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Spener, Philipp Jakob: Theologische Bedencken. Bd. 2. Halle (Saale), 1701.

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Das dritte Capitel.
dr. Rivetus die einsetzung in das paradieß verwiesen/ welche denn in unter-
schiedlichen schrifften untereinander die sache disputiret haben.

Unter solchen beyden meinungen aber achte ich diejenige/ welche gedach-
ter massen von Riveto auch vertheidiget worden/ für die wahrhafftigste/ der
schrifft gemässeste und sicherste; wie sie auch von den meisten beliebet wor-
den. Wie dann unter den alten derselben beygepflichtet Philo, Chrysosto-
mus, Theodoretus, Augustinus,
auch wo er recht verstanden wird (da man
sonsten ihn auff die gegenseit ziehen will/) Tertullianus. Unter den Refor-
mirten halten es damit ohne die angeführte Walaeum und Rivetum mehrere
von denselben selbs benannte/ als Ulr. Zwinglius, Joh. Calvinus, Theodo-
rus Beza, Petrus Martyr, Henr. Bullingerus, Hieron. Zanchius, Zach. Ursinus,
Rud. Gvalterus, Bened. Aretius, Bonav. Bertramus, Ant. Faius, Franc. Junius,
Dav. Paraeus, Wilh. Zepperus, Joh. Henr. Alstedius, Martinius, Lamb. Danae-
us, Rud. Hospinianus, Joh. Simlerus, Aug. Marloratus, Fequernequinus,

und andere: aus der Römischen kirchen stehen davor August. Sterutius Eugu-
binus, Gilb. Genebrardus, Jac. Salianus, Corn. a Lapide, Catharinus, Emanuel
Sa, Fr. Ribera.
Was unsere kirche anlanget/ stehet zum fördersten unser D.
Lutherus
selbs/ der also hiervon schreibet T. 9. Alt. f. 38. a. Moses sagt/
daß GOtt den sabbath gesegnet/ und ihn geheiliget habe. Solches
hat er an keiner andern creatur gethan/ den himmel und erden oder
einige andere creatur hat er ihm nicht geheiliget/ ohn allein den sieben-
den tag hat er ihm geheiliget. Dieses gehöret sonderlich dahin/ daß wir
daraus verstehen lernen/ daß der siebende tag fürnemlich dem gottes-
dienst gebühret und zugeeignet werden solle. Dann heilig heißt/ das von
allen andern creaturen abgesondert und Gott zugeeignet ist; und heili-
gen heist zum heil gebrauch oder gottesdienst erwehlen und absondern/
wiediese art zu reden Moses offt brauchet/ als wenn er von heiligen ge-
fässen redet. Folget derohalben aus diesem text/ daß wenn Adam gleich
in seiner unschuld gestanden und blieben wäre/ so hätte er doch den sie-
benden tag heilig gehabt/ das ist/ hätte darinnen seine nachkommen
gelehret von GOttes willen und gottesdienst/ hätte GOtt gelobet/
gedancket/ geopffert etc. Die andern tage hätte er das land gebauet/
des viehes gewartet etc. Ja er hat auch nach dem fall diesen siebenden
tag heilig gehalten/ das ist/ hat an selben tage seine kinder gelehret/ wie
da zeiget das opffer seiner söhne Cain und Abel. Derhalben ist der
sabbath vom anfang der welt zum gottesdienst verordnet. Und also
hätte menschliche natur/ wo sie in ihrer unschuld und erbgerechtigkeit

ge-

Das dritte Capitel.
dr. Rivetus die einſetzung in das paradieß verwieſen/ welche denn in unter-
ſchiedlichen ſchrifften untereinander die ſache diſputiret haben.

Unter ſolchen beyden meinungen aber achte ich diejenige/ welche gedach-
ter maſſen von Riveto auch vertheidiget worden/ fuͤr die wahrhafftigſte/ der
ſchrifft gemaͤſſeſte und ſicherſte; wie ſie auch von den meiſten beliebet wor-
den. Wie dann unter den alten derſelben beygepflichtet Philo, Chryſoſto-
mus, Theodoretus, Auguſtinus,
auch wo er recht verſtanden wird (da man
ſonſten ihn auff die gegenſeit ziehen will/) Tertullianus. Unter den Refor-
mirten halten es damit ohne die angefuͤhrte Walæum und Rivetum mehrere
von denſelben ſelbs benannte/ als Ulr. Zwinglius, Joh. Calvinus, Theodo-
rus Beza, Petrus Martyr, Henr. Bullingerus, Hieron. Zanchius, Zach. Urſinus,
Rud. Gvalterus, Bened. Aretius, Bonav. Bertramus, Ant. Faius, Franc. Junius,
Dav. Paræus, Wilh. Zepperus, Joh. Henr. Alſtedius, Martinius, Lamb. Danæ-
us, Rud. Hoſpinianus, Joh. Simlerus, Aug. Marloratus, Fequernequinus,

und andere: aus der Roͤmiſchen kirchen ſtehen davor Auguſt. Sterutius Eugu-
binus, Gilb. Genebrardus, Jac. Salianus, Corn. a Lapide, Catharinus, Emanuel
Sà, Fr. Ribera.
Was unſere kirche anlanget/ ſtehet zum foͤrderſten unſer D.
Lutherus
ſelbs/ der alſo hiervon ſchreibet T. 9. Alt. f. 38. a. Moſes ſagt/
daß GOtt den ſabbath geſegnet/ und ihn geheiliget habe. Solches
hat er an keiner andern creatur gethan/ den himmel und erden oder
einige andere creatur hat er ihm nicht geheiliget/ ohn allein den ſieben-
den tag hat er ihm geheiliget. Dieſes gehoͤret ſonderlich dahin/ daß wir
daraus verſtehen lernen/ daß der ſiebende tag fuͤrnemlich dem gottes-
dienſt gebuͤhret und zugeeignet werden ſolle. Dañ heilig heißt/ das von
allen andern creaturen abgeſondert und Gott zugeeignet iſt; und heili-
gen heiſt zum heil gebrauch odeꝛ gottesdienſt eꝛwehlen und abſondern/
wiedieſe art zu reden Moſes offt brauchet/ als wenn er von heiligen ge-
faͤſſen redet. Folget derohalben aus dieſem text/ daß wenn Adam gleich
in ſeiner unſchuld geſtanden und blieben waͤre/ ſo haͤtte er doch den ſie-
benden tag heilig gehabt/ das iſt/ haͤtte darinnen ſeine nachkommen
gelehret von GOttes willen und gottesdienſt/ haͤtte GOtt gelobet/
gedancket/ geopffert etc. Die andern tage haͤtte er das land gebauet/
des viehes gewartet etc. Ja er hat auch nach dem fall dieſen ſiebenden
tag heilig gehalten/ das iſt/ hat an ſelben tage ſeine kinder gelehret/ wie
da zeiget das opffer ſeiner ſoͤhne Cain und Abel. Derhalben iſt der
ſabbath vom anfang der welt zum gottesdienſt verordnet. Und alſo
haͤtte menſchliche natur/ wo ſie in ihrer unſchuld und erbgerechtigkeit

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[28/0036] Das dritte Capitel. dr. Rivetus die einſetzung in das paradieß verwieſen/ welche denn in unter- ſchiedlichen ſchrifften untereinander die ſache diſputiret haben. Unter ſolchen beyden meinungen aber achte ich diejenige/ welche gedach- ter maſſen von Riveto auch vertheidiget worden/ fuͤr die wahrhafftigſte/ der ſchrifft gemaͤſſeſte und ſicherſte; wie ſie auch von den meiſten beliebet wor- den. Wie dann unter den alten derſelben beygepflichtet Philo, Chryſoſto- mus, Theodoretus, Auguſtinus, auch wo er recht verſtanden wird (da man ſonſten ihn auff die gegenſeit ziehen will/) Tertullianus. Unter den Refor- mirten halten es damit ohne die angefuͤhrte Walæum und Rivetum mehrere von denſelben ſelbs benannte/ als Ulr. Zwinglius, Joh. Calvinus, Theodo- rus Beza, Petrus Martyr, Henr. Bullingerus, Hieron. Zanchius, Zach. Urſinus, Rud. Gvalterus, Bened. Aretius, Bonav. Bertramus, Ant. Faius, Franc. Junius, Dav. Paræus, Wilh. Zepperus, Joh. Henr. Alſtedius, Martinius, Lamb. Danæ- us, Rud. Hoſpinianus, Joh. Simlerus, Aug. Marloratus, Fequernequinus, und andere: aus der Roͤmiſchen kirchen ſtehen davor Auguſt. Sterutius Eugu- binus, Gilb. Genebrardus, Jac. Salianus, Corn. a Lapide, Catharinus, Emanuel Sà, Fr. Ribera. Was unſere kirche anlanget/ ſtehet zum foͤrderſten unſer D. Lutherus ſelbs/ der alſo hiervon ſchreibet T. 9. Alt. f. 38. a. Moſes ſagt/ daß GOtt den ſabbath geſegnet/ und ihn geheiliget habe. Solches hat er an keiner andern creatur gethan/ den himmel und erden oder einige andere creatur hat er ihm nicht geheiliget/ ohn allein den ſieben- den tag hat er ihm geheiliget. Dieſes gehoͤret ſonderlich dahin/ daß wir daraus verſtehen lernen/ daß der ſiebende tag fuͤrnemlich dem gottes- dienſt gebuͤhret und zugeeignet werden ſolle. Dañ heilig heißt/ das von allen andern creaturen abgeſondert und Gott zugeeignet iſt; und heili- gen heiſt zum heil gebrauch odeꝛ gottesdienſt eꝛwehlen und abſondern/ wiedieſe art zu reden Moſes offt brauchet/ als wenn er von heiligen ge- faͤſſen redet. Folget derohalben aus dieſem text/ daß wenn Adam gleich in ſeiner unſchuld geſtanden und blieben waͤre/ ſo haͤtte er doch den ſie- benden tag heilig gehabt/ das iſt/ haͤtte darinnen ſeine nachkommen gelehret von GOttes willen und gottesdienſt/ haͤtte GOtt gelobet/ gedancket/ geopffert etc. Die andern tage haͤtte er das land gebauet/ des viehes gewartet etc. Ja er hat auch nach dem fall dieſen ſiebenden tag heilig gehalten/ das iſt/ hat an ſelben tage ſeine kinder gelehret/ wie da zeiget das opffer ſeiner ſoͤhne Cain und Abel. Derhalben iſt der ſabbath vom anfang der welt zum gottesdienſt verordnet. Und alſo haͤtte menſchliche natur/ wo ſie in ihrer unſchuld und erbgerechtigkeit ge-

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Zitationshilfe: Spener, Philipp Jakob: Theologische Bedencken. Bd. 2. Halle (Saale), 1701, S. 28. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/spener_bedencken02_1701/36>, abgerufen am 24.11.2024.