Spener, Philipp Jakob: Theologische Bedencken. Bd. 1. Halle (Saale), 1700.Das andere Capitel. DAß Christliche Professores (eine gleiche bewandnüß hat es in ge- seine
Das andere Capitel. DAß Chriſtliche Profeſſores (eine gleiche bewandnuͤß hat es in ge- ſeine
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <pb facs="#f0750" n="734"/> <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Das andere Capitel.</hi> </fw><lb/> <p><hi rendition="#in">D</hi>Aß Chriſtliche <hi rendition="#aq">Profeſſores</hi> (eine gleiche bewandnuͤß hat es in ge-<lb/> wiſſer maaß mit uns predigern) nicht anders ſeyn ſollen/ als leute/<lb/> die ihre vertraute zu dem rechten lehrer und hoͤchſten <hi rendition="#aq">Profeſſore</hi><lb/> leiten/ bin ich hertzlich einſtimmig. Doch zweiffle ich nicht/ es wer-<lb/> de damit ſolchen von GOtt beruffenen leuten dieſes nicht <hi rendition="#aq">diſputi</hi>ret/ daß ſie<lb/> ihren anvertrauten das goͤttliche wort und die heils-lehr aus demſelben mit<lb/> hertzlichem fleiß und nach allem liecht/ ſo ſie dazu von GOtt empfangen<lb/> haben/ vortragen ſollen: aber alſo daß ſie ihnen allemahl dabey bedeuten/ es<lb/> ſeye ihre krafft nicht/ ſolche wahrheiten ihnen in das hertz zu truͤcken/ ſondern<lb/> dazu gehoͤre die gnaden-wuͤrckung des heil. Geiſtes/ welche ſie mit inniglichem<lb/> flehen und gebet ſuchen/ und ſich zu dero empfaͤnglichkeit von demſelben ſelbs<lb/> bereiten laſſen muͤſſen/ wolten ſie anders rechtſchaffene von GOtt und nicht<lb/> nur von menſchen gelehrte/ ja recht tuͤchtige werckzeuge der goͤttlichen gnade<lb/> werden/ wozu die bloß buchſtaͤbliche erkaͤntnuͤß/ bey dero es an dem innern<lb/> leben des heil. Geiſtes manglet/ nicht gnugſam iſt. Neben demſelben auch<lb/> ſolche lehrer offters dagegen <hi rendition="#aq">proteſti</hi>ren/ daß ſie nicht verlangen/ daß ihre<lb/> zuhoͤrer ihnen das geringſte zugefallen und um ihrer ſelbs willen/ oder wegen<lb/> des vertrauens/ ſo ſie zu ihrer treu und geſchicklichkeit tragen/ glauben/ viel-<lb/> mehr alles genau pruͤffen/ und nichts anders vor eine verſicherte wahrheit<lb/> annehmen ſolten/ als deſſen ſie aus dem vorgetragenen wort nach fleißiger<lb/> deſſen erwegung und hertzlichem gebet in ihren ſeelen uͤberzeuget waͤren. Da-<lb/> mit weiſen ſie die menſchen von ſich auff Chriſtum/ und halte ich ſolches unſer<lb/> aller/ die wir auff cantzel oder catheder zu dem amt des worts beruffen ſind/<lb/> hoͤchſte ſchuldigkeit zu ſeyn; daher ich ſehr offters in den oͤffentlichen predigten<lb/> ſolches meinen zuhoͤrern vortrage und ſie vor aller beruhung auff mir oder<lb/> einigen menſchen mit fleiß warne. Auff dieſe art achte ich/ thue man in dieſem<lb/> ſtuͤck dem amt ein genuͤgen/ weder die leute auff ſich zuweiſen/ noch auch<lb/> alles lehr amt/ ſo uns gleichwohl auch mit auffgetragen iſt/ bloß zu unterlaſſen/<lb/> und ſie gantz ohne mittel zu dem HErren zuweiſen/ der uns noch an dieſe bin-<lb/> det/ aber doch auch in denſelben der wahre lehrer bleiben will. Daß aber<lb/> wider dieſe regel in ſchulen und kirchen vielfaltig geſuͤndiget werde/ iſt leider<lb/> bey mir ein offenbahre ſach/ und doͤrffte wohl an ſolchen leuten nicht manglen/<lb/> die unſerm <hi rendition="#aq">ordini</hi> allzuviel begeben zu werden ſorgen moͤchten/ da wir die zu-<lb/> hoͤrer nicht bloß von uns zu <hi rendition="#aq">dependi</hi>ren bekennen/ ſondern ſie an den rechten<lb/> lehrmeiſter weiſen: daher mag aber dieſer in den bevorſtehenden gerichten<lb/> <fw place="bottom" type="catch">ſeine</fw><lb/></p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [734/0750]
Das andere Capitel.
DAß Chriſtliche Profeſſores (eine gleiche bewandnuͤß hat es in ge-
wiſſer maaß mit uns predigern) nicht anders ſeyn ſollen/ als leute/
die ihre vertraute zu dem rechten lehrer und hoͤchſten Profeſſore
leiten/ bin ich hertzlich einſtimmig. Doch zweiffle ich nicht/ es wer-
de damit ſolchen von GOtt beruffenen leuten dieſes nicht diſputiret/ daß ſie
ihren anvertrauten das goͤttliche wort und die heils-lehr aus demſelben mit
hertzlichem fleiß und nach allem liecht/ ſo ſie dazu von GOtt empfangen
haben/ vortragen ſollen: aber alſo daß ſie ihnen allemahl dabey bedeuten/ es
ſeye ihre krafft nicht/ ſolche wahrheiten ihnen in das hertz zu truͤcken/ ſondern
dazu gehoͤre die gnaden-wuͤrckung des heil. Geiſtes/ welche ſie mit inniglichem
flehen und gebet ſuchen/ und ſich zu dero empfaͤnglichkeit von demſelben ſelbs
bereiten laſſen muͤſſen/ wolten ſie anders rechtſchaffene von GOtt und nicht
nur von menſchen gelehrte/ ja recht tuͤchtige werckzeuge der goͤttlichen gnade
werden/ wozu die bloß buchſtaͤbliche erkaͤntnuͤß/ bey dero es an dem innern
leben des heil. Geiſtes manglet/ nicht gnugſam iſt. Neben demſelben auch
ſolche lehrer offters dagegen proteſtiren/ daß ſie nicht verlangen/ daß ihre
zuhoͤrer ihnen das geringſte zugefallen und um ihrer ſelbs willen/ oder wegen
des vertrauens/ ſo ſie zu ihrer treu und geſchicklichkeit tragen/ glauben/ viel-
mehr alles genau pruͤffen/ und nichts anders vor eine verſicherte wahrheit
annehmen ſolten/ als deſſen ſie aus dem vorgetragenen wort nach fleißiger
deſſen erwegung und hertzlichem gebet in ihren ſeelen uͤberzeuget waͤren. Da-
mit weiſen ſie die menſchen von ſich auff Chriſtum/ und halte ich ſolches unſer
aller/ die wir auff cantzel oder catheder zu dem amt des worts beruffen ſind/
hoͤchſte ſchuldigkeit zu ſeyn; daher ich ſehr offters in den oͤffentlichen predigten
ſolches meinen zuhoͤrern vortrage und ſie vor aller beruhung auff mir oder
einigen menſchen mit fleiß warne. Auff dieſe art achte ich/ thue man in dieſem
ſtuͤck dem amt ein genuͤgen/ weder die leute auff ſich zuweiſen/ noch auch
alles lehr amt/ ſo uns gleichwohl auch mit auffgetragen iſt/ bloß zu unterlaſſen/
und ſie gantz ohne mittel zu dem HErren zuweiſen/ der uns noch an dieſe bin-
det/ aber doch auch in denſelben der wahre lehrer bleiben will. Daß aber
wider dieſe regel in ſchulen und kirchen vielfaltig geſuͤndiget werde/ iſt leider
bey mir ein offenbahre ſach/ und doͤrffte wohl an ſolchen leuten nicht manglen/
die unſerm ordini allzuviel begeben zu werden ſorgen moͤchten/ da wir die zu-
hoͤrer nicht bloß von uns zu dependiren bekennen/ ſondern ſie an den rechten
lehrmeiſter weiſen: daher mag aber dieſer in den bevorſtehenden gerichten
ſeine
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |