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Spener, Philipp Jakob: Theologische Bedencken. Bd. 2. Halle (Saale), 1701.

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SECTIO XVIII.
nes und inhabilität des weibes/ sondern die ursachen/ die bey einem sich fin-
den/ sind bey dem andern gleichfalß gültig. Hiervon mögen nach gelesen
werden/ die dieses einmüthiglich lehren/ und mit schrifftmäßigen gründen be-
haupten/ von berühmten Theologis Philip. Melanchthon L. de conjug. E-
rasmus Sarcerius
vom Heil. ehestand P. 3. p. 161. P. 4. p. 262. D. Johan. Ger-
hard LL. de conjug. n. 660. Mich. Havemann. Gamolog. L. 3. T. 8. p. 687.
D. Casp. Brochmand. system. L. de conjug. c. 4. q. 61.
Wo die ehe-consti-
tution
König Friedrichs des II. darzu angezogen wird. D. Balth. Menzer. de
conjug. T. Il. oper. 1084. b. D. Hulsemann. Breviar. c. 21. n. 9.
ferner von
vortrefflichen Juristen Melch. Kling. de caus. matrimon. p. 32. seq. P. Cy-
praeus de jur. connub. cap. 9. §. 13. n. 39. seq.
und D. Bened. Carpzov. Ju-
rispr. consist. L. 2. T, II. def. 200. 201.
welcher auch exempel angeführet/ da
auf diese ursache gesprochen worden. Wobey ich mich eines erinnere/ so we-
gen hoheit der personen so viel bekanter/ ob zwahr in der papistischen religion
vorgegangen; davon Thuan. L. 104. p. 1118. Margaretha (Alexandri Far-
nesiii Ducis Parmensis) filia cum Vincentio Mantuae Principi nupsisset,
quod arctior esset, & ob id matrimonio inhabilis, solutis nuptiis, in coeno-
bium Placentiae ultro migravit.

III. Ob zwahr wegen angezogener inhabilität eine solche vermeinte ehe
an sich selbs null und nichtig/ so mag gleichwol um derselben willen/ weder ein
theil von dem andern/ wider den willen desselben/ noch auch mit beyderseits
bewilligung/ sie beyde wiederum von einander gehen: denn weil die ehe öf-
fentlich bestätiget/ und von jedermann vor eine wahrhafftige ehe gehalten
wird/ hingegen die nullität derselben anderen nicht kuntbar ist/ so erfordert
nicht allein die vermeidung des ärgernüsses/ daß dergleichen separation, wo
sie begehret wird/ durch oberer erkäntnüß/ die auch in anderer wissenschafft
kommet/ geschehe: sondern es können beyde in eigener sache nicht richter seyn;
um so vielmehr/ weil die ursache nemlich die inhabilität/ gantz gewiß (auff
art und weise/ die prudentiae Judicis überlassen wird/ ob einig juramentum
platz habe/ oder ad inspectionem obstetricum zu schreiten seye) erwiesen muß
seyn; damit nicht gelegenheit gegeben würde/ wo ehegatten ein ander aus
anderen ursachen müde worden wären/ unter diesem vorwandt sich selber zu
trennen/ und das also an sich gültige band einer rechtmäßigen ehe wider
GOttes ordnung zu zerreissen. Jst also gantz nothwendig/ daß die richter-
liche erkäntnüß und auff dieselbe sich gründender ausspruch vorhergehe/
und dasjenige/ so vorhin von andern billich nicht anders als bündig gewe-
sen zu seyn erkant werden könte/ ungültig declariret werde. Damit alsdenn
solche leute/ dieweil sie nicht als eheleute können/ aber auff andere weise
nicht wollen/ bey ein ander leben/ ohne bösen schein ebebrüchliger treulosig-

keit
J i i i 3

SECTIO XVIII.
nes und inhabilitaͤt des weibes/ ſondern die urſachen/ die bey einem ſich fin-
den/ ſind bey dem andern gleichfalß guͤltig. Hiervon moͤgen nach geleſen
werden/ die dieſes einmuͤthiglich lehren/ und mit ſchrifftmaͤßigen gruͤnden be-
haupten/ von beruͤhmten Theologis Philip. Melanchthon L. de conjug. E-
raſmus Sarcerius
vom Heil. eheſtand P. 3. p. 161. P. 4. p. 262. D. Johan. Ger-
hard LL. de conjug. n. 660. Mich. Havemann. Gamolog. L. 3. T. 8. p. 687.
D. Caſp. Brochmand. ſyſtem. L. de conjug. c. 4. q. 61.
Wo die ehe-conſti-
tution
Koͤnig Friedrichs des II. darzu angezogen wird. D. Balth. Menzer. de
conjug. T. Il. oper. 1084. b. D. Hulſemann. Breviar. c. 21. n. 9.
ferner von
vortrefflichen Juriſten Melch. Kling. de cauſ. matrimon. p. 32. ſeq. P. Cy-
præus de jur. connub. cap. 9. §. 13. n. 39. ſeq.
und D. Bened. Carpzov. Ju-
rispr. conſiſt. L. 2. T, II. def. 200. 201.
welcher auch exempel angefuͤhret/ da
auf dieſe urſache geſprochen worden. Wobey ich mich eines erinnere/ ſo we-
gen hoheit der perſonen ſo viel bekanter/ ob zwahr in der papiſtiſchen religion
vorgegangen; davon Thuan. L. 104. p. 1118. Margaretha (Alexandri Far-
neſiii Ducis Parmenſis) filia cum Vincentio Mantuæ Principi nupſiſſet,
quod arctior eſſet, & ob id matrimonio inhabilis, ſolutis nuptiis, in cœno-
bium Placentiæ ultro migravit.

III. Ob zwahr wegen angezogener inhabilitaͤt eine ſolche vermeinte ehe
an ſich ſelbs null und nichtig/ ſo mag gleichwol um deꝛſelben willen/ weder ein
theil von dem andern/ wider den willen deſſelben/ noch auch mit beyderſeits
bewilligung/ ſie beyde wiederum von einander gehen: denn weil die ehe oͤf-
fentlich beſtaͤtiget/ und von jedermann vor eine wahrhafftige ehe gehalten
wird/ hingegen die nullitaͤt derſelben anderen nicht kuntbar iſt/ ſo erfordert
nicht allein die vermeidung des aͤrgernuͤſſes/ daß dergleichen ſeparation, wo
ſie begehret wird/ durch oberer erkaͤntnuͤß/ die auch in anderer wiſſenſchafft
kommet/ geſchehe: ſondern es koͤnnen beyde in eigener ſache nicht richter ſeyn;
um ſo vielmehr/ weil die urſache nemlich die inhabilitaͤt/ gantz gewiß (auff
art und weiſe/ die prudentiæ Judicis uͤberlaſſen wird/ ob einig juramentum
platz habe/ oder ad inſpectionem obſtetricum zu ſchreiten ſeye) erwieſen muß
ſeyn; damit nicht gelegenheit gegeben wuͤrde/ wo ehegatten ein ander aus
anderen urſachen muͤde worden waͤren/ unter dieſem vorwandt ſich ſelber zu
trennen/ und das alſo an ſich guͤltige band einer rechtmaͤßigen ehe wider
GOttes ordnung zu zerreiſſen. Jſt alſo gantz nothwendig/ daß die richter-
liche erkaͤntnuͤß und auff dieſelbe ſich gruͤndender ausſpruch vorhergehe/
und dasjenige/ ſo vorhin von andern billich nicht anders als buͤndig gewe-
ſen zu ſeyn erkant werden koͤnte/ unguͤltig declariret werde. Damit alsdenn
ſolche leute/ dieweil ſie nicht als eheleute koͤnnen/ aber auff andere weiſe
nicht wollen/ bey ein ander leben/ ohne boͤſen ſchein ebebruͤchliger treuloſig-

keit
J i i i 3
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[621/0629] SECTIO XVIII. nes und inhabilitaͤt des weibes/ ſondern die urſachen/ die bey einem ſich fin- den/ ſind bey dem andern gleichfalß guͤltig. Hiervon moͤgen nach geleſen werden/ die dieſes einmuͤthiglich lehren/ und mit ſchrifftmaͤßigen gruͤnden be- haupten/ von beruͤhmten Theologis Philip. Melanchthon L. de conjug. E- raſmus Sarcerius vom Heil. eheſtand P. 3. p. 161. P. 4. p. 262. D. Johan. Ger- hard LL. de conjug. n. 660. Mich. Havemann. Gamolog. L. 3. T. 8. p. 687. D. Caſp. Brochmand. ſyſtem. L. de conjug. c. 4. q. 61. Wo die ehe-conſti- tution Koͤnig Friedrichs des II. darzu angezogen wird. D. Balth. Menzer. de conjug. T. Il. oper. 1084. b. D. Hulſemann. Breviar. c. 21. n. 9. ferner von vortrefflichen Juriſten Melch. Kling. de cauſ. matrimon. p. 32. ſeq. P. Cy- præus de jur. connub. cap. 9. §. 13. n. 39. ſeq. und D. Bened. Carpzov. Ju- rispr. conſiſt. L. 2. T, II. def. 200. 201. welcher auch exempel angefuͤhret/ da auf dieſe urſache geſprochen worden. Wobey ich mich eines erinnere/ ſo we- gen hoheit der perſonen ſo viel bekanter/ ob zwahr in der papiſtiſchen religion vorgegangen; davon Thuan. L. 104. p. 1118. Margaretha (Alexandri Far- neſiii Ducis Parmenſis) filia cum Vincentio Mantuæ Principi nupſiſſet, quod arctior eſſet, & ob id matrimonio inhabilis, ſolutis nuptiis, in cœno- bium Placentiæ ultro migravit. III. Ob zwahr wegen angezogener inhabilitaͤt eine ſolche vermeinte ehe an ſich ſelbs null und nichtig/ ſo mag gleichwol um deꝛſelben willen/ weder ein theil von dem andern/ wider den willen deſſelben/ noch auch mit beyderſeits bewilligung/ ſie beyde wiederum von einander gehen: denn weil die ehe oͤf- fentlich beſtaͤtiget/ und von jedermann vor eine wahrhafftige ehe gehalten wird/ hingegen die nullitaͤt derſelben anderen nicht kuntbar iſt/ ſo erfordert nicht allein die vermeidung des aͤrgernuͤſſes/ daß dergleichen ſeparation, wo ſie begehret wird/ durch oberer erkaͤntnuͤß/ die auch in anderer wiſſenſchafft kommet/ geſchehe: ſondern es koͤnnen beyde in eigener ſache nicht richter ſeyn; um ſo vielmehr/ weil die urſache nemlich die inhabilitaͤt/ gantz gewiß (auff art und weiſe/ die prudentiæ Judicis uͤberlaſſen wird/ ob einig juramentum platz habe/ oder ad inſpectionem obſtetricum zu ſchreiten ſeye) erwieſen muß ſeyn; damit nicht gelegenheit gegeben wuͤrde/ wo ehegatten ein ander aus anderen urſachen muͤde worden waͤren/ unter dieſem vorwandt ſich ſelber zu trennen/ und das alſo an ſich guͤltige band einer rechtmaͤßigen ehe wider GOttes ordnung zu zerreiſſen. Jſt alſo gantz nothwendig/ daß die richter- liche erkaͤntnuͤß und auff dieſelbe ſich gruͤndender ausſpruch vorhergehe/ und dasjenige/ ſo vorhin von andern billich nicht anders als buͤndig gewe- ſen zu ſeyn erkant werden koͤnte/ unguͤltig declariret werde. Damit alsdenn ſolche leute/ dieweil ſie nicht als eheleute koͤnnen/ aber auff andere weiſe nicht wollen/ bey ein ander leben/ ohne boͤſen ſchein ebebruͤchliger treuloſig- keit J i i i 3

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Zitationshilfe: Spener, Philipp Jakob: Theologische Bedencken. Bd. 2. Halle (Saale), 1701, S. 621. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/spener_bedencken02_1701/629>, abgerufen am 22.11.2024.