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Spener, Philipp Jakob: Theologische Bedencken. Bd. 2. Halle (Saale), 1701.

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Das fünffte Capitel.
men der trübsaalen/ dergleichen noch nie gewesen sind/ wie sie dann kommen
müssen: So muß auch seine krafft in den seinigen so viel stärcker werden/ und
sehen sie da hindurch auf die verheissene erquickung vor dem angesicht des
HErrn/ und überwinden damit alles weit in dem/ der sie geliebet hat und lie-
bet/ so wol in dem reich des creutzes/ als in dem reich des liechtes/ und endlich
jener ewigkeit. An allem diesem trost weiß ich/ wirds meiner geliebten/ der-
jenige nicht manglen lassen/ den sie auch liebet/ und der ihr schon so viel zu über-
winden geholffen hat. 1696.

SECTIO XXXVI.
Trost-schreiben an einen/ der in langwieriger
kranckheit sein leben führen müssen. Was aus GOttes
rath dergleichen leben nutze. Krafft deren ohne vieler
erudition gefaßter schrifften.

ES hat mich erfreuet/ daß der grosse GOTT meine wenige arbeit/ so er
von mir verrichten lassen/ nachdem theils deroselben durch den truck pu-
blici
ret worden/ sonderlich aber meine postill/ auch ihres orts und nah-
menlich bey meinem geliebten freunde gesegnet habe/ da derselbe einige er-
bauung daraus geschöpfft zu haben freundlich bezeuget. Jch weiß zwahr
und erkenne/ daß der lieben und von GOTT mit mehreren gaben ausgerüste-
ten männern ausgefertigten bücher gnug vorhanden sind/ daß wir/ da ohne
das die heilige schrifft unser haupt- und vornehmstes buch bleibet/ anderer
weiter nicht bedörffen/ weil aber durch unterschiedliche gelegenheit/ guter
freunde begehren und also vermutheter göttlichen fingers anzeige/ veranlas-
set worden bin/ mehrere von meinen einfältigen predigten herauszugeben/ so
ist mirs billich eine freude/ wo mich GOTT hören lässet/ daß er solche arbeit
bey einigen guten hertzen segne/ und sie also nicht vergebens angewendet seye:
Jndem ich dadurch/ nach art der menschlichen natur/ welche offters etwa eini-
ge auffmunterung/ in dem guten nicht träge zu werden/ nöthig hat/ zur arbeit
desto mehr auffgemuntert/ gegen die anfechtung/ welche dasselbe offters ver-
ursachet/ wo man sihet/ (wie ich leider auch erfahren müssen!) daß wolgemein-
te dinge und schrifften von andern widrig-gesinneten und unbedachtsamen in
verdacht gezogen und fast unnütz gemacht werden wollen/ bekräfftiget/ und
dem geber aller guten gaben und alles segens desto hertzlicher danckzusagen in
dem gemüth/ so sonsten offters niedergeschlagen ist/ erhoben werde. Und zwahr
solches so vielmehr/ weil jedes solches zeugnüß eines christlichen menschen/ der
sich durch solche erbaut zu seyn bekennet/ mir eine neue probe ist/ wie GOTT
auch die einfältigste und ohne apparat der erudition ausgefertigte schrifften

wie

Das fuͤnffte Capitel.
men der truͤbſaalen/ dergleichen noch nie geweſen ſind/ wie ſie dann kommen
muͤſſen: So muß auch ſeine krafft in den ſeinigen ſo viel ſtaͤrcker werden/ und
ſehen ſie da hindurch auf die verheiſſene erquickung vor dem angeſicht des
HErrn/ und uͤberwinden damit alles weit in dem/ der ſie geliebet hat und lie-
bet/ ſo wol in dem reich des creutzes/ als in dem reich des liechtes/ und endlich
jener ewigkeit. An allem dieſem troſt weiß ich/ wirds meiner geliebten/ der-
jenige nicht manglen laſſen/ den ſie auch liebet/ und der ihr ſchon ſo viel zu uͤber-
winden geholffen hat. 1696.

SECTIO XXXVI.
Troſt-ſchreiben an einen/ der in langwieriger
kranckheit ſein leben fuͤhren muͤſſen. Was aus GOttes
rath dergleichen leben nutze. Krafft deren ohne vieler
erudition gefaßter ſchrifften.

ES hat mich erfreuet/ daß der groſſe GOTT meine wenige arbeit/ ſo er
von mir verrichten laſſen/ nachdem theils deroſelben durch den truck pu-
blici
ret worden/ ſonderlich aber meine poſtill/ auch ihres orts und nah-
menlich bey meinem geliebten freunde geſegnet habe/ da derſelbe einige er-
bauung daraus geſchoͤpfft zu haben freundlich bezeuget. Jch weiß zwahr
und erkenne/ daß der lieben und von GOTT mit mehreren gaben ausgeruͤſte-
ten maͤnnern ausgefertigten buͤcher gnug vorhanden ſind/ daß wir/ da ohne
das die heilige ſchrifft unſer haupt- und vornehmſtes buch bleibet/ anderer
weiter nicht bedoͤrffen/ weil aber durch unterſchiedliche gelegenheit/ guter
freunde begehren und alſo vermutheter goͤttlichen fingers anzeige/ veranlaſ-
ſet worden bin/ mehrere von meinen einfaͤltigen predigten herauszugeben/ ſo
iſt mirs billich eine freude/ wo mich GOTT hoͤren laͤſſet/ daß er ſolche arbeit
bey einigen guten hertzen ſegne/ und ſie alſo nicht vergebens angewendet ſeye:
Jndem ich dadurch/ nach art der menſchlichen natur/ welche offters etwa eini-
ge auffmunterung/ in dem guten nicht traͤge zu werden/ noͤthig hat/ zur arbeit
deſto mehr auffgemuntert/ gegen die anfechtung/ welche daſſelbe offters ver-
urſachet/ wo man ſihet/ (wie ich leider auch erfahren muͤſſen!) daß wolgemein-
te dinge und ſchrifften von andern widrig-geſinneten und unbedachtſamen in
verdacht gezogen und faſt unnuͤtz gemacht werden wollen/ bekraͤfftiget/ und
dem geber aller guten gaben und alles ſegens deſto hertzlicher danckzuſagen in
dem gemuͤth/ ſo ſonſten offters niedergeſchlagen iſt/ erhoben werde. Und zwahr
ſolches ſo vielmehr/ weil jedes ſolches zeugnuͤß eines chriſtlichen menſchen/ der
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[862/0870] Das fuͤnffte Capitel. men der truͤbſaalen/ dergleichen noch nie geweſen ſind/ wie ſie dann kommen muͤſſen: So muß auch ſeine krafft in den ſeinigen ſo viel ſtaͤrcker werden/ und ſehen ſie da hindurch auf die verheiſſene erquickung vor dem angeſicht des HErrn/ und uͤberwinden damit alles weit in dem/ der ſie geliebet hat und lie- bet/ ſo wol in dem reich des creutzes/ als in dem reich des liechtes/ und endlich jener ewigkeit. An allem dieſem troſt weiß ich/ wirds meiner geliebten/ der- jenige nicht manglen laſſen/ den ſie auch liebet/ und der ihr ſchon ſo viel zu uͤber- winden geholffen hat. 1696. SECTIO XXXVI. Troſt-ſchreiben an einen/ der in langwieriger kranckheit ſein leben fuͤhren muͤſſen. Was aus GOttes rath dergleichen leben nutze. Krafft deren ohne vieler erudition gefaßter ſchrifften. ES hat mich erfreuet/ daß der groſſe GOTT meine wenige arbeit/ ſo er von mir verrichten laſſen/ nachdem theils deroſelben durch den truck pu- bliciret worden/ ſonderlich aber meine poſtill/ auch ihres orts und nah- menlich bey meinem geliebten freunde geſegnet habe/ da derſelbe einige er- bauung daraus geſchoͤpfft zu haben freundlich bezeuget. Jch weiß zwahr und erkenne/ daß der lieben und von GOTT mit mehreren gaben ausgeruͤſte- ten maͤnnern ausgefertigten buͤcher gnug vorhanden ſind/ daß wir/ da ohne das die heilige ſchrifft unſer haupt- und vornehmſtes buch bleibet/ anderer weiter nicht bedoͤrffen/ weil aber durch unterſchiedliche gelegenheit/ guter freunde begehren und alſo vermutheter goͤttlichen fingers anzeige/ veranlaſ- ſet worden bin/ mehrere von meinen einfaͤltigen predigten herauszugeben/ ſo iſt mirs billich eine freude/ wo mich GOTT hoͤren laͤſſet/ daß er ſolche arbeit bey einigen guten hertzen ſegne/ und ſie alſo nicht vergebens angewendet ſeye: Jndem ich dadurch/ nach art der menſchlichen natur/ welche offters etwa eini- ge auffmunterung/ in dem guten nicht traͤge zu werden/ noͤthig hat/ zur arbeit deſto mehr auffgemuntert/ gegen die anfechtung/ welche daſſelbe offters ver- urſachet/ wo man ſihet/ (wie ich leider auch erfahren muͤſſen!) daß wolgemein- te dinge und ſchrifften von andern widrig-geſinneten und unbedachtſamen in verdacht gezogen und faſt unnuͤtz gemacht werden wollen/ bekraͤfftiget/ und dem geber aller guten gaben und alles ſegens deſto hertzlicher danckzuſagen in dem gemuͤth/ ſo ſonſten offters niedergeſchlagen iſt/ erhoben werde. Und zwahr ſolches ſo vielmehr/ weil jedes ſolches zeugnuͤß eines chriſtlichen menſchen/ der ſich durch ſolche erbaut zu ſeyn bekennet/ mir eine neue probe iſt/ wie GOTT auch die einfaͤltigſte und ohne apparat der erudition ausgefertigte ſchrifften wie

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Zitationshilfe: Spener, Philipp Jakob: Theologische Bedencken. Bd. 2. Halle (Saale), 1701, S. 862. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/spener_bedencken02_1701/870>, abgerufen am 23.11.2024.