Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Spener, Philipp Jakob: Theologische Bedencken. Bd. 3. Halle (Saale), 1702.

Bild:
<< vorherige Seite

Das sechste Capitel.
so viel angelegenlicher sich an die einige schrifft zu halten/ da in weniger zeit wir
etwa eine so viel reinere und unstreitigere lehr-art erlangen mögten; geschiehet
dieses nicht/ so sage ich nach Pauli throhung/ wo wir uns unter einander beissen
und fressen/ mögen wir wohl unter einander verzehret werden. Der HErr er-
barme sich unser in gnaden/ und öfne uns die augen/ den so gar betrübten zu-
stand unserer kirchen anders einzusehen/ als man ihn fast insgemein ansiehet.
Es scheinet doch/ daß es mit menschen hülff allerdings aus/ und die hülffe von
ihm allein zu erwarten seye. Jch zweiffele aber nicht/ er wird sich endlich auf-
machen und über zion erbarmen. Jch höre daß in ihrer nachbarschafft Herr
Dilfeld zu Nordhausen wider mich und meinen schwager Herr Horben Super-
intendent
en zu Windsheim in schrifften etwas heraus geben/ und also einen
streit anheben wolte. Habe ihm darzu keine anlaß gegeben/ aber ich muß es dem
HErrn befehlen/ und erwarten/ was er bringe. Es soll in Helmstatt gedruckt
werden. Jst mir zwar leyd daß meinetwegen einiger streit entstehe: ich habe a-
ber anderer federn nicht in meiner hand. 15. Sept. 1679.

SECTIO LII.

An Scriverium: Von unterschiedlichen materien
Ubermäßig mir beygelegtes lob. Von commentariis. See-
len-Schatz. Vorhaben eines
amphitheatri divinae pro-
videntiae.
Dilfelds theosophia Horbio-
Speneriana.

JCh habe zu bezeugen/ wie eine innigliche freude der liebe brieff mir er-
wecket/ und mich das mir und uns allen anbefohlne werck deß Herrn mit so
viel mehr freudigkeit und getrostem muth zu treiben hertzlich aufgemuntert
habe/ weil ich mich aufs neue einer nachdrücklichen und sonderbaren vorbitte ei-
nes rechtschaffenen Gottesfreundes/ dessen gebet nicht unfruchtbar abgehen kan/
sondern mir auch hinkünfftig manche nötige gnade erlangen wird daraus ge-
trösten kan: Dero verspruch mich auch von mehrern Gottseligen freunden hertz-
lich stärcket und aufrichtet/ daß damit/ was meine schwachheit nicht erhalten
könte/ werde ersetzet werden/ und ich es daher vor eine der grössesten wohlthaten
meines Gottes danckbarlich erkenne/ welcher so viele hertzen/ denen er ein reiche-
res maß deß geistes gegeben/ mit liebe gegen mich erfüllet/ daß sie ihm auch vor
mich armen und meine verrichtungen die jenige opffer bringen/ die ihm ange-
nehm sind. Ach daß mein armes gebet auch vor meine liebe mitbrüder möch-
te auß gleicher brunst des geistes gehen! Jedoch wird der HERR auch dessen

schwach-

Das ſechſte Capitel.
ſo viel angelegenlicher ſich an die einige ſchrifft zu halten/ da in weniger zeit wir
etwa eine ſo viel reinere und unſtreitigere lehr-art erlangen moͤgten; geſchiehet
dieſes nicht/ ſo ſage ich nach Pauli throhung/ wo wir uns unter einander beiſſen
und freſſen/ moͤgen wir wohl unter einander verzehret werden. Der HErr er-
barme ſich unſer in gnaden/ und oͤfne uns die augen/ den ſo gar betruͤbten zu-
ſtand unſerer kirchen anders einzuſehen/ als man ihn faſt insgemein anſiehet.
Es ſcheinet doch/ daß es mit menſchen huͤlff allerdings aus/ und die huͤlffe von
ihm allein zu erwarten ſeye. Jch zweiffele aber nicht/ er wird ſich endlich auf-
machen und uͤber zion erbarmen. Jch hoͤre daß in ihrer nachbarſchafft Herr
Dilfeld zu Nordhauſen wider mich und meinen ſchwager Herr Horben Super-
intendent
en zu Windsheim in ſchrifften etwas heraus geben/ und alſo einen
ſtreit anheben wolte. Habe ihm darzu keine anlaß gegeben/ aber ich muß es dem
HErrn befehlen/ und erwarten/ was er bringe. Es ſoll in Helmſtatt gedruckt
werden. Jſt mir zwar leyd daß meinetwegen einiger ſtreit entſtehe: ich habe a-
ber anderer federn nicht in meiner hand. 15. Sept. 1679.

SECTIO LII.

An Scriverium: Von unterſchiedlichen materien
Ubermaͤßig mir beygelegtes lob. Von commentariis. See-
len-Schatz. Vorhaben eines
amphitheatri divinæ pro-
videntiæ.
Dilfelds theoſophia Horbio-
Speneriana.

JCh habe zu bezeugen/ wie eine innigliche freude der liebe brieff mir er-
wecket/ und mich das mir und uns allen anbefohlne werck deß Herrn mit ſo
viel mehr freudigkeit und getroſtem muth zu treiben hertzlich aufgemuntert
habe/ weil ich mich aufs neue einer nachdruͤcklichen und ſonderbaren vorbitte ei-
nes rechtſchaffenen Gottesfreundes/ deſſen gebet nicht unfruchtbar abgehen kan/
ſondern mir auch hinkuͤnfftig manche noͤtige gnade erlangen wird daraus ge-
troͤſten kan: Dero verſpruch mich auch von mehrern Gottſeligen freunden hertz-
lich ſtaͤrcket und aufrichtet/ daß damit/ was meine ſchwachheit nicht erhalten
koͤnte/ werde erſetzet werden/ und ich es daher vor eine der groͤſſeſten wohlthaten
meines Gottes danckbarlich erkenne/ welcher ſo viele hertzen/ denen er ein reiche-
res maß deß geiſtes gegeben/ mit liebe gegen mich erfuͤllet/ daß ſie ihm auch vor
mich armen und meine verrichtungen die jenige opffer bringen/ die ihm ange-
nehm ſind. Ach daß mein armes gebet auch vor meine liebe mitbruͤder moͤch-
te auß gleicher brunſt des geiſtes gehen! Jedoch wird der HERR auch deſſen

ſchwach-
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0342" n="324"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Das &#x017F;ech&#x017F;te Capitel.</hi></fw><lb/>
&#x017F;o viel angelegenlicher &#x017F;ich an die einige &#x017F;chrifft zu halten/ da in weniger zeit wir<lb/>
etwa eine &#x017F;o viel reinere und un&#x017F;treitigere lehr-art erlangen mo&#x0364;gten; ge&#x017F;chiehet<lb/>
die&#x017F;es nicht/ &#x017F;o &#x017F;age ich nach Pauli throhung/ wo wir uns unter einander bei&#x017F;&#x017F;en<lb/>
und fre&#x017F;&#x017F;en/ mo&#x0364;gen wir wohl unter einander verzehret werden. Der HErr er-<lb/>
barme &#x017F;ich un&#x017F;er in gnaden/ und o&#x0364;fne uns die augen/ den &#x017F;o gar betru&#x0364;bten zu-<lb/>
&#x017F;tand un&#x017F;erer kirchen anders einzu&#x017F;ehen/ als man ihn fa&#x017F;t insgemein an&#x017F;iehet.<lb/>
Es &#x017F;cheinet doch/ daß es mit men&#x017F;chen hu&#x0364;lff allerdings aus/ und die hu&#x0364;lffe von<lb/>
ihm allein zu erwarten &#x017F;eye. Jch zweiffele aber nicht/ er wird &#x017F;ich endlich auf-<lb/>
machen und u&#x0364;ber zion erbarmen. Jch ho&#x0364;re daß in ihrer nachbar&#x017F;chafft Herr<lb/>
Dilfeld zu Nordhau&#x017F;en wider mich und meinen &#x017F;chwager Herr Horben <hi rendition="#aq">Super-<lb/>
intendent</hi>en zu Windsheim in &#x017F;chrifften etwas heraus geben/ und al&#x017F;o einen<lb/>
&#x017F;treit anheben wolte. Habe ihm darzu keine anlaß gegeben/ aber ich muß es dem<lb/>
HErrn befehlen/ und erwarten/ was er bringe. Es &#x017F;oll in Helm&#x017F;tatt gedruckt<lb/>
werden. J&#x017F;t mir zwar leyd daß meinetwegen einiger &#x017F;treit ent&#x017F;tehe: ich habe a-<lb/>
ber anderer federn nicht in meiner hand. 15. Sept. 1679.</p>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head> <hi rendition="#aq"><hi rendition="#g">SECTIO</hi> LII.</hi> </head><lb/>
            <argument>
              <p> <hi rendition="#c"> <hi rendition="#fr">An</hi> <hi rendition="#aq"> <hi rendition="#i">Scriverium:</hi> </hi> <hi rendition="#fr">Von unter&#x017F;chiedlichen</hi> <hi rendition="#aq"> <hi rendition="#i">materien</hi> </hi><lb/> <hi rendition="#fr">Uberma&#x0364;ßig mir beygelegtes lob. Von</hi> <hi rendition="#aq">commentariis.</hi> <hi rendition="#fr">See-<lb/>
len-Schatz. Vorhaben eines</hi> <hi rendition="#aq">amphitheatri divinæ pro-<lb/>
videntiæ.</hi> <hi rendition="#fr">Dilfelds</hi> <hi rendition="#aq">theo&#x017F;ophia Horbio-<lb/>
Speneriana.</hi> </hi> </p>
            </argument><lb/>
            <p><hi rendition="#in">J</hi>Ch habe zu bezeugen/ wie eine innigliche freude der liebe brieff mir er-<lb/>
wecket/ und mich das mir und uns allen anbefohlne werck deß Herrn mit &#x017F;o<lb/>
viel mehr freudigkeit und getro&#x017F;tem muth zu treiben hertzlich aufgemuntert<lb/>
habe/ weil ich mich aufs neue einer nachdru&#x0364;cklichen und &#x017F;onderbaren vorbitte ei-<lb/>
nes recht&#x017F;chaffenen Gottesfreundes/ de&#x017F;&#x017F;en gebet nicht unfruchtbar abgehen kan/<lb/>
&#x017F;ondern mir auch hinku&#x0364;nfftig manche no&#x0364;tige gnade erlangen wird daraus ge-<lb/>
tro&#x0364;&#x017F;ten kan: Dero ver&#x017F;pruch mich auch von mehrern Gott&#x017F;eligen freunden hertz-<lb/>
lich &#x017F;ta&#x0364;rcket und aufrichtet/ daß damit/ was meine &#x017F;chwachheit nicht erhalten<lb/>
ko&#x0364;nte/ werde er&#x017F;etzet werden/ und ich es daher vor eine der gro&#x0364;&#x017F;&#x017F;e&#x017F;ten wohlthaten<lb/>
meines Gottes danckbarlich erkenne/ welcher &#x017F;o viele hertzen/ denen er ein reiche-<lb/>
res maß deß gei&#x017F;tes gegeben/ mit liebe gegen mich erfu&#x0364;llet/ daß &#x017F;ie ihm auch vor<lb/>
mich armen und meine verrichtungen die jenige opffer bringen/ die ihm ange-<lb/>
nehm &#x017F;ind. Ach daß mein armes gebet auch vor meine liebe mitbru&#x0364;der mo&#x0364;ch-<lb/>
te auß gleicher brun&#x017F;t des gei&#x017F;tes gehen! Jedoch wird der HERR auch de&#x017F;&#x017F;en<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">&#x017F;chwach-</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[324/0342] Das ſechſte Capitel. ſo viel angelegenlicher ſich an die einige ſchrifft zu halten/ da in weniger zeit wir etwa eine ſo viel reinere und unſtreitigere lehr-art erlangen moͤgten; geſchiehet dieſes nicht/ ſo ſage ich nach Pauli throhung/ wo wir uns unter einander beiſſen und freſſen/ moͤgen wir wohl unter einander verzehret werden. Der HErr er- barme ſich unſer in gnaden/ und oͤfne uns die augen/ den ſo gar betruͤbten zu- ſtand unſerer kirchen anders einzuſehen/ als man ihn faſt insgemein anſiehet. Es ſcheinet doch/ daß es mit menſchen huͤlff allerdings aus/ und die huͤlffe von ihm allein zu erwarten ſeye. Jch zweiffele aber nicht/ er wird ſich endlich auf- machen und uͤber zion erbarmen. Jch hoͤre daß in ihrer nachbarſchafft Herr Dilfeld zu Nordhauſen wider mich und meinen ſchwager Herr Horben Super- intendenten zu Windsheim in ſchrifften etwas heraus geben/ und alſo einen ſtreit anheben wolte. Habe ihm darzu keine anlaß gegeben/ aber ich muß es dem HErrn befehlen/ und erwarten/ was er bringe. Es ſoll in Helmſtatt gedruckt werden. Jſt mir zwar leyd daß meinetwegen einiger ſtreit entſtehe: ich habe a- ber anderer federn nicht in meiner hand. 15. Sept. 1679. SECTIO LII. An Scriverium: Von unterſchiedlichen materien Ubermaͤßig mir beygelegtes lob. Von commentariis. See- len-Schatz. Vorhaben eines amphitheatri divinæ pro- videntiæ. Dilfelds theoſophia Horbio- Speneriana. JCh habe zu bezeugen/ wie eine innigliche freude der liebe brieff mir er- wecket/ und mich das mir und uns allen anbefohlne werck deß Herrn mit ſo viel mehr freudigkeit und getroſtem muth zu treiben hertzlich aufgemuntert habe/ weil ich mich aufs neue einer nachdruͤcklichen und ſonderbaren vorbitte ei- nes rechtſchaffenen Gottesfreundes/ deſſen gebet nicht unfruchtbar abgehen kan/ ſondern mir auch hinkuͤnfftig manche noͤtige gnade erlangen wird daraus ge- troͤſten kan: Dero verſpruch mich auch von mehrern Gottſeligen freunden hertz- lich ſtaͤrcket und aufrichtet/ daß damit/ was meine ſchwachheit nicht erhalten koͤnte/ werde erſetzet werden/ und ich es daher vor eine der groͤſſeſten wohlthaten meines Gottes danckbarlich erkenne/ welcher ſo viele hertzen/ denen er ein reiche- res maß deß geiſtes gegeben/ mit liebe gegen mich erfuͤllet/ daß ſie ihm auch vor mich armen und meine verrichtungen die jenige opffer bringen/ die ihm ange- nehm ſind. Ach daß mein armes gebet auch vor meine liebe mitbruͤder moͤch- te auß gleicher brunſt des geiſtes gehen! Jedoch wird der HERR auch deſſen ſchwach-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/spener_bedencken03_1702
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/spener_bedencken03_1702/342
Zitationshilfe: Spener, Philipp Jakob: Theologische Bedencken. Bd. 3. Halle (Saale), 1702, S. 324. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/spener_bedencken03_1702/342>, abgerufen am 22.11.2024.