Spener, Philipp Jakob: Theologische Bedencken. Bd. 2. Halle (Saale), 1701.ARTIC. II. SECTIO XXX. SECTIO XXX. Trost-schreiben an eine christliche jungfrau/ über die fühlung fleischlicher gelüste/ weniger frucht des em- pfangenden heiligen abendmahls/ eigenem mißfallen an seinem Christenthum/ ärgernüß anderer unwürdiger mit-communican- ten. Ob man das abendmahl allein ärgernüß zu vermeiden gebrauchen solle. Göttliche gnade/ liecht und trost in unserem liebsten Heiland! Jn demselben unserm erstgebohrnen bruder geliebte Schwester. JCh habe deroselben wehemüthige klage/ so sie in meinen schooß ausge- unmäßig- N n n n n 2
ARTIC. II. SECTIO XXX. SECTIO XXX. Troſt-ſchreiben an eine chriſtliche jungfrau/ uͤber die fuͤhlung fleiſchlicher geluͤſte/ weniger frucht des em- pfangenden heiligen abendmahls/ eigenem mißfallen an ſeinem Chriſtenthum/ aͤrgernuͤß anderer unwuͤrdiger mit-communican- ten. Ob man das abendmahl allein aͤrgernuͤß zu vermeiden gebrauchen ſolle. Goͤttliche gnade/ liecht und troſt in unſerem liebſten Heiland! Jn demſelben unſerm erſtgebohrnen bruder geliebte Schweſter. JCh habe deroſelben wehemuͤthige klage/ ſo ſie in meinen ſchooß ausge- unmaͤßig- N n n n n 2
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ARTIC. II. SECTIO XXX.
SECTIO XXX.
Troſt-ſchreiben an eine chriſtliche jungfrau/ uͤber
die fuͤhlung fleiſchlicher geluͤſte/ weniger frucht des em-
pfangenden heiligen abendmahls/ eigenem mißfallen an ſeinem
Chriſtenthum/ aͤrgernuͤß anderer unwuͤrdiger mit-communican-
ten. Ob man das abendmahl allein aͤrgernuͤß zu vermeiden
gebrauchen ſolle.
Goͤttliche gnade/ liecht und troſt in unſerem liebſten Heiland!
Jn demſelben unſerm erſtgebohrnen bruder geliebte Schweſter.
JCh habe deroſelben wehemuͤthige klage/ ſo ſie in meinen ſchooß ausge-
ſchuͤttet/ wol verſtanden/ und ach daß ich recht tuͤchtig ſeyn moͤge/ alles
ihrer ſeelen noͤthige bey ihr auszurichten. Sie traͤget das gute ver-
trauen zu mir/ daß in goͤttlichem liecht die bewandnuͤß ihrer ſeelen mit allen
umſtaͤnden erkenne. Aber ach daß ich ſolches bey mir finden koͤnte/ und nicht
vielmehr klagen muͤßte/ daß mein GOTT mir zwahr/ mehr als ich wuͤrdig
bin/ die gnade gegeben habe/ ſeinen willen und wahrheit insgemein andern
vorzutragen/ aber wo es auf die application und urtheil kommt/ abſonderlich
wie ſich dieſer und jener perſon zuſtand befinde/ ſo manglet mirs leider an ſol-
chem liecht allzuſehr. Doch trage dieſes vertrauen zu GOTT/ er werde
mir dasjenige/ was ich weder ſelbs habe/ noch vor mich wuͤrdig bin/ dieſesmal
um ihrentwillen geben/ da er ihr hertz zu mir geneiget/ in ſeiner ordnung von
mir/ als ſeinem diener/ rath und zuſpruch zu ſuchen/ daher ers auch nicht wird
laſſen vergebens ſeyn. Jn ſolcher zuverſicht/ ſo will ſuchen/ deroſelben bey-
wohnende ſcrupul und ſorgen nach der gnade GOttes/ die er mir verleihen
wird/ auffzuloͤſen/ und zu beantworten. Jch ſehe nun 1. ihr erſtes anligen
uͤber die boͤſe fleiſches-geluͤſten/ mit denen ſie zu kaͤmpffen habe/ und ſorget/ es
haben dieſelbe den platz eingenommen/ da GOttes liebe wohnen ſolte. Liebe
Schweſter/ ich will dieſe ſuͤnde nicht geringe machen/ ſondern erkenne freylich/
daß auch ſolche unreinigkeit uns vor den augen des reinen GOttes/ da er uns
an uns ſelbs anſehen will/ zu einem greuel machen/ und von ſeinem anſchauen
uns ausſchlieſſen muͤßten: Jch will auch nicht eben entſchuldigen ihre in vori-
gen jahren gehabte beluſtigung in denſelben und gethane nachhaͤngung/ da-
durch ſolche verſuchung erſtarcket ſeyn mag/ und ſie jetzo nach GOttes heili-
gem willen zu ihrer ſo viel mehrer und ſtaͤtiger demuͤthigung deſto oͤffter mit
dieſem feind kaͤmpffen muß/ und keinen voͤlligen ſieg noch davon tragen kan;
weil ſie einmal demſelben mehr platz gelaſſen: Wie auch einer/ der etwa durch
unmaͤßig-
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