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Spener, Philipp Jakob: Theologische Bedencken. Bd. 3. Halle (Saale), 1702.

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ARTIC. I. DISTINCT. I. SECTIO XXI.
auch brüderlich zu überlegen/ das vertrauen nehmen darff: wie ich hingegen erbie-
te in allem deme auch zu thun/ wo zu Euer Wohl-Ehrw. mich zu ihrem verlangen
tüchtig befinden wird. Unsere catechismus examina belangend/ so haben wir
zwar einige fragen/ die vor etwa 8. jahren getruckt worden/ wie sie aber mich nicht
contentiren/ so halte vielweniger darvor/ daß Euer Wohl-Ehrw. einige vergnü-
gung daran wird schöpffen können. Vielleicht giebt GOTT gnade/ daß in nicht
langer zeit einige bessere mögen an hand gebracht werden. Jndessen so halten wir
die examina auff diese weise/ daß ohne den eigen cathechismum Lutheri die ju-
gend das wenigste nicht auswenig zulernen angewiesen werde/ sondern die etwas
erwachsene allen die fragen (auch wohl anderer catechismus erklährungen) zu hau-
se lesen/ und als denn werden sie allein von dem verstand der sachen/ so gehandelt
werden/ examiniret/ daß sie gemeiniglich mehr mit eignen worten ihre meynung er-
klähren/ als concepta formalia her recitiren; indem uns um den verstand/
nicht die worte/ zu thun ist; Daher die fragen pro re nata geändert/ und bald so
bald so eingerichtet werden/ damit aber jene schon vorher mögen wissen/ was etwa
in der kinderlehr vorkommen solle/ so pflege ich von unterschiedlich jahren her/ alle
Sontag das exordium meiner predigt davon zunehmen/ was nachmittag in dem
examine vorkommen soll/ und tractire es also/ wie es nachmahl soll examiniret
werden: finde auch das es durch GOttes gnade nicht ohne nutzen abgehet. Je-
doch wünschete ich in vielen freyere hände/ nachdem es zur erbauung dienlich er-
achtete/ alles anzuordnen/ daran aber vieles noch manglet/ und GOTT befohlen
werden muß/ ob er zu einem und anderen/ so jetzo noch nicht zu erlangen/ künfftig hin
besser gelegenheit zeigen wolte. Welches er auch aller orten gnädiglichst thue/
und seinen nahmen immer weiter verherrlichet werden lasse.

SECTIO XXI.

Von den besondern versammlungen.

JCh bedancke mich zum allerfördersten dienstlich/ wegen der genommenen mü-
he und brüderlichen vertrauens/ aus deme nach meiner bitte dieselbe ihr wohl
meinendes bedencken mir haben communiciren wollen. Jch habe nun-
mehr etlich und 20 Christlicher und der kirche nützlich dienender männer brüderli-
che und treue bedencken über meine praefation empfangen: unter welchen mich
auch das von Eure Wohl-Ehrw. hertzlich erfreuet/ und bekräfftiget. Wolte GOtt/
wir sehen auch diese freude/ daß was von vielen Christlichen hertzen gebillichet/ und
nützlich erkant wird/ auch an ein und ander orten in das werck gerichtet/ und also ei-
niger nutz geschaffet würde/ in deme sonsten alle anstellende consultationes verge-
bens sind. Was Euer Wohl-Ehrw. bedencklich achten/ wegen der versamlun-
gen/ da die zuhörer ihre dubia proponiren möchten/ bin nicht in abrede/ daß auch

noch
O

ARTIC. I. DISTINCT. I. SECTIO XXI.
auch bruͤderlich zu uͤberlegen/ das vertrauen nehmen darff: wie ich hingegen erbie-
te in allem deme auch zu thun/ wo zu Euer Wohl-Ehrw. mich zu ihrem verlangen
tuͤchtig befinden wird. Unſere catechiſmus examina belangend/ ſo haben wir
zwar einige fragen/ die vor etwa 8. jahren getruckt worden/ wie ſie aber mich nicht
contentiren/ ſo halte vielweniger darvor/ daß Euer Wohl-Ehrw. einige vergnuͤ-
gung daran wird ſchoͤpffen koͤnnen. Vielleicht giebt GOTT gnade/ daß in nicht
langer zeit einige beſſere moͤgen an hand gebracht werden. Jndeſſen ſo halten wir
die examina auff dieſe weiſe/ daß ohne den eigen cathechiſmum Lutheri die ju-
gend das wenigſte nicht auswenig zulernen angewieſen werde/ ſondern die etwas
erwachſene allen die fragen (auch wohl anderer catechiſmus erklaͤhrungen) zu hau-
ſe leſen/ und als denn werden ſie allein von dem verſtand der ſachen/ ſo gehandelt
werden/ examiniret/ daß ſie gemeiniglich mehr mit eignen worten ihre meynung er-
klaͤhren/ als concepta formalia her recitiren; indem uns um den verſtand/
nicht die worte/ zu thun iſt; Daher die fragen pro re nata geaͤndert/ und bald ſo
bald ſo eingerichtet werden/ damit aber jene ſchon vorher moͤgen wiſſen/ was etwa
in der kinderlehr vorkommen ſolle/ ſo pflege ich von unterſchiedlich jahren her/ alle
Sontag das exordium meiner predigt davon zunehmen/ was nachmittag in dem
examine vorkommen ſoll/ und tractire es alſo/ wie es nachmahl ſoll examiniret
werden: finde auch das es durch GOttes gnade nicht ohne nutzen abgehet. Je-
doch wuͤnſchete ich in vielen freyere haͤnde/ nachdem es zur erbauung dienlich er-
achtete/ alles anzuordnen/ daran aber vieles noch manglet/ und GOTT befohlen
werden muß/ ob er zu einem und anderen/ ſo jetzo noch nicht zu erlangen/ kuͤnfftig hin
beſſer gelegenheit zeigen wolte. Welches er auch aller orten gnaͤdiglichſt thue/
und ſeinen nahmen immer weiter verherrlichet werden laſſe.

SECTIO XXI.

Von den beſondern verſammlungen.

JCh bedancke mich zum allerfoͤrderſten dienſtlich/ wegen der genommenen muͤ-
he und bruͤderlichen vertrauens/ aus deme nach meiner bitte dieſelbe ihr wohl
meinendes bedencken mir haben communiciren wollen. Jch habe nun-
mehr etlich und 20 Chriſtlicher und der kirche nuͤtzlich dienender maͤnner bruͤderli-
che und treue bedencken uͤber meine præfation empfangen: unter welchen mich
auch das von Eure Wohl-Ehrw. hertzlich erfreuet/ und bekraͤfftiget. Wolte GOtt/
wir ſehen auch dieſe freude/ daß was von vielen Chriſtlichen hertzen gebillichet/ und
nuͤtzlich erkant wird/ auch an ein und ander orten in das werck gerichtet/ und alſo ei-
niger nutz geſchaffet wuͤrde/ in deme ſonſten alle anſtellende conſultationes verge-
bens ſind. Was Euer Wohl-Ehrw. bedencklich achten/ wegen der verſamlun-
gen/ da die zuhoͤrer ihre dubia proponiren moͤchten/ bin nicht in abrede/ daß auch

noch
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[105/0123] ARTIC. I. DISTINCT. I. SECTIO XXI. auch bruͤderlich zu uͤberlegen/ das vertrauen nehmen darff: wie ich hingegen erbie- te in allem deme auch zu thun/ wo zu Euer Wohl-Ehrw. mich zu ihrem verlangen tuͤchtig befinden wird. Unſere catechiſmus examina belangend/ ſo haben wir zwar einige fragen/ die vor etwa 8. jahren getruckt worden/ wie ſie aber mich nicht contentiren/ ſo halte vielweniger darvor/ daß Euer Wohl-Ehrw. einige vergnuͤ- gung daran wird ſchoͤpffen koͤnnen. Vielleicht giebt GOTT gnade/ daß in nicht langer zeit einige beſſere moͤgen an hand gebracht werden. Jndeſſen ſo halten wir die examina auff dieſe weiſe/ daß ohne den eigen cathechiſmum Lutheri die ju- gend das wenigſte nicht auswenig zulernen angewieſen werde/ ſondern die etwas erwachſene allen die fragen (auch wohl anderer catechiſmus erklaͤhrungen) zu hau- ſe leſen/ und als denn werden ſie allein von dem verſtand der ſachen/ ſo gehandelt werden/ examiniret/ daß ſie gemeiniglich mehr mit eignen worten ihre meynung er- klaͤhren/ als concepta formalia her recitiren; indem uns um den verſtand/ nicht die worte/ zu thun iſt; Daher die fragen pro re nata geaͤndert/ und bald ſo bald ſo eingerichtet werden/ damit aber jene ſchon vorher moͤgen wiſſen/ was etwa in der kinderlehr vorkommen ſolle/ ſo pflege ich von unterſchiedlich jahren her/ alle Sontag das exordium meiner predigt davon zunehmen/ was nachmittag in dem examine vorkommen ſoll/ und tractire es alſo/ wie es nachmahl ſoll examiniret werden: finde auch das es durch GOttes gnade nicht ohne nutzen abgehet. Je- doch wuͤnſchete ich in vielen freyere haͤnde/ nachdem es zur erbauung dienlich er- achtete/ alles anzuordnen/ daran aber vieles noch manglet/ und GOTT befohlen werden muß/ ob er zu einem und anderen/ ſo jetzo noch nicht zu erlangen/ kuͤnfftig hin beſſer gelegenheit zeigen wolte. Welches er auch aller orten gnaͤdiglichſt thue/ und ſeinen nahmen immer weiter verherrlichet werden laſſe. SECTIO XXI. Von den beſondern verſammlungen. JCh bedancke mich zum allerfoͤrderſten dienſtlich/ wegen der genommenen muͤ- he und bruͤderlichen vertrauens/ aus deme nach meiner bitte dieſelbe ihr wohl meinendes bedencken mir haben communiciren wollen. Jch habe nun- mehr etlich und 20 Chriſtlicher und der kirche nuͤtzlich dienender maͤnner bruͤderli- che und treue bedencken uͤber meine præfation empfangen: unter welchen mich auch das von Eure Wohl-Ehrw. hertzlich erfreuet/ und bekraͤfftiget. Wolte GOtt/ wir ſehen auch dieſe freude/ daß was von vielen Chriſtlichen hertzen gebillichet/ und nuͤtzlich erkant wird/ auch an ein und ander orten in das werck gerichtet/ und alſo ei- niger nutz geſchaffet wuͤrde/ in deme ſonſten alle anſtellende conſultationes verge- bens ſind. Was Euer Wohl-Ehrw. bedencklich achten/ wegen der verſamlun- gen/ da die zuhoͤrer ihre dubia proponiren moͤchten/ bin nicht in abrede/ daß auch noch O

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Zitationshilfe: Spener, Philipp Jakob: Theologische Bedencken. Bd. 3. Halle (Saale), 1702, S. 105. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/spener_bedencken03_1702/123>, abgerufen am 21.11.2024.