Spener, Philipp Jakob: Theologische Bedencken. Bd. 1. Halle (Saale), 1700.ARTIC. III. SECTIO IV. tiger mensch beschrieben/ von der tochter aber ihr närrischer und abentheuer-licher kleiderpracht/ daran der vater wider eingenommene erinnerung sein wohlgefallen habe/ bemercket/ f. 14. 88. Aus allem diesem erhellet/ daß sich nach geführten klagen/ in allen stücken das gegentheil des jenigen/ beym Dia- cono solle antreffen lassen/ was sonsten S. Paulus von einem diener Got- tes erfordert/ so eine betrübte sache ist. Wo wir auch weiter gehen/ und be- dencken/ daß zu einem prediger lehr und leben erfordert werde/ wird sich leider befinden/ daß abermal an beyden grosser mangel erscheine. Was die lehr betrifft/ und die zu derselben gehörige amts verrichtungen/ sind die klagen nicht wenig wichtig; Es continuiret die alte klage/ daß er seine predigten und amt unfleißig verrichte/ nicht darauff studire/ alß der hingegen fast immer an- dern geschäfften nachlauffe fol. 10. so er zwahr fol. 53. anders spricht/ aber17 fol. 77. ihme solches beständig noch vorgerücket wird; Er erzeige weder ernst noch andacht in denen actibus Sacris, der tauffe/ Copulation, gebet/ und der- gleichen/ sondern eile davon/ weil der kopff voll anderer geschäffte stecke. fol. 10 Er will abermahl vielmehr die schuld einiger unvernehmlichkeit einem na- türlichen mangel und vitio linguae beymessen fol. 53. es wird ihme aber sol- ches widersprochen fol. 81. Erscheine nach dem mehr mahligen befehl und zu- sage selten bey der Administration des Heil. Abendmahls fol. 10. welche kla-18 ge abermahlen gegen sein leugnen behauptet wird fol. 81. 82. so gar daß mit beruffung auf das zeugniß der gantzen gemeinde das gantze jahr weder er noch der Substitutus über 10 mahl in der kirchen gewesen seye/ darzu auch kommt die unterlaßung des Catechismi und unerbauliche handlung desselben/ davon f. 11. 83. zulesen. Wir mögen auch dahin ziehen/ daß wider die verordnung der sohn mehr seine verrichtung in der stadt/ der vater aber auf dem filial, ihm nehme/ daraus wegen ihme zugestoßenen zufalls dem orth durch versperrung aus sorge einer infection großes ungelück zu gewachsen fol. 19. So dann daß er wegen seines steten auslauffens/ offtmahls nicht zu hause anzutreffen/ auch da man seiner zu amts verrichtungen nöthig bedurfft/ fol. 79. welches alles andeutet/ daß sein amt ihm wenig angelegen seye/ sondern er es nur ansehe als ein mittel/ davon er/ wo er das eußerliche noch etlicher maßen ver- richte/ seine besoldung empfange/ nicht aber als dasjenige/ das ihme umb Gottes willen vor allen dingen in der welt angelegen müße seyn/ und er also lieber alles das seinige/ als etwas solches seines amts zuversäumen hätte. Da doch keine andere/ als die also gesinnet sind/ vor rechte und treue diener CHristi geachtet werden/ und ihres amts würdig sind. Was das leben anlanget/ dardurch ein prediger eben so wohl als durch seine lehre selbst er- bauen/ und es als ein stück nicht nur seines allgemeinen Christenth. sondern auch
ARTIC. III. SECTIO IV. tiger menſch beſchrieben/ von der tochter aber ihr naͤrriſcher und abentheuer-licher kleiderpracht/ daran der vater wider eingenommene erinnerung ſein wohlgefallen habe/ bemercket/ f. 14. 88. Aus allem dieſem erhellet/ daß ſich nach gefuͤhrten klagen/ in allen ſtuͤcken das gegentheil des jenigen/ beym Dia- cono ſolle antreffen laſſen/ was ſonſten S. Paulus von einem diener Got- tes erfordert/ ſo eine betruͤbte ſache iſt. Wo wir auch weiter gehen/ und be- dencken/ daß zu einem prediger lehr und leben erfordert werde/ wird ſich leider befinden/ daß abermal an beyden groſſer mangel erſcheine. Was die lehr betrifft/ und die zu derſelben gehoͤrige amts verrichtungẽ/ ſind die klagen nicht wenig wichtig; Es continuiret die alte klage/ daß er ſeine predigten und amt unfleißig verrichte/ nicht darauff ſtudire/ alß der hingegen faſt immer an- dern geſchaͤfften nachlauffe fol. 10. ſo er zwahr fol. 53. anders ſpricht/ aber17 fol. 77. ihme ſolches beſtaͤndig noch vorgeruͤcket wird; Er erzeige weder ernſt noch andacht in denen actibus Sacris, der tauffe/ Copulation, gebet/ und der- gleichen/ ſondern eile davon/ weil der kopff voll anderer geſchaͤffte ſtecke. fol. 10 Er will abermahl vielmehr die ſchuld einiger unvernehmlichkeit einem na- tuͤrlichen mangel und vitio linguæ beymeſſen fol. 53. es wird ihme aber ſol- ches widerſprochen fol. 81. Erſcheine nach dem mehr mahligen befehl und zu- ſage ſelten bey der Adminiſtration des Heil. Abendmahls fol. 10. welche kla-18 ge abermahlen gegen ſein leugnen behauptet wird fol. 81. 82. ſo gar daß mit beruffung auf das zeugniß der gantzen gemeinde das gantze jahr weder er noch der Subſtitutus uͤber 10 mahl in der kirchen geweſen ſeye/ darzu auch kommt die unterlaßung des Catechiſmi und unerbauliche handlung deſſelben/ davon f. 11. 83. zuleſen. Wir moͤgen auch dahin ziehen/ daß wider die verordnung der ſohn mehr ſeine verrichtung in der ſtadt/ der vater aber auf dem filial, ihm nehme/ daraus wegen ihme zugeſtoßenen zufalls dem orth durch verſperrung aus ſorge einer infection großes ungeluͤck zu gewachſen fol. 19. So dann daß er wegen ſeines ſteten auslauffens/ offtmahls nicht zu hauſe anzutreffen/ auch da man ſeiner zu amts verrichtungen noͤthig bedurfft/ fol. 79. welches alles andeutet/ daß ſein amt ihm wenig angelegen ſeye/ ſondern er es nur anſehe als ein mittel/ davon er/ wo er das eußerliche noch etlicher maßen ver- richte/ ſeine beſoldung empfange/ nicht aber als dasjenige/ das ihme umb Gottes willen vor allen dingen in der welt angelegen muͤße ſeyn/ und er alſo lieber alles das ſeinige/ als etwas ſolches ſeines amts zuverſaͤumen haͤtte. Da doch keine andere/ als die alſo geſinnet ſind/ vor rechte und treue diener CHriſti geachtet werden/ und ihres amts wuͤrdig ſind. Was das leben anlanget/ dardurch ein prediger eben ſo wohl als durch ſeine lehre ſelbſt er- bauen/ und es als ein ſtuͤck nicht nur ſeines allgemeinen Chriſtenth. ſondern auch
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ARTIC. III. SECTIO IV.
tiger menſch beſchrieben/ von der tochter aber ihr naͤrriſcher und abentheuer-
licher kleiderpracht/ daran der vater wider eingenommene erinnerung ſein
wohlgefallen habe/ bemercket/ f. 14. 88. Aus allem dieſem erhellet/ daß ſich
nach gefuͤhrten klagen/ in allen ſtuͤcken das gegentheil des jenigen/ beym Dia-
cono ſolle antreffen laſſen/ was ſonſten S. Paulus von einem diener Got-
tes erfordert/ ſo eine betruͤbte ſache iſt. Wo wir auch weiter gehen/ und be-
dencken/ daß zu einem prediger lehr und leben erfordert werde/ wird ſich leider
befinden/ daß abermal an beyden groſſer mangel erſcheine. Was die lehr
betrifft/ und die zu derſelben gehoͤrige amts verrichtungẽ/ ſind die klagen nicht
wenig wichtig; Es continuiret die alte klage/ daß er ſeine predigten und
amt unfleißig verrichte/ nicht darauff ſtudire/ alß der hingegen faſt immer an-
dern geſchaͤfften nachlauffe fol. 10. ſo er zwahr fol. 53. anders ſpricht/ aber
fol. 77. ihme ſolches beſtaͤndig noch vorgeruͤcket wird; Er erzeige weder ernſt
noch andacht in denen actibus Sacris, der tauffe/ Copulation, gebet/ und der-
gleichen/ ſondern eile davon/ weil der kopff voll anderer geſchaͤffte ſtecke. fol.
10 Er will abermahl vielmehr die ſchuld einiger unvernehmlichkeit einem na-
tuͤrlichen mangel und vitio linguæ beymeſſen fol. 53. es wird ihme aber ſol-
ches widerſprochen fol. 81. Erſcheine nach dem mehr mahligen befehl und zu-
ſage ſelten bey der Adminiſtration des Heil. Abendmahls fol. 10. welche kla-
ge abermahlen gegen ſein leugnen behauptet wird fol. 81. 82. ſo gar daß mit
beruffung auf das zeugniß der gantzen gemeinde das gantze jahr weder er noch
der Subſtitutus uͤber 10 mahl in der kirchen geweſen ſeye/ darzu auch kommt die
unterlaßung des Catechiſmi und unerbauliche handlung deſſelben/ davon f.
11. 83. zuleſen. Wir moͤgen auch dahin ziehen/ daß wider die verordnung der
ſohn mehr ſeine verrichtung in der ſtadt/ der vater aber auf dem filial, ihm
nehme/ daraus wegen ihme zugeſtoßenen zufalls dem orth durch verſperrung
aus ſorge einer infection großes ungeluͤck zu gewachſen fol. 19. So dann daß
er wegen ſeines ſteten auslauffens/ offtmahls nicht zu hauſe anzutreffen/
auch da man ſeiner zu amts verrichtungen noͤthig bedurfft/ fol. 79. welches
alles andeutet/ daß ſein amt ihm wenig angelegen ſeye/ ſondern er es nur
anſehe als ein mittel/ davon er/ wo er das eußerliche noch etlicher maßen ver-
richte/ ſeine beſoldung empfange/ nicht aber als dasjenige/ das ihme umb
Gottes willen vor allen dingen in der welt angelegen muͤße ſeyn/ und er alſo
lieber alles das ſeinige/ als etwas ſolches ſeines amts zuverſaͤumen haͤtte.
Da doch keine andere/ als die alſo geſinnet ſind/ vor rechte und treue diener
CHriſti geachtet werden/ und ihres amts wuͤrdig ſind. Was das leben
anlanget/ dardurch ein prediger eben ſo wohl als durch ſeine lehre ſelbſt er-
bauen/ und es als ein ſtuͤck nicht nur ſeines allgemeinen Chriſtenth. ſondern
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