SECTIO XLIII. Als eine zum Vabstthum von uns übergangene Witwe wiederum zu uns zu kehren begierde be- kommen.
AUs Baden habe einige derselben briefe bekommen und nicht beantwortet, weil niemal in solcher gefährlichen zeit wuste, ob sie die antwort noch da- selbst finden werde oder nicht. Was sie aber meldet mir vor acht tagen zugeschickt zu haben, habe ich nicht erhalten, wünsche nur, daß es nicht zu ihrer ge- fahr in andere hände gekommen seyn möge. Dieser ursach wegen verstehe ich auch ihren letzten brief nicht recht, als der sich auf den vorigen bezeucht, sonderlich was es seye, daß sie thöricht gehandelt habe. Jm übrigen auf die vorige zu antworten, versichere sie, daß wo sie der göttlichen warheit von hertzen wiederum begierig und derselben beständige früchte zu bringen in GOTT entschlossen ist, und hieher zu kommen vermag, daß ihr mit aller christlichen liebe begegnet werden solle, damit ihre verunruhigte seele durch göttliche gnade und des heiligen Geistes trost wiede- rum in ruhe kommen, und sie den rest ihrer tage ihm gefällig in vielen früchten der gerechtigkeit zubringen möge. Dieses wort mag derselben diesesmal gnug seyn, jedoch muß sie auch dabey gedencken, daß sie das creutz CHristi zu tragen, wenn GOTT etwas dergleichen ihr zuschicken wird, sich nicht wegern, noch seiner mahlzeichen sich schämen müsse. Der HERR gebe ihr seinen heiligen willen zu erkennen, führe sie nach seinem rath, erleuchte sie durch seinen heiligen Geist und lasse sie aufs neue ein gefäß seiner gnaden werden durch unseyn Heyland CHristum.
12. Octobr. 1689.
SECT.
Das ſiebende Capitel.
SECTIO XLIII. Als eine zum Vabſtthum von uns uͤbergangene Witwe wiederum zu uns zu kehren begierde be- kommen.
AUs Baden habe einige derſelben briefe bekommen und nicht beantwortet, weil niemal in ſolcher gefaͤhrlichen zeit wuſte, ob ſie die antwort noch da- ſelbſt finden werde oder nicht. Was ſie aber meldet mir vor acht tagen zugeſchickt zu haben, habe ich nicht erhalten, wuͤnſche nur, daß es nicht zu ihrer ge- fahr in andere haͤnde gekommen ſeyn moͤge. Dieſer urſach wegen verſtehe ich auch ihren letzten brief nicht recht, als der ſich auf den vorigen bezeucht, ſonderlich was es ſeye, daß ſie thoͤricht gehandelt habe. Jm uͤbrigen auf die vorige zu antworten, verſichere ſie, daß wo ſie der goͤttlichen warheit von hertzen wiederum begierig und derſelben beſtaͤndige fruͤchte zu bringen in GOTT entſchloſſen iſt, und hieher zu kommen vermag, daß ihr mit aller chriſtlichen liebe begegnet werden ſolle, damit ihre verunruhigte ſeele durch goͤttliche gnade und des heiligen Geiſtes troſt wiede- rum in ruhe kommen, und ſie den reſt ihrer tage ihm gefaͤllig in vielen fruͤchten der gerechtigkeit zubringen moͤge. Dieſes wort mag derſelben dieſesmal gnug ſeyn, jedoch muß ſie auch dabey gedencken, daß ſie das creutz CHriſti zu tragen, wenn GOTT etwas dergleichen ihr zuſchicken wird, ſich nicht wegern, noch ſeiner mahlzeichen ſich ſchaͤmen muͤſſe. Der HERR gebe ihr ſeinen heiligen willen zu erkennen, fuͤhre ſie nach ſeinem rath, erleuchte ſie durch ſeinen heiligen Geiſt und laſſe ſie aufs neue ein gefaͤß ſeiner gnaden werden durch unſeyn Heyland CHriſtum.
12. Octobr. 1689.
SECT.
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Das ſiebende Capitel.
SECTIO XLIII.
Als eine zum Vabſtthum von uns uͤbergangene
Witwe wiederum zu uns zu kehren begierde be-
kommen.
AUs Baden habe einige derſelben briefe bekommen und nicht beantwortet,
weil niemal in ſolcher gefaͤhrlichen zeit wuſte, ob ſie die antwort noch da-
ſelbſt finden werde oder nicht. Was ſie aber meldet mir vor acht tagen
zugeſchickt zu haben, habe ich nicht erhalten, wuͤnſche nur, daß es nicht zu ihrer ge-
fahr in andere haͤnde gekommen ſeyn moͤge. Dieſer urſach wegen verſtehe ich auch
ihren letzten brief nicht recht, als der ſich auf den vorigen bezeucht, ſonderlich was es
ſeye, daß ſie thoͤricht gehandelt habe. Jm uͤbrigen auf die vorige zu antworten,
verſichere ſie, daß wo ſie der goͤttlichen warheit von hertzen wiederum begierig und
derſelben beſtaͤndige fruͤchte zu bringen in GOTT entſchloſſen iſt, und hieher zu
kommen vermag, daß ihr mit aller chriſtlichen liebe begegnet werden ſolle, damit
ihre verunruhigte ſeele durch goͤttliche gnade und des heiligen Geiſtes troſt wiede-
rum in ruhe kommen, und ſie den reſt ihrer tage ihm gefaͤllig in vielen fruͤchten der
gerechtigkeit zubringen moͤge. Dieſes wort mag derſelben dieſesmal gnug ſeyn,
jedoch muß ſie auch dabey gedencken, daß ſie das creutz CHriſti zu tragen, wenn
GOTT etwas dergleichen ihr zuſchicken wird, ſich nicht wegern, noch ſeiner
mahlzeichen ſich ſchaͤmen muͤſſe. Der HERR gebe ihr ſeinen heiligen willen
zu erkennen, fuͤhre ſie nach ſeinem rath, erleuchte ſie durch ſeinen heiligen Geiſt
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12. Octobr. 1689.
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Spener, Philipp Jakob: Theologische Bedencken. Bd. 4. 3. Aufl. Halle (Saale), 1715, S. 640. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/spener_bedencken04_1702/652>, abgerufen am 22.11.2024.
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