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Spener, Philipp Jakob: Theologische Bedencken. Bd. 2. Halle (Saale), 1701.

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Das dritte Capitel.
lichen ihre güter gemein hatten/ daraus also nicht anders als gemeine taffeln
gehalten werden konten. Es möchte auch solchen verstand bestärcken/ daß v. 47.
gleich dabey stehet: nahmen die speise (also war nicht nur brodt und wein
verhanden/ so zu dem Sacramentlichen mahl gehöret/ sondern auch andere
speise/ welche jenes nicht angehet) und lobeten GOTT mit freuden und
einfältigem hertzen.
Daher noch nicht zur gnüge hieraus erwiesen wäre/
daß hie von dem Sacrament geredet würde. Aber 2. ich will die erklährung
gern paßiren lassen/ weil ich weiß/ daß die alte Christen ihre agapas und lie-
des-mahl mit dem Sacrament der verkündigung des todes ihres Heylands
gern zusammen zu halten pflegten. Jndessen ist auch dadurch noch lange nicht
erwiesen/ was erwiesen werden solte. Dann davon die frage nicht ist/ ob
man das H. abendmahl in häusern halten dörffe/ wie wirs ja selbs noch bey
krancken und unvermöglichen/ auch zuweilen aus andern christlichen ursa-
chen/ andern darinn helffen: ja niemand nur in zweiffel ziehet/ daß an ei-
nem ort/ da eine gemeinde keine öffentliche kirche hat/ wie übrige stücke des
öffentlichen Gottesdienstes/ also auch die communion/ in häusern nicht nur
dörffen/ sondern müssen verrichtet werden; in dem nicht der ort sondern die
versammlung anzusehen ist. Also hatten die ersten Christen zu Jerusalem
zwahr den tempel/ welchen sie noch besuchten/ und diejenige stücke des Got-
tesdienstes in demselben verrichteten/ welche sie noch mit den Juden gemein
haben konten/ als lange diese sie bey sich lidten. Aber zu denjenigen stücken/
die ihnen nunmehr aus der lehr des HErrn JEsu oblagen/ und des N. Test.
dienste waren/ hatten sie keinen platz in dem tempel/ noch eine andere besonde-
re stelle: daher sie von dem HErrn JEsu zu predigen/ zu tauffen und das H.
abendmahl zu halten/ privat-häuser brauchen mußten: daher es unmüglich
andersseyn kan/ als daß in der ersten kirchen das H. abendmahl in den häusern
hat müssen gehalten werden. Aber 3. müssen wir solche häuser ansehen/ daß
ob sie wol auch zu weltlichem gebrauch/ geschäfften und wohnung der Chri-
sten angewendet wurden/ sie dannoch darneben den gebrauch hatten/ an die
stelle unsrer jetzigen kirchen ihnen damal zu dienen: also predigten sie daselbs/
sangen/ beteten/ und thäten alles was in die versammlungen gehöret. Fer-
ner obwol bey einer solchen starcken gemeinde/ als die zu Jerusalem war/ wel-
che in so kurtzer zeit in mehrere tausend angewachsen ist/ ein hauß dieselbe zu
fassen/ nicht genug seyn konte/ so werden sie wol bald da/ bald dort/ anf einmal
an mehrern orten/ wie sich die gelegenheit ergeben/ zu sammengekommen seyn/
und ihren Gottesdienst gepfleget haben. Wie nun also auch die predigten
und öffentlicher vortrag göttlichen worts in den privat-häusern geschehen/ die-
se aber von den Aposteln/ und welche dieselbe ohne zweiffel auch nach und
nach zu eltesten der gemeinde verordnet haben/ gehalten wurden/ so waren

dann

Das dritte Capitel.
lichen ihre guͤter gemein hatten/ daraus alſo nicht anders als gemeine taffeln
gehalten werden konten. Es moͤchte auch ſolchen verſtand beſtaͤꝛcken/ daß v. 47.
gleich dabey ſtehet: nahmen die ſpeiſe (alſo war nicht nur brodt und wein
verhanden/ ſo zu dem Sacramentlichen mahl gehoͤret/ ſondern auch andere
ſpeiſe/ welche jenes nicht angehet) und lobeten GOTT mit freuden und
einfaͤltigem hertzen.
Daher noch nicht zur gnuͤge hieraus erwieſen waͤre/
daß hie von dem Sacrament geredet wuͤrde. Aber 2. ich will die erklaͤhrung
gern paßiren laſſen/ weil ich weiß/ daß die alte Chriſten ihre agapas und lie-
des-mahl mit dem Sacrament der verkuͤndigung des todes ihres Heylands
gern zuſammen zu halten pflegten. Jndeſſen iſt auch dadurch noch lange nicht
erwieſen/ was erwieſen werden ſolte. Dann davon die frage nicht iſt/ ob
man das H. abendmahl in haͤuſern halten doͤrffe/ wie wirs ja ſelbs noch bey
krancken und unvermoͤglichen/ auch zuweilen aus andern chriſtlichen urſa-
chen/ andern darinn helffen: ja niemand nur in zweiffel ziehet/ daß an ei-
nem ort/ da eine gemeinde keine oͤffentliche kirche hat/ wie uͤbrige ſtuͤcke des
oͤffentlichen Gottesdienſtes/ alſo auch die communion/ in haͤuſern nicht nur
doͤrffen/ ſondern muͤſſen verrichtet werden; in dem nicht der ort ſondern die
verſammlung anzuſehen iſt. Alſo hatten die erſten Chriſten zu Jeruſalem
zwahr den tempel/ welchen ſie noch beſuchten/ und diejenige ſtuͤcke des Got-
tesdienſtes in demſelben verrichteten/ welche ſie noch mit den Juden gemein
haben konten/ als lange dieſe ſie bey ſich lidten. Aber zu denjenigen ſtuͤcken/
die ihnen nunmehr aus der lehr des HErrn JEſu oblagen/ und des N. Teſt.
dienſte waren/ hatten ſie keinen platz in dem tempel/ noch eine andere beſonde-
re ſtelle: daher ſie von dem HErrn JEſu zu predigen/ zu tauffen und das H.
abendmahl zu halten/ privat-haͤuſer brauchen mußten: daher es unmuͤglich
andersſeyn kan/ als daß in deꝛ erſten kirchen das H. abendmahl in den haͤuſern
hat muͤſſen gehalten werden. Aber 3. muͤſſen wir ſolche haͤuſer anſehen/ daß
ob ſie wol auch zu weltlichem gebrauch/ geſchaͤfften und wohnung der Chri-
ſten angewendet wurden/ ſie dannoch darneben den gebrauch hatten/ an die
ſtelle unſrer jetzigen kirchen ihnen damal zu dienen: alſo predigten ſie daſelbs/
ſangen/ beteten/ und thaͤten alles was in die verſammlungen gehoͤret. Fer-
ner obwol bey einer ſolchen ſtarcken gemeinde/ als die zu Jeruſalem war/ wel-
che in ſo kurtzer zeit in mehrere tauſend angewachſen iſt/ ein hauß dieſelbe zu
faſſen/ nicht genug ſeyn konte/ ſo werden ſie wol bald da/ bald dort/ anf einmal
an mehrern orten/ wie ſich die gelegenheit ergeben/ zu ſammengekommen ſeyn/
und ihren Gottesdienſt gepfleget haben. Wie nun alſo auch die predigten
uñ oͤffentlicher vortrag goͤttlichen worts in den privat-haͤuſern geſchehen/ die-
ſe aber von den Apoſteln/ und welche dieſelbe ohne zweiffel auch nach und
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dann
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[56/0064] Das dritte Capitel. lichen ihre guͤter gemein hatten/ daraus alſo nicht anders als gemeine taffeln gehalten werden konten. Es moͤchte auch ſolchen verſtand beſtaͤꝛcken/ daß v. 47. gleich dabey ſtehet: nahmen die ſpeiſe (alſo war nicht nur brodt und wein verhanden/ ſo zu dem Sacramentlichen mahl gehoͤret/ ſondern auch andere ſpeiſe/ welche jenes nicht angehet) und lobeten GOTT mit freuden und einfaͤltigem hertzen. Daher noch nicht zur gnuͤge hieraus erwieſen waͤre/ daß hie von dem Sacrament geredet wuͤrde. Aber 2. ich will die erklaͤhrung gern paßiren laſſen/ weil ich weiß/ daß die alte Chriſten ihre agapas und lie- des-mahl mit dem Sacrament der verkuͤndigung des todes ihres Heylands gern zuſammen zu halten pflegten. Jndeſſen iſt auch dadurch noch lange nicht erwieſen/ was erwieſen werden ſolte. Dann davon die frage nicht iſt/ ob man das H. abendmahl in haͤuſern halten doͤrffe/ wie wirs ja ſelbs noch bey krancken und unvermoͤglichen/ auch zuweilen aus andern chriſtlichen urſa- chen/ andern darinn helffen: ja niemand nur in zweiffel ziehet/ daß an ei- nem ort/ da eine gemeinde keine oͤffentliche kirche hat/ wie uͤbrige ſtuͤcke des oͤffentlichen Gottesdienſtes/ alſo auch die communion/ in haͤuſern nicht nur doͤrffen/ ſondern muͤſſen verrichtet werden; in dem nicht der ort ſondern die verſammlung anzuſehen iſt. Alſo hatten die erſten Chriſten zu Jeruſalem zwahr den tempel/ welchen ſie noch beſuchten/ und diejenige ſtuͤcke des Got- tesdienſtes in demſelben verrichteten/ welche ſie noch mit den Juden gemein haben konten/ als lange dieſe ſie bey ſich lidten. Aber zu denjenigen ſtuͤcken/ die ihnen nunmehr aus der lehr des HErrn JEſu oblagen/ und des N. Teſt. dienſte waren/ hatten ſie keinen platz in dem tempel/ noch eine andere beſonde- re ſtelle: daher ſie von dem HErrn JEſu zu predigen/ zu tauffen und das H. abendmahl zu halten/ privat-haͤuſer brauchen mußten: daher es unmuͤglich andersſeyn kan/ als daß in deꝛ erſten kirchen das H. abendmahl in den haͤuſern hat muͤſſen gehalten werden. Aber 3. muͤſſen wir ſolche haͤuſer anſehen/ daß ob ſie wol auch zu weltlichem gebrauch/ geſchaͤfften und wohnung der Chri- ſten angewendet wurden/ ſie dannoch darneben den gebrauch hatten/ an die ſtelle unſrer jetzigen kirchen ihnen damal zu dienen: alſo predigten ſie daſelbs/ ſangen/ beteten/ und thaͤten alles was in die verſammlungen gehoͤret. Fer- ner obwol bey einer ſolchen ſtarcken gemeinde/ als die zu Jeruſalem war/ wel- che in ſo kurtzer zeit in mehrere tauſend angewachſen iſt/ ein hauß dieſelbe zu faſſen/ nicht genug ſeyn konte/ ſo werden ſie wol bald da/ bald dort/ anf einmal an mehrern orten/ wie ſich die gelegenheit ergeben/ zu ſammengekommen ſeyn/ und ihren Gottesdienſt gepfleget haben. Wie nun alſo auch die predigten uñ oͤffentlicher vortrag goͤttlichen worts in den privat-haͤuſern geſchehen/ die- ſe aber von den Apoſteln/ und welche dieſelbe ohne zweiffel auch nach und nach zu elteſten der gemeinde verordnet haben/ gehalten wurden/ ſo waren dann

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Zitationshilfe: Spener, Philipp Jakob: Theologische Bedencken. Bd. 2. Halle (Saale), 1701, S. 56. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/spener_bedencken02_1701/64>, abgerufen am 22.11.2024.