gend werden, halte ich, daß, nachdeme ohne das solche intra[d]en sorglich grossen theils von leuten, die ihr mit fünden gebrauchen, und sich auf andere art billig nehren solten, consumiret werden, ein solcher mensch aus noth dergleichen stelle sich zu seinem auf- enthalt, wie eine pfrund in einem hospital, kauffen dörffe, ja solches nachmal also an- wenden könne, daß er ohne einigen mißbrauch und sünde der intraden geniessen mö- ge, wo er nemlich sich zu einem solchen leben res[o]lviret, das der rechten canonico- rum instituto am gemässesten ist, in fleißigem Gottesdienst, gottseligen studiis und übungen, sodann in wercken und diensten der liebe. Jst nun in dem Pabstthum er- laubt, daß leute, die andere profession gehabt, nachmal den geistlichen stand erweh- len, und in demselben ihr übriges leben zubringen, denen ich auch nichts zustossen müßte, wann sonsten ihres geistlichen standes verrichtungen richtig wären; so ists der ersten einsetzung und an sich selbs göttlicher ordnung auch nicht ungemäß, wo bey uns einige aus noth oder andern wichtigen ursachen ein solche lebens-art, wo sie sich dem weltlichen geräusch mehr entziehen können, erwehlen wollen, und sich damit auch jener wolfahrt fähig machen. Der HErr zeige auch darinnen einem jeden zu seines gewissens beruhigung fest zu seyn. Rom. 14, 5.
18. Jun. 1689.
SECTIO XXXVI. An Joh. Petro Späthen versuch/ ihn wieder von der päbstlichen kirchen zu uns zurücke zu bringen.
WJe ich mich verbunden halte, deroselben, welcher genauere kundschafft mir mein Gott jemal gegeben, gedächtnüß mit willen nicht wiederum von mir zu legen, sondern mich je zu seiner zeit vor Gottes thron derselben in liebe zu erinnern; es seye nun, daß solches mit freuden oder betrübnüß in betrachtung ih- res standes zu thun veranlasset werde; also wird derselbe sich versichern, daß nicht weniger auch seine gedächtnüß mir stäts vor augen schwebet, u. ich vor dem HErrn seinet wegen zu seuffzen nicht unterlassen habe, daß sein augesicht ihn leiten, und auf den weg der warheit zu recht bringen wolte. Jch habe sein gemüth also lernen einse- hen, daß ich mich dessen gewiß halte, er suche sein und ander heyl mit ernst, daher ich auch immer der tröstlichen hoffnung gelebet habe, und noch lebe, daß der HErr ihn nicht lassen, sondern ob er ihn eine weil seinen gedancken nachwandeln lassen, zu rechter zeit gewiß zu dem häufflein der seinigen versamlen werde. Mein Herr erin- nert sich wol, was ich vielmal mit demselben vor deme geredet, und die gefährliche resolution, zum pabstthum wieder zu treten, zu hintertreiben mich in der forcht des HErrn unterstanden habe. Nun diesem hat es damal noch nicht gefallen, solchen worten zu abwendung dessen vorhabens kraft zu geben, sondern ich habe mit demuth des hertzens göttliche unerforschliche regierung verehren müssen, welche offt und bil-
lich
ARTIC. V. SECTIO XXXVI.
gend werden, halte ich, daß, nachdeme ohne das ſolche intra[d]en ſoꝛglich groſſen theils von leuten, die ihr mit fuͤnden gebꝛauchen, und ſich auf andeꝛe art billig nehren ſolten, conſumiret werden, ein ſolcher menſch aus noth dergleichẽ ſtelle ſich zu ſeinem auf- enthalt, wie eine pfrund in einem hoſpital, kauffen doͤrffe, ja ſolches nachmal alſo an- wenden koͤnne, daß er ohne einigen mißbrauch und ſuͤnde der intraden genieſſen moͤ- ge, wo er nemlich ſich zu einem ſolchen leben reſ[o]lviret, das der rechten canonico- rum inſtituto am gemaͤſſeſten iſt, in fleißigem Gottesdienſt, gottſeligen ſtudiis und uͤbungen, ſodann in wercken und dienſten der liebe. Jſt nun in dem Pabſtthum er- laubt, daß leute, die andere profeſſion gehabt, nachmal den geiſtlichen ſtand erweh- len, und in demſelben ihr uͤbriges leben zubringen, denen ich auch nichts zuſtoſſen muͤßte, wann ſonſten ihꝛes geiſtlichen ſtandes verrichtungen richtig waͤren; ſo iſts deꝛ erſten einſetzung und an ſich ſelbs goͤttlicher ordnung auch nicht ungemaͤß, wo bey uns einige aus noth oder andern wichtigen urſachen ein ſolche lebens-art, wo ſie ſich dem weltlichen geraͤuſch mehr entziehen koͤnnen, erwehlen wollen, und ſich damit auch jener wolfahrt faͤhig machen. Der HErr zeige auch darinnen einem jeden zu ſeines gewiſſens beruhigung feſt zu ſeyn. Rom. 14, 5.
18. Jun. 1689.
SECTIO XXXVI. An Joh. Petro Spaͤthen verſuch/ ihn wieder von der paͤbſtlichen kirchen zu uns zuruͤcke zu bringen.
WJe ich mich verbunden halte, deroſelben, welcher genauere kundſchafft mir mein Gott jemal gegeben, gedaͤchtnuͤß mit willen nicht wiederum von mir zu legen, ſondern mich je zu ſeiner zeit vor Gottes thron derſelben in liebe zu erinnern; es ſeye nun, daß ſolches mit freuden oder betruͤbnuͤß in betrachtung ih- res ſtandes zu thun veranlaſſet werde; alſo wird derſelbe ſich verſichern, daß nicht weniger auch ſeine gedaͤchtnuͤß mir ſtaͤts vor augen ſchwebet, u. ich vor dem HErrn ſeinet wegen zu ſeuffzen nicht unterlaſſen habe, daß ſein augeſicht ihn leiten, und auf den weg der warheit zu recht bringen wolte. Jch habe ſein gemuͤth alſo lernen einſe- hen, daß ich mich deſſen gewiß halte, er ſuche ſein und ander heyl mit ernſt, daher ich auch immer der troͤſtlichen hoffnung gelebet habe, und noch lebe, daß der HErr ihn nicht laſſen, ſondern ob er ihn eine weil ſeinen gedancken nachwandeln laſſen, zu rechter zeit gewiß zu dem haͤufflein der ſeinigen verſamlen werde. Mein Herr erin- nert ſich wol, was ich vielmal mit demſelben vor deme geredet, und die gefaͤhrliche reſolution, zum pabſtthum wieder zu treten, zu hintertreiben mich in der forcht des HErrn unterſtanden habe. Nun dieſem hat es damal noch nicht gefallen, ſolchen worten zu abwendung deſſen vorhabens kraft zu geben, ſondern ich habe mit demuth des hertzens goͤttliche unerforſchliche regierung verehren muͤſſen, welche offt und bil-
lich
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ARTIC. V. SECTIO XXXVI.
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conſumiret werden, ein ſolcher menſch aus noth dergleichẽ ſtelle ſich zu ſeinem auf-
enthalt, wie eine pfrund in einem hoſpital, kauffen doͤrffe, ja ſolches nachmal alſo an-
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uͤbungen, ſodann in wercken und dienſten der liebe. Jſt nun in dem Pabſtthum er-
laubt, daß leute, die andere profeſſion gehabt, nachmal den geiſtlichen ſtand erweh-
len, und in demſelben ihr uͤbriges leben zubringen, denen ich auch nichts zuſtoſſen
muͤßte, wann ſonſten ihꝛes geiſtlichen ſtandes verrichtungen richtig waͤren; ſo iſts deꝛ
erſten einſetzung und an ſich ſelbs goͤttlicher ordnung auch nicht ungemaͤß, wo bey
uns einige aus noth oder andern wichtigen urſachen ein ſolche lebens-art, wo ſie ſich
dem weltlichen geraͤuſch mehr entziehen koͤnnen, erwehlen wollen, und ſich damit
auch jener wolfahrt faͤhig machen. Der HErr zeige auch darinnen einem jeden zu
ſeines gewiſſens beruhigung feſt zu ſeyn. Rom. 14, 5.
18. Jun. 1689.
SECTIO XXXVI.
An Joh. Petro Spaͤthen verſuch/ ihn wieder von
der paͤbſtlichen kirchen zu uns zuruͤcke zu
bringen.
WJe ich mich verbunden halte, deroſelben, welcher genauere kundſchafft mir
mein Gott jemal gegeben, gedaͤchtnuͤß mit willen nicht wiederum von mir
zu legen, ſondern mich je zu ſeiner zeit vor Gottes thron derſelben in liebe
zu erinnern; es ſeye nun, daß ſolches mit freuden oder betruͤbnuͤß in betrachtung ih-
res ſtandes zu thun veranlaſſet werde; alſo wird derſelbe ſich verſichern, daß nicht
weniger auch ſeine gedaͤchtnuͤß mir ſtaͤts vor augen ſchwebet, u. ich vor dem HErrn
ſeinet wegen zu ſeuffzen nicht unterlaſſen habe, daß ſein augeſicht ihn leiten, und auf
den weg der warheit zu recht bringen wolte. Jch habe ſein gemuͤth alſo lernen einſe-
hen, daß ich mich deſſen gewiß halte, er ſuche ſein und ander heyl mit ernſt, daher ich
auch immer der troͤſtlichen hoffnung gelebet habe, und noch lebe, daß der HErr ihn
nicht laſſen, ſondern ob er ihn eine weil ſeinen gedancken nachwandeln laſſen, zu
rechter zeit gewiß zu dem haͤufflein der ſeinigen verſamlen werde. Mein Herr erin-
nert ſich wol, was ich vielmal mit demſelben vor deme geredet, und die gefaͤhrliche
reſolution, zum pabſtthum wieder zu treten, zu hintertreiben mich in der forcht des
HErrn unterſtanden habe. Nun dieſem hat es damal noch nicht gefallen, ſolchen
worten zu abwendung deſſen vorhabens kraft zu geben, ſondern ich habe mit demuth
des hertzens goͤttliche unerforſchliche regierung verehren muͤſſen, welche offt und bil-
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Spener, Philipp Jakob: Theologische Bedencken. Bd. 4. 3. Aufl. Halle (Saale), 1715, S. 623. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/spener_bedencken04_1702/635>, abgerufen am 22.11.2024.
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