solle,) so verdorben, daß man kaum seine seele dabey erhalten zu können sagen möch- te: ich sihe es aber also an, daß der HErr nach seiner weißheit ein und andere recht- schaffene seelen in solchem stand auch wider ihren willen aufhalte, daß sie das saltz seyn müssen, auch das übrige also zu erhalten, damit nicht alles so zu reden in die voll- kommene fäule gehe. Bleibet also mein zuspruch aus 1. Cor 7, 22. Bist du ein knecht beruffen, sorge dir nicht, doch kanst du frey werden, so brauche des viel lieber. Der HErr HErr zeige zu rechter zeit demselben den weg auszugehen, so lang er ihn aber noch in solcher dienstbarkeit hält, bewahre er seine seele, unter so vielen bösen nicht in gemeinschafft des bösen mit gezogen zu werden, vielmehr mit- ten unter dem unschlachtigen und verkehrten geschlecht als ein licht zu leuchten, und immer mit der seinigen auch anderer seelen helffen zu retten: insge- samt aber vollführe er in ihm das gute werck, welches er angefangen hat, auf den tag der herrlichen erscheinung JEsu CHristi unsers HErren.
1695. d. 3. Oct.
SECTIO II. An einen christlichen prediger/ der in schweren an- fechtungs-stand/ daraus er endlich eluctiret/ unterschied- licher amts-verrichtungen sich entschlagen hatte: Versiche- rung der redlichen intention. Der auch sichtbaren kirchen würde und recht: ist auch das himmelreich. Kindertauff. Was uns in gegenwärtigem stand obliege. Neben buß auch das evangelium zu predigen. Der unglaubig geachteten el- tern kinder zu tauffen. Vertrauung der eheleute. Was bey absolution und communion zu thun/ das gewissen zu ret- ten. Gefahr und ärgernüß von unordnung. Heilsamer rath.
OB ich wol denselben und seine redliche intention dem HErrn treulich zu dienen von vielen jahren hertzlich liebe, und auch deßwegen desselben vor dem gnaden-thron treulich gedencke, bin doch nicht in abrede, daß solches die meiste zeit, da derselbe in dem predigamte stehet, mehr mit wehmuth als mit freu- digem hertzen geschehen ist, weil ich denselben in solchen anfechtungen befinde, die ich weiß, daß insgemein, wo sie einmal eingesessen sind, schwer wieder vertrieben wer- den, und ich also besorgen muß, daß dessen gaben, die ich wünschte mit reicher frucht
und
Das ſiebende Capitel.
ſolle,) ſo verdorben, daß man kaum ſeine ſeele dabey erhalten zu koͤnnen ſagen moͤch- te: ich ſihe es aber alſo an, daß der HErr nach ſeiner weißheit ein und andere recht- ſchaffene ſeelen in ſolchem ſtand auch wider ihren willen aufhalte, daß ſie das ſaltz ſeyn muͤſſen, auch das uͤbrige alſo zu erhalten, damit nicht alles ſo zu reden in die voll- kommene faͤule gehe. Bleibet alſo mein zuſpruch aus 1. Cor 7, 22. Biſt du ein knecht beruffen, ſorge dir nicht, doch kanſt du frey werden, ſo brauche des viel lieber. Der HErr HErr zeige zu rechter zeit demſelben den weg auszugehen, ſo lang er ihn aber noch in ſolcher dienſtbarkeit haͤlt, bewahre er ſeine ſeele, unter ſo vielen boͤſen nicht in gemeinſchafft des boͤſen mit gezogen zu werden, vielmehr mit- ten unter dem unſchlachtigen und verkehrten geſchlecht als ein licht zu leuchten, und immer mit der ſeinigen auch anderer ſeelen helffen zu retten: insge- ſamt aber vollfuͤhre er in ihm das gute werck, welches er angefangen hat, auf den tag der herrlichen erſcheinung JEſu CHriſti unſers HErren.
1695. d. 3. Oct.
SECTIO II. An einen chriſtlichen prediger/ der in ſchweren an- fechtungs-ſtand/ daraus er endlich eluctiret/ unterſchied- licher amts-verrichtungen ſich entſchlagen hatte: Verſiche- rung der redlichen intention. Der auch ſichtbaren kirchen wuͤrde und recht: iſt auch das himmelreich. Kindertauff. Was uns in gegenwaͤrtigem ſtand obliege. Neben buß auch das evangelium zu predigen. Der unglaubig geachteten el- tern kinder zu tauffen. Vertrauung der eheleute. Was bey abſolution und communion zu thun/ das gewiſſen zu ret- ten. Gefahr und aͤrgernuͤß von unordnung. Heilſamer rath.
OB ich wol denſelben und ſeine redliche intention dem HErrn treulich zu dienen von vielen jahren hertzlich liebe, und auch deßwegen deſſelben vor dem gnaden-thron treulich gedencke, bin doch nicht in abrede, daß ſolches die meiſte zeit, da derſelbe in dem predigamte ſtehet, mehr mit wehmuth als mit freu- digem hertzen geſchehen iſt, weil ich denſelben in ſolchen anfechtungen befinde, die ich weiß, daß insgemein, wo ſie einmal eingeſeſſen ſind, ſchwer wieder vertrieben wer- den, und ich alſo beſorgen muß, daß deſſen gaben, die ich wuͤnſchte mit reicher frucht
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Das ſiebende Capitel.
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te: ich ſihe es aber alſo an, daß der HErr nach ſeiner weißheit ein und andere recht-
ſchaffene ſeelen in ſolchem ſtand auch wider ihren willen aufhalte, daß ſie das ſaltz
ſeyn muͤſſen, auch das uͤbrige alſo zu erhalten, damit nicht alles ſo zu reden in die voll-
kommene faͤule gehe. Bleibet alſo mein zuſpruch aus 1. Cor 7, 22. Biſt du ein
knecht beruffen, ſorge dir nicht, doch kanſt du frey werden, ſo brauche des
viel lieber. Der HErr HErr zeige zu rechter zeit demſelben den weg auszugehen,
ſo lang er ihn aber noch in ſolcher dienſtbarkeit haͤlt, bewahre er ſeine ſeele, unter ſo
vielen boͤſen nicht in gemeinſchafft des boͤſen mit gezogen zu werden, vielmehr mit-
ten unter dem unſchlachtigen und verkehrten geſchlecht als ein licht zu
leuchten, und immer mit der ſeinigen auch anderer ſeelen helffen zu retten: insge-
ſamt aber vollfuͤhre er in ihm das gute werck, welches er angefangen hat, auf den tag
der herrlichen erſcheinung JEſu CHriſti unſers HErren.
1695. d. 3. Oct.
SECTIO II.
An einen chriſtlichen prediger/ der in ſchweren an-
fechtungs-ſtand/ daraus er endlich eluctiret/ unterſchied-
licher amts-verrichtungen ſich entſchlagen hatte: Verſiche-
rung der redlichen intention. Der auch ſichtbaren kirchen
wuͤrde und recht: iſt auch das himmelreich. Kindertauff.
Was uns in gegenwaͤrtigem ſtand obliege. Neben buß auch
das evangelium zu predigen. Der unglaubig geachteten el-
tern kinder zu tauffen. Vertrauung der eheleute. Was bey
abſolution und communion zu thun/ das gewiſſen zu ret-
ten. Gefahr und aͤrgernuͤß von unordnung.
Heilſamer rath.
OB ich wol denſelben und ſeine redliche intention dem HErrn treulich zu
dienen von vielen jahren hertzlich liebe, und auch deßwegen deſſelben vor
dem gnaden-thron treulich gedencke, bin doch nicht in abrede, daß ſolches
die meiſte zeit, da derſelbe in dem predigamte ſtehet, mehr mit wehmuth als mit freu-
digem hertzen geſchehen iſt, weil ich denſelben in ſolchen anfechtungen befinde, die ich
weiß, daß insgemein, wo ſie einmal eingeſeſſen ſind, ſchwer wieder vertrieben wer-
den, und ich alſo beſorgen muß, daß deſſen gaben, die ich wuͤnſchte mit reicher frucht
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Spener, Philipp Jakob: Theologische Bedencken. Bd. 4. 3. Aufl. Halle (Saale), 1715, S. 686. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/spener_bedencken04_1702/698>, abgerufen am 22.11.2024.
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