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Spener, Philipp Jakob: Theologische Bedencken. Bd. 1. Halle (Saale), 1700.

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ARTIC. IV. SECT. I.
liche und ewige heil seiner zuhörer nach müglichkeit zubefordern/ wird von allen
gliedern ihrer gemeinde/ und also noch so vielmehr von den schullehrern/ nichts
übel sondern alles mit freuden annehmen/ wo ihnen immer mehr gelegenheit an die
hand gegeben wird/ an alten und jungen vieles zu erbauen/ und damit ihre seelen
zu retten/ so lang nemlich solche leute in dem schrancken bleiben/ daß sie das mini-
sterium
in ihren geistlichen verrichtungen nicht hindern/ oder derselben/ die ihnen
eigen sind (darunter aber die berathschlagung von den mitteln der erbauung nicht
gehöret) sich anmassen/ sondern alles dahin gemeinet ist/ ihnen so viel mehr anlaß
nützlicher arbeit zu geben: welches mit keinem schein ein eingriff heissen kan.

Die VII. Frage.
Ob derjenige/ welcher
collegia pietatis recom-
commendi
ret (wenn sie geschehen absque detrimento mi-
nisterii
) könne vor einen Quäcker gehalten
werden?

WJe einem ketzer machet/ da man sich der ketzerischen lehr theilhafftig
machet/ also kan keiner vor einen Quäcker gehalten werden/ wel-
cher derselben lehr nicht beypflichtet. Nun sind die collegia pie-
tatis,
wie sie recht gehalten werden mögen/ kein stück der Quäckerischen lehr/
sondern da man dabey die öffentlichen versamlungen/ in denen allein die
ordentliche lehrer zu predigen haben/ billiget/ selbs besuchet und die leute
dahin anweiset/ so dann dem ordentlichen predigtamt die auffsicht auff sol-
che collegia einräumet/ ja gar dasselbe zu dero anrichtung und regierung ver-
langet (welches man bittlich thun solle) ist solches alles der Quäckerischen
lehr entgegen. Hingegen sind solche collegia pietatis eine ob wol nicht bloß nöthi-
ge/ daher eben auch nicht an allen orten ununterläßliche/ doch nützliche art der in
der schrifft insgemein allen Christen anbefohlenen erbauung unter sich selbsten da-
von die sprüche lauten Matth. 18/ 19. 20. Col. 3/ 16. 1. Thess. 5/ 11. 14. Rom. 15/
14. Hebr. 3/ 13. Daher wer auch diese art an orten/ da andere umstände es leiden/
recommendiret, sich damit der Quäckerey nicht verdächtig macht/ noch ohne ver-
letzung des achten gebots derselben beschuldiget werden mag. Jch meines orts
bin nicht in abrede/ daß wie ich dergleichen in die 16. jahr in Franckfurt am Mäyn
getrieben/ also dieselbe auch in denen piis desideriis öffentlich recommendiret
habe. Diese pia desideria, und zwar absonderlich diesen pass aus denselben hat
von solcher zeit keiner unsrer Theologorum öffentlich angegriffen/ sondern ich habe
vielmehr eine grosse anzahl der schrieben berühmter Theologorum an mich/ die

meine

ARTIC. IV. SECT. I.
liche und ewige heil ſeiner zuhoͤrer nach muͤglichkeit zubefordern/ wird von allen
gliedern ihrer gemeinde/ und alſo noch ſo vielmehr von den ſchullehrern/ nichts
uͤbel ſondern alles mit freuden annehmen/ wo ihnen immer mehr gelegenheit an die
hand gegeben wird/ an alten und jungen vieles zu erbauen/ und damit ihre ſeelen
zu retten/ ſo lang nemlich ſolche leute in dem ſchrancken bleiben/ daß ſie das mini-
ſterium
in ihren geiſtlichen verrichtungen nicht hindern/ oder derſelben/ die ihnen
eigen ſind (darunter aber die berathſchlagung von den mitteln der erbauung nicht
gehoͤret) ſich anmaſſen/ ſondern alles dahin gemeinet iſt/ ihnen ſo viel mehr anlaß
nuͤtzlicher arbeit zu geben: welches mit keinem ſchein ein eingriff heiſſen kan.

Die VII. Frage.
Ob derjenige/ welcher
collegia pietatis recom-
commendi
ret (wenn ſie geſchehen absque detrimento mi-
niſterii
) koͤnne vor einen Quaͤcker gehalten
werden?

WJe einem ketzer machet/ da man ſich der ketzeriſchen lehr theilhafftig
machet/ alſo kan keiner vor einen Quaͤcker gehalten werden/ wel-
cher derſelben lehr nicht beypflichtet. Nun ſind die collegia pie-
tatis,
wie ſie recht gehalten werden moͤgen/ kein ſtuͤck der Quaͤckeriſchen lehr/
ſondern da man dabey die oͤffentlichen verſamlungen/ in denen allein die
ordentliche lehrer zu predigen haben/ billiget/ ſelbs beſuchet und die leute
dahin anweiſet/ ſo dann dem ordentlichen predigtamt die auffſicht auff ſol-
che collegia einraͤumet/ ja gar daſſelbe zu dero anrichtung und regierung ver-
langet (welches man bittlich thun ſolle) iſt ſolches alles der Quaͤckeriſchen
lehr entgegen. Hingegen ſind ſolche collegia pietatis eine ob wol nicht bloß noͤthi-
ge/ daher eben auch nicht an allen orten ununterlaͤßliche/ doch nuͤtzliche art der in
der ſchrifft insgemein allen Chriſten anbefohlenen erbauung unter ſich ſelbſten da-
von die ſpruͤche lauten Matth. 18/ 19. 20. Col. 3/ 16. 1. Theſſ. 5/ 11. 14. Rom. 15/
14. Hebr. 3/ 13. Daher wer auch dieſe art an orten/ da andere umſtaͤnde es leiden/
recommendiret, ſich damit der Quaͤckerey nicht verdaͤchtig macht/ noch ohne ver-
letzung des achten gebots derſelben beſchuldiget werden mag. Jch meines orts
bin nicht in abrede/ daß wie ich dergleichen in die 16. jahr in Franckfurt am Maͤyn
getrieben/ alſo dieſelbe auch in denen piis deſideriis oͤffentlich recommendiret
habe. Dieſe pia deſideria, und zwar abſonderlich dieſen paſs aus denſelben hat
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Zitationshilfe: Spener, Philipp Jakob: Theologische Bedencken. Bd. 1. Halle (Saale), 1700, S. 15. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/spener_bedencken01_1700/815>, abgerufen am 22.11.2024.