Spener, Philipp Jakob: Theologische Bedencken. Bd. 2. Halle (Saale), 1701.Das dritte Capitel. Seneca, Vulcatio Gallicano & veteribus calendariis manifestum est: sed ma-gis etiam ex Dione, qui numerandorum per hebdomadas dierum modum sua aetate apud omnes homines, praesertim vero apud Romanos, usitatum fu- isse, tradit. So führet er dergleichen auch von den Mexicanern in America an p. 150. Was nun als eine fast allgemeine gewohnheit bey allen völckern ge- wesen/ weiset uns billich auff eine allgemeine ursach: Nun möchte man zwahr die sieben zahl der planeten anführen; es würde aber dieselbe auffs wenigste dem siebenden tag oder dem sonnabend/ vor den übrigen tagen keine sonder- bahre würde machen/ sondern vielmehr dieselbe bey dem sonntag angetroffen worden seyn. Also muß es vielmehr daher gekommen seyn/ nachdem GOtt den sabbath eingesetzet/ daß die Patriarchen in ihren familien denselben fort- gepflantzet und geführet haben: daher auch die söhne Noä solche gewohnheit behalten/ und dero nachkommen sie auch von ihnen gehabt/ und immer den ihrigen wiederum hinterlassen haben; bis sie bey theils/ wie ander gutes/ gar erloschen ist/ theils sich allerley aberglauben mit untergemischet hat. Da gleichwol auch diese dunckle fußstapffen einigerley massen auff den ersten ursprung uns leiten können. Man möchte zwahr einwenden/ es hätten die heiden solche gewohnheit Hieraus wird zur gnüge erhellen/ daß die meinung von dem ursprung Die 2. Frage. Ob die Juden von dar an bis auff die heutige in sothaner ord- nung ungehindert aller zerrüttung fortgefahren/ & sic citra dubitationem versichert seyn können/ daß sie obigen des HErrn
Das dritte Capitel. Seneca, Vulcatio Gallicano & veteribus calendariis manifeſtum eſt: ſed ma-gis etiam ex Dione, qui numerandorum per hebdomadas dierum modum ſua ætate apud omnes homines, præſertim verò apud Romanos, uſitatum fu- iſſe, tradit. So fuͤhret er dergleichen auch von den Mexicanern in America an p. 150. Was nun als eine faſt allgemeine gewohnheit bey allen voͤlckern ge- weſen/ weiſet uns billich auff eine allgemeine urſach: Nun moͤchte man zwahr die ſieben zahl der planeten anfuͤhren; es wuͤrde aber dieſelbe auffs wenigſte dem ſiebenden tag oder dem ſonnabend/ vor den uͤbrigen tagen keine ſonder- bahre wuͤrde machen/ ſondern vielmehr dieſelbe bey dem ſonntag angetroffen worden ſeyn. Alſo muß es vielmehr daher gekommen ſeyn/ nachdem GOtt den ſabbath eingeſetzet/ daß die Patriarchen in ihren familien denſelben fort- gepflantzet und gefuͤhret haben: daher auch die ſoͤhne Noaͤ ſolche gewohnheit behalten/ und dero nachkommen ſie auch von ihnen gehabt/ und immer den ihrigen wiederum hinterlaſſen haben; bis ſie bey theils/ wie ander gutes/ gar erloſchen iſt/ theils ſich allerley aberglauben mit untergemiſchet hat. Da gleichwol auch dieſe dunckle fußſtapffen einigerley maſſen auff den erſten urſprung uns leiten koͤnnen. Man moͤchte zwahr einwenden/ es haͤtten die heiden ſolche gewohnheit Hieraus wird zur gnuͤge erhellen/ daß die meinung von dem urſprung Die 2. Frage. Ob die Juden von dar an bis auff die heutige in ſothaner ord- nung ungehindert aller zerruͤttung fortgefahren/ & ſic citra dubitationem verſichert ſeyn koͤnnen/ daß ſie obigen des HErrn
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Das dritte Capitel.
Seneca, Vulcatio Gallicano & veteribus calendariis manifeſtum eſt: ſed ma-
gis etiam ex Dione, qui numerandorum per hebdomadas dierum modum
ſua ætate apud omnes homines, præſertim verò apud Romanos, uſitatum fu-
iſſe, tradit. So fuͤhret er dergleichen auch von den Mexicanern in America an
p. 150. Was nun als eine faſt allgemeine gewohnheit bey allen voͤlckern ge-
weſen/ weiſet uns billich auff eine allgemeine urſach: Nun moͤchte man zwahr
die ſieben zahl der planeten anfuͤhren; es wuͤrde aber dieſelbe auffs wenigſte
dem ſiebenden tag oder dem ſonnabend/ vor den uͤbrigen tagen keine ſonder-
bahre wuͤrde machen/ ſondern vielmehr dieſelbe bey dem ſonntag angetroffen
worden ſeyn. Alſo muß es vielmehr daher gekommen ſeyn/ nachdem GOtt
den ſabbath eingeſetzet/ daß die Patriarchen in ihren familien denſelben fort-
gepflantzet und gefuͤhret haben: daher auch die ſoͤhne Noaͤ ſolche gewohnheit
behalten/ und dero nachkommen ſie auch von ihnen gehabt/ und immer den
ihrigen wiederum hinterlaſſen haben; bis ſie bey theils/ wie ander gutes/
gar erloſchen iſt/ theils ſich allerley aberglauben mit untergemiſchet hat. Da
gleichwol auch dieſe dunckle fußſtapffen einigerley maſſen auff den erſten
urſprung uns leiten koͤnnen.
Man moͤchte zwahr einwenden/ es haͤtten die heiden ſolche gewohnheit
nicht ſo wol von ihren voreltern (da man alſo auff den Noam/ den allgemei-
nen Stam-vater aller noch uͤbrigen menſchen kommen muͤſte/) empfangen/
als vielmehr von den Juͤden entlehnet; daher der ſabbath nicht nothwendig
aͤlter/ als das Sinaitiſche geſetz ſeyn muͤſte. Nun wolte ich nicht allerdings
widerſprechen/ daß nicht ſonderlich benachbarte voͤlcker vieles von den Juden
entlehnet haben/ wie dergleichen exempel von mehrern juͤdiſchen ſatzungen
gezeigt werden kan. Dieſe gewohnheit aber der ſieben tage/ und des ſie-
benden tages feyer/ kommt mir zu allgemein vor/ nachdem ſie ſich auch bey
voͤlckern ſindet/ die von den Juden weit entfernet/ und mit ihnen keine gemein-
ſchafft gehabt haben/ als daß ſie nur allein von dieſem volck/ welches ohne
das bey den meiſten veracht und fuͤr ein greuel gehalten worden/ ſolte abge-
ſehen ſeyn. Daß daher es viel glaubwuͤrdiger/ daß von Noah alle ſeine nach-
koͤmmlinge ſolche empfangen/ und zum theil behalten haben.
Hieraus wird zur gnuͤge erhellen/ daß die meinung von dem urſprung
des ſabbaths aus dem Paradieß/ ſo wol dem deutlichen buchſtaben der
ſchrifft am gemaͤſſeſten ſeye/ als auch durch andre gruͤnde beglaubet werden
koͤnne.
Die 2. Frage.
Ob die Juden von dar an bis auff die heutige in ſothaner ord-
nung ungehindert aller zerruͤttung fortgefahren/ & ſic citra
dubitationem verſichert ſeyn koͤnnen/ daß ſie obigen des
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