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Spener, Philipp Jakob: Theologische Bedencken. Bd. 3. Halle (Saale), 1702.

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ARTIC. II. SECT. VIII.
diese nöthig seyn wird/ so wohl zu leiden/ was mir der HErr vor trübsalen
mag bestimmet haben/ als auch seiner rechten zeit zu erwarten/ und nicht
müde zu werden/ ob ich auch eine lange zeit solle ohne einige frucht merck-
lich zusehen/ arbeiten müssen/ wodurch man sonsten nicht anders natürlich
als verdrossen/ und zaghafft zu werden pfleget/ aber auch dagegen gekämpf-
fet werden muß. Liebe freunde/ sie gewöhnen sich auch an solche gedult/
bitten seine hülffe aus der höhe/ aber setzen das maaß und die zeit des sie-
gens in seinen heiligen rath und wohlgefallen. Jn solcher gedult/ beharren-
dem glauben und anhaltendem gebeth können wir allein überwinden; sie
helffen mir auch sonderlich erbitten die gabe 2. Tim. 2. v. 24. 25. 26. da ich
davor halte/ daß meine vornehmste lection stehe. Dieses kan gleichwohl
zum trost versichern/ daß viele seelen hier und in dem lande sind/ die sehnlich
nach besserung seuffzen/ und sich ieglicher anscheinenden hoffnung hertzlich er-
freuen: ich werde auch allgemach mehrer derselben kundig werden; wie es
dann nicht undienlich ist/ daß die einigkeit des geistes ohne das verbundene/ sich
auch unter einander genauer kennen lernen: so zeiget sich auch/ daß das wort/ so
der HErr durch mich redet/ seine krafft habe/ und haben einige auch höchste
bekannt/ nicht geglaubet zu haben/ daß ihnen das hertz gerühret werden kön-
te: andere folgsame seelen geben auch zeugnüß der überzeugung/ so sie davon
fühlen. Lasset uns nur immer fortfahren/ allerseits und aller orten mit ar-
beiten/ beten und harren: der HErr kan einmahl sich und seine wahrheit
nicht verleugnen. Und wird zu seiner zeit zeigen/ daß unsere arbeit in ihm
nicht vergebens gewesen seye/ oder bleiben könne/ als dessen ehre selbst daran
gelegen ist/ die wollen wir gern preisen/ und uns ihres preises freuen in zeit
und ewigkeit. 3. Sept. 1686.

SECTIO IX.

An eine Christliche freundin in Franckfurt. Danck-
sagung wegen der vorbitte. Was am sonderlichsten
vor mich zu bitten nöthig 2. Timoth. 2. vers. 24. 25. 26.
sanfftmuth und ernst. Zustand in Dresden. Hü-
tung vor falschen freunden. Göttliche regierung ei-
genen hauses. Künfftige besserung. Freundliche
erinnerung und regierung.

Wie ihre in dem HErrn geheiligte liebe gegen mich schon vor mehrern
jahren sich in vielen mir nützlichen früchten gewiesen hat/ also sehe

auch
Tttt 2

ARTIC. II. SECT. VIII.
dieſe noͤthig ſeyn wird/ ſo wohl zu leiden/ was mir der HErr vor truͤbſalen
mag beſtimmet haben/ als auch ſeiner rechten zeit zu erwarten/ und nicht
muͤde zu werden/ ob ich auch eine lange zeit ſolle ohne einige frucht merck-
lich zuſehen/ arbeiten muͤſſen/ wodurch man ſonſten nicht anders natuͤrlich
als verdroſſen/ und zaghafft zu werden pfleget/ aber auch dagegen gekaͤmpf-
fet werden muß. Liebe freunde/ ſie gewoͤhnen ſich auch an ſolche gedult/
bitten ſeine huͤlffe aus der hoͤhe/ aber ſetzen das maaß und die zeit des ſie-
gens in ſeinen heiligen rath und wohlgefallen. Jn ſolcher gedult/ beharren-
dem glauben und anhaltendem gebeth koͤnnen wir allein uͤberwinden; ſie
helffen mir auch ſonderlich erbitten die gabe 2. Tim. 2. v. 24. 25. 26. da ich
davor halte/ daß meine vornehmſte lection ſtehe. Dieſes kan gleichwohl
zum troſt verſichern/ daß viele ſeelen hier und in dem lande ſind/ die ſehnlich
nach beſſerung ſeuffzen/ und ſich ieglicher anſcheinenden hoffnung hertzlich er-
freuen: ich werde auch allgemach mehrer derſelben kundig werden; wie es
dann nicht undienlich iſt/ daß die einigkeit des geiſtes ohne das verbundene/ ſich
auch unter einander genauer kennen lernen: ſo zeiget ſich auch/ daß das wort/ ſo
der HErr durch mich redet/ ſeine krafft habe/ und haben einige auch hoͤchſte
bekannt/ nicht geglaubet zu haben/ daß ihnen das hertz geruͤhret werden koͤn-
te: andere folgſame ſeelen geben auch zeugnuͤß der uͤberzeugung/ ſo ſie davon
fuͤhlen. Laſſet uns nur immer fortfahren/ allerſeits und aller orten mit ar-
beiten/ beten und harren: der HErr kan einmahl ſich und ſeine wahrheit
nicht verleugnen. Und wird zu ſeiner zeit zeigen/ daß unſere arbeit in ihm
nicht vergebens geweſen ſeye/ oder bleiben koͤnne/ als deſſen ehre ſelbſt daran
gelegen iſt/ die wollen wir gern preiſen/ und uns ihres preiſes freuen in zeit
und ewigkeit. 3. Sept. 1686.

SECTIO IX.

An eine Chriſtliche freundin in Franckfurt. Danck-
ſagung wegen der vorbitte. Was am ſonderlichſten
vor mich zu bitten noͤthig 2. Timoth. 2. verſ. 24. 25. 26.
ſanfftmuth und ernſt. Zuſtand in Dresden. Huͤ-
tung vor falſchen freunden. Goͤttliche regierung ei-
genen hauſes. Kuͤnfftige beſſerung. Freundliche
erinnerung und regierung.

Wie ihre in dem HErrn geheiligte liebe gegen mich ſchon vor mehrern
jahren ſich in vielen mir nuͤtzlichen fruͤchten gewieſen hat/ alſo ſehe

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[699/0717] ARTIC. II. SECT. VIII. dieſe noͤthig ſeyn wird/ ſo wohl zu leiden/ was mir der HErr vor truͤbſalen mag beſtimmet haben/ als auch ſeiner rechten zeit zu erwarten/ und nicht muͤde zu werden/ ob ich auch eine lange zeit ſolle ohne einige frucht merck- lich zuſehen/ arbeiten muͤſſen/ wodurch man ſonſten nicht anders natuͤrlich als verdroſſen/ und zaghafft zu werden pfleget/ aber auch dagegen gekaͤmpf- fet werden muß. Liebe freunde/ ſie gewoͤhnen ſich auch an ſolche gedult/ bitten ſeine huͤlffe aus der hoͤhe/ aber ſetzen das maaß und die zeit des ſie- gens in ſeinen heiligen rath und wohlgefallen. Jn ſolcher gedult/ beharren- dem glauben und anhaltendem gebeth koͤnnen wir allein uͤberwinden; ſie helffen mir auch ſonderlich erbitten die gabe 2. Tim. 2. v. 24. 25. 26. da ich davor halte/ daß meine vornehmſte lection ſtehe. Dieſes kan gleichwohl zum troſt verſichern/ daß viele ſeelen hier und in dem lande ſind/ die ſehnlich nach beſſerung ſeuffzen/ und ſich ieglicher anſcheinenden hoffnung hertzlich er- freuen: ich werde auch allgemach mehrer derſelben kundig werden; wie es dann nicht undienlich iſt/ daß die einigkeit des geiſtes ohne das verbundene/ ſich auch unter einander genauer kennen lernen: ſo zeiget ſich auch/ daß das wort/ ſo der HErr durch mich redet/ ſeine krafft habe/ und haben einige auch hoͤchſte bekannt/ nicht geglaubet zu haben/ daß ihnen das hertz geruͤhret werden koͤn- te: andere folgſame ſeelen geben auch zeugnuͤß der uͤberzeugung/ ſo ſie davon fuͤhlen. Laſſet uns nur immer fortfahren/ allerſeits und aller orten mit ar- beiten/ beten und harren: der HErr kan einmahl ſich und ſeine wahrheit nicht verleugnen. Und wird zu ſeiner zeit zeigen/ daß unſere arbeit in ihm nicht vergebens geweſen ſeye/ oder bleiben koͤnne/ als deſſen ehre ſelbſt daran gelegen iſt/ die wollen wir gern preiſen/ und uns ihres preiſes freuen in zeit und ewigkeit. 3. Sept. 1686. SECTIO IX. An eine Chriſtliche freundin in Franckfurt. Danck- ſagung wegen der vorbitte. Was am ſonderlichſten vor mich zu bitten noͤthig 2. Timoth. 2. verſ. 24. 25. 26. ſanfftmuth und ernſt. Zuſtand in Dresden. Huͤ- tung vor falſchen freunden. Goͤttliche regierung ei- genen hauſes. Kuͤnfftige beſſerung. Freundliche erinnerung und regierung. Wie ihre in dem HErrn geheiligte liebe gegen mich ſchon vor mehrern jahren ſich in vielen mir nuͤtzlichen fruͤchten gewieſen hat/ alſo ſehe auch Tttt 2

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Zitationshilfe: Spener, Philipp Jakob: Theologische Bedencken. Bd. 3. Halle (Saale), 1702, S. 699. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/spener_bedencken03_1702/717>, abgerufen am 22.11.2024.