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Spener, Philipp Jakob: Theologische Bedencken. Bd. 3. Halle (Saale), 1702.

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Das sechste Capitel.
met hat/ also durch hingebracht werden/ daß wir immer zu der sich näherenden e-
wigkeit/ oder anderen u. künfftigen aeone mögen geschickter gemacht werden. Mein
geliebten und nun seligen Schwager Joach. Stollium belangende/ war er ein von
GOtt vortrefflicher begabter mann/ von herrlichen studiis, tieffer erkantnüß der
schrifft/ benebens exemplarischen wandel und treue bey seiner gemeinde/ wie er
denn bey deroselben/ wo er vor sich und die seinige weniges in den zeitlichen sammlen
mögen/ verharret/ und andere ansehnliche anmuthungen abgewiesen/ weilen sich
nicht leicht ein anderer/ so der gemeinde so anständig wäre/ an so in der welt gering
geachtete stelle würde gebrauchen lassen. Was aber seine edirte predigten an-
langt/ darvon allein hierbey seine zwey letzte dießmahl communiciren kan/ wird
sich zwar darin ein reicher schatz tieffer gedancken/ über die fürgenommene texte fin-
den/ und nach solchen exempeln anderen orten der Schrifft auff eine solche art nach
zu sinnen anlaß gegeben werden/ aber ich hätte wünschen mögen/ daß er seinen stylun
auf eine verständlicher art hätte zutemperiren gewust/ damit nicht nur gelehrte son-
dern auch andere dieselbe besser verstehen möchten. Neben diesen werden meines
behalts noch 4. andere getruckt seyn/ davon aber/ wie auch über dieses sendende ex-
emplar/ ich keine weitere mehr habe/ als welche zu eigenen meinen gebrauch habe/ wie
wohl mirdoch von den 4. die eine manglen wird. Meines andern Schwagern
Horbii acta zweiffle nicht/ werden nunmehr von Lüneburg übergekommen seyn/
und selbige zum zeugnüß dienen/ wie nichts erhebliches gegen ihn auffgebracht wor-
den. Welches alles so viel klährer heraus berichten würde/ wo noch zeit und gele-
genheit wäre ein und andere puncta deutlicher zu erklähren/ welches hierbey nicht
geschehen/ in dem allein die acta publica ohne eigen zusatz beysammen zu lassen rath-
samer geachtet worden. Nun dieses wetter ist vorbey/ und von dem lieben
mann mit gedult und vielem wachsthum an seinem innerlichen überstanden; er danck-
et GOtt/ der ihn dabey vieles/ sonderlich eine mehrere vorsichtigkeit hat lernen las-
sen/ und dienet jetzo in der neue Superintendenz zu Windsheim seinem GOTT
getrost/ und mit herrlichem segen/ darfür der geber alles guten höchlich gepriesen
seye. Was H. A. anlangt/ habe mein hertz gegen unsern vertrauten Herrn N. N.
mit mehrerm ausgeschüttet/ so derselbe euch wieder etwa communiciren. Jch
approbire ja an keinem menschen/ und so es mein leiblicher bruder wäre/ keine heff-
tigkeit und bitterkeit. So wird auch mein erstes schreiben an den mann/ da ich
ihm auf das seinige antwortete/ dergleichen in sich gefasset haben/ daß ich an sol-
chen affecten meine displicenz bezeugte. Den bogen vor Guthmanns buch habe
nie glesen/ aber über den angezogenen/ darinnen Herr D. Pomarius so grimmig
angegriffen worden/ mich auffs höchste entsetzet. Jndem ich auch einen bekantlich
bösen menschen nicht mit solchen cumulatis convitiiszu beladen rechtsprechen könte/

und

Das ſechſte Capitel.
met hat/ alſo durch hingebracht werden/ daß wir immer zu der ſich naͤherenden e-
wigkeit/ oder anderen u. kuͤnfftigen æone moͤgen geſchickter gemacht werden. Mein
geliebten und nun ſeligen Schwager Joach. Stollium belangende/ war er ein von
GOtt vortrefflicher begabter mann/ von herrlichen ſtudiis, tieffer erkantnuͤß der
ſchrifft/ benebens exemplariſchen wandel und treue bey ſeiner gemeinde/ wie er
denn bey deroſelben/ wo er vor ſich und die ſeinige weniges in den zeitlichen ſammlen
moͤgen/ verharret/ und andere anſehnliche anmuthungen abgewieſen/ weilen ſich
nicht leicht ein anderer/ ſo der gemeinde ſo anſtaͤndig waͤre/ an ſo in der welt gering
geachtete ſtelle wuͤrde gebrauchen laſſen. Was aber ſeine edirte predigten an-
langt/ darvon allein hierbey ſeine zwey letzte dießmahl communiciren kan/ wird
ſich zwar darin ein reicher ſchatz tieffer gedancken/ uͤber die fuͤrgenommene texte fin-
den/ und nach ſolchen exempeln anderen orten der Schrifft auff eine ſolche art nach
zu ſinnen anlaß gegeben werden/ aber ich haͤtte wuͤnſchen moͤgen/ daß er ſeinen ſtylũ
auf eine veꝛſtaͤndlicher art haͤtte zutemperiren gewuſt/ damit nicht nur gelehrte ſon-
dern auch andere dieſelbe beſſer verſtehen moͤchten. Neben dieſen werden meines
behalts noch 4. andere getruckt ſeyn/ davon aber/ wie auch uͤber dieſes ſendende ex-
emplar/ ich keine weitere mehr habe/ als welche zu eigenẽ meinẽ gebrauch habe/ wie
wohl mirdoch von den 4. die eine manglen wird. Meines andern Schwagern
Horbii acta zweiffle nicht/ werden nunmehr von Luͤneburg uͤbergekommen ſeyn/
und ſelbige zum zeugnuͤß dienen/ wie nichts erhebliches gegen ihn auffgebracht wor-
den. Welches alles ſo viel klaͤhrer heraus berichten wuͤrde/ wo noch zeit und gele-
genheit waͤre ein und andere puncta deutlicher zu erklaͤhren/ welches hierbey nicht
geſchehen/ in dem allein die acta publica ohne eigen zuſatz beyſam̃en zu laſſen rath-
ſamer geachtet worden. Nun dieſes wetter iſt vorbey/ und von dem lieben
mañ mit gedult und vielem wachsthum an ſeinem innerlichen uͤbeꝛſtanden; er danck-
et GOtt/ der ihn dabey vieles/ ſonderlich eine mehrere vorſichtigkeit hat lernen laſ-
ſen/ und dienet jetzo in der neue Superintendenz zu Windsheim ſeinem GOTT
getroſt/ und mit herrlichem ſegen/ darfuͤr der geber alles guten hoͤchlich geprieſen
ſeye. Was H. A. anlangt/ habe mein hertz gegen unſern vertrauten Herrn N. N.
mit mehrerm ausgeſchuͤttet/ ſo derſelbe euch wieder etwa communiciren. Jch
approbire ja an keinem menſchen/ und ſo es mein leiblicher bruder waͤre/ keine heff-
tigkeit und bitterkeit. So wird auch mein erſtes ſchreiben an den mann/ da ich
ihm auf das ſeinige antwortete/ dergleichen in ſich gefaſſet haben/ daß ich an ſol-
chen affecten meine diſplicenz bezeugte. Den bogen vor Guthmanns buch habe
nie gleſen/ aber uͤber den angezogenen/ darinnen Herr D. Pomarius ſo grimmig
angegriffen worden/ mich auffs hoͤchſte entſetzet. Jndem ich auch einen bekantlich
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[308[310]/0328] Das ſechſte Capitel. met hat/ alſo durch hingebracht werden/ daß wir immer zu der ſich naͤherenden e- wigkeit/ oder anderen u. kuͤnfftigen æone moͤgen geſchickter gemacht werden. Mein geliebten und nun ſeligen Schwager Joach. Stollium belangende/ war er ein von GOtt vortrefflicher begabter mann/ von herrlichen ſtudiis, tieffer erkantnuͤß der ſchrifft/ benebens exemplariſchen wandel und treue bey ſeiner gemeinde/ wie er denn bey deroſelben/ wo er vor ſich und die ſeinige weniges in den zeitlichen ſammlen moͤgen/ verharret/ und andere anſehnliche anmuthungen abgewieſen/ weilen ſich nicht leicht ein anderer/ ſo der gemeinde ſo anſtaͤndig waͤre/ an ſo in der welt gering geachtete ſtelle wuͤrde gebrauchen laſſen. Was aber ſeine edirte predigten an- langt/ darvon allein hierbey ſeine zwey letzte dießmahl communiciren kan/ wird ſich zwar darin ein reicher ſchatz tieffer gedancken/ uͤber die fuͤrgenommene texte fin- den/ und nach ſolchen exempeln anderen orten der Schrifft auff eine ſolche art nach zu ſinnen anlaß gegeben werden/ aber ich haͤtte wuͤnſchen moͤgen/ daß er ſeinen ſtylũ auf eine veꝛſtaͤndlicher art haͤtte zutemperiren gewuſt/ damit nicht nur gelehrte ſon- dern auch andere dieſelbe beſſer verſtehen moͤchten. Neben dieſen werden meines behalts noch 4. andere getruckt ſeyn/ davon aber/ wie auch uͤber dieſes ſendende ex- emplar/ ich keine weitere mehr habe/ als welche zu eigenẽ meinẽ gebrauch habe/ wie wohl mirdoch von den 4. die eine manglen wird. Meines andern Schwagern Horbii acta zweiffle nicht/ werden nunmehr von Luͤneburg uͤbergekommen ſeyn/ und ſelbige zum zeugnuͤß dienen/ wie nichts erhebliches gegen ihn auffgebracht wor- den. Welches alles ſo viel klaͤhrer heraus berichten wuͤrde/ wo noch zeit und gele- genheit waͤre ein und andere puncta deutlicher zu erklaͤhren/ welches hierbey nicht geſchehen/ in dem allein die acta publica ohne eigen zuſatz beyſam̃en zu laſſen rath- ſamer geachtet worden. Nun dieſes wetter iſt vorbey/ und von dem lieben mañ mit gedult und vielem wachsthum an ſeinem innerlichen uͤbeꝛſtanden; er danck- et GOtt/ der ihn dabey vieles/ ſonderlich eine mehrere vorſichtigkeit hat lernen laſ- ſen/ und dienet jetzo in der neue Superintendenz zu Windsheim ſeinem GOTT getroſt/ und mit herrlichem ſegen/ darfuͤr der geber alles guten hoͤchlich geprieſen ſeye. Was H. A. anlangt/ habe mein hertz gegen unſern vertrauten Herrn N. N. mit mehrerm ausgeſchuͤttet/ ſo derſelbe euch wieder etwa communiciren. Jch approbire ja an keinem menſchen/ und ſo es mein leiblicher bruder waͤre/ keine heff- tigkeit und bitterkeit. So wird auch mein erſtes ſchreiben an den mann/ da ich ihm auf das ſeinige antwortete/ dergleichen in ſich gefaſſet haben/ daß ich an ſol- chen affecten meine diſplicenz bezeugte. Den bogen vor Guthmanns buch habe nie gleſen/ aber uͤber den angezogenen/ darinnen Herr D. Pomarius ſo grimmig angegriffen worden/ mich auffs hoͤchſte entſetzet. Jndem ich auch einen bekantlich boͤſen menſchen nicht mit ſolchen cumulatis convitiiszu beladen rechtſpꝛechẽ koͤnte/ und

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Zitationshilfe: Spener, Philipp Jakob: Theologische Bedencken. Bd. 3. Halle (Saale), 1702, S. 308[310]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/spener_bedencken03_1702/328>, abgerufen am 22.11.2024.