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Spener, Philipp Jakob: Natur und Gnade. Frankfurt (Main), 1687.

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und betränget wird. Was dann aus sol-
cher gedult geschihet/ und sie selbs/ ist ein
zeugniß der liebe GOttes/ um dessen willen
wir leyden/ und der kräfftigen würckung
seines Geistes/ als dahin fleisch und blut/
dem alles leyden zu wider/ uns nicht treiben
würde.

§. 38.

Wir haben §. 28. auch als ein zeug-
niß Göttlicher liebe angesehen/ die freude/
die man an GOtt und Göttlichen dingen
hat/ also möchten wir solches noch weiter
ziehen/ und das 12. kennzeichen der Göttli-
chen liebe setzen/ wo eine seele in sich eine in-
nigliche begierde findet/ mit GOtt immer
mehr und mehr vereiniget zu werden; daher
sie einen trieb bey sich fuhlet/ GOttes wort
gern zu hören/ zu lesen/ zu betrachten/ davon
zu reden/ und seine süssigkeit zu schmecken.
Wo auch solcher geschmack folget/ und der
mensch warhafftig bey sich die krafft des
Worts zu seiner erquickung fühlet. Der-
gleichen lesen wir von David Ps. 19/ 8. 9. 11.
wo er aus seiner erfahrung saget: Das ge-
setz des HErrn ist ohne wandel/ und
erquicket die seele.
Wiederum: Die be-
fehl des HErrn sind richtig/ und er-
freuen das hertz.
Nochmahl: Sie sind

süs-

und betraͤnget wird. Was dann aus ſol-
cher gedult geſchihet/ und ſie ſelbs/ iſt ein
zeugniß der liebe GOttes/ um deſſen willen
wir leyden/ und der kraͤfftigen würckung
ſeines Geiſtes/ als dahin fleiſch und blut/
dem alles leyden zu wider/ uns nicht treiben
würde.

§. 38.

Wir haben §. 28. auch als ein zeug-
niß Goͤttlicher liebe angeſehen/ die freude/
die man an GOtt und Goͤttlichen dingen
hat/ alſo moͤchten wir ſolches noch weiter
ziehen/ und das 12. kennzeichen der Goͤttli-
chen liebe ſetzen/ wo eine ſeele in ſich eine in-
nigliche begierde findet/ mit GOtt immer
mehr und mehr vereiniget zu werden; daher
ſie einen trieb bey ſich fuhlet/ GOttes wort
gern zu hoͤren/ zu leſen/ zu betrachten/ davon
zu reden/ und ſeine ſüſſigkeit zu ſchmecken.
Wo auch ſolcher geſchmack folget/ und der
menſch warhafftig bey ſich die krafft des
Worts zu ſeiner erquickung fühlet. Der-
gleichen leſen wir von David Pſ. 19/ 8. 9. 11.
wo er aus ſeiner erfahrung ſaget: Das ge-
ſetz des HErrn iſt ohne wandel/ und
erquicket die ſeele.
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fehl des HErrn ſind richtig/ und er-
freuen das hertz.
Nochmahl: Sie ſind

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[109/0171] und betraͤnget wird. Was dann aus ſol- cher gedult geſchihet/ und ſie ſelbs/ iſt ein zeugniß der liebe GOttes/ um deſſen willen wir leyden/ und der kraͤfftigen würckung ſeines Geiſtes/ als dahin fleiſch und blut/ dem alles leyden zu wider/ uns nicht treiben würde. §. 38. Wir haben §. 28. auch als ein zeug- niß Goͤttlicher liebe angeſehen/ die freude/ die man an GOtt und Goͤttlichen dingen hat/ alſo moͤchten wir ſolches noch weiter ziehen/ und das 12. kennzeichen der Goͤttli- chen liebe ſetzen/ wo eine ſeele in ſich eine in- nigliche begierde findet/ mit GOtt immer mehr und mehr vereiniget zu werden; daher ſie einen trieb bey ſich fuhlet/ GOttes wort gern zu hoͤren/ zu leſen/ zu betrachten/ davon zu reden/ und ſeine ſüſſigkeit zu ſchmecken. Wo auch ſolcher geſchmack folget/ und der menſch warhafftig bey ſich die krafft des Worts zu ſeiner erquickung fühlet. Der- gleichen leſen wir von David Pſ. 19/ 8. 9. 11. wo er aus ſeiner erfahrung ſaget: Das ge- ſetz des HErrn iſt ohne wandel/ und erquicket die ſeele. Wiederum: Die be- fehl des HErrn ſind richtig/ und er- freuen das hertz. Nochmahl: Sie ſind ſüſ-

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Zitationshilfe: Spener, Philipp Jakob: Natur und Gnade. Frankfurt (Main), 1687, S. 109. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/spener_natur_1687/171>, abgerufen am 22.11.2024.