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Spener, Philipp Jakob: Theologische Bedencken. Bd. 3. Halle (Saale), 1702.

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Das sechste Capitel.
mich auch/ daß das gewissen allezeit ruhe in erinnerung dessen finden würde. Die-
ses sind meine einfältige gedancken von diesem werck. Sie meine vielgeliebte
schwester/ wird ohnzweiffel alles dieses schon vorher bedacht haben/ aber ihr es
nicht zu wider seyn lassen/ dergleichen auch von mir zuvernehmen. Jst sie darin-
nen eines sinnes/ so dienets zur bekräfftigung: Hat ihr aber GOtt andere wege ge-
zeiget/ seinen willen zu lernen/ so weiche ich willig/ und will auch GOTT dar-
innen preisen. Er wolle nach seiner weißheit sie in allem und auch in diesem regie-
ren/ wie er weiß/ daß seine ehre an ihr und NN. so ich beyde brüderlich liebe/ am
besten gepriesen werden möge. 1674.

SECTIO XVII.

9.) Als der vorgeweßte heurath zurück gienge.
GOTTes wunderbahre führung der seinigen ihren glau-
ben und gedult zu üben. Das exempel an mir in dem
beruff nach und von Straß-
burg.

NAch empfang derselben beyder geliebten schreiben habe ich. zu antworten
mit fleiß verschieben wollen/ biß der allweise GOTT in vorgeweißten ge-
schäffte würde endlich zeigen/ wo sein wille hingehe. Denn aus solchen
schreiben hatte ich zur genüge ersehen/ wie ihr hertz in solcher sache also stehe und
mit der jenigen gelassenheit die offenbahrung göttlichen willens erwartte/ daß ich
mich hertzlich darüber vergnüget/ und nichts sahe/ was ich zu ferner deroselben be-
ruhigung thun konte/ und also mir so bald vorgenommen/ allein in meinen gebeth
mit deroselben in diesem geschäfft anzuhalten/ in dem übrigen aber achtzugeben wo-
hin göttliche leitung endlich ausschlagen werde/ als gantz versichert/ nach dem das
werck mit GOTT und in seiner furcht geführet/ daß der ausgang/ wie er auch
seyn werde/ nicht anders als von demselben zukommen erkant werden möge. Nach
dem nun vor einigen wochen durch Herrn N. verständiget worden/ wie daß der-
selben geliebter Vater endlich seine resolution mit einen runden nein/ dessen man
bereits eine weile ziemliche vermuthungen hatte/ ausgetruckt/ so habe nun mehr
nicht weiter stillschweigen sollen/ sondern was auch hierinnen meine einfältige ge-
dancken wären/ mit meiner vielgeliebtesten schwester getreulich communiciren
wollen. So erachte nun zum allerfördersten/ das geschäfft gantz geendiget/ denn
ob wol vernommen/ daß von NN. solches in zweiffel gezogen werden wolte/ weil
demselben/ die macht des consensus übertragen worden/ er zudenselben inclini-
ret/ deßwegen solche einmahl gegebene gewalt nicht zurück gezogen werden möchte:
so bekenne doch gern/ daß ich solches nicht vor genugsam achte/ in dem nicht nur

allein

Das ſechſte Capitel.
mich auch/ daß das gewiſſen allezeit ruhe in erinnerung deſſen finden wuͤrde. Die-
ſes ſind meine einfaͤltige gedancken von dieſem werck. Sie meine vielgeliebte
ſchweſter/ wird ohnzweiffel alles dieſes ſchon vorher bedacht haben/ aber ihr es
nicht zu wider ſeyn laſſen/ dergleichen auch von mir zuvernehmen. Jſt ſie darin-
nen eines ſinnes/ ſo dienets zur bekraͤfftigung: Hat ihr aber GOtt andere wege ge-
zeiget/ ſeinen willen zu lernen/ ſo weiche ich willig/ und will auch GOTT dar-
innen preiſen. Er wolle nach ſeiner weißheit ſie in allem und auch in dieſem regie-
ren/ wie er weiß/ daß ſeine ehre an ihr und NN. ſo ich beyde bruͤderlich liebe/ am
beſten geprieſen werden moͤge. 1674.

SECTIO XVII.

9.) Als der vorgeweßte heurath zuruͤck gienge.
GOTTes wunderbahre fuͤhrung der ſeinigen ihren glau-
ben und gedult zu uͤben. Das exempel an mir in dem
beruff nach und von Straß-
burg.

NAch empfang derſelben beyder geliebten ſchreiben habe ich. zu antworten
mit fleiß verſchieben wollen/ biß der allweiſe GOTT in vorgeweißten ge-
ſchaͤffte wuͤrde endlich zeigen/ wo ſein wille hingehe. Denn aus ſolchen
ſchreiben hatte ich zur genuͤge erſehen/ wie ihr hertz in ſolcher ſache alſo ſtehe und
mit der jenigen gelaſſenheit die offenbahrung goͤttlichen willens erwartte/ daß ich
mich hertzlich daruͤber vergnuͤget/ und nichts ſahe/ was ich zu ferner deroſelben be-
ruhigung thun konte/ und alſo mir ſo bald vorgenommen/ allein in meinen gebeth
mit deroſelben in dieſem geſchaͤfft anzuhalten/ in dem uͤbrigen aber achtzugeben wo-
hin goͤttliche leitung endlich ausſchlagen werde/ als gantz verſichert/ nach dem das
werck mit GOTT und in ſeiner furcht gefuͤhret/ daß der ausgang/ wie er auch
ſeyn werde/ nicht anders als von demſelben zukommen erkant werden moͤge. Nach
dem nun vor einigen wochen durch Herrn N. verſtaͤndiget worden/ wie daß der-
ſelben geliebter Vater endlich ſeine reſolution mit einen runden nein/ deſſen man
bereits eine weile ziemliche vermuthungen hatte/ ausgetruckt/ ſo habe nun mehr
nicht weiter ſtillſchweigen ſollen/ ſondern was auch hierinnen meine einfaͤltige ge-
dancken waͤren/ mit meiner vielgeliebteſten ſchweſter getreulich communiciren
wollen. So erachte nun zum allerfoͤrderſten/ das geſchaͤfft gantz geendiget/ denn
ob wol vernommen/ daß von NN. ſolches in zweiffel gezogen werden wolte/ weil
demſelben/ die macht des conſenſus uͤbertragen worden/ er zudenſelben inclini-
ret/ deßwegen ſolche einmahl gegebene gewalt nicht zuruͤck gezogen werden moͤchte:
ſo bekenne doch gern/ daß ich ſolches nicht vor genugſam achte/ in dem nicht nur

allein
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[92/0110] Das ſechſte Capitel. mich auch/ daß das gewiſſen allezeit ruhe in erinnerung deſſen finden wuͤrde. Die- ſes ſind meine einfaͤltige gedancken von dieſem werck. Sie meine vielgeliebte ſchweſter/ wird ohnzweiffel alles dieſes ſchon vorher bedacht haben/ aber ihr es nicht zu wider ſeyn laſſen/ dergleichen auch von mir zuvernehmen. Jſt ſie darin- nen eines ſinnes/ ſo dienets zur bekraͤfftigung: Hat ihr aber GOtt andere wege ge- zeiget/ ſeinen willen zu lernen/ ſo weiche ich willig/ und will auch GOTT dar- innen preiſen. Er wolle nach ſeiner weißheit ſie in allem und auch in dieſem regie- ren/ wie er weiß/ daß ſeine ehre an ihr und NN. ſo ich beyde bruͤderlich liebe/ am beſten geprieſen werden moͤge. 1674. SECTIO XVII. 9.) Als der vorgeweßte heurath zuruͤck gienge. GOTTes wunderbahre fuͤhrung der ſeinigen ihren glau- ben und gedult zu uͤben. Das exempel an mir in dem beruff nach und von Straß- burg. NAch empfang derſelben beyder geliebten ſchreiben habe ich. zu antworten mit fleiß verſchieben wollen/ biß der allweiſe GOTT in vorgeweißten ge- ſchaͤffte wuͤrde endlich zeigen/ wo ſein wille hingehe. Denn aus ſolchen ſchreiben hatte ich zur genuͤge erſehen/ wie ihr hertz in ſolcher ſache alſo ſtehe und mit der jenigen gelaſſenheit die offenbahrung goͤttlichen willens erwartte/ daß ich mich hertzlich daruͤber vergnuͤget/ und nichts ſahe/ was ich zu ferner deroſelben be- ruhigung thun konte/ und alſo mir ſo bald vorgenommen/ allein in meinen gebeth mit deroſelben in dieſem geſchaͤfft anzuhalten/ in dem uͤbrigen aber achtzugeben wo- hin goͤttliche leitung endlich ausſchlagen werde/ als gantz verſichert/ nach dem das werck mit GOTT und in ſeiner furcht gefuͤhret/ daß der ausgang/ wie er auch ſeyn werde/ nicht anders als von demſelben zukommen erkant werden moͤge. Nach dem nun vor einigen wochen durch Herrn N. verſtaͤndiget worden/ wie daß der- ſelben geliebter Vater endlich ſeine reſolution mit einen runden nein/ deſſen man bereits eine weile ziemliche vermuthungen hatte/ ausgetruckt/ ſo habe nun mehr nicht weiter ſtillſchweigen ſollen/ ſondern was auch hierinnen meine einfaͤltige ge- dancken waͤren/ mit meiner vielgeliebteſten ſchweſter getreulich communiciren wollen. So erachte nun zum allerfoͤrderſten/ das geſchaͤfft gantz geendiget/ denn ob wol vernommen/ daß von NN. ſolches in zweiffel gezogen werden wolte/ weil demſelben/ die macht des conſenſus uͤbertragen worden/ er zudenſelben inclini- ret/ deßwegen ſolche einmahl gegebene gewalt nicht zuruͤck gezogen werden moͤchte: ſo bekenne doch gern/ daß ich ſolches nicht vor genugſam achte/ in dem nicht nur allein

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Zitationshilfe: Spener, Philipp Jakob: Theologische Bedencken. Bd. 3. Halle (Saale), 1702, S. 92. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/spener_bedencken03_1702/110>, abgerufen am 24.11.2024.