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Spener, Philipp Jakob: Theologische Bedencken. Bd. 3. Halle (Saale), 1702.

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Das sechste Capitel.
öhren/ außgiessen/ und also durch seine grausamkeit das maaß seiner sünden er-
stüllen wird. Jn dessen wird freylich das heiligthum des HErren erhalten wer-
den/ und unmüglich seyn/ seine kirche von dem erdboden zu vertilgen; es bestehet
aber dieselbe in einem unsichtbaren und meistens hin und her zerstreueten häufflein
der vor der welt zimlich verborgenen wahren Christen; welches bleiben muß/ ob
zwar der HErr nach seiner gerechtigkeit alle unsere äusserliche verfassung unserer
gemeinden über einen hauffen gehen liesse/ an die er sich nicht gebunden hat: So
dann auch wo die bestimmte zeit seiner gerichte vor bey/ und seine gemeinde durch
das feuer wol geläutert ist/ schon wissen wird sie wieder zusammlen/ und auch gleich-
sam das äusserliche gebäu derselben wieder aufzurichten: Davon etwa die schrifft
nicht wenige liebe verheissungen in sich fasset/ wo mit man sich in den zeiten der trüb-
salen auffmunteren und erhalten mag. Dessen versehe ich mich gantz gewiß/ daß
solche bevorstehende trangsalen zur zurechtbringung des jenigen/ was das vor-
nehmste bey der kirchen ist/ ein grosses thun/ und sie von dem ärgernüssen und bißhe-
rigen mißbräuchen reinigen wird/ daß also in allen solchen zorn- gerichten eine un-
aussprechliche gnade zugleich mit stecket: sie werden uns aber immer mehr und
mehr lehren unsere hertzen von den vergänglichen güteren dieser welt/ dero eitelkeit sich
in solchen zeiten vornemlich offenbaret/ abzuwenden/ und zuglauben/ es seye nichts
würdig von uns geliebet und hochgehalten zu werden/ als was noch um solche zeit be-
stehet/ und uns trösten kan. Wol uns wo wir solche lection recht in das hertz
bringen! als die wolgefast eine stattliche ersetzung alles sonst leidenden verlusts ist.
24. Jan. 82.

SECTIO III.

Als Johann Peter Späth wieder zu dem Pap-
stum zukehren starck
inclinirte/ aber vorher in Holland ei-
nige zurath ziehen wolte/ nachricht an einem/ der ihm
von seinem vorhaben abziehen helffen
wolte.

BRinger dieses ist ein Augspurger/ so Päpstisch gebohren/ aber nachmahl zu
unserer Confession aus überzeugung der wahrheit getreten/ dabey des gott
seligen Herrrn Spizelii hülffe ihm viel zustatten gekommen. Er hat sich
auch eine zeitlang hie auff gehalten/ und mit information der jugend sein brodt
verdienet/ wie er denn die information und methodum wol zuverstehen das zeug-
nüß hat. Es ist ihm aber vor unterschiedlichen jahren/ so wol durch die bey uns
angetroffene ärgernüssen als auch seiner meynung nach in unsres theuren Luthe-

ri

Das ſechſte Capitel.
oͤhren/ außgieſſen/ und alſo durch ſeine grauſamkeit das maaß ſeiner ſuͤnden er-
ſtuͤllen wird. Jn deſſen wird freylich das heiligthum des HErren erhalten wer-
den/ und unmuͤglich ſeyn/ ſeine kirche von dem erdboden zu vertilgen; es beſtehet
aber dieſelbe in einem unſichtbaren und meiſtens hin und her zerſtreueten haͤufflein
der vor der welt zimlich verborgenen wahren Chriſten; welches bleiben muß/ ob
zwar der HErr nach ſeiner gerechtigkeit alle unſere aͤuſſerliche verfaſſung unſerer
gemeinden uͤber einen hauffen gehen lieſſe/ an die er ſich nicht gebunden hat: So
dann auch wo die beſtimmte zeit ſeiner gerichte vor bey/ und ſeine gemeinde duꝛch
das feuer wol gelaͤutert iſt/ ſchon wiſſen wird ſie wieder zuſammlen/ und auch gleich-
ſam das aͤuſſerliche gebaͤu derſelben wieder aufzurichten: Davon etwa die ſchrifft
nicht wenige liebe veꝛheiſſungen in ſich faſſet/ wo mit man ſich in den zeiten der truͤb-
ſalen auffmunteren und erhalten mag. Deſſen verſehe ich mich gantz gewiß/ daß
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nehmſte bey der kirchen iſt/ ein groſſes thun/ und ſie von dem aͤrgernuͤſſen und bißhe-
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ausſprechliche gnade zugleich mit ſtecket: ſie werden uns aber immer mehr und
mehr lehren unſere hertzen von den vergaͤnglichen guͤteꝛen dieſeꝛ welt/ deꝛo eitelkeit ſich
in ſolchen zeiten vornemlich offenbaret/ abzuwenden/ und zuglauben/ es ſeye nichts
wuͤrdig von uns geliebet und hochgehalten zu werden/ als was noch um ſolche zeit be-
ſtehet/ und uns troͤſten kan. Wol uns wo wir ſolche lection recht in das hertz
bringen! als die wolgefaſt eine ſtattliche erſetzung alles ſonſt leidenden verluſts iſt.
24. Jan. 82.

SECTIO III.

Als Johann Peter Spaͤth wieder zu dem Pap-
ſtum zukehren ſtarck
inclinirte/ aber vorher in Holland ei-
nige zurath ziehen wolte/ nachricht an einem/ der ihm
von ſeinem vorhaben abziehen helffen
wolte.

BRinger dieſes iſt ein Augſpurger/ ſo Paͤpſtiſch gebohren/ abeꝛ nachmahl zu
unſerer Confeſſion aus uͤberzeugung der wahrheit getreten/ dabey des gott
ſeligen Herrrn Spizelii huͤlffe ihm viel zuſtatten gekommen. Er hat ſich
auch eine zeitlang hie auff gehalten/ und mit information der jugend ſein brodt
verdienet/ wie er denn die information und methodum wol zuverſtehen das zeug-
nuͤß hat. Es iſt ihm aber vor unterſchiedlichen jahren/ ſo wol durch die bey uns
angetroffene aͤrgernuͤſſen als auch ſeiner meynung nach in unſres theuren Luthe-

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[534/0552] Das ſechſte Capitel. oͤhren/ außgieſſen/ und alſo durch ſeine grauſamkeit das maaß ſeiner ſuͤnden er- ſtuͤllen wird. Jn deſſen wird freylich das heiligthum des HErren erhalten wer- den/ und unmuͤglich ſeyn/ ſeine kirche von dem erdboden zu vertilgen; es beſtehet aber dieſelbe in einem unſichtbaren und meiſtens hin und her zerſtreueten haͤufflein der vor der welt zimlich verborgenen wahren Chriſten; welches bleiben muß/ ob zwar der HErr nach ſeiner gerechtigkeit alle unſere aͤuſſerliche verfaſſung unſerer gemeinden uͤber einen hauffen gehen lieſſe/ an die er ſich nicht gebunden hat: So dann auch wo die beſtimmte zeit ſeiner gerichte vor bey/ und ſeine gemeinde duꝛch das feuer wol gelaͤutert iſt/ ſchon wiſſen wird ſie wieder zuſammlen/ und auch gleich- ſam das aͤuſſerliche gebaͤu derſelben wieder aufzurichten: Davon etwa die ſchrifft nicht wenige liebe veꝛheiſſungen in ſich faſſet/ wo mit man ſich in den zeiten der truͤb- ſalen auffmunteren und erhalten mag. Deſſen verſehe ich mich gantz gewiß/ daß ſolche bevorſtehende trangſalen zur zurechtbringung des jenigen/ was das vor- nehmſte bey der kirchen iſt/ ein groſſes thun/ und ſie von dem aͤrgernuͤſſen und bißhe- ꝛigen mißbraͤuchen reinigen wird/ daß alſo in allen ſolchen zorn- gerichten eine un- ausſprechliche gnade zugleich mit ſtecket: ſie werden uns aber immer mehr und mehr lehren unſere hertzen von den vergaͤnglichen guͤteꝛen dieſeꝛ welt/ deꝛo eitelkeit ſich in ſolchen zeiten vornemlich offenbaret/ abzuwenden/ und zuglauben/ es ſeye nichts wuͤrdig von uns geliebet und hochgehalten zu werden/ als was noch um ſolche zeit be- ſtehet/ und uns troͤſten kan. Wol uns wo wir ſolche lection recht in das hertz bringen! als die wolgefaſt eine ſtattliche erſetzung alles ſonſt leidenden verluſts iſt. 24. Jan. 82. SECTIO III. Als Johann Peter Spaͤth wieder zu dem Pap- ſtum zukehren ſtarck inclinirte/ aber vorher in Holland ei- nige zurath ziehen wolte/ nachricht an einem/ der ihm von ſeinem vorhaben abziehen helffen wolte. BRinger dieſes iſt ein Augſpurger/ ſo Paͤpſtiſch gebohren/ abeꝛ nachmahl zu unſerer Confeſſion aus uͤberzeugung der wahrheit getreten/ dabey des gott ſeligen Herrrn Spizelii huͤlffe ihm viel zuſtatten gekommen. Er hat ſich auch eine zeitlang hie auff gehalten/ und mit information der jugend ſein brodt verdienet/ wie er denn die information und methodum wol zuverſtehen das zeug- nuͤß hat. Es iſt ihm aber vor unterſchiedlichen jahren/ ſo wol durch die bey uns angetroffene aͤrgernuͤſſen als auch ſeiner meynung nach in unſres theuren Luthe- ri

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Zitationshilfe: Spener, Philipp Jakob: Theologische Bedencken. Bd. 3. Halle (Saale), 1702, S. 534. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/spener_bedencken03_1702/552>, abgerufen am 22.11.2024.