Spener, Philipp Jakob: Theologische Bedencken. Bd. 1. Halle (Saale), 1700.ARTIC. IV. SECT. XXXI. in sachen/ welche noch nicht von den meisten gründlich gefasset/ die gemüther etwamehr verbittern. 9. Da widerhole ich nun auch aus dem vorigen/ daß die terminos gern am 10. Eine gleiche bewandnis hat es auch mit der rede wegen des lateinischen man p
ARTIC. IV. SECT. XXXI. in ſachen/ welche noch nicht von den meiſten gruͤndlich gefaſſet/ die gemuͤther etwamehr verbittern. 9. Da widerhole ich nun auch aus dem vorigen/ daß die terminos gern am 10. Eine gleiche bewandnis hat es auch mit der rede wegen des lateiniſchen man p
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ARTIC. IV. SECT. XXXI.
in ſachen/ welche noch nicht von den meiſten gruͤndlich gefaſſet/ die gemuͤther etwa
mehr verbittern.
9. Da widerhole ich nun auch aus dem vorigen/ daß die terminos gern am
moderateſten geſehen: und verſichere ich meinen werthen Herrn Paſtorem, wo
er an ſtatt der worte/ des moͤnchiſchen lateiniſchen kaͤlber gebloͤcks andere wort
gebraucht/ die dan noch die unnutzbarkeit ſolches ſingens/ und was vor ſuͤnden dar-
innen ſtecken koͤnten/ ja ſtecketen/ vorgeſtellet haͤtte/ es ſolte mit weniger offen-
ſion und mehr nutz abgegangen ſeyn. Jch erkenne gern/ daß man ſolches ſingen
auch alſo nennen koͤnne/ und andere chriſtliche Theologi ſolche worte gebrauchet/
ſo dann/ daß bey einer außfuͤhrlichen tractirung der materie auch mit angefuͤhret
werden moͤgen/ daß es mehr einem kaͤlbergebloͤck als vernuͤnfftigen menſchen ſingen
aͤhnlicher waͤre/ die frage aber iſt hie nicht ſo wohl/ was man ſonſten thun doͤrffe/
oder wie man etwas zuvertheidigen wuͤſte/ als was das erbaulichſte ſeye. Und
ſtehet mir allezeit in meinen amts-verrichtungen die Pauliniſche regel vor augen/
als die auch in gewiſſer maß hier ſtatt hat 1. Cor. 10/ 23. Jch habe es zwar al-
les macht (jedes auch mit haͤrtern terminis, ſo ihme einigerley maß zukommen
koͤnten/ zu nennen) aber es frommet nicht alles. Jch habe es alles macht/
aber es beſſert nicht alles. Nun ſolle bey uns Predigern/ alles unicè dahin ge-
richtet werden/ wie wir jedesmahl und in jeder ſache die verlangte erbauung am
fuͤglichſten zuwege bringen moͤgen: was zu dero jedesmahl das dienſamſte/ ſoll
vor allen andern erwehlet werden.
10. Eine gleiche bewandnis hat es auch mit der rede wegen des lateiniſchen
Teuffels. Jch erkenne/ daß des Herrn Paſtoris intention recht/ und widerſpre-
che dem Leipziſchen reſponſo welches die redens-art expliciret/ gar nicht/ ich er-
kenne auch/ daß freylich des Teuffels werck mit darunter ſtecket/ daß etwas gutes
gehindert wird/ obs wohl diejenige/ die es hindern/ nicht meynen/ indem er ſich
ſubtil gnug in eine ſache einmiſchen kan. Jndeſſen laͤugne ich nicht/ daß ich doch
lieber wolte/ die wort waͤren unterblieben/ ſonderlich nachdem ſie nicht weitlaͤuff-
tig gnung erklaͤret worden/ wie ſie gemeinet ſeyen/ und alſo zu einem mißverſtand
gelegenheit uͤbrig geblieben/ gleich ob wuͤrde der lateiniſche geſang an ſich mit ſol-
chen nahmen genennet/ da es freylich/ wo die aus GOttes wort mit einlauffen-
de texte mitgefaſſet werden/ eine ſpecies blaſphemiæ geweſen waͤre. Jch habe
zwar bereits bekant/ und geſtehe es noch/ daß ſolches die meynung nicht geweſt/
ſondern ſage nur/ wie ſolcher anſtoß beſſer waͤre verhuͤtet worden. Und will ich
insgemein verſichern/ daß meiſtentheils in unſern ſtraffamt die haͤrtere wort am we-
nigſten ausrichten/ ſonderlich da ſie von ſolchen dingen gebraucht werden/ worin-
nen man anderer ſeit nicht eben unrecht zu haben meinet/ und daher durch ſolche
worte nur mehr verbittert als gebeſſert wird. Vielmehr krafft iſt darinnen/ wo
man
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