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Spener, Philipp Jakob: Theologische Bedencken. Bd. 1. Halle (Saale), 1700.

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Das andere Capitel.
trösten/ tauffen etc. also auch communiciren gehöret den beruffenen dienern
Christi/ als welchen die gewalt so Christus der kirchen gegeben geziehmet/ daß
sie ordenlicher weise durch sie geübet werde.
2. Jn dem heiligen Abendmahl ist nicht so leicht ein nothfall/ alß in der
heiligen tauffe. Weil die kinder kein ander mittel der seeligkeit haben ohne die
tauffe/ und wir aber allen denen die GOtt seelig haben will/ auch die mittel der
seeligkeit zukommen zu lassen verbunden sind. Was aber die erwachsene an-
langt/ haben sie das göttliche wort und in demselben die manducationem spi-
ritualem,
die ihnen zu der seeligkeit gantz gnug ist.
3. Gleichwol ists müglich daß ein nothfall sich begeben könte. 1. an
einem ort wo allerdings kein recht glaubiges ministerium nicht ist. 2. bey ei-
ner angefochtenen person/ melche sich in statu tentationis mit der geistlichen
niessung nicht gnugsam trösten mag. Da bricht dann die liebe die ordnung.
4. Daß aber sonsten ansser solchem fall kein anderer communiciren
darff/ komt nicht daher/ daß eine sonderbare gewalt und character zu dem con-
secrante
erfordert würde/ wie Päbstischer seiten davor gehalten wird. Son-
dern daß keiner das jenige was zwar einer gantzen gemeinde ist/ ohne von der
gemeinde dazu habenden beruff/ zu üben sich anzumassen hat. Welches aber
in dem nothfall auffhöret.
5. Es ist falsch/ was von Päbstischer seiten vorgegeben wird/ daß die
ordination dergleichen gewalt dem Priester gebe/ daß als dann sein wort in
dieser consecration kräfftiger als anderer Christen vor oder vielmehr allein kräf-
tig seye. Komt aus dem falschen praesupposito der wessentlichen verwand-
lung der elementen in den leib und blut Christi/ so in gewisser maß ein opus
creatorium
wäre/ und eine sonderbahre gewalt erforderte/ gleich wie aber in
allen amts verrichtungen/ wir nichts anders als ministri seynd/ und die krafft
allein des göttlichen worts ist/ also ist zu gültigkeit des Sacraments keine son-
derbahre gewalt in den adminstrirenden vonnöthen/ sondern allein daß er den
beruff habe das göttliche wort zuführen; welcher beruff bey den ordenlichen
Predigern ordentlich ist/ bey andern Christen aber/ in den noth-fällen/ ausseror-
dentlich/ und ein beruff der liebe aus dem recht des allgemeinen pristerthumbs.
6. Es gehöret nicht weniger gewalt zu der tauff als zu dem heiligen
Abendmahl und wie in diesen vonnöthen ist/ das krafft des göttlichen worts
mit dem brodt und wein der leib und blut Christi gegeben werde/ also in der
tauff ist vonnöthen/ daß der heilige Geist sich auch mit dem wasser vereinige/
und über den täuffling ausgegossen/ daher dieser aus wasser und Geist wider-
gebohren werde. Daß aber solches himmlische sich Sacramentlich mit dem
irrdischen vereinige/ geschiehet aus der krafft des worts/ und komt nicht von ei-
ner gewalt der person/ die es administriret.
7. Jn
Das andere Capitel.
troͤſten/ tauffen ꝛc. alſo auch communiciren gehoͤret den beruffenen dienern
Chriſti/ als welchen die gewalt ſo Chriſtus der kirchen gegeben geziehmet/ daß
ſie ordenlicher weiſe durch ſie geuͤbet werde.
2. Jn dem heiligen Abendmahl iſt nicht ſo leicht ein nothfall/ alß in der
heiligen tauffe. Weil die kinder kein ander mittel der ſeeligkeit haben ohne die
tauffe/ und wir aber allen denen die GOtt ſeelig haben will/ auch die mittel der
ſeeligkeit zukommen zu laſſen verbunden ſind. Was aber die erwachſene an-
langt/ haben ſie das goͤttliche wort und in demſelben die manducationem ſpi-
ritualem,
die ihnen zu der ſeeligkeit gantz gnug iſt.
3. Gleichwol iſts muͤglich daß ein nothfall ſich begeben koͤnte. 1. an
einem ort wo allerdings kein recht glaubiges miniſterium nicht iſt. 2. bey ei-
ner angefochtenen perſon/ melche ſich in ſtatu tentationis mit der geiſtlichen
nieſſung nicht gnugſam troͤſten mag. Da bricht dann die liebe die ordnung.
4. Daß aber ſonſten anſſer ſolchem fall kein anderer communiciren
darff/ komt nicht daher/ daß eine ſonderbare gewalt und character zu dem con-
ſecrante
erfordert wuͤrde/ wie Paͤbſtiſcher ſeiten davor gehalten wird. Son-
dern daß keiner das jenige was zwar einer gantzen gemeinde iſt/ ohne von der
gemeinde dazu habenden beruff/ zu uͤben ſich anzumaſſen hat. Welches aber
in dem nothfall auffhoͤret.
5. Es iſt falſch/ was von Paͤbſtiſcher ſeiten vorgegeben wird/ daß die
ordination dergleichen gewalt dem Prieſter gebe/ daß als dann ſein wort in
dieſer conſecration kraͤfftiger als anderer Chriſten vor oder vielmehr allein kraͤf-
tig ſeye. Komt aus dem falſchen præſuppoſito der weſſentlichen verwand-
lung der elementen in den leib und blut Chriſti/ ſo in gewiſſer maß ein opus
creatorium
waͤre/ und eine ſonderbahre gewalt erforderte/ gleich wie aber in
allen amts verrichtungen/ wir nichts anders als miniſtri ſeynd/ und die krafft
allein des goͤttlichen worts iſt/ alſo iſt zu guͤltigkeit des Sacraments keine ſon-
derbahre gewalt in den adminſtrirenden vonnoͤthen/ ſondern allein daß er den
beruff habe das goͤttliche wort zufuͤhren; welcher beruff bey den ordenlichen
Predigern ordentlich iſt/ bey andern Chriſten aber/ in den noth-faͤllen/ auſſeror-
dentlich/ und ein beruff der liebe aus dem recht des allgemeinen priſterthumbs.
6. Es gehoͤret nicht weniger gewalt zu der tauff als zu dem heiligen
Abendmahl und wie in dieſen vonnoͤthen iſt/ das krafft des goͤttlichen worts
mit dem brodt und wein der leib und blut Chriſti gegeben werde/ alſo in der
tauff iſt vonnoͤthen/ daß der heilige Geiſt ſich auch mit dem waſſer vereinige/
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gebohren werde. Daß aber ſolches himmliſche ſich Sacramentlich mit dem
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ner gewalt der perſon/ die es adminiſtriret.
7. Jn
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[176/0976] Das andere Capitel. troͤſten/ tauffen ꝛc. alſo auch communiciren gehoͤret den beruffenen dienern Chriſti/ als welchen die gewalt ſo Chriſtus der kirchen gegeben geziehmet/ daß ſie ordenlicher weiſe durch ſie geuͤbet werde. 2. Jn dem heiligen Abendmahl iſt nicht ſo leicht ein nothfall/ alß in der heiligen tauffe. Weil die kinder kein ander mittel der ſeeligkeit haben ohne die tauffe/ und wir aber allen denen die GOtt ſeelig haben will/ auch die mittel der ſeeligkeit zukommen zu laſſen verbunden ſind. Was aber die erwachſene an- langt/ haben ſie das goͤttliche wort und in demſelben die manducationem ſpi- ritualem, die ihnen zu der ſeeligkeit gantz gnug iſt. 3. Gleichwol iſts muͤglich daß ein nothfall ſich begeben koͤnte. 1. an einem ort wo allerdings kein recht glaubiges miniſterium nicht iſt. 2. bey ei- ner angefochtenen perſon/ melche ſich in ſtatu tentationis mit der geiſtlichen nieſſung nicht gnugſam troͤſten mag. Da bricht dann die liebe die ordnung. 4. Daß aber ſonſten anſſer ſolchem fall kein anderer communiciren darff/ komt nicht daher/ daß eine ſonderbare gewalt und character zu dem con- ſecrante erfordert wuͤrde/ wie Paͤbſtiſcher ſeiten davor gehalten wird. Son- dern daß keiner das jenige was zwar einer gantzen gemeinde iſt/ ohne von der gemeinde dazu habenden beruff/ zu uͤben ſich anzumaſſen hat. Welches aber in dem nothfall auffhoͤret. 5. Es iſt falſch/ was von Paͤbſtiſcher ſeiten vorgegeben wird/ daß die ordination dergleichen gewalt dem Prieſter gebe/ daß als dann ſein wort in dieſer conſecration kraͤfftiger als anderer Chriſten vor oder vielmehr allein kraͤf- tig ſeye. Komt aus dem falſchen præſuppoſito der weſſentlichen verwand- lung der elementen in den leib und blut Chriſti/ ſo in gewiſſer maß ein opus creatorium waͤre/ und eine ſonderbahre gewalt erforderte/ gleich wie aber in allen amts verrichtungen/ wir nichts anders als miniſtri ſeynd/ und die krafft allein des goͤttlichen worts iſt/ alſo iſt zu guͤltigkeit des Sacraments keine ſon- derbahre gewalt in den adminſtrirenden vonnoͤthen/ ſondern allein daß er den beruff habe das goͤttliche wort zufuͤhren; welcher beruff bey den ordenlichen Predigern ordentlich iſt/ bey andern Chriſten aber/ in den noth-faͤllen/ auſſeror- dentlich/ und ein beruff der liebe aus dem recht des allgemeinen priſterthumbs. 6. Es gehoͤret nicht weniger gewalt zu der tauff als zu dem heiligen Abendmahl und wie in dieſen vonnoͤthen iſt/ das krafft des goͤttlichen worts mit dem brodt und wein der leib und blut Chriſti gegeben werde/ alſo in der tauff iſt vonnoͤthen/ daß der heilige Geiſt ſich auch mit dem waſſer vereinige/ und uͤber den taͤuffling ausgegoſſen/ daher dieſer aus waſſer und Geiſt wider- gebohren werde. Daß aber ſolches himmliſche ſich Sacramentlich mit dem irrdiſchen vereinige/ geſchiehet aus der krafft des worts/ und komt nicht von ei- ner gewalt der perſon/ die es adminiſtriret. 7. Jn

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Zitationshilfe: Spener, Philipp Jakob: Theologische Bedencken. Bd. 1. Halle (Saale), 1700, S. 176. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/spener_bedencken01_1700/976>, abgerufen am 22.11.2024.