Spener, Philipp Jakob: Theologische Bedencken. Bd. 2. Halle (Saale), 1701.Das fünffte Capitel. get. Jch weiß/ daß es solchen lieben leuten sauer wird/ sich dazu zu resolvi-ren/ aber damit kommen sie am ersten davon. 4. Nebens solchem gebet hat sie auch fleißig GOttes wort/ sonderlich 5. Wenn sie nun in solcher rechtschaffenen buß stehet/ und sich dersel- SECTIO
Das fuͤnffte Capitel. get. Jch weiß/ daß es ſolchen lieben leuten ſauer wird/ ſich dazu zu reſolvi-ren/ aber damit kommen ſie am erſten davon. 4. Nebens ſolchem gebet hat ſie auch fleißig GOttes wort/ ſonderlich 5. Wenn ſie nun in ſolcher rechtſchaffenen buß ſtehet/ und ſich derſel- SECTIO
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Das fuͤnffte Capitel.
get. Jch weiß/ daß es ſolchen lieben leuten ſauer wird/ ſich dazu zu reſolvi-
ren/ aber damit kommen ſie am erſten davon.
4. Nebens ſolchem gebet hat ſie auch fleißig GOttes wort/ ſonderlich
das Evangelium zu leſen und zu betrachten/ auch ſich die dabey auffſteigende
zweiffel nicht abhalten zu laſſen/ vielmehr dem heiligen Geiſt platz zu geben/
daß er durch daſſelbe in ihr zu ihm gefaͤlliger zeit wircke/ auch dabey ein ſolches
leben zu fuͤhren/ daß von dem groͤſten biß auf das geringſte mit aller ſorgfalt
nach den regeln Chriſti eingerichtet/ ſo dann dem zuſtand derer/ welche unter
einer ſo ſchwehren zuͤchtigung liget/ gemaͤß ſeye/ daher ſie ſich ſo vielmehr in
allen ſtuͤcken der demuth gegen jederman/ der ſanfftmuth/ der liebe/ der gedult
befleißigen/ und hingegen aller welt-freuden/ weil ſie der HErr in einen
trauer-ſtand geſetzt/ entſchlagen ſolle/ auf dieſe weiſe der zeit des goͤttlichen
troſts erharrende.
5. Wenn ſie nun in ſolcher rechtſchaffenen buß ſtehet/ und ſich derſel-
ben redliche fruͤchten bey ihr/ als goͤttliche wirckungen/ zeigen/ ſamt dem hertz-
lichen verlangen nach der empfindlichkeit des glaubens/ in welcher derſelbe
bey denen der goͤttlichen krafft nicht vorſetzlich widerſtehenden ſich gewiß
ſelbs findet/ ſo kan ſie mit treuem rath ihres Predigers/ welcher auch ſeines
orts ihre vorbereitung ſorgfaͤltig befoͤrdern wird/ wiederum zu dem heiligen
abendmahl gehen/ und darff ſich nicht mehr den vorigen horrorem oder ein-
fallende zweiffel/ mit denen es nun bey geaͤndertem zuſtand ihrer ſeelen gantz
eine andere bewandnuͤß hat/ abhalten laſſen/ ſondern ohnerachtet deſſen
durchbrechen/ und ſich verſichern/ daß der HErr ſie in gnaden anſehen werde.
Deſſen erleuchtenden/ troͤſtenden/ ſtaͤrckenden und regierenden gnade ich ſie
auch empfehle/ und ferner ihn demuͤthig anruffen werde/ daß er ſo wol denen/
die mit ihr zu handeln haben/ die goͤttliche weißheit verleihen/ als auch dieſe
ihre/ obwol aus eigner verſchuldung ihr ſelbs zugezogene verſuchungen dazu
ſegnen wolle/ daß welche vielleicht in voriger ſicherheit haͤtte moͤgen verlohren
gehen/ nun durch die zweiffel auffgewecket erſt recht zur wahren ſorgfalt ihres
heils und der goͤttlichen gewißheit kommen/ alſo ein neues exempel der goͤttli-
chen guͤte/ ſo auch der ihrigen ſuͤnden zu ihrem geiſtlichen beſten zu verwenden/
und aus dem gifft einen theriac zu machen verſtehe und vermoͤge/ zu dero herr-
lichen preiß werden/ und alſo das ende des glaubens endlich erlangen
moͤge durch JEſum Chriſtum. Amen.
1688.
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