vaters/ als Groß-Herrn
Vaters eintreten/ welche beyde Fürsten bekantlich sich das beste der kirchen
treul. haben lassen angelegen seyn: so dann/ weil auch 4. die künfftige Fürstin/
mit dero er verlobet seyn solle/ das zeugnüß einer sehr Christl. und demüthi-
gen Fürstin/ nachdem mir referiret worden ist/ hat/ bin ich auch in der hoff-
nung/ daß die hoff-eitelkeiten zimlich cessiren sollen/ so einem Theologo sein
amt und last alsdann auch so viel erträglicher machet. 5. Habe ich auch gu-
te hoffnung zu den Regirungs-Räthen/ auffs wenigste was den Herrn NN.
anlangt/ an dem sonderlich in diesen sachen das meiste gelegen seyn wird/ ken-
ne ihn von mehrern jahren als einen solchen mann/ dem es wahrhafftig um
die ehre GOTTes zu thun ist/ und der auch tieff einsihet/ wo es der kirchen
manglet/ so dann wie deroselben gebrechen zu rathen: deswegen wo ihm
Gott einen treuen parastatam an einem gleichgesinnten Superintendenten be-
schehren wird/ ist kein zweiffel/ daß er nicht in GOttes krafft in vielen dingen
durchtringen werde/ davon die kirche nutzen haben mag. Dabey zu mercken/
daß ob man wohl bey den städtischen kirchen auch in gewissen stücken seine be-
qvemlichkeit hat/ und etwa in guten dingen/ wo man einige GOttes ehr su-
chende beyhelffer findet/ unterschiedliches ausrichten kan/ dennoch unter
Herren/ da dieselbe selbs das gute lieben/ und einige der vornehmsten so wol
die capacität als eiffer vor GOtt haben/ sich kräfftiger durchtringen lasse/ als
in den städten/ wo offt ein einiger mächtiger widersacher aller anderer gutge-
sinneter Consilia ihrer frucht berauben kan. 6. Ob ich wohl offt über das
verderbnüß/ so auch in dem predigamt sothanes Fürstenthums/ wie anders
wo/ sich befinde/ von langem habe klagen hören/ und es deswegen auch an sol-

chen

Das andere Capitel.
zu ſagen/ daß abermahl die meiſte hoffnung bey mir zu der neuangetragenen
ſtelle ſtuͤnde. Wozu mich folgende ſpecialia bewogen. 1. Weil eine neue re-
girung vorſtehet/ und alles dazu bereitet wird/ wo dann/ da alles ohne das in
motu und aͤnderung ſtehet/ ſo viel eher gleich anfangs ein guter grund zu
heilſamer einrichtung der kirchen geleget/ und gute ordnungen erhalten wer-
den moͤgen/ damit es ſonſten bey einer etwa laͤnger gewaͤhrten regirung viel
ſchwehrer hergehet/ und alle neurungen ſehr verhaßt ſind. 2. So vielmehr/
nachdem mir wohl wiſſend/ daß man bey der regirung ſchon lange wol erkant/
wie es in dem kirchen-weſen ſolches Fuͤrſtenthums nicht nach wunſch ſtehe/
ſondern vieler beſſerung noͤthig ſeye/ dazu man bereits eine gute zeit geneigt
geweſen/ und nur gewartet/ theils biß ein tuͤchtiger mann zur Superinten-
denz
gefunden werde/ ſo theils auch bey neuangehender regirung dasjenige
kraͤfftiger bewerckſtelliget werden koͤnte/ was man in der vormundſchafft
nicht eben ſo gerne reſolviret. 3. Wird mir auch der Printz/ der in die neue
regirung treten ſolle/ alſo beſchrieben/ daß groſſe hoffnung von ihm ſeye/ er
werde in die ruͤhmliche fußſtapffen ſeines ſo Herrn Vaters/ als Groß-Herrn
Vaters eintreten/ welche beyde Fuͤrſten bekantlich ſich das beſte der kirchen
treul. haben laſſen angelegen ſeyn: ſo dann/ weil auch 4. die kuͤnfftige Fuͤrſtin/
mit dero er verlobet ſeyn ſolle/ das zeugnuͤß einer ſehr Chriſtl. und demuͤthi-
gen Fuͤrſtin/ nachdem mir referiret worden iſt/ hat/ bin ich auch in der hoff-
nung/ daß die hoff-eitelkeiten zimlich ceſſiren ſollen/ ſo einem Theologo ſein
amt und laſt alsdann auch ſo viel ertraͤglicher machet. 5. Habe ich auch gu-
te hoffnung zu den Regirungs-Raͤthen/ auffs wenigſte was den Herrn NN.
anlangt/ an dem ſonderlich in dieſen ſachen das meiſte gelegen ſeyn wird/ ken-
ne ihn von mehrern jahren als einen ſolchen mann/ dem es wahrhafftig um
die ehre GOTTes zu thun iſt/ und der auch tieff einſihet/ wo es der kirchen
manglet/ ſo dann wie deroſelben gebrechen zu rathen: deswegen wo ihm
Gott einen treuen paraſtatam an einem gleichgeſinnten Superintendenten be-
ſchehren wird/ iſt kein zweiffel/ daß er nicht in GOttes krafft in vielen dingen
durchtringen werde/ davon die kirche nutzen haben mag. Dabey zu mercken/
daß ob man wohl bey den ſtaͤdtiſchen kirchen auch in gewiſſen ſtuͤcken ſeine be-
qvemlichkeit hat/ und etwa in guten dingen/ wo man einige GOttes ehr ſu-
chende beyhelffer findet/ unterſchiedliches ausrichten kan/ dennoch unter
Herren/ da dieſelbe ſelbs das gute lieben/ und einige der vornehmſten ſo wol
die capacitaͤt als eiffer vor GOtt haben/ ſich kraͤfftiger durchtringen laſſe/ als
in den ſtaͤdten/ wo offt ein einiger maͤchtiger widerſacher aller anderer gutge-
ſinneter Conſilia ihrer frucht berauben kan. 6. Ob ich wohl offt uͤber das
verderbnuͤß/ ſo auch in dem predigamt ſothanes Fuͤrſtenthums/ wie anders
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[466/0482] Das andere Capitel. zu ſagen/ daß abermahl die meiſte hoffnung bey mir zu der neuangetragenen ſtelle ſtuͤnde. Wozu mich folgende ſpecialia bewogen. 1. Weil eine neue re- girung vorſtehet/ und alles dazu bereitet wird/ wo dann/ da alles ohne das in motu und aͤnderung ſtehet/ ſo viel eher gleich anfangs ein guter grund zu heilſamer einrichtung der kirchen geleget/ und gute ordnungen erhalten wer- den moͤgen/ damit es ſonſten bey einer etwa laͤnger gewaͤhrten regirung viel ſchwehrer hergehet/ und alle neurungen ſehr verhaßt ſind. 2. So vielmehr/ nachdem mir wohl wiſſend/ daß man bey der regirung ſchon lange wol erkant/ wie es in dem kirchen-weſen ſolches Fuͤrſtenthums nicht nach wunſch ſtehe/ ſondern vieler beſſerung noͤthig ſeye/ dazu man bereits eine gute zeit geneigt geweſen/ und nur gewartet/ theils biß ein tuͤchtiger mann zur Superinten- denz gefunden werde/ ſo theils auch bey neuangehender regirung dasjenige kraͤfftiger bewerckſtelliget werden koͤnte/ was man in der vormundſchafft nicht eben ſo gerne reſolviret. 3. Wird mir auch der Printz/ der in die neue regirung treten ſolle/ alſo beſchrieben/ daß groſſe hoffnung von ihm ſeye/ er werde in die ruͤhmliche fußſtapffen ſeines ſo Herrn Vaters/ als Groß-Herrn Vaters eintreten/ welche beyde Fuͤrſten bekantlich ſich das beſte der kirchen treul. haben laſſen angelegen ſeyn: ſo dann/ weil auch 4. die kuͤnfftige Fuͤrſtin/ mit dero er verlobet ſeyn ſolle/ das zeugnuͤß einer ſehr Chriſtl. und demuͤthi- gen Fuͤrſtin/ nachdem mir referiret worden iſt/ hat/ bin ich auch in der hoff- nung/ daß die hoff-eitelkeiten zimlich ceſſiren ſollen/ ſo einem Theologo ſein amt und laſt alsdann auch ſo viel ertraͤglicher machet. 5. Habe ich auch gu- te hoffnung zu den Regirungs-Raͤthen/ auffs wenigſte was den Herrn NN. anlangt/ an dem ſonderlich in dieſen ſachen das meiſte gelegen ſeyn wird/ ken- ne ihn von mehrern jahren als einen ſolchen mann/ dem es wahrhafftig um die ehre GOTTes zu thun iſt/ und der auch tieff einſihet/ wo es der kirchen manglet/ ſo dann wie deroſelben gebrechen zu rathen: deswegen wo ihm Gott einen treuen paraſtatam an einem gleichgeſinnten Superintendenten be- ſchehren wird/ iſt kein zweiffel/ daß er nicht in GOttes krafft in vielen dingen durchtringen werde/ davon die kirche nutzen haben mag. Dabey zu mercken/ daß ob man wohl bey den ſtaͤdtiſchen kirchen auch in gewiſſen ſtuͤcken ſeine be- qvemlichkeit hat/ und etwa in guten dingen/ wo man einige GOttes ehr ſu- chende beyhelffer findet/ unterſchiedliches ausrichten kan/ dennoch unter Herren/ da dieſelbe ſelbs das gute lieben/ und einige der vornehmſten ſo wol die capacitaͤt als eiffer vor GOtt haben/ ſich kraͤfftiger durchtringen laſſe/ als in den ſtaͤdten/ wo offt ein einiger maͤchtiger widerſacher aller anderer gutge- ſinneter Conſilia ihrer frucht berauben kan. 6. Ob ich wohl offt uͤber das verderbnuͤß/ ſo auch in dem predigamt ſothanes Fuͤrſtenthums/ wie anders wo/ ſich befinde/ von langem habe klagen hoͤren/ und es deswegen auch an ſol- chen

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Zitationshilfe: Spener, Philipp Jakob: Theologische Bedencken. Bd. 1. Halle (Saale), 1700, S. 466. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/spener_bedencken01_1700/482>, abgerufen am 22.11.2024.