Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Spener, Philipp Jakob: Theologische Bedencken. Bd. 2. Halle (Saale), 1701.

Bild:
<< vorherige Seite

Das fünffte Capitel. ART. II. SECTIO XLV.
eine herrschafft nehme) einleuchten werde oder nicht: schließlich den himmlischen Vater demüthigst
anflehende/ der sein liecht und Geistes krafft in seiner lieben seelen immer heller auffgehen/ und sich
stärcker in ihr erweisen lassen wolle/ damit er nach seinem hertzlichen verlangen die wahrheit stets
tieffer einsehe/ davon eine völlige überzeugung in sich fühle/ dadurch alle anfechtung und zweiffel
überwinde/ aber nach diesem sieg sich so viel kräfftiger und geschickter finde/ die mit solchem ernst ge-
prüffte wahrheit der gemeinde des Herrn/ wie mit mehrer gewißheit/ also auch mit stärckerem nach-
truck vorzutragen/ und also viel seelen neben sich zur lebendigen und seligmachenden erkäntnüß der
wahrheit zu führen. Der HErr spreche auch also/ wie wir bitten/ und gebe auch mir gnade/ sein
werck an seiner werthen seele einiger massen mit befördern zu helffen. 1689.

SECTIO XLV.
Trost an jemand/ so sich über meinen abzug von
Dreßden betrübte.

DJeses einige hätte von lieben freunden zu verlangen/ daß der an meiner entziehung geschehe-
ne verlust nicht so hoch geachtet würde: dann ob mir mein getreuer GOtt einige geistliche ga-
ben verliehen haben mag/ deren mich zwahr auch nicht würdig achte/ so ist doch das maaß dersel-
ben nicht so groß/ daß man viel verlohren zu haben/ billich klagen könte. Und wie ich zu geschehen
wünsche und bitte/ wird der HErr HErr/ der mich von ihrem ort selbs hat heissen ausgehen/ seinen
übrigen dienern/ welche er denselben gelassen hat/ oder ferner senden wird/ so viele gaben und segen
geben/ daß keiner seelen/ welche ihn wahrhafftig suchet/ das geringste abgehen soll oder wird/ wo-
durch sie auffgemuntert oder erbauet zu werden bedarff: und ob es seyn solte/ daß einige biß dahin
gewohnte übungen unterbleiben/ wie etwa das examen, von dem ich eben nicht gewisse hoffnung
machen kan/ ob es wieder angestellet werde werden/ so kan der daraus vorhin geschöpffte nutzen
ohnschwehr auf andre weise ersetzet werden/ wo eine christliche person entweder allein in der heili-
gen bibel/ oder andern gottseligen büchern/ zu lesen solche zeit anwendet/ oder mit einigen andern
auch christlichen vertrauten freunden zugleich liset/ sich unter emander besprachet/ oder man mit
einander betet und singet: welche übung/ wie ich aus der erfahrung selbs habe/ einen ungemeinen
nutzen schaffet/ und hingegen/ daß sie weniger im gebrauch ist/ vieles gutes zurück hält. Jn summa
unser treueste Heyland liebet die seelen/ die in seiner vereinigung zuzunehmen verlangen/ viel zu
hertzlich/ als daß ihnen etwas dessen/ was wahrhafftig solche gemeinschafft befördern könte/ man-
glen solte/ sondern der anscheinende mangel muß nur ihr verlangen desto mehr schärffen und brün-
stig machen; je inbrünstiger aber dasselbe wird/ je mehr nahe sich der HErr selbs zu denselben/
und vereiniget sich immer inniglicher/ daß man nachmal erbauliche übungen nicht verachtet/ son-
dern wo man sie haben kan/ mit freuden und fleißig gebrauchet/ aber wo man ihr entrathen solle/
sich hertzlich zu frieden gibt/ und in demjenigen/ so viel uns der HErr zu jedenmalen annoch lässet/
allezeit seine gnüge findet. Dieses wünsche wol von grund des hertzens allen denen/ welchen mein
abschied noch biß daher möchte etwas schwehr worden seyn; sonderlich aber/ daß ich/ gleichwie von
übrigen deroselben wolstand/ also auch vornemlich/ daß das werck des HErrn in dero innern men-
schen stets wachse und zunehme/ offtmal erfreuliche nachricht/ und also ursach denselben zu preisen/
bekommen möge. Daß im übrigen einige christliche freunde sichmeiner her ausgegebenen wercke ge-
brauchen/ und aus denselbigen sich zu erbauen suchen/ habe ich auch der göttlichen güte in schuldi-
ger demuth zu dancken/ die mir also gelegenheit machet/ auch abwesend an einigen frucht zu schaf-
fen/ dardurch aber anfrischet/ so sie mir einiges/ so erbaulich halte/ beschehret/ dasselbe so viel lieber
auch durch den truck gemein zu machen/ weil mir von dem segen/ den der HErr nach seiner
barmhertzigkeit hin und wieder dazu gegeben/ öffters da und dort her
zeugnüß eingelauffen sind. 1691.



Das fuͤnffte Capitel. ART. II. SECTIO XLV.
eine herrſchafft nehme) einleuchten werde oder nicht: ſchließlich den himmliſchen Vater demuͤthigſt
anflehende/ der ſein liecht und Geiſtes krafft in ſeiner lieben ſeelen immer heller auffgehen/ und ſich
ſtaͤrcker in ihr erweiſen laſſen wolle/ damit er nach ſeinem hertzlichen verlangen die wahrheit ſtets
tieffer einſehe/ davon eine voͤllige uͤberzeugung in ſich fuͤhle/ dadurch alle anfechtung und zweiffel
uͤberwinde/ aber nach dieſem ſieg ſich ſo viel kraͤfftiger und geſchickter finde/ die mit ſolchem ernſt ge-
pruͤffte wahrheit der gemeinde des Herrn/ wie mit mehrer gewißheit/ alſo auch mit ſtaͤrckerem nach-
truck vorzutragen/ und alſo viel ſeelen neben ſich zur lebendigen und ſeligmachenden erkaͤntnuͤß der
wahrheit zu fuͤhren. Der HErr ſpreche auch alſo/ wie wir bitten/ und gebe auch mir gnade/ ſein
werck an ſeiner werthen ſeele einiger maſſen mit befoͤrdern zu helffen. 1689.

SECTIO XLV.
Troſt an jemand/ ſo ſich uͤber meinen abzug von
Dreßden betruͤbte.

DJeſes einige haͤtte von lieben freunden zu verlangen/ daß der an meiner entziehung geſchehe-
ne verluſt nicht ſo hoch geachtet wuͤrde: dann ob mir mein getreuer GOtt einige geiſtliche ga-
ben verliehen haben mag/ deren mich zwahr auch nicht wuͤrdig achte/ ſo iſt doch das maaß derſel-
ben nicht ſo groß/ daß man viel verlohren zu haben/ billich klagen koͤnte. Und wie ich zu geſchehen
wuͤnſche und bitte/ wird der HErr HErr/ der mich von ihrem ort ſelbs hat heiſſen ausgehen/ ſeinen
uͤbrigen dienern/ welche er denſelben gelaſſen hat/ oder ferner ſenden wird/ ſo viele gaben und ſegen
geben/ daß keiner ſeelẽ/ welche ihn wahrhafftig ſuchet/ das geringſte abgehen ſoll oder wird/ wo-
durch ſie auffgemuntert oder erbauet zu werden bedarff: und ob es ſeyn ſolte/ daß einige biß dahin
gewohnte uͤbungen unterbleiben/ wie etwa das examen, von dem ich eben nicht gewiſſe hoffnung
machen kan/ ob es wieder angeſtellet werde werden/ ſo kan der daraus vorhin geſchoͤpffte nutzen
ohnſchwehr auf andre weiſe erſetzet werden/ wo eine chriſtliche perſon entweder allein in der heili-
gen bibel/ oder andern gottſeligen buͤchern/ zu leſen ſolche zeit anwendet/ oder mit einigen andern
auch chriſtlichen vertrauten freunden zugleich liſet/ ſich unter emander beſprachet/ oder man mit
einander betet und ſinget: welche uͤbung/ wie ich aus der erfahrung ſelbs habe/ einen ungemeinen
nutzen ſchaffet/ und hingegen/ daß ſie weniger im gebrauch iſt/ vieles gutes zuruͤck haͤlt. Jn ſumma
unſer treueſte Heyland liebet die ſeelen/ die in ſeiner vereinigung zuzunehmen verlangen/ viel zu
hertzlich/ als daß ihnen etwas deſſen/ was wahrhafftig ſolche gemeinſchafft befoͤrdern koͤnte/ man-
glen ſolte/ ſondern der anſcheinende mangel muß nur ihr verlangen deſto mehr ſchaͤrffen und bruͤn-
ſtig machen; je inbruͤnſtiger aber daſſelbe wird/ je mehr nahe ſich der HErr ſelbs zu denſelben/
und vereiniget ſich immer inniglicher/ daß man nachmal erbauliche uͤbungen nicht verachtet/ ſon-
dern wo man ſie haben kan/ mit freuden und fleißig gebrauchet/ aber wo man ihr entrathen ſolle/
ſich hertzlich zu frieden gibt/ und in demjenigen/ ſo viel uns der HErr zu jedenmalen annoch laͤſſet/
allezeit ſeine gnuͤge findet. Dieſes wuͤnſche wol von grund des hertzens allen denen/ welchen mein
abſchied noch biß daher moͤchte etwas ſchwehr worden ſeyn; ſonderlich aber/ daß ich/ gleichwie von
uͤbrigen deroſelben wolſtand/ alſo auch vornemlich/ daß das werck des HErrn in dero innern men-
ſchen ſtets wachſe und zunehme/ offtmal erfreuliche nachricht/ und alſo urſach denſelben zu preiſen/
bekommen moͤge. Daß im uͤbrigen einige chriſtliche freunde ſichmeineꝛ her ausgegebenen wercke ge-
brauchen/ und aus denſelbigen ſich zu erbauen ſuchen/ habe ich auch der goͤttlichen guͤte in ſchuldi-
ger demuth zu dancken/ die mir alſo gelegenheit machet/ auch abweſend an einigen frucht zu ſchaf-
fen/ dardurch aber anfriſchet/ ſo ſie mir einiges/ ſo erbaulich halte/ beſchehret/ daſſelbe ſo viel lieber
auch durch den truck gemein zu machen/ weil mir von dem ſegen/ den der HErr nach ſeiner
barmhertzigkeit hin und wieder dazu gegeben/ oͤffters da und dort her
zeugnuͤß eingelauffen ſind. 1691.



<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0912" n="904"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Das fu&#x0364;nffte Capitel. <hi rendition="#aq">ART. II. SECTIO XLV.</hi></hi></fw><lb/>
eine herr&#x017F;chafft nehme) einleuchten werde oder nicht: &#x017F;chließlich den himmli&#x017F;chen Vater demu&#x0364;thig&#x017F;t<lb/>
anflehende/ der &#x017F;ein liecht und Gei&#x017F;tes krafft in &#x017F;einer lieben &#x017F;eelen immer heller auffgehen/ und &#x017F;ich<lb/>
&#x017F;ta&#x0364;rcker in ihr erwei&#x017F;en la&#x017F;&#x017F;en wolle/ damit er nach &#x017F;einem hertzlichen verlangen die wahrheit &#x017F;tets<lb/>
tieffer ein&#x017F;ehe/ davon eine vo&#x0364;llige u&#x0364;berzeugung in &#x017F;ich fu&#x0364;hle/ dadurch alle anfechtung und zweiffel<lb/>
u&#x0364;berwinde/ aber nach die&#x017F;em &#x017F;ieg &#x017F;ich &#x017F;o viel kra&#x0364;fftiger und ge&#x017F;chickter finde/ die mit &#x017F;olchem ern&#x017F;t ge-<lb/>
pru&#x0364;ffte wahrheit der gemeinde des Herrn/ wie mit mehrer gewißheit/ al&#x017F;o auch mit &#x017F;ta&#x0364;rckerem nach-<lb/>
truck vorzutragen/ und al&#x017F;o viel &#x017F;eelen neben &#x017F;ich zur lebendigen und &#x017F;eligmachenden erka&#x0364;ntnu&#x0364;ß der<lb/>
wahrheit zu fu&#x0364;hren. Der HErr &#x017F;preche auch al&#x017F;o/ wie wir bitten/ und gebe auch mir gnade/ &#x017F;ein<lb/>
werck an &#x017F;einer werthen &#x017F;eele einiger ma&#x017F;&#x017F;en mit befo&#x0364;rdern zu helffen. 1689.</p>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head> <hi rendition="#b"><hi rendition="#aq"><hi rendition="#g">SECTIO</hi> XLV.</hi><lb/>
Tro&#x017F;t an jemand/ &#x017F;o &#x017F;ich u&#x0364;ber meinen abzug von<lb/>
Dreßden betru&#x0364;bte.</hi> </head><lb/>
            <p><hi rendition="#in">D</hi>Je&#x017F;es einige ha&#x0364;tte von lieben freunden zu verlangen/ daß der an meiner entziehung ge&#x017F;chehe-<lb/>
ne verlu&#x017F;t nicht &#x017F;o hoch geachtet wu&#x0364;rde: dann ob mir mein getreuer GOtt einige gei&#x017F;tliche ga-<lb/>
ben verliehen haben mag/ deren mich zwahr auch nicht wu&#x0364;rdig achte/ &#x017F;o i&#x017F;t doch das maaß der&#x017F;el-<lb/>
ben nicht &#x017F;o groß/ daß man viel verlohren zu haben/ billich klagen ko&#x0364;nte. Und wie ich zu ge&#x017F;chehen<lb/>
wu&#x0364;n&#x017F;che und bitte/ wird der HErr HErr/ der mich von ihrem ort &#x017F;elbs hat hei&#x017F;&#x017F;en ausgehen/ &#x017F;einen<lb/>
u&#x0364;brigen dienern/ welche er den&#x017F;elben gela&#x017F;&#x017F;en hat/ oder ferner &#x017F;enden wird/ &#x017F;o viele gaben und &#x017F;egen<lb/>
geben/ daß keiner &#x017F;eele&#x0303;/ welche ihn wahrhafftig &#x017F;uchet/ das gering&#x017F;te abgehen &#x017F;oll oder wird/ wo-<lb/>
durch &#x017F;ie auffgemuntert oder erbauet zu werden bedarff: und ob es &#x017F;eyn &#x017F;olte/ daß einige biß dahin<lb/>
gewohnte u&#x0364;bungen unterbleiben/ wie etwa das <hi rendition="#aq">examen,</hi> von dem ich eben nicht gewi&#x017F;&#x017F;e hoffnung<lb/>
machen kan/ ob es wieder ange&#x017F;tellet werde werden/ &#x017F;o kan der daraus vorhin ge&#x017F;cho&#x0364;pffte nutzen<lb/>
ohn&#x017F;chwehr auf andre wei&#x017F;e er&#x017F;etzet werden/ wo eine chri&#x017F;tliche per&#x017F;on entweder allein in der heili-<lb/>
gen bibel/ oder andern gott&#x017F;eligen bu&#x0364;chern/ zu le&#x017F;en &#x017F;olche zeit anwendet/ oder mit einigen andern<lb/>
auch chri&#x017F;tlichen vertrauten freunden zugleich li&#x017F;et/ &#x017F;ich unter emander be&#x017F;prachet/ oder man mit<lb/>
einander betet und &#x017F;inget: welche u&#x0364;bung/ wie ich aus der erfahrung &#x017F;elbs habe/ einen ungemeinen<lb/>
nutzen &#x017F;chaffet/ und hingegen/ daß &#x017F;ie weniger im gebrauch i&#x017F;t/ vieles gutes zuru&#x0364;ck ha&#x0364;lt. Jn &#x017F;umma<lb/>
un&#x017F;er treue&#x017F;te Heyland liebet die &#x017F;eelen/ die in &#x017F;einer vereinigung zuzunehmen verlangen/ viel zu<lb/>
hertzlich/ als daß ihnen etwas de&#x017F;&#x017F;en/ was wahrhafftig &#x017F;olche gemein&#x017F;chafft befo&#x0364;rdern ko&#x0364;nte/ man-<lb/>
glen &#x017F;olte/ &#x017F;ondern der an&#x017F;cheinende mangel muß nur ihr verlangen de&#x017F;to mehr &#x017F;cha&#x0364;rffen und bru&#x0364;n-<lb/>
&#x017F;tig machen; je inbru&#x0364;n&#x017F;tiger aber da&#x017F;&#x017F;elbe wird/ je mehr nahe &#x017F;ich der HErr &#x017F;elbs zu den&#x017F;elben/<lb/>
und vereiniget &#x017F;ich immer inniglicher/ daß man nachmal erbauliche u&#x0364;bungen nicht verachtet/ &#x017F;on-<lb/>
dern wo man &#x017F;ie haben kan/ mit freuden und fleißig gebrauchet/ aber wo man ihr entrathen &#x017F;olle/<lb/>
&#x017F;ich hertzlich zu frieden gibt/ und in demjenigen/ &#x017F;o viel uns der HErr zu jedenmalen annoch la&#x0364;&#x017F;&#x017F;et/<lb/>
allezeit &#x017F;eine gnu&#x0364;ge findet. Die&#x017F;es wu&#x0364;n&#x017F;che wol von grund des hertzens allen denen/ welchen mein<lb/>
ab&#x017F;chied noch biß daher mo&#x0364;chte etwas &#x017F;chwehr worden &#x017F;eyn; &#x017F;onderlich aber/ daß ich/ gleichwie von<lb/>
u&#x0364;brigen dero&#x017F;elben wol&#x017F;tand/ al&#x017F;o auch vornemlich/ daß das werck des HErrn in dero innern men-<lb/>
&#x017F;chen &#x017F;tets wach&#x017F;e und zunehme/ offtmal erfreuliche nachricht/ und al&#x017F;o ur&#x017F;ach den&#x017F;elben zu prei&#x017F;en/<lb/>
bekommen mo&#x0364;ge. Daß im u&#x0364;brigen einige chri&#x017F;tliche freunde &#x017F;ichmeine&#xA75B; her ausgegebenen wercke ge-<lb/>
brauchen/ und aus den&#x017F;elbigen &#x017F;ich zu erbauen &#x017F;uchen/ habe ich auch der go&#x0364;ttlichen gu&#x0364;te in &#x017F;chuldi-<lb/>
ger demuth zu dancken/ die mir al&#x017F;o gelegenheit machet/ auch abwe&#x017F;end an einigen frucht zu &#x017F;chaf-<lb/>
fen/ dardurch aber anfri&#x017F;chet/ &#x017F;o &#x017F;ie mir einiges/ &#x017F;o erbaulich halte/ be&#x017F;chehret/ da&#x017F;&#x017F;elbe &#x017F;o viel lieber<lb/><hi rendition="#c">auch durch den truck gemein zu machen/ weil mir von dem &#x017F;egen/ den der HErr nach &#x017F;einer<lb/>
barmhertzigkeit hin und wieder dazu gegeben/ o&#x0364;ffters da und dort her<lb/>
zeugnu&#x0364;ß eingelauffen &#x017F;ind. 1691.</hi></p>
          </div>
        </div>
      </div><lb/>
      <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
    </body>
  </text>
</TEI>
[904/0912] Das fuͤnffte Capitel. ART. II. SECTIO XLV. eine herrſchafft nehme) einleuchten werde oder nicht: ſchließlich den himmliſchen Vater demuͤthigſt anflehende/ der ſein liecht und Geiſtes krafft in ſeiner lieben ſeelen immer heller auffgehen/ und ſich ſtaͤrcker in ihr erweiſen laſſen wolle/ damit er nach ſeinem hertzlichen verlangen die wahrheit ſtets tieffer einſehe/ davon eine voͤllige uͤberzeugung in ſich fuͤhle/ dadurch alle anfechtung und zweiffel uͤberwinde/ aber nach dieſem ſieg ſich ſo viel kraͤfftiger und geſchickter finde/ die mit ſolchem ernſt ge- pruͤffte wahrheit der gemeinde des Herrn/ wie mit mehrer gewißheit/ alſo auch mit ſtaͤrckerem nach- truck vorzutragen/ und alſo viel ſeelen neben ſich zur lebendigen und ſeligmachenden erkaͤntnuͤß der wahrheit zu fuͤhren. Der HErr ſpreche auch alſo/ wie wir bitten/ und gebe auch mir gnade/ ſein werck an ſeiner werthen ſeele einiger maſſen mit befoͤrdern zu helffen. 1689. SECTIO XLV. Troſt an jemand/ ſo ſich uͤber meinen abzug von Dreßden betruͤbte. DJeſes einige haͤtte von lieben freunden zu verlangen/ daß der an meiner entziehung geſchehe- ne verluſt nicht ſo hoch geachtet wuͤrde: dann ob mir mein getreuer GOtt einige geiſtliche ga- ben verliehen haben mag/ deren mich zwahr auch nicht wuͤrdig achte/ ſo iſt doch das maaß derſel- ben nicht ſo groß/ daß man viel verlohren zu haben/ billich klagen koͤnte. Und wie ich zu geſchehen wuͤnſche und bitte/ wird der HErr HErr/ der mich von ihrem ort ſelbs hat heiſſen ausgehen/ ſeinen uͤbrigen dienern/ welche er denſelben gelaſſen hat/ oder ferner ſenden wird/ ſo viele gaben und ſegen geben/ daß keiner ſeelẽ/ welche ihn wahrhafftig ſuchet/ das geringſte abgehen ſoll oder wird/ wo- durch ſie auffgemuntert oder erbauet zu werden bedarff: und ob es ſeyn ſolte/ daß einige biß dahin gewohnte uͤbungen unterbleiben/ wie etwa das examen, von dem ich eben nicht gewiſſe hoffnung machen kan/ ob es wieder angeſtellet werde werden/ ſo kan der daraus vorhin geſchoͤpffte nutzen ohnſchwehr auf andre weiſe erſetzet werden/ wo eine chriſtliche perſon entweder allein in der heili- gen bibel/ oder andern gottſeligen buͤchern/ zu leſen ſolche zeit anwendet/ oder mit einigen andern auch chriſtlichen vertrauten freunden zugleich liſet/ ſich unter emander beſprachet/ oder man mit einander betet und ſinget: welche uͤbung/ wie ich aus der erfahrung ſelbs habe/ einen ungemeinen nutzen ſchaffet/ und hingegen/ daß ſie weniger im gebrauch iſt/ vieles gutes zuruͤck haͤlt. Jn ſumma unſer treueſte Heyland liebet die ſeelen/ die in ſeiner vereinigung zuzunehmen verlangen/ viel zu hertzlich/ als daß ihnen etwas deſſen/ was wahrhafftig ſolche gemeinſchafft befoͤrdern koͤnte/ man- glen ſolte/ ſondern der anſcheinende mangel muß nur ihr verlangen deſto mehr ſchaͤrffen und bruͤn- ſtig machen; je inbruͤnſtiger aber daſſelbe wird/ je mehr nahe ſich der HErr ſelbs zu denſelben/ und vereiniget ſich immer inniglicher/ daß man nachmal erbauliche uͤbungen nicht verachtet/ ſon- dern wo man ſie haben kan/ mit freuden und fleißig gebrauchet/ aber wo man ihr entrathen ſolle/ ſich hertzlich zu frieden gibt/ und in demjenigen/ ſo viel uns der HErr zu jedenmalen annoch laͤſſet/ allezeit ſeine gnuͤge findet. Dieſes wuͤnſche wol von grund des hertzens allen denen/ welchen mein abſchied noch biß daher moͤchte etwas ſchwehr worden ſeyn; ſonderlich aber/ daß ich/ gleichwie von uͤbrigen deroſelben wolſtand/ alſo auch vornemlich/ daß das werck des HErrn in dero innern men- ſchen ſtets wachſe und zunehme/ offtmal erfreuliche nachricht/ und alſo urſach denſelben zu preiſen/ bekommen moͤge. Daß im uͤbrigen einige chriſtliche freunde ſichmeineꝛ her ausgegebenen wercke ge- brauchen/ und aus denſelbigen ſich zu erbauen ſuchen/ habe ich auch der goͤttlichen guͤte in ſchuldi- ger demuth zu dancken/ die mir alſo gelegenheit machet/ auch abweſend an einigen frucht zu ſchaf- fen/ dardurch aber anfriſchet/ ſo ſie mir einiges/ ſo erbaulich halte/ beſchehret/ daſſelbe ſo viel lieber auch durch den truck gemein zu machen/ weil mir von dem ſegen/ den der HErr nach ſeiner barmhertzigkeit hin und wieder dazu gegeben/ oͤffters da und dort her zeugnuͤß eingelauffen ſind. 1691.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/spener_bedencken02_1701
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/spener_bedencken02_1701/912
Zitationshilfe: Spener, Philipp Jakob: Theologische Bedencken. Bd. 2. Halle (Saale), 1701, S. 904. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/spener_bedencken02_1701/912>, abgerufen am 24.11.2024.