Spener, Philipp Jakob: Theologische Bedencken. Bd. 3. Halle (Saale), 1702.Das sechste Capitel. weil vermuthe/ daß ein blaßbalg in der nachbarschafft möchte etwas stiller werden/so dörfften wir wol eine weile stille bleiben/ biß der HErr wo wir etwa mehr erstar- cket/ uns zu wichtigern proben der gedult führen möchte. Dem alles befohlen seyn solle. Gleich wie auch/ mein werther bruder schreibet/ mit einiger unpäßlichkeit heimgesuchet worden sey (da aber vor die restitution dem Höchsten danck seye/ der auch die gestärckte kräffte wiederum zu seinen ehren anwenden lassen wolle) Also habe auch ich dieses jahrs nach des himmlischen Vaters willen nicht nur in dem frühling/ sondern auch in dem sommer zu unterschiedlichen mahlen einige zwar schwächere und kürtzere doch unterschiedlichmahl wiederhohlte angriffe gehabt/ mehr als diese 12. jahr/ die ich hie bin. Jedoch dem HErrn seye danck/ der mit gna- den mich meiner schwachheit erinnert. Mit meinen Sontags predigten des vergan- genen jahrs hoffe ich aus der preß auff Ostern fertig zu werden/ gibt GOtt gnade und leben. Den methodum habe Hr. N. überschrieben. Jsts daß nur zu weilen ein und andere seelen durch dergleichen arbeit mögen erbauet und auffgemuntert wer- den/ so ist meine mühe schon wol angeleget/ und bleibe der danck meinem GOTT. Rebhans scriptum habe gesehen/ und wurde mir von einem geschicket nahmens Dilfeld von Northausen/ so mir einen spitzigen brieff dabey schriebe/ und gleich- sam damit insultirte. Jch dancke meinem GOTT/ daß er mich allgemach mehr lehret/ vor ein geringes zu achten/ daß ich von einem menschlichen tage gerichtet wer- de. Er gebe nur den jenigen gnade/ die mich mit unrecht beschuldigen/ daß sie sol- ches erkennen/ und also der ihnen wünschenden vergebung fähig werden: mir aber/ daß ich aus allen auch unrechten beschuldigungen mich erkenne/ und was freunde und ich selbst nicht an mir sehen/ aus jener feindseligen veranlassung bey mir wahrnehme und erkenne. Daß Herr D. Pomarius sich freundlich gegen mich be- zeuget/ ist mir hertzlich lieb: Der HErr segne auch alle seine arbeit/ und richte sie allemahl dahin/ wo sie am meisten fruchten kan. Herr D. Hannekenii tractat, davor die dedication stehet/ habe noch selbs vor mich nicht bekommen können/ son- dern nur gelehnt gehabt/ und die dedication abschreiben lassen. Er wurde be- fragt über dieselbe/ wolte aber nicht gestehen/ daß er mich darinnen gemeinet/ wel- ches er auch so bald gegen einen Professorem, als es heraus gegeben wurde/ gemel- det. Jch könte ihn eines andern aus vielen überzeugen/ wo mir mit widersachern gedienet wäre/ aber ich wünsche lieber mit jederman in friede zu leben. Was die andere religions verwante anlangt/ sehe ich nicht/ wie wir sie allerdings aus denen privat erbauungen oder conferentzen ausschliessen können: Wir wolten ihnen denn alle mügliche mittel zu ihrer besserung (die wir mit fleiß vielmehr zu suchen haben) abspannen/ und zeigen/ wir gönneten ihnen das gute nicht. Ein anders wäre es/ wo sie etwa vieles zu reden und also einigerley massen zu lehren gelassen würden. Was mein also verschreytes Collegium anlangt/ so halte ich nicht/ daß von Pa- pi-
Das ſechſte Capitel. weil vermuthe/ daß ein blaßbalg in der nachbarſchafft moͤchte etwas ſtiller werden/ſo doͤrfften wir wol eine weile ſtille bleiben/ biß der HErr wo wir etwa mehr erſtar- cket/ uns zu wichtigern proben der gedult fuͤhren moͤchte. Dem alles befohlen ſeyn ſolle. Gleich wie auch/ mein werther bruder ſchreibet/ mit einiger unpaͤßlichkeit heimgeſuchet worden ſey (da aber vor die reſtitution dem Hoͤchſten danck ſeye/ der auch die geſtaͤrckte kraͤffte wiederum zu ſeinen ehren anwenden laſſen wolle) Alſo habe auch ich dieſes jahrs nach des himmliſchen Vaters willen nicht nur in dem fruͤhling/ ſondern auch in dem ſommer zu unterſchiedlichen mahlen einige zwar ſchwaͤchere und kuͤrtzere doch unterſchiedlichmahl wiederhohlte angriffe gehabt/ mehr als dieſe 12. jahr/ die ich hie bin. Jedoch dem HErrn ſeye danck/ der mit gna- den mich meiner ſchwachheit erinnert. Mit meinen Sontags predigten des vergan- genen jahrs hoffe ich aus der preß auff Oſtern fertig zu werden/ gibt GOtt gnade und leben. Den methodum habe Hr. N. uͤberſchrieben. Jſts daß nur zu weilen ein und andere ſeelen durch dergleichen arbeit moͤgen erbauet und auffgemuntert wer- den/ ſo iſt meine muͤhe ſchon wol angeleget/ und bleibe der danck meinem GOTT. Rebhans ſcriptum habe geſehen/ und wurde mir von einem geſchicket nahmens Dilfeld von Northauſen/ ſo mir einen ſpitzigen brieff dabey ſchriebe/ und gleich- ſam damit inſultirte. Jch dancke meinem GOTT/ daß er mich allgemach mehr lehret/ vor ein geringes zu achten/ daß ich von einem menſchlichen tage gerichtet wer- de. Er gebe nur den jenigen gnade/ die mich mit unrecht beſchuldigen/ daß ſie ſol- ches erkennen/ und alſo der ihnen wuͤnſchenden vergebung faͤhig werden: mir aber/ daß ich aus allen auch unrechten beſchuldigungen mich erkenne/ und was freunde und ich ſelbſt nicht an mir ſehen/ aus jener feindſeligen veranlaſſung bey mir wahrnehme und erkenne. Daß Herr D. Pomarius ſich freundlich gegen mich be- zeuget/ iſt mir hertzlich lieb: Der HErr ſegne auch alle ſeine arbeit/ und richte ſie allemahl dahin/ wo ſie am meiſten fruchten kan. Herr D. Hannekenii tractat, davor die dedication ſtehet/ habe noch ſelbs vor mich nicht bekommen koͤnnen/ ſon- dern nur gelehnt gehabt/ und die dedication abſchreiben laſſen. Er wurde be- fragt uͤber dieſelbe/ wolte aber nicht geſtehen/ daß er mich darinnen gemeinet/ wel- ches er auch ſo bald gegen einen Profeſſorem, als es heraus gegeben wurde/ gemel- det. Jch koͤnte ihn eines andern aus vielen uͤberzeugen/ wo mir mit widerſachern gedienet waͤre/ aber ich wuͤnſche lieber mit jederman in friede zu leben. Was die andere religions verwante anlangt/ ſehe ich nicht/ wie wir ſie allerdings aus denen privat erbauungen oder conferentzen ausſchlieſſen koͤnnen: Wir wolten ihnen deñ alle muͤgliche mittel zu ihrer beſſerung (die wir mit fleiß vielmehr zu ſuchen haben) abſpannen/ und zeigen/ wir goͤnneten ihnen das gute nicht. Ein anders waͤre es/ wo ſie etwa vieles zu reden und alſo einigerley maſſen zu lehren gelaſſen wuͤrden. Was mein alſo verſchreytes Collegium anlangt/ ſo halte ich nicht/ daß von Pa- pi-
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Das ſechſte Capitel.
weil vermuthe/ daß ein blaßbalg in der nachbarſchafft moͤchte etwas ſtiller werden/
ſo doͤrfften wir wol eine weile ſtille bleiben/ biß der HErr wo wir etwa mehr erſtar-
cket/ uns zu wichtigern proben der gedult fuͤhren moͤchte. Dem alles befohlen ſeyn
ſolle. Gleich wie auch/ mein werther bruder ſchreibet/ mit einiger unpaͤßlichkeit
heimgeſuchet worden ſey (da aber vor die reſtitution dem Hoͤchſten danck ſeye/ der
auch die geſtaͤrckte kraͤffte wiederum zu ſeinen ehren anwenden laſſen wolle)
Alſo habe auch ich dieſes jahrs nach des himmliſchen Vaters willen nicht nur in dem
fruͤhling/ ſondern auch in dem ſommer zu unterſchiedlichen mahlen einige zwar
ſchwaͤchere und kuͤrtzere doch unterſchiedlichmahl wiederhohlte angriffe gehabt/
mehr als dieſe 12. jahr/ die ich hie bin. Jedoch dem HErrn ſeye danck/ der mit gna-
den mich meiner ſchwachheit erinnert. Mit meinen Sontags predigten des vergan-
genen jahrs hoffe ich aus der preß auff Oſtern fertig zu werden/ gibt GOtt gnade
und leben. Den methodum habe Hr. N. uͤberſchrieben. Jſts daß nur zu weilen ein
und andere ſeelen durch dergleichen arbeit moͤgen erbauet und auffgemuntert wer-
den/ ſo iſt meine muͤhe ſchon wol angeleget/ und bleibe der danck meinem GOTT.
Rebhans ſcriptum habe geſehen/ und wurde mir von einem geſchicket nahmens
Dilfeld von Northauſen/ ſo mir einen ſpitzigen brieff dabey ſchriebe/ und gleich-
ſam damit inſultirte. Jch dancke meinem GOTT/ daß er mich allgemach mehr
lehret/ vor ein geringes zu achten/ daß ich von einem menſchlichen tage gerichtet wer-
de. Er gebe nur den jenigen gnade/ die mich mit unrecht beſchuldigen/ daß ſie ſol-
ches erkennen/ und alſo der ihnen wuͤnſchenden vergebung faͤhig werden: mir
aber/ daß ich aus allen auch unrechten beſchuldigungen mich erkenne/ und was
freunde und ich ſelbſt nicht an mir ſehen/ aus jener feindſeligen veranlaſſung bey mir
wahrnehme und erkenne. Daß Herr D. Pomarius ſich freundlich gegen mich be-
zeuget/ iſt mir hertzlich lieb: Der HErr ſegne auch alle ſeine arbeit/ und richte ſie
allemahl dahin/ wo ſie am meiſten fruchten kan. Herr D. Hannekenii tractat,
davor die dedication ſtehet/ habe noch ſelbs vor mich nicht bekommen koͤnnen/ ſon-
dern nur gelehnt gehabt/ und die dedication abſchreiben laſſen. Er wurde be-
fragt uͤber dieſelbe/ wolte aber nicht geſtehen/ daß er mich darinnen gemeinet/ wel-
ches er auch ſo bald gegen einen Profeſſorem, als es heraus gegeben wurde/ gemel-
det. Jch koͤnte ihn eines andern aus vielen uͤberzeugen/ wo mir mit widerſachern
gedienet waͤre/ aber ich wuͤnſche lieber mit jederman in friede zu leben. Was die
andere religions verwante anlangt/ ſehe ich nicht/ wie wir ſie allerdings aus denen
privat erbauungen oder conferentzen ausſchlieſſen koͤnnen: Wir wolten ihnen deñ
alle muͤgliche mittel zu ihrer beſſerung (die wir mit fleiß vielmehr zu ſuchen haben)
abſpannen/ und zeigen/ wir goͤnneten ihnen das gute nicht. Ein anders waͤre es/
wo ſie etwa vieles zu reden und alſo einigerley maſſen zu lehren gelaſſen wuͤrden.
Was mein alſo verſchreytes Collegium anlangt/ ſo halte ich nicht/ daß von Pa-
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Zitationshilfe: | Spener, Philipp Jakob: Theologische Bedencken. Bd. 3. Halle (Saale), 1702, S. 258[260]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/spener_bedencken03_1702/278>, abgerufen am 26.06.2024. |