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Spener, Philipp Jakob: Natur und Gnade. Frankfurt (Main), 1687.

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sonderlich davon man staat machet/ demsel-
ben mittheilen solle. Sonderlich ist die be-
gierde des ruhms und der ehr die jenige/
welche den sonsten natürlich besten und ehr-
lichsten gemüthern offt noch anklebet/ und
sie zu manchem treibet/ damit sie sich gleich-
sam selbsten gewalt thun/ um einigen ruhm
zu erlangen: wie ich sorge/ das meiste
was von den tugendhafften heyden gesche-
hen ist/ und ein grosses ansehen hat/ sey gleich-
wol solcher art gewesen/ darinnen sie ihre eh-
re gesuchet. Weiln man sich dann in allen
die sen fällen leicht betriegen kan/ so ist hinge-
gen das jenige ein so viel gewisser zeugnis/
daß die liebe/ aus dero ich das werck thue/
recht und Göttlich seye/ wann ich aus der
wolthat/ die ich dem nechsten erzeige/ keinen
vortheil/ wie er namen haben möchte/ erlan-
ge/ oder auch nur solchen habe hoffen kön-
nen/ vielmehr aber schaden daraus zu leiden
oder zu erwarten habe/ welches der natürli-
chen und eigenen liebe entgegen ist: wo
mich auch solche liebes-that viel mühe ko-
stet/ oder ich mich sonsten dadurch in gefahr/
widerwartigkeit und ungelegenheit stürtze/
oder solches vernünfftig fürchten muß: son-
derlich wo ich so gar keine ehre davon habe

oder

ſonderlich davon man ſtaat machet/ demſel-
ben mittheilen ſolle. Sonderlich iſt die be-
gierde des ruhms und der ehr die jenige/
welche den ſonſten natürlich beſten und ehr-
lichſten gemüthern offt noch anklebet/ und
ſie zu manchem treibet/ damit ſie ſich gleich-
ſam ſelbſten gewalt thun/ um einigen ruhm
zu erlangen: wie ich ſorge/ das meiſte
was von den tugendhafften heyden geſche-
hen iſt/ und ein gꝛoſſes anſehen hat/ ſey gleich-
wol ſolcher art geweſen/ darinnen ſie ihre eh-
re geſuchet. Weiln man ſich dann in allen
die ſen faͤllen leicht betriegen kan/ ſo iſt hinge-
gen das jenige ein ſo viel gewiſſer zeugnis/
daß die liebe/ aus dero ich das werck thue/
recht und Goͤttlich ſeye/ wann ich aus der
wolthat/ die ich dem nechſten erzeige/ keinen
vortheil/ wie er namen haben moͤchte/ erlan-
ge/ oder auch nur ſolchen habe hoffen koͤn-
nen/ vielmehr aber ſchaden daraus zu leiden
oder zu erwarten habe/ welches der natürli-
chen und eigenen liebe entgegen iſt: wo
mich auch ſolche liebes-that viel mühe ko-
ſtet/ oder ich mich ſonſten dadurch in gefahr/
widerwartigkeit und ungelegenheit ſtürtze/
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[144/0206] ſonderlich davon man ſtaat machet/ demſel- ben mittheilen ſolle. Sonderlich iſt die be- gierde des ruhms und der ehr die jenige/ welche den ſonſten natürlich beſten und ehr- lichſten gemüthern offt noch anklebet/ und ſie zu manchem treibet/ damit ſie ſich gleich- ſam ſelbſten gewalt thun/ um einigen ruhm zu erlangen: wie ich ſorge/ das meiſte was von den tugendhafften heyden geſche- hen iſt/ und ein gꝛoſſes anſehen hat/ ſey gleich- wol ſolcher art geweſen/ darinnen ſie ihre eh- re geſuchet. Weiln man ſich dann in allen die ſen faͤllen leicht betriegen kan/ ſo iſt hinge- gen das jenige ein ſo viel gewiſſer zeugnis/ daß die liebe/ aus dero ich das werck thue/ recht und Goͤttlich ſeye/ wann ich aus der wolthat/ die ich dem nechſten erzeige/ keinen vortheil/ wie er namen haben moͤchte/ erlan- ge/ oder auch nur ſolchen habe hoffen koͤn- nen/ vielmehr aber ſchaden daraus zu leiden oder zu erwarten habe/ welches der natürli- chen und eigenen liebe entgegen iſt: wo mich auch ſolche liebes-that viel mühe ko- ſtet/ oder ich mich ſonſten dadurch in gefahr/ widerwartigkeit und ungelegenheit ſtürtze/ oder ſolches vernünfftig fürchten muß: ſon- derlich wo ich ſo gar keine ehre davon habe oder

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Zitationshilfe: Spener, Philipp Jakob: Natur und Gnade. Frankfurt (Main), 1687, S. 144. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/spener_natur_1687/206>, abgerufen am 21.11.2024.