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Spener, Philipp Jakob: Theologische Bedencken. Bd. 1. Halle (Saale), 1700.

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ARTIC. III. SECTIO IV.
mit einer eigentlichen poenal-translocation belegen könte. Jndessen
achtete ich der kirchen vorträglicher zu seyn/ wo E. Hochgräfl. Gnad
eine stelle ausfinden könten in ihrem lande/ da derselbe anders/ und eben
nicht sonderlich schlechter als ietzt/ accommodiret würde/ daß man darauf
bedacht wäre/ diesen mann anderwerts hinzusetzen/ und des vaters stelle ei-
nem dritten zu geben.

Die ursachen dessen sind 1. daß aufs wenigste ex actis nicht sehe/ daß
die substitutio mit ausdrücklichem verspruch/ der gewissen succession gesche-
hen seye. Denn obwohl gemeiniglich solche hoffnung mit gegeben wird/
sogar durch Churfürstliche verordnung dieser landen kein substitutus ohne
solchen verspruch oder verheissung gnugsamer alimentation beruffen werden
solle/ wie bey unserm Carpzovio defin. Consist. L. 1. t. 3. def. 18. n. 2. auch
zu sehen ist/ so ist doch solche conditio nicht allemahl darbey/ daß deswegen
was hier geschehen nicht weiß; wie auch aus angeregtem zu sehen/ daß zuwei-
len der verspruch der alimentation an die stelle kommet. So möchte aus
dem/ daß der casus seiner anderwertigen änderung vivo patre solle berüh-
ret/ und gewisses deswegen pacisciret worden seyn f. 18. gedancken machen/
daß etwan nicht alles so richtig ausgemachet worden. Wäre dann kein
austrücklicher verspruch geschehen/ so würde die sache so viel leichter
seyn.

Wo aber 2. die vertröstung der succession beygefüget möchte seyn wor-
den/ erachte dieselbe gleichwohl eigentlich gemeinet gewesen zu seyn/ in
casum mortis paternae;
da es aber mit dem casu remotionis etwas ein ande-
re gestalt gewinnet/ und die erbauung der kirchen nicht so wohl zugibet/ an
eben solchem ort den jenigen zum prediger zu haben/ dessen vater einiger din-
ge wegen removiret worden/ deren der sohn auffs wenigste einige gemein-
schafft mit gehabt/ oder davor insgemein gehalten wird. Nun ist in allen
successionen und bestallungen am hauptsächlichsten auf die mehrere erbau-
ung und bessere versehung der kirchen zu sehen/ und diese einer gegebenen
vertröstung/ sonderlich da sich die sache darnach etwas geändert/ vor-
zuziehen.

3. Mag auch solche translocation rathen/ wo man bedencket/ daß
selbs die ursach der vocation und dero richtigkeit in zweiffel gezogen/ und der
Diaconus beschuldiget ward f. 18. dieselbe mit betrüglich simulirter schwehrerer
unvermöglichkeit/ als bey ihme gewesen/ erlanget zu haben. Nun antwortet

er
H h h h 3

ARTIC. III. SECTIO IV.
mit einer eigentlichen pœnal-translocation belegen koͤnte. Jndeſſen
achtete ich der kirchen vortraͤglicher zu ſeyn/ wo E. Hochgraͤfl. Gnad
eine ſtelle ausfinden koͤnten in ihrem lande/ da derſelbe anders/ und eben
nicht ſonderlich ſchlechter als ietzt/ accommodiret wuͤrde/ daß man darauf
bedacht waͤre/ dieſen mann anderwerts hinzuſetzen/ und des vaters ſtelle ei-
nem dritten zu geben.

Die urſachen deſſen ſind 1. daß aufs wenigſte ex actis nicht ſehe/ daß
die ſubſtitutio mit ausdruͤcklichem verſpruch/ der gewiſſen ſucceſſion geſche-
hen ſeye. Denn obwohl gemeiniglich ſolche hoffnung mit gegeben wird/
ſogar durch Churfuͤrſtliche verordnung dieſer landen kein ſubſtitutus ohne
ſolchen verſpruch oder verheiſſung gnugſamer alimentation beruffen werden
ſolle/ wie bey unſerm Carpzovio defin. Conſiſt. L. 1. t. 3. def. 18. n. 2. auch
zu ſehen iſt/ ſo iſt doch ſolche conditio nicht allemahl darbey/ daß deswegen
was hier geſchehen nicht weiß; wie auch aus angeregtem zu ſehen/ daß zuwei-
len der verſpruch der alimentation an die ſtelle kommet. So moͤchte aus
dem/ daß der caſus ſeiner anderwertigen aͤnderung vivo patre ſolle beruͤh-
ret/ und gewiſſes deswegen paciſciret worden ſeyn f. 18. gedancken machen/
daß etwan nicht alles ſo richtig ausgemachet worden. Waͤre dann kein
austruͤcklicher verſpruch geſchehen/ ſo wuͤrde die ſache ſo viel leichter
ſeyn.

Wo aber 2. die vertroͤſtung der ſucceſſion beygefuͤget moͤchte ſeyn wor-
den/ erachte dieſelbe gleichwohl eigentlich gemeinet geweſen zu ſeyn/ in
caſum mortis paternæ;
da es aber mit dem caſu remotionis etwas ein ande-
re geſtalt gewinnet/ und die erbauung der kirchen nicht ſo wohl zugibet/ an
eben ſolchem ort den jenigen zum prediger zu haben/ deſſen vater einiger din-
ge wegen removiret worden/ deren der ſohn auffs wenigſte einige gemein-
ſchafft mit gehabt/ oder davor insgemein gehalten wird. Nun iſt in allen
ſucceſſionen und beſtallungen am hauptſaͤchlichſten auf die mehrere erbau-
ung und beſſere verſehung der kirchen zu ſehen/ und dieſe einer gegebenen
vertroͤſtung/ ſonderlich da ſich die ſache darnach etwas geaͤndert/ vor-
zuziehen.

3. Mag auch ſolche translocation rathen/ wo man bedencket/ daß
ſelbs die urſach der vocation und dero richtigkeit in zweiffel gezogen/ und der
Diaconus beſchuldiget ward f. 18. dieſelbe mit betꝛuͤglich ſimulirteꝛ ſchwehꝛeꝛeꝛ
unvermoͤglichkeit/ als bey ihme geweſen/ erlanget zu haben. Nun antwortet

er
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[613/0629] ARTIC. III. SECTIO IV. mit einer eigentlichen pœnal-translocation belegen koͤnte. Jndeſſen achtete ich der kirchen vortraͤglicher zu ſeyn/ wo E. Hochgraͤfl. Gnad eine ſtelle ausfinden koͤnten in ihrem lande/ da derſelbe anders/ und eben nicht ſonderlich ſchlechter als ietzt/ accommodiret wuͤrde/ daß man darauf bedacht waͤre/ dieſen mann anderwerts hinzuſetzen/ und des vaters ſtelle ei- nem dritten zu geben. Die urſachen deſſen ſind 1. daß aufs wenigſte ex actis nicht ſehe/ daß die ſubſtitutio mit ausdruͤcklichem verſpruch/ der gewiſſen ſucceſſion geſche- hen ſeye. Denn obwohl gemeiniglich ſolche hoffnung mit gegeben wird/ ſogar durch Churfuͤrſtliche verordnung dieſer landen kein ſubſtitutus ohne ſolchen verſpruch oder verheiſſung gnugſamer alimentation beruffen werden ſolle/ wie bey unſerm Carpzovio defin. Conſiſt. L. 1. t. 3. def. 18. n. 2. auch zu ſehen iſt/ ſo iſt doch ſolche conditio nicht allemahl darbey/ daß deswegen was hier geſchehen nicht weiß; wie auch aus angeregtem zu ſehen/ daß zuwei- len der verſpruch der alimentation an die ſtelle kommet. So moͤchte aus dem/ daß der caſus ſeiner anderwertigen aͤnderung vivo patre ſolle beruͤh- ret/ und gewiſſes deswegen paciſciret worden ſeyn f. 18. gedancken machen/ daß etwan nicht alles ſo richtig ausgemachet worden. Waͤre dann kein austruͤcklicher verſpruch geſchehen/ ſo wuͤrde die ſache ſo viel leichter ſeyn. Wo aber 2. die vertroͤſtung der ſucceſſion beygefuͤget moͤchte ſeyn wor- den/ erachte dieſelbe gleichwohl eigentlich gemeinet geweſen zu ſeyn/ in caſum mortis paternæ; da es aber mit dem caſu remotionis etwas ein ande- re geſtalt gewinnet/ und die erbauung der kirchen nicht ſo wohl zugibet/ an eben ſolchem ort den jenigen zum prediger zu haben/ deſſen vater einiger din- ge wegen removiret worden/ deren der ſohn auffs wenigſte einige gemein- ſchafft mit gehabt/ oder davor insgemein gehalten wird. Nun iſt in allen ſucceſſionen und beſtallungen am hauptſaͤchlichſten auf die mehrere erbau- ung und beſſere verſehung der kirchen zu ſehen/ und dieſe einer gegebenen vertroͤſtung/ ſonderlich da ſich die ſache darnach etwas geaͤndert/ vor- zuziehen. 3. Mag auch ſolche translocation rathen/ wo man bedencket/ daß ſelbs die urſach der vocation und dero richtigkeit in zweiffel gezogen/ und der Diaconus beſchuldiget ward f. 18. dieſelbe mit betꝛuͤglich ſimulirteꝛ ſchwehꝛeꝛeꝛ unvermoͤglichkeit/ als bey ihme geweſen/ erlanget zu haben. Nun antwortet er H h h h 3

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Zitationshilfe: Spener, Philipp Jakob: Theologische Bedencken. Bd. 1. Halle (Saale), 1700, S. 613. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/spener_bedencken01_1700/629>, abgerufen am 01.09.2024.