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Spener, Philipp Jakob: Theologische Bedencken. Bd. 4. 3. Aufl. Halle (Saale), 1715.

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Das siebende Capitel.
der verstreuete beste in eine feine ordnung gebracht, daß es so viel verständ-
licher ist und besser gefaßt werden kan. Da ich sonderlich des lieben man-
nes Christliche vorsichtigkeit rühme, aus dero er alles anstößige ausgelas-
sen, wie er dann obbedeuteten paß, wo der härteste knoten innen stecket,
gantz übergangen, ob er wol fast alles vor und nachgehende, so in beque-
men verstand genommen werden kan, seinem wercklein einverleibet, daraus
erhellet, daß er mit bedachtem rath jenes platt ausgemustert, deßwegen ich
solche Statio praetorianische schatz kammer vor viel besser als Praetorii eige-
ne schrifften achte, und mich nichts entsinne, welches wo es ein liebreicher
leser bekommet, nicht solte Christlich und wol angenommen werden können.
Der härteste ort dörfte wol stehen p. 48. in der frage: Hie spricht nun
eine arme verführte seele
und f. w. Wo man aber auch denselben will
benigne auslegen, wie er auch ohne anstoß seyn können: Wie auch was
hin und wieder hart gegen das gesetz lautet. 7. Dahero recommendire
ich lieber den gedachten extract des Statii als das erste werck: Und wun-
dere mich, daß nichts destoweniger auch dieses in einigen provintzen zu lesen
verboten seyn solle, und auch mein gewester und neulich (der HErr gebe
seliger, als die eusserliche bezeugung vorher solte vermuthung gemacht haben)
gestorbener widersacher, mit dem damaligen Rectore zu Nordhausen M.
Hildebranden darüber streit angefangen, diesen der ursach hart angefochten,
und zu mutirung seiner stelle bewogen hat. Hingegen habe ich dem HEr-
ren zu dancken, der solches büchlein bey mir gesegnet hat, und weiß daß vie-
le seelen vor GOTTes thron dessen gnade, so er dadurch in ihnen gewir-
cket, bekennen und rühmen werden, massen es hin und wieder in Christli-
cher leute händen ist und ich von dem seligen Herrn D. Brodtbecken in Tü-
bingen weiß, daß er kaum etwas nechst der schrifft höher gehalten hat. Jch
habe auch ein schreiben des seligen Herrn D. Welleri gedruckt, darinnen
er solche arbeit hertzlich rühmet. Der HErr lasse sie auch noch ferner bey
vielen, die sich ihrer gebrauchen, furchtbar seyn, und kröne die autores
dafür in der herrlichkeit. Jch komme nun auf den hauptpunct des an-
dern schreibens, wegen des angeschienenen und wieder zurückgegangenen
N N. beruß-wercks. Da ich dann nach betrachtung der überschriebenen
relation auf die vorgelegten fragen mich dahin erkläre. 1. Ob das obhan-
den gewesene von GOTT gewesen? Diese frage ist nicht gar klar. Es
wird darinnen entweder gefragt insgemein/ ob GOtt sein werck darinnen
gehabt, auch derselbige erstlich die gemüther auf meinen werthen bruder zu
gedencken gelencket habe, oder aber absonderlich, ob GOTT denselben zu
dieser angemutheten stelle bestimmet habe. Dieses letztere halte ich nicht
davor: denn was GOTTES wille warhafftig ist uns zu geben, kan uns

kein

Das ſiebende Capitel.
der verſtreuete beſte in eine feine ordnung gebracht, daß es ſo viel verſtaͤnd-
licher iſt und beſſer gefaßt werden kan. Da ich ſonderlich des lieben man-
nes Chriſtliche vorſichtigkeit ruͤhme, aus dero er alles anſtoͤßige ausgelaſ-
ſen, wie er dann obbedeuteten paß, wo der haͤrteſte knoten innen ſtecket,
gantz uͤbergangen, ob er wol faſt alles vor und nachgehende, ſo in beque-
men verſtand genommen werden kan, ſeinem wercklein einverleibet, daraus
erhellet, daß er mit bedachtem rath jenes platt ausgemuſtert, deßwegen ich
ſolche Statio prætorianiſche ſchatz kammer vor viel beſſer als Prætorii eige-
ne ſchrifften achte, und mich nichts entſinne, welches wo es ein liebreicher
leſer bekommet, nicht ſolte Chriſtlich und wol angenommen werden koͤnnen.
Der haͤrteſte ort doͤrfte wol ſtehen p. 48. in der frage: Hie ſpricht nun
eine arme verfuͤhrte ſeele
und f. w. Wo man aber auch denſelben will
benigne auslegen, wie er auch ohne anſtoß ſeyn koͤnnen: Wie auch was
hin und wieder hart gegen das geſetz lautet. 7. Dahero recommendire
ich lieber den gedachten extract des Statii als das erſte werck: Und wun-
dere mich, daß nichts deſtoweniger auch dieſes in einigen provintzen zu leſen
verboten ſeyn ſolle, und auch mein geweſter und neulich (der HErr gebe
ſeliger, als die euſſerliche bezeugung vorher ſolte vermuthung gemacht haben)
geſtorbener widerſacher, mit dem damaligen Rectore zu Nordhauſen M.
Hildebranden daruͤber ſtreit angefangen, dieſen der urſach hart angefochten,
und zu mutirung ſeiner ſtelle bewogen hat. Hingegen habe ich dem HEr-
ren zu dancken, der ſolches buͤchlein bey mir geſegnet hat, und weiß daß vie-
le ſeelen vor GOTTes thron deſſen gnade, ſo er dadurch in ihnen gewir-
cket, bekennen und ruͤhmen werden, maſſen es hin und wieder in Chriſtli-
cher leute haͤnden iſt und ich von dem ſeligen Herrn D. Brodtbecken in Tuͤ-
bingen weiß, daß er kaum etwas nechſt der ſchrifft hoͤher gehalten hat. Jch
habe auch ein ſchreiben des ſeligen Herrn D. Welleri gedruckt, darinnen
er ſolche arbeit hertzlich ruͤhmet. Der HErr laſſe ſie auch noch ferner bey
vielen, die ſich ihrer gebrauchen, furchtbar ſeyn, und kroͤne die autores
dafuͤr in der herrlichkeit. Jch komme nun auf den hauptpunct des an-
dern ſchreibens, wegen des angeſchienenen und wieder zuruͤckgegangenen
N N. beruß-wercks. Da ich dann nach betrachtung der uͤberſchriebenen
relation auf die vorgelegten fragen mich dahin erklaͤre. 1. Ob das obhan-
den geweſene von GOTT geweſen? Dieſe frage iſt nicht gar klar. Es
wird darinnen entweder gefragt insgemein/ ob GOtt ſein werck darinnen
gehabt, auch derſelbige erſtlich die gemuͤther auf meinen werthen bruder zu
gedencken gelencket habe, oder aber abſonderlich, ob GOTT denſelben zu
dieſer angemutheten ſtelle beſtimmet habe. Dieſes letztere halte ich nicht
davor: denn was GOTTES wille warhafftig iſt uns zu geben, kan uns

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[110/0122] Das ſiebende Capitel. der verſtreuete beſte in eine feine ordnung gebracht, daß es ſo viel verſtaͤnd- licher iſt und beſſer gefaßt werden kan. Da ich ſonderlich des lieben man- nes Chriſtliche vorſichtigkeit ruͤhme, aus dero er alles anſtoͤßige ausgelaſ- ſen, wie er dann obbedeuteten paß, wo der haͤrteſte knoten innen ſtecket, gantz uͤbergangen, ob er wol faſt alles vor und nachgehende, ſo in beque- men verſtand genommen werden kan, ſeinem wercklein einverleibet, daraus erhellet, daß er mit bedachtem rath jenes platt ausgemuſtert, deßwegen ich ſolche Statio prætorianiſche ſchatz kammer vor viel beſſer als Prætorii eige- ne ſchrifften achte, und mich nichts entſinne, welches wo es ein liebreicher leſer bekommet, nicht ſolte Chriſtlich und wol angenommen werden koͤnnen. Der haͤrteſte ort doͤrfte wol ſtehen p. 48. in der frage: Hie ſpricht nun eine arme verfuͤhrte ſeele und f. w. Wo man aber auch denſelben will benigne auslegen, wie er auch ohne anſtoß ſeyn koͤnnen: Wie auch was hin und wieder hart gegen das geſetz lautet. 7. Dahero recommendire ich lieber den gedachten extract des Statii als das erſte werck: Und wun- dere mich, daß nichts deſtoweniger auch dieſes in einigen provintzen zu leſen verboten ſeyn ſolle, und auch mein geweſter und neulich (der HErr gebe ſeliger, als die euſſerliche bezeugung vorher ſolte vermuthung gemacht haben) geſtorbener widerſacher, mit dem damaligen Rectore zu Nordhauſen M. Hildebranden daruͤber ſtreit angefangen, dieſen der urſach hart angefochten, und zu mutirung ſeiner ſtelle bewogen hat. Hingegen habe ich dem HEr- ren zu dancken, der ſolches buͤchlein bey mir geſegnet hat, und weiß daß vie- le ſeelen vor GOTTes thron deſſen gnade, ſo er dadurch in ihnen gewir- cket, bekennen und ruͤhmen werden, maſſen es hin und wieder in Chriſtli- cher leute haͤnden iſt und ich von dem ſeligen Herrn D. Brodtbecken in Tuͤ- bingen weiß, daß er kaum etwas nechſt der ſchrifft hoͤher gehalten hat. Jch habe auch ein ſchreiben des ſeligen Herrn D. Welleri gedruckt, darinnen er ſolche arbeit hertzlich ruͤhmet. Der HErr laſſe ſie auch noch ferner bey vielen, die ſich ihrer gebrauchen, furchtbar ſeyn, und kroͤne die autores dafuͤr in der herrlichkeit. Jch komme nun auf den hauptpunct des an- dern ſchreibens, wegen des angeſchienenen und wieder zuruͤckgegangenen N N. beruß-wercks. Da ich dann nach betrachtung der uͤberſchriebenen relation auf die vorgelegten fragen mich dahin erklaͤre. 1. Ob das obhan- den geweſene von GOTT geweſen? Dieſe frage iſt nicht gar klar. Es wird darinnen entweder gefragt insgemein/ ob GOtt ſein werck darinnen gehabt, auch derſelbige erſtlich die gemuͤther auf meinen werthen bruder zu gedencken gelencket habe, oder aber abſonderlich, ob GOTT denſelben zu dieſer angemutheten ſtelle beſtimmet habe. Dieſes letztere halte ich nicht davor: denn was GOTTES wille warhafftig iſt uns zu geben, kan uns kein

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Zitationshilfe: Spener, Philipp Jakob: Theologische Bedencken. Bd. 4. 3. Aufl. Halle (Saale), 1715, S. 110. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/spener_bedencken04_1702/122>, abgerufen am 24.11.2024.