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Spener, Philipp Jakob: Theologische Bedencken. Bd. 3. Halle (Saale), 1702.

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ARTIC. III. SECT. XLIII
ihren adhaerenten durch erregung einer neuen secte der Pietisten in unsrer
kirchen gestifftet haben/ so wol unter die schwehrste gerichte GOttes/ dar-
mit er seinen zorn weiset/ als auch unter die listigste strategemata des teuf-
fels/ in dem nicht nur in dem gegenwärtigen so viel gutes dadurch gestöhret/
sondern auch noch andern zuvor aus lauter rigel vorgeschoben worden sind/
wie ich in meiner historia des Pietismi und auch anders wo wehmütig gekla-
get habe. Daß es nun auch bey ihnen also hergehe/ habe auch noch vor dessen
brieff von dem Hrn. NN. gehöret; Wenn aber auch solches nicht geschehen/
hätte es bereits daraus gewiß zuhalten gehabt/ weil der teuffel an allen or-
ten eines sinnes ist/ und daher an allen orten/ so viel ihm GOtt macht lässet/
einerley treibet/ mit wenigerm unterschied des successes. Das harte scri-
ptum
des Predigers habe mit wehmuth gesehen: war aber in der hoffnung
gestanden/ daß seither autoritate Principis und Consistorii die sache beyge-
legt/ und abgethan seyen werde: wie es denn zu geschehen billig gewesen/ und
noch wäre. Daß die Wittenberger/ und welche durch sie angestifftet wer-
den (unter welchen sich M. Bücher in Dantzig am eyffrichsten bezeugt und
am ärgsten wüthet) nicht auffhören in lectionen, disputationen und öffent-
lichen schrifften mich anzugreiffen/ ligt am tage. Jch habe aber bereits vo-
riges jahr mich öffentlich erklähret keinen mehr zu antworten. Dann 1. ihrer
sind viele/ suchen mich mit der zahl zu unter drucken/ ja mit der arbeit mich
über vermögen zubeladen: so ihnen nicht angehen solle: hingegen mir nicht
verdacht werden kan/ daß mich ihnen entziehe/ und theils ihre schrifften
auch nicht zusehen bemühet bin. 2. Vor meine unschuld und der sachen ge-
rechtigkeit habe bißher bereits so viel geschrieben/ als bey rechtschaffenen
leuten gnug ist/ was aber eingenommene und unverständige leute anlangt/
denen geschihert nie gnug/ ob ich alle meß neue apologien heraus gebe. 3. Es
kommet nichts vor/ das nicht schon von mir insgemein examiniret wäre/ o-
der aus meinen andern schrifften leicht beantwortet werden könte. Daher
ist nicht nöthig mehr davon zu schreiben/ in demes beiderseits fast nur auff
lauter wiederholungen und endlich gezänck außlauffen würde. 4. Jch ha-
be meine thesin durch alle articuln, die vorkommen können/ in so vielen chrif-
ten und also so offt wiederholet/ daß ein der wahrheit liebhaber ohne mich
meine unschuld gnug sehen kan; Daher 5. achte ich meine zeit/ die sehr
kurtz übrig seyen mag/ da ich bereit in den 65. jahr stehe/ zu edel darzu/ als
vollens in streit schrifften zu consumirem, sondern will sie lieber zu bessern
und würdigern sachen anwenden. Welche meine ursachen von Christlich ge-
sinnete leute gebilliget zuwerden nicht zweiffle. Daß sich hingegen einige wie-
drig gesinnten auff mich beruffen/ ist mir leid/ aber befremdet mich nicht:
ich habe mich aber offt erklähret/ daß sich keiner weiter auff mich beziehen

kön-
Ggg ggg 2

ARTIC. III. SECT. XLIII
ihren adhærenten durch erregung einer neuen ſecte der Pietiſten in unſrer
kirchen geſtifftet haben/ ſo wol unter die ſchwehrſte gerichte GOttes/ dar-
mit er ſeinen zorn weiſet/ als auch unter die liſtigſte ſtrategemata des teuf-
fels/ in dem nicht nur in dem gegenwaͤrtigen ſo viel gutes dadurch geſtoͤhret/
ſondern auch noch andern zuvor aus lauter rigel vorgeſchoben worden ſind/
wie ich in meiner hiſtoria des Pietismi und auch anders wo wehmuͤtig gekla-
get habe. Daß es nun auch bey ihnen alſo hergehe/ habe auch noch vor deſſen
brieff von dem Hrn. NN. gehoͤret; Wenn aber auch ſolches nicht geſchehen/
haͤtte es bereits daraus gewiß zuhalten gehabt/ weil der teuffel an allen or-
ten eines ſinnes iſt/ und daher an allen orten/ ſo viel ihm GOtt macht laͤſſet/
einerley treibet/ mit wenigerm unterſchied des ſucceſſes. Das harte ſcri-
ptum
des Predigers habe mit wehmuth geſehen: war aber in der hoffnung
geſtanden/ daß ſeither autoritate Principis und Conſiſtorii die ſache beyge-
legt/ und abgethan ſeyen werde: wie es denn zu geſchehen billig geweſen/ uñ
noch waͤre. Daß die Wittenberger/ und welche durch ſie angeſtifftet wer-
den (unter welchen ſich M. Buͤcher in Dantzig am eyffrichſten bezeugt und
am aͤrgſten wuͤthet) nicht auffhoͤren in lectionen, diſputationen und oͤffent-
lichen ſchrifften mich anzugreiffen/ ligt am tage. Jch habe aber bereits vo-
riges jahr mich oͤffentlich erklaͤhret keinen mehr zu antworten. Dann 1. ihrer
ſind viele/ ſuchen mich mit der zahl zu unter drucken/ ja mit der arbeit mich
uͤber vermoͤgen zubeladen: ſo ihnen nicht angehen ſolle: hingegen mir nicht
verdacht werden kan/ daß mich ihnen entziehe/ und theils ihre ſchrifften
auch nicht zuſehen bemuͤhet bin. 2. Vor meine unſchuld und der ſachen ge-
rechtigkeit habe bißher bereits ſo viel geſchrieben/ als bey rechtſchaffenen
leuten gnug iſt/ was aber eingenommene und unverſtaͤndige leute anlangt/
denen geſchihert nie gnug/ ob ich alle meß neue apologien heraus gebe. 3. Es
kommet nichts vor/ das nicht ſchon von mir insgemein examiniret waͤre/ o-
der aus meinen andern ſchrifften leicht beantwortet werden koͤnte. Daher
iſt nicht noͤthig mehr davon zu ſchreiben/ in demes beiderſeits faſt nur auff
lauter wiederholungen und endlich gezaͤnck außlauffen wuͤrde. 4. Jch ha-
be meine theſin durch alle articuln, die vorkommen koͤnnen/ in ſo vielen chrif-
ten und alſo ſo offt wiederholet/ daß ein der wahrheit liebhaber ohne mich
meine unſchuld gnug ſehen kan; Daher 5. achte ich meine zeit/ die ſehr
kurtz uͤbrig ſeyen mag/ da ich bereit in den 65. jahr ſtehe/ zu edel darzu/ als
vollens in ſtreit ſchrifften zu conſumirem, ſondern will ſie lieber zu beſſern
und wuͤrdigern ſachen anwenden. Welche meine urſachen von Chriſtlich ge-
ſiñete leute gebilliget zuwerden nicht zweiffle. Daß ſich hingegen einige wie-
drig geſinnten auff mich beruffen/ iſt mir leid/ aber befremdet mich nicht:
ich habe mich aber offt erklaͤhret/ daß ſich keiner weiter auff mich beziehen

koͤn-
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[671[971]/0989] ARTIC. III. SECT. XLIII ihren adhærenten durch erregung einer neuen ſecte der Pietiſten in unſrer kirchen geſtifftet haben/ ſo wol unter die ſchwehrſte gerichte GOttes/ dar- mit er ſeinen zorn weiſet/ als auch unter die liſtigſte ſtrategemata des teuf- fels/ in dem nicht nur in dem gegenwaͤrtigen ſo viel gutes dadurch geſtoͤhret/ ſondern auch noch andern zuvor aus lauter rigel vorgeſchoben worden ſind/ wie ich in meiner hiſtoria des Pietismi und auch anders wo wehmuͤtig gekla- get habe. Daß es nun auch bey ihnen alſo hergehe/ habe auch noch vor deſſen brieff von dem Hrn. NN. gehoͤret; Wenn aber auch ſolches nicht geſchehen/ haͤtte es bereits daraus gewiß zuhalten gehabt/ weil der teuffel an allen or- ten eines ſinnes iſt/ und daher an allen orten/ ſo viel ihm GOtt macht laͤſſet/ einerley treibet/ mit wenigerm unterſchied des ſucceſſes. Das harte ſcri- ptum des Predigers habe mit wehmuth geſehen: war aber in der hoffnung geſtanden/ daß ſeither autoritate Principis und Conſiſtorii die ſache beyge- legt/ und abgethan ſeyen werde: wie es denn zu geſchehen billig geweſen/ uñ noch waͤre. Daß die Wittenberger/ und welche durch ſie angeſtifftet wer- den (unter welchen ſich M. Buͤcher in Dantzig am eyffrichſten bezeugt und am aͤrgſten wuͤthet) nicht auffhoͤren in lectionen, diſputationen und oͤffent- lichen ſchrifften mich anzugreiffen/ ligt am tage. Jch habe aber bereits vo- riges jahr mich oͤffentlich erklaͤhret keinen mehr zu antworten. Dann 1. ihrer ſind viele/ ſuchen mich mit der zahl zu unter drucken/ ja mit der arbeit mich uͤber vermoͤgen zubeladen: ſo ihnen nicht angehen ſolle: hingegen mir nicht verdacht werden kan/ daß mich ihnen entziehe/ und theils ihre ſchrifften auch nicht zuſehen bemuͤhet bin. 2. Vor meine unſchuld und der ſachen ge- rechtigkeit habe bißher bereits ſo viel geſchrieben/ als bey rechtſchaffenen leuten gnug iſt/ was aber eingenommene und unverſtaͤndige leute anlangt/ denen geſchihert nie gnug/ ob ich alle meß neue apologien heraus gebe. 3. Es kommet nichts vor/ das nicht ſchon von mir insgemein examiniret waͤre/ o- der aus meinen andern ſchrifften leicht beantwortet werden koͤnte. Daher iſt nicht noͤthig mehr davon zu ſchreiben/ in demes beiderſeits faſt nur auff lauter wiederholungen und endlich gezaͤnck außlauffen wuͤrde. 4. Jch ha- be meine theſin durch alle articuln, die vorkommen koͤnnen/ in ſo vielen chrif- ten und alſo ſo offt wiederholet/ daß ein der wahrheit liebhaber ohne mich meine unſchuld gnug ſehen kan; Daher 5. achte ich meine zeit/ die ſehr kurtz uͤbrig ſeyen mag/ da ich bereit in den 65. jahr ſtehe/ zu edel darzu/ als vollens in ſtreit ſchrifften zu conſumirem, ſondern will ſie lieber zu beſſern und wuͤrdigern ſachen anwenden. Welche meine urſachen von Chriſtlich ge- ſiñete leute gebilliget zuwerden nicht zweiffle. Daß ſich hingegen einige wie- drig geſinnten auff mich beruffen/ iſt mir leid/ aber befremdet mich nicht: ich habe mich aber offt erklaͤhret/ daß ſich keiner weiter auff mich beziehen koͤn- Ggg ggg 2

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Zitationshilfe: Spener, Philipp Jakob: Theologische Bedencken. Bd. 3. Halle (Saale), 1702, S. 671[971]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/spener_bedencken03_1702/989>, abgerufen am 22.11.2024.