allen richtig, daß ich darnach manchmal, wie in hypothesi allemal das amt zu führen, und welches, gesetz oder evangelium, bey diesem oder jenem zustand des auditorii das nöthigste seye, sehr anstehe, und mir kaum zu helffen weiß, als daß ich endlich es also angreiffe, den trost des evangelii nachtrücklichen vorstelle, und darnach zeige, wie sich diese, die ihres unglaubens aus seinen früchten bey sich überzeuget sind, in solchem ihren stand desselben nicht anzu- nehmen hätten, ohn daß sie die herrliche güter mit ansehen, ob dero vortreff- lichkeit sie zu einer begierde bewegen möchte, denselben nach zu trachten, die sie nicht haben. Jch bin aber allezeit bereit von Christlichen mitbrüdern mir selbs weiter an hand geben zu lassen, was sie bey ihrem amt sonderlich ge- segnet befunden haben. Ach der HERR gebe jemehr und mehr einen hellen schein in unsre hertzen, in der rechten innerlichen erkäntnüß der himmlischen glaubens-güter, daß durch uns in christ kluger vortragung der göttlichen wahrheit des evangelii und rechter theilung des worts entstehe in den hertzen der zuhörer die erleuchtung von der erkäntnüß der klarheit und herrlichkeit GOTTes in dem angesicht JESU CHristi 2. Cor. 4, 6. Es stehet ja hierinnen ein grosses stück seiner ehre und herrlichkeit seines reichs: so kan er nicht verwerffen solche unsre bitte, dadurch wir zu jener tüchtiger gemacht zu werden/ wünschen.
1682.
SECTIO XXII. Krafft des zusammen gesetzten brüderlichen ge- bets. Vorzug der gemeinden in grossen städten vor den kleinen. Hoffnung künfftiger besserung muntert den fleiß auf.
DEr HERR sey gelobet der unsere seele, wo sie etwa durch das anse- hen der schrecklichen verderbnüß in allen ständen, und also auch in dem unserigen der untreuen arbeiter, und falschen brüder, in tieffe traurigkeit niedergeschlagen wird, wie offtmal durch andern trost (daß wir wissen ob alle menschen unsere hoffnung fehlschlagen machten, so blei- be er uns doch noch selbs alles) aufrichtet, also auch manchmal dadurch aufs neue erqvicket, wo er uns zeiget, daß er noch rechtschaffene arbeiter und aufrichtige brüder hin und wieder, ja fast aller orten einige, erhal- ten habe, daß wir also sehen, er habe seiner kirchen noch nicht vergessen, so dann von dero arbeit der kirchen viel segen, aber auch aus ihrer fürbitte und rath für uns selbs desto mehr hülffe und beförderung, hoffen mögen.
Wel-
Das ſiebende Capitel.
allen richtig, daß ich darnach manchmal, wie in hypotheſi allemal das amt zu fuͤhren, und welches, geſetz oder evangelium, bey dieſem oder jenem zuſtand des auditorii das noͤthigſte ſeye, ſehr anſtehe, und mir kaum zu helffen weiß, als daß ich endlich es alſo angreiffe, den troſt des evangelii nachtruͤcklichen vorſtelle, und darnach zeige, wie ſich dieſe, die ihres unglaubens aus ſeinen fruͤchten bey ſich uͤberzeuget ſind, in ſolchem ihren ſtand deſſelben nicht anzu- nehmen haͤtten, ohn daß ſie die herrliche guͤter mit anſehen, ob dero vortreff- lichkeit ſie zu einer begierde bewegen moͤchte, denſelben nach zu trachten, die ſie nicht haben. Jch bin aber allezeit bereit von Chriſtlichen mitbruͤdern mir ſelbs weiter an hand geben zu laſſen, was ſie bey ihrem amt ſonderlich ge- ſegnet befunden haben. Ach der HERR gebe jemehr und mehr einen hellen ſchein in unſre hertzen, in der rechten innerlichen erkaͤntnuͤß der himmliſchen glaubens-guͤter, daß durch uns in chriſt kluger vortragung der goͤttlichen wahrheit des evangelii und rechter theilung des worts entſtehe in den hertzen der zuhoͤrer die erleuchtung von der erkaͤntnuͤß der klarheit und herrlichkeit GOTTes in dem angeſicht JESU CHriſti 2. Cor. 4, 6. Es ſtehet ja hierinnen ein groſſes ſtuͤck ſeiner ehre und herrlichkeit ſeines reichs: ſo kan er nicht verwerffen ſolche unſre bitte, dadurch wir zu jener tuͤchtiger gemacht zu werden/ wuͤnſchen.
1682.
SECTIO XXII. Krafft des zuſammen geſetzten bruͤderlichen ge- bets. Vorzug der gemeinden in groſſen ſtaͤdten vor den kleinen. Hoffnung kuͤnfftiger beſſerung muntert den fleiß auf.
DEr HERR ſey gelobet der unſere ſeele, wo ſie etwa durch das anſe- hen der ſchrecklichen verderbnuͤß in allen ſtaͤnden, und alſo auch in dem unſerigen der untreuen arbeiter, und falſchen bruͤder, in tieffe traurigkeit niedergeſchlagen wird, wie offtmal durch andern troſt (daß wir wiſſen ob alle menſchen unſere hoffnung fehlſchlagen machten, ſo blei- be er uns doch noch ſelbs alles) aufrichtet, alſo auch manchmal dadurch aufs neue erqvicket, wo er uns zeiget, daß er noch rechtſchaffene arbeiter und aufrichtige bruͤder hin und wieder, ja faſt aller orten einige, erhal- ten habe, daß wir alſo ſehen, er habe ſeiner kirchen noch nicht vergeſſen, ſo dann von dero arbeit der kirchen viel ſegen, aber auch aus ihrer fuͤrbitte und rath fuͤr uns ſelbs deſto mehr huͤlffe und befoͤrderung, hoffen moͤgen.
Wel-
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Das ſiebende Capitel.
allen richtig, daß ich darnach manchmal, wie in hypotheſi allemal das amt
zu fuͤhren, und welches, geſetz oder evangelium, bey dieſem oder jenem zuſtand
des auditorii das noͤthigſte ſeye, ſehr anſtehe, und mir kaum zu helffen weiß,
als daß ich endlich es alſo angreiffe, den troſt des evangelii nachtruͤcklichen
vorſtelle, und darnach zeige, wie ſich dieſe, die ihres unglaubens aus ſeinen
fruͤchten bey ſich uͤberzeuget ſind, in ſolchem ihren ſtand deſſelben nicht anzu-
nehmen haͤtten, ohn daß ſie die herrliche guͤter mit anſehen, ob dero vortreff-
lichkeit ſie zu einer begierde bewegen moͤchte, denſelben nach zu trachten, die
ſie nicht haben. Jch bin aber allezeit bereit von Chriſtlichen mitbruͤdern
mir ſelbs weiter an hand geben zu laſſen, was ſie bey ihrem amt ſonderlich ge-
ſegnet befunden haben. Ach der HERR gebe jemehr und mehr einen hellen
ſchein in unſre hertzen, in der rechten innerlichen erkaͤntnuͤß der himmliſchen
glaubens-guͤter, daß durch uns in chriſt kluger vortragung der goͤttlichen
wahrheit des evangelii und rechter theilung des worts entſtehe in den hertzen
der zuhoͤrer die erleuchtung von der erkaͤntnuͤß der klarheit und herrlichkeit
GOTTes in dem angeſicht JESU CHriſti 2. Cor. 4, 6. Es ſtehet ja
hierinnen ein groſſes ſtuͤck ſeiner ehre und herrlichkeit ſeines reichs: ſo kan er
nicht verwerffen ſolche unſre bitte, dadurch wir zu jener tuͤchtiger gemacht
zu werden/ wuͤnſchen.
1682.
SECTIO XXII.
Krafft des zuſammen geſetzten bruͤderlichen ge-
bets. Vorzug der gemeinden in groſſen ſtaͤdten vor
den kleinen. Hoffnung kuͤnfftiger beſſerung
muntert den fleiß auf.
DEr HERR ſey gelobet der unſere ſeele, wo ſie etwa durch das anſe-
hen der ſchrecklichen verderbnuͤß in allen ſtaͤnden, und alſo auch in
dem unſerigen der untreuen arbeiter, und falſchen bruͤder, in tieffe
traurigkeit niedergeſchlagen wird, wie offtmal durch andern troſt (daß
wir wiſſen ob alle menſchen unſere hoffnung fehlſchlagen machten, ſo blei-
be er uns doch noch ſelbs alles) aufrichtet, alſo auch manchmal dadurch
aufs neue erqvicket, wo er uns zeiget, daß er noch rechtſchaffene arbeiter
und aufrichtige bruͤder hin und wieder, ja faſt aller orten einige, erhal-
ten habe, daß wir alſo ſehen, er habe ſeiner kirchen noch nicht vergeſſen, ſo
dann von dero arbeit der kirchen viel ſegen, aber auch aus ihrer fuͤrbitte
und rath fuͤr uns ſelbs deſto mehr huͤlffe und befoͤrderung, hoffen moͤgen.
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Spener, Philipp Jakob: Theologische Bedencken. Bd. 4. 3. Aufl. Halle (Saale), 1715, S. 120. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/spener_bedencken04_1702/132>, abgerufen am 24.11.2024.
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